Fragen an eine geistliche Bewegung
(mit freundlicher Genehmigung übernommen nach: http://griess.st1.at/fragen.htm)
- Verhältnis zur Gründer- oder Leiterfigur:
- folgen wir dem Grundsatz von Mt. 23, 9 ("Auch sollt ihr niemand auf Erden euren Vater [eure Mutter] nennen") ...
- oder steht der Gründer/die Gründerin bzw. dessen/deren Nachfolger(in) so im Mittelpunkt, daß selbst Jesus Christus mitunter daneben zweitrangig wird?
- Verhältnis zum Regelwerk:
- sind unsere Regeln am Evangelium orientiert und führen sie zur "Freiheit der Kinder Gottes" (Röm 8, 21-, 2 Kor 3,17; Gal 5, 1; Gal 5,13) ...
- oder gibt es bei uns menschliche Regeln, die - ohne im Evangelium begründet zu sein oder sogar im Gegensatz zu diesem - nur dazu dienen, den Gehorsam der Mitglieder zu überprüfen?
- Verhältnis zur Privatsphäre der Mitglieder:
- achten wir die Privatsphäre der Mitglieder, so wie die Kirche das Beichtgeheimnis streng hütet ...
- oder drängen wir auf öffentliches Sündenbekenntnis?
- Verhältnis zum Leib
- ist für uns der Leib ein Tempel des Heiligen Geistes, der in uns wohnt und den wir von Gott haben (1Kor 6, 19) ...
- oder ist unser Leib ein "Kehrrichteimer"[1] und ein "Feind der Verherrlichung Gottes"[2]?
- Verhältnis zum Erwachsenwerden:
- sind wir der Meinung, dass wir gemäß 1 Kor 3,1 und 1 Kor 13,11 im Glauben erwachsen werden sollen?
- oder müssen wir immer unmündige Kinder bleiben? [3]
- Verhältnis zu anderen Christen:
- betrachten wir uns als eine Gruppe von vielen in der Kirche, die jeweils ein bestimmtes Charisma zu verwirklichen suchen (1 Kor 12) ...
- oder sind wir überzeugt, daß nur wir die frohe Botschaft / den Sinn des zweiten Vatikanums richtig verstanden haben und verwirklichen?
- Verhältnis zur Welt
- ist die Welt für uns die ursprünglich gute Schöpfung Gottes (Gen 1), die durch den Sündenfall in Mitleidenschaft gezogen, aber durch Christus erlöst wurde (Joh 3,16-17) ...
- oder ist für uns die Welt dem Satan verfallen und wir müssen uns da heraushalten?
- Verhältnis zu Aussteigern
- betrachten wir jemand, der unsere Bewegung verlässt, weiterhin als Bruder/Schwester im Glauben ...
- oder ist er/sie für uns ein(e) Abgefallene(r), der/die verloren ist und mit dem/der wir keine Gemeinschaft mehr haben dürfen?
- Verhältnis zu Kritik
- betrachten wir Kritik als willkommene Hilfe zur Weiterentwicklung unserer Spiritualität ...
- oder ist sie ein böswilliger Angriff auf unseren Glauben, den wir zurückweisen müssen?
- Verhältnis zur Geschichte
- ist sich unsere Gemeinschaft bewusst, dass in ihr Reformen nötig sind, da ja selbst die Kirche ständiger Reformen bedarf ...
- oder stehen wir auf dem Standpunkt, unsere Gemeinschaft sei "das Werk Gottes" , das deshalb niemals verändert werden dürfe?
Anmerkungen:
[1] J. Escrivá de Balaguer, Der Weg, Nr. 592
[2] J. Escrivá de Balaguer, Der Weg, Nr. 227
[3] J. Escrivá de Balaguer, Der Weg, Nr. 59, 620, 856, 858, 862, 863, 867, 868, 870