Ecuador:
Sechs Millionen Dollar weniger für das Opus Dei
Herzliche Grüße aus der Mitte der Welt!
Ich schreibe euch diese Zeilen, um euch etwas zu erzählen, und um außerdem um Hilfe für die Kameraden in Ecuador zu bitten, solche, die es von Geburt, und solche, die es von Herzen sind, in Bezug auf jene Angelegenheit, über die ich im Detail berichten möchte.
Die Steuergesetzgebung in Ecuador hat es bis zur letzten Gesetzesreform gestattet, dass der Steuerpflichtige bis zu 25% seiner Steuer aufgrund von geleisteten Spenden refundiert bekommen kann. Unter den möglichen Empfängern solcher Aufwendungen waren auch Pädagogische Einrichtungen. Dieses Faktum wurde üblicherweise von den Freunden des Opus Dei ausgenützt, um zu erreichen, dass diese Zuwendungen zugunsten jener „Erziehung-„Institutionen gespendet werden, die zwar, aber eigentlich doch nicht, in Wirklichkeit aber schon dem Opus Dei gehören. Vor allem für IDE, das unter dem Vorwand gegründet worden, ein ecuadorianisches Gegenstück zu IPADE, INALDE, IADE, PAD, etc. zu bilden, und zu INDEG, eine Art IDE für die Mittelschicht. Im vergangen Jahr lukrierten beide Organisationen so an mehr als sechseinhalb Millionen Dollar.
Es könnte sein, dass es jemand in Ordnung findet, dass in einem Land wie Ecuador mit großer Armut und mit einer himmelschreienden Ungerechtigkeit in der Verteilung der Reichtümer Steuergelder für die „akademische Ausbildung“ besonders elitärer Unternehmergruppen des Landes aufgewendet werden (vielmehr für den Proselytismus des Opus Dei unter den Reichen). Wie ich sage, ich verstehe, wenn jemand das in Ordnung findet, ich persönlich halte es für eine Barbarei.
Glücklicher weise hat die Regierung dieses Jahr ein neues Steuergesetz erlassen, dass diese Privilegien abschafft, sodass diese Organisationen, die vom Opus Dei sind, es aber de facto nicht sind, in Wirklichkeit aber schon sind, diese Gelder nicht mehr bekommen. Allerdings sieht das Gesetz eine staatliche Entschädigung für Erziehungseinrichtungen vor, die auf diese Weise weniger private Zuwendungen erhalten als vor der Reform. Das Opus Dei versucht nun, dieses Schlupfloch auszunutzen, um ihre „Apostolate“ mit unseren Steuergeldern zu finanzieren. Abgesehen davon, dass man unmöglich abschätzen kann, wofür dieses Geld wirklich verwendet wird (IDE und INDEG hatten und haben keinerlei Verpflichtung, über die Verwendung dieser Einkünfte Rechenschaft abzulegen, und diese Dollarbeträge könnten genaus so gut in Rom für ein Geschenk für den Prälten verwendet werden), erscheint es mir ungerecht, dass eine Institution unterstützt wird, ohne dass der Wohltäter die genaue Gebarung erfährt, eine Institution, die einen eng umkreisten Freundeskreis betreut und keinerlei soziale Durchlässigkeit zeigt.
Die „heilige Unverschämtheit“ regt sich schon wieder, um diese Privilegien zurückzuerobern, aber es gibt soziale Bewegungen, die wir über diesen drohenden Handstreich informiert haben, und ich hege eine gewisse Hoffnung, dass sie sich gegen eine solche ungerechte Vorgangsweise erfolgreich zur Wehr setzen können. Wir werden sehen, ob das Opus seine Schäfchen ins Trockene bringen kann. Dem Himmel liegt daran, dass dies hier Wirklichkeit wird? Hoffentlich nicht.
Xavier