Friedrich Griess:
Buchempfehlung: "In der Hölle des Opus Dei" von Véronique Duborgel
Véronique Duborgel: In der Hölle des Opus Dei aus dem Französischen übersetzt von Dietmar Scharmitzer und Sonja Papp. 144 Seiten, Format 12 x 19,5 cm broschiert
ISBN 978-3-85167-234-3
Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde,
dieses Buch beschreibt die persönlichen Erlebnisse der Autorin, die von 1983 bis 1996 "Supernumerarierin" war. Besonders fielen mir darin auf:
- Pflicht zur Ausschaltung jeder Emotion - in beängstigender Ähnlichkeit zu Scientology.
- Pflicht, stets eine äußere Fassade aufrecht zu erhalten.
- Gegenseitige Bespitzelung und Vernaderung - als "brüderliche Zurechtweisung" getarnt.
- Verbot, persönliche Freundschaften zu schließen.
- Verbot, mit jemand anderem als der "Vorgesetzten" über die innere Befindlichkeit zu sprechen.
- Illusion, durch die Zugehörigkeit zum "Werk" der übrigen Menschheit intellektuell und moralisch überlegen zu sein.
- Ständige Drohung, man sei "verloren", wenn man das "Werk" verlasse .
- Seelsorgliche Ratschläge bestanden meist darin, die Vorschriften des "Werks" genau zu befolgen.
- Personenkult des Gründers und, in geringerem Maß, seiner Nachfolger.
Letztlich ist auch das Scheitern der Ehe der Autorin zumindest indirekt dem "Werk" anzulasten:
- Autoritäres Verhalten ihres Mannes, das durch das "Werk" gerechtfertigt wurde.
- Psychisches Kippen ihres Mannes, nachdem er aus dem "Werk" ausgeschlossen worden war.
- Das mehrfach bekannte Phänomen, dass für ein Ehepaar, die beide nicht mehr dem "System" angehören, dieses sich als die einzige nun verlorene Gemeinsamkeit herausstellt.
Es sei dem "Werk" zugute zu halten, dass sich dort möglicherweise seit 1996 etwas verbessert hat. Andererseits sollte verständlich sein, dass man ein solches Buch erst in einem gewissen zeitlichen Abstand schreiben kann, noch dazu wenn man als Alleinerzieherin mit 9 Kindern zunächst überfordert ist.
Mit freundlichen Grüßen
Friedrich Griess
10.10.2009
Zurück