Das Geld des Opus Dei ist Schwarzgeld
5. Dezember 2008
Die Ebene jener Heiligkeit, die der Herr von
uns erwartet,
ist durch diese drei Punkte zu bestimmen:
heilige Unnachgiebigkeit, heiliger Zwang
und heilige Unverschämtheit.
José María Escrivá de Balaguer,
Der Weg, 387
Moncada gibt zu, dass es für ihn einen “Sport” bedeutet, mit
dem Opus Dei zu streiten ? obwohl er es vorzieht, seine Zeit der Arbeit als
Präsident von “Soziologen ohne Grenzen” zu widmen.
Moncada war in den fünfziger Jahren Mitglied des Werkes. Heute betrachtet
er das Opus als einer “merkwürdige bürgerliche Sekte, die ihre
zölibatären Mitglieder auf unglaubliche Weise kontrolliert“.
Er meint, dass das Opus heute nicht mehr so einen entscheidenden Einfluss auf
das politische Leben ausübt, wie es das unter der Diktatur Francos in Spanien
oder Pinochet in Chile tun konnte oder wie es der Bischofskonferenz unter der
Regierung Aznar möglich war.
DIAGONAL: Befindet sich das Opus Dei in einer Phase der Rezession?
ALBERTO MONCADA: Ich habe den Eindruck, dass die Menschen das Opus in wilder
Flucht verlassen. Es gibt einen deutlichen Kontrast zwischen der ersten Generation,
die ganz nahe an der Macht war, und den jetzigen beschränkten Mitteln,
die nur aus den Privatgymnasien bestehen, die sie sich geschaffen haben. Ihren
Zentren der betriebswirtschaftlichen Ausbildung messe ich allerdings nach wie
vor große Bedeutung bei. Abgesehen von IESE in Barcelona gibt es sie in
Mexiko, Navarra etc. Hier wird der neokonservative Kapitalismus bis aufs Messer
aufrechterhalten, alles geschieht im Interesse der Firma. Hier ist der konservativste
Sektor, hier und etwa noch in der Rechtsprechung hat das Opus einen gewissen
Einfluss. Diese Art von Fundamentalismus hatte ihre Konjunktur unter dem polnischen
Papst, der ihnen viele Gefallen erwiesen hat, mit der Unabhängigkeit von
den Ortsbischöfen [durch die Rechtsfigur der Personalprälatur] oder
mit der überstürzten Heiligsprechung Escrivás. Jetzt gibt es
keine so deutliche Unterstützung, denn der derzeitige Papst ist nicht ihr
Freund.
D.: Warum bezeichnen Sie es als eine Sekte und nicht als eine katholische Gruppierung
unter vielen?
A.M.: Es ist eine Sekte, in sich geschlossen, ohne innere Demokratie, die Mitglieder
sind ihren Vorgesetzten völlig ausgeliefert. Erwiesenermaßen hat
es ja auch die Mehrheit der Sektenkenner als solche qualifiziert. Je mehr Informationen
die Menschen haben, desto weniger Erfolg habe sie.
D.: Haben die letzten kritischen Filme sie getroffen?
A.M.: Die Lage der Frauen im Opus ist höchst fragwürdig das kommt
auch im Film Camino
zur Sprache. Es zeigt sehr gut, mit welchem Fanatismus hier ein Mädchen
eingefangen und bis zu seinem Tod manipuliert wird. Das Opus ist in seiner Art
zu reagieren gescheiter geworden; sie haben den Mund gehalten und sich bereit
erklärt, sich der Familie des Mädchens zum Gespräch zu stellen,
die haben das aber abgelehnt. Sie haben aus den Fehlern gelernt, die sie im
Zusammenhang mit dem Da Vinci?Code gemacht haben.
D.: Gibt es nur ordentliche Leute im Opus?
A.M.: Sie haben nichts erfunden; sie nehmen die Lehren des Tridentinums und
wenden sie konsequent an. Sie haben sehr wenig Lust, sich mit finanziellen Sünden
zu beschäftige: Es gibt in dieser Hinsicht im Opus völlig schamlose
Menschen, aber das entschuldigt man. Was sie beschäftigt, ist der Gehorsam,
der Sex, die traditionelle Moral. Es gab schlimme Finanzskandale, z. B. die
Causa Ruiz Mateos, die Probleme verursacht hat, denn er sagte, das verschwundene
Geld wäre Johannes Paul II. zugute gekommen. Sie möchten nicht, dass
man irgendetwas über ihre Buchführung sagt; das ganze Geld des Opus
ist beispielsweise Schwarzgeld. Jeder im Opus, der verheiratet ist, hat die
Verpflichtung, 10% seiner Einkünfte abzuliefern; er erhält aber keine
Quittung darüber. Ihre Bilanz ist falsch; von dem, was sie einnehmen, sieht
der Fiskus nichts. Das Opus ist ein Steuerparadies.
Das Original dieses Artikels ist verfügbar unter http://www.opuslibros.org/,
er wurde, redigiert von Pablo Elorduy, am 3. Dezember 2008 im PERIODICO
DIAGONALveröffentlicht.