Die neue Strategie - Kindergärten für das Opus Dei

Atomito, 26. Oktober 2009

 

 

Das Schreiben von eav über die Kindergärten zeigt, wie gut das Opus Dei sein Marketing plant. Die Marketingstrategen in den zahlreichen Wirtschaftsfakultäten des Werkes konnten es einfach nicht billiger geben.

Die neue Welle, Kindergärten zu eröffnen, ist ein relativ neues Phänomen im Werk. Die klassische Vorgangsweise war, Studentenheime, Universitäten und Hauswirtschaftsschulen zu eröffnen, aber keine Horte für Kinder unter fünf. Ich kenne keine einzige Schrift des Gründers, in denen er Kindergärten als mögliche apostolische Initiative empfiehlt, der sich seine „Kinder“ widmen sollten (offenkundig nicht deshalb, weil es eine Arbeit wäre, die man nicht heiligen kann oder die nicht dem Geist des Werkes entspricht; es fehlte einfach bisher im „Angebot“). Im Moment eröffnet das Opus überall Kindergärten nach dem gleichen Muster: In Spanien heißen sie „Kid’s Garden”, in Uruguay „Our kids”, und in den anderen Ländern werden sie sie „Kid’s Paradise”, „Happy Kids”, “Billy the kid” nennen oder wie es eben passt. Klar ist aber, dass als das Teil einer globalen Strategie des Opus ist, keine vereinzelte Initiative einer Supernumerarierin, die Kinder mag und das als eine beliebige Aufgabe übernommen hat.

Schon zu Lebzeiten Escrivás begann das Opus Privatgymnasien aufzumachen. Es zielte auf traditionelle katholische Familien ab, und da dieses Segment in all den Ländern, in denen das Opus etabliert ist, allmählich versiegt, musste man Gymnasien aufmachen, in denen die Jugendlichen nach Geschlecht sortiert sind und wo man ihnen die traditionellen Formen der Religion einimpfen kann. Diese Strategie hat einige Jahre lang funktioniert, aber mit der Zeit lassen auch hier die Früchte auf sich warten, die sich das Opus erhofft hat. Obwohl es vorgibt, eine höhere Bildung in zweisprachigen Schulen mit ausgezeichneten Lehrern etc. zu erteilen, ziehen es die Leute mittlerweile vor, ihre Kinder an koedukative Schulen zu schicken, wo sie nicht religiös drangsaliert werden wie vor 50 Jahren.

So eröffnet das Opus jetzt Kindergärten, und was eav geschrieben hat, zeigt die Vorgangsweise auf. Eine Mutter wie eav würde ihre Kinder nicht auf eine Opus-Schule schicken, aber sie hätte kein Problem damit, sie in einen Kindergarten des Werkes zu schicken, denn wie sie sagt, welche Gehirnwäsche wollen sie bei zweijährigen Kindern anwenden? Ich kenne die exakten Zahlen nicht, mit denen das Opus kalkuliert, aber sagen wir, dass von jeweils sieben Schülern in ihren Gymnasien einer als Numerarier pfeift, und bei den Kindergärten wird es einer von 20 sein. Viele Eltern werden die Kinder, so wie eav, danach an eine Schule schicken, die nicht vom Opus ist. Aber sicherlich gibt es einen bestimmten Prozentsatz von Leuten, die ihren Kinder dann an eine Schule des Werkes „weitergehen“ lassen – weil die meisten Freunde dorthin gehen, weil die Erziehung bis jetzt gut geklappt hat, weil man sich die Mühe erspart, erst andere Schulen zu suchen.  Im Marketing kennt man das Konzept der „switching costs”, d. h., viele ersparen sich die Umstände, die ein Wechsel mit sich bringen würde. Für das Kleine (und auch für die Eltern) ist es dann einfacher, wenn es gleich in einer Schule des Opus bleibt.

Ich erinnere mich, dass ich mit acht Jahren das erste Mal einen “richtigen” Revolver angegriffen habe, und dass mir das einen tiefen Eindruck machte. In habe sie immer in Filmen gesehen, aber einen echten Revolver anzugreifen, der Kugeln abschießen konnte, die Menschen zu töten imstande waren, das hatte ich noch nie ausprobiert. Für ein Palästinenserkind ist es hingegen ziemlich gewöhnlich, Maschinenpistolen und Granaten zu sehen, Schüsse zu hören und zerfetzte Leichen auf der Straße wahrzunehmen. Ein Kind, das nicht von klein auf in einem Umfeld des Opus war, wird zusammenzucken wie ich bei dem Anblick des Revolvers, wenn man ihm von der täglichen Messe erzählt, vom Anlegen des Bußgürtels oder von der wöchentlichen Beichte. Das Opus weiß, dass es sehr schwierig ist, ein Kind, das seine Weltsicht nicht mit der Muttermilch aufgesogen hat, dazu zu bringen, über seine Mitgliedschaft nachzudenken. Das Werk muss sich seinen eigenen Markt schaffen, weil der Markt, auf den es angelegt ist, nicht mehr existiert. Die einzige Chance zu überleben ist, Menschen vom ersten Moment an zu packen, wenn sie gerade erst einmal beginnen nachzudenken. Und wie die Nachricht von eav zeigt, sehen die Menschen keine Gefahr darin, ihre Kinder in die Kindergärten des Opus zu schicken.

atomito