José Comblin: „Die Wahl von Wojtyla und Ratzinger war vom Opus manipuliert“

 

 

 

http://www.periodistadigital.com/religion/america/2011/01/05/jose-comblin-iglesia-clases-populares-iglesia-religion-america-teologo-liberacion-papa-opus.shtml

 

Comblin: „Die Kirche hat das Volk verraten“

„Man kann Gott kritisieren, aber nicht den Papst, denn er ist göttlicher als Gott“

 

„Der nächste Papst wird genauso, denn das Opus ist sehr mächtig“

José Comblin, einer der Schöpfer der  Befreiungstheologie , behauptete, dass die Wahl von Johanne Paul II. und  Benedikt XVI. vom Opus Dei manipuliert worden sei;  laut Comblin, „war es das Opus, das Johannes Paul II. und den jetzigen  Papst gewählt hat, sie haben Erpressung ausgeübt, die Kardinäle eingeschüchtert. Der nächste Papst wird genau so sein, denn das Opus ist sehr mächtig“. Comblin, von belgischer Abstammung und in Brasilien tätig, kommt gerade aus Chile, dem Land, in das er 1972 ins Exil ging, während der Herrschaft der Unidad Popular. Er erklärt, dass die Befreiungstheologen heute achtzig Jahre alt seien und ihnen keine neue Generation gefolgt sei, die ihre Gedanken weiterführen könnte.

„Die Unterdrückung war sehr schwer, schrecklich, und die Diktatur des Papstes hier in Lateinamerika ist total und allumfassend. Hier kann Gott kritisieren, aber nicht den Papst, denn er ist göttlicher als Gott“, versichert der Theologe.

Laut Comblin hat die katholische Kirche „das einfache Volk verraten“, ausgenommen die ganz Alten und einige Überbleibsel von früheren Zeiten“.

„Heutzutage sind die kirchlichen Gymnasien und Universitäten nur mehr für die Bourgeoisie da. In Zukunft wird Lateinamerika ein protestantischer Kontinent sein, mit Ausnahme der Oberschicht. Denn diesen Sektor werden das Opus Dei und die Legionäre Christi besetzen und alle die Gruppierungen vom rechten Rand“, meinte er in einer Erklärung in Chile in der Zeitschrift „El Periodista“.

Wo es einen oder zwei Bischöfe vom Opus Dei im Episkopat gibt, schüchtern sie alle anderen ein. Die anderen schweigen, und nur einer spricht; dieses psychosoziale Phänomen ist typisch für Diktaturen“.

Der Theologe, heute 87jährig, betont, dass Gott „in La Victoria und in La Legua (zwei Armenviertel in Santiago) und im Gefängnis zu finden ist, aber aus Rom ist er schon  vor langer Zeit verschwunden“.

„Heute wird  immer deutlicher, dass der Papst oder das Papsttum das Problem sind, eine gnadenlose Diktatur, manchmal liebenswert, aber unbarmherzig“..

Comblin meint, dass „die  Zukunft des Christentums in China liegt, in Korea, auf den Philippinen, in Indonesien. Er schätzt, dass es allein in China heute „130 Millionen Glaubenszeugen gibt, denn sie werden verfolgt“.

Der Theologe kritisiert die eventuelle Heiligsprechung von Johannes Paul II., denn sein Pontifikat „war eine Katastrophe“.

„Alle, die mit ihm seinen Weg gingen, konnten Kardinal werden, trotz ihrer persönlichen Mittelmäßigkeit. Sie habe  es nicht verdient, aber er hat sie gefördert. Klar, dass sie ihn jetzt heiligsprechen wollen! Jetzt, wo sie schon einmal Escrivá heilig gesprochen haben, weiß alle Welt, dass man heilig sein kann irgendeine Tugend“, unterstreicht er.

Über das Opus Dei und die Legionäre Christi meint Comblin, dass sie „das Vertrauen der römischen Kurie genießen und von ihnen völlige Handlungsfreiheit bekommen haben, wie Rockefeller, wie die  Konquistadoren".

„Wie Escrivá de Balaguer, der ein Kapitalist war, ein Mensch der triumphieren, die Welt genießen wird, gewinnen, reich sein und mächtig, der sich alles unterwerfen kann, sich Soldaten mit der Mentalität von Soldaten erschafft, so sind alle Menschen psychisch deformiert, die Diktatoren sein wollen“.

Er erinnert an den Mexikaner Marcial Maciel, den Gründer der Legionäre Christi, der ein Doppelleben geführt und 50 Milliarden Dollar beiseite geschafft hat. „Heute versichern alle, die mit ihm zusammengearbeitet haben, dass sie nichts gemerkt haben. Wie kann man 40 Jahre mit jemandem zusammenarbeiten und nicht wissen, dass er eine Familie hat, drei Kinder, dass er die ihm anvertrauten Kinder missbraucht hat? Man muss annehmen, dass sie seine Komplizen waren und ebenfalls ein Doppelleben geführt habe“, schließt er.

 

[Anmerkung: José Comblin ist als Zeitzeuge und Kämpfer für soziale Gerechtigkeit hoch zu schätzen; die Haltung des Opus Dei und Ratzingers, die beide vehement gegen die Theologie der Befreiung aufgetreten sind, der Comblins Lebenswerk gewidmet ist, lassen ihn die aus seiner Perspektive kaum relevanten Diskrepanzen zwischen beiden übersehen.]

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