Opus Dei. Mythos und Realität - Ein Blick hinter die Kulissen
Langweiliger Kleinkrieg für das Opus Dei
Der amerikanische Journalist John L. Allen hat bereits mehrere
Bücher über die Führung der katholischen Kirche geschrieben, darunter
eines über die Biographie Papst Benedikts und eines, das das Denken Papst
Benedikts knapp in zehn Schlagworte faßt. Er kennt sich somit sehr gut in
der oberen Ebene der katholischen Kirche aus. Befremdlich wirkt bei dem Buch über
das Opus Dei, dass er allzu viele kleine (äußerst nebensächliche)
Daten braucht, um seine Schilderungen quellenmäßig abzusichern. Einem
Beispiel folgt ein Gegenbeispiel, das das Beispiel widerlegt oder auch nicht und
dem folgt (manchmal) eine Beurteilung durch den Autor, wenn die Aussagen zu vage
sind. Die Beurteilungen des Autors wirken immer beschwichtigend auf das vorher
Geschilderte und tragen den Tenor, das Opus Dei sei eine Organisation wie alle
anderen, alle Vorgänge im Opus Dei seien mit normalen Alltagsbegebenheiten
erklärbar, das Opus Dei verdiene sämtliche wohlwollenden Vorurteile,
die man ihm nur entgegen bringen könne. Bei diesem "Kleinkrieg"
für das Opus Dei werden die Schilderungen langatmig, die Aussagen wässrig
und der rote Faden scheint sich aufzulösen. Eine Intention des Autors kommt
jedoch ab dem zweiten Drittel des Buches deutlich hervor: Er möchte die Situation
des Opus Dei in den USA aufklären und erklären. Fast alle Belege beziehen
sich nur auf die USA und der deutsche Leser wird noch stärker gelangweilt.
Wirklich gelungen kann man diese deutsche Übersetzung des Buches nicht nennen,
was keinesfalls an der Übersetzung liegt, sondern an der inneren Struktur,
Konsequenz und Logik des Buches. Diese Gliederungsprinzipien sind eindeutig auf
das Interesse amerikanischer Leser abgestimmt.
Yvana Trumpp, 19. Juli 2008