„Ich bin im Opus Dei, damit ich schneller als die anderen in den Himmel komme.“

 

Freebird, 1. 6. 2010

 

Das sagte eine Direktorin zu dem Mädchen von St. Raphael. Danach kam das Mädchen entrüstet zu mir (sie wusste nicht, dass ich Numerarierin war) und sagte, so ein Denken und Handeln wäre sehr egoistisch. Das Mädchen kam nie wieder in das Zentrum.

 

Vielleicht hat das Mädchen es zuwenig sportlich gesehen? Dieses Wettrennen in den Himmel. Beim sich heiligen. Mit sportlichen Vergleichen sind die Damen und Herren im Opus Dei schnell bei der Hand,  z.B. auf Kritik an Bußgeißel oder Bußband:

... das Bußband .... Würde dieses als karrierefördernd dargestellt, fände sich dafür gewiss ein regelrechter Markt. Schließlich wird Aszese zur Förderung von Fitneß und sportlicher wie beruflicher Leistungssteigerung hochgeschätzt.

(„Opus Dei: Vorwürfe und Antworten“ Hans Thomas, Informationsbüro Opus Dei in Deutschland, Köln)

 

Eines kann man zumindest sagen: Die Direktorin hat in diesem Fall nicht gelogen. Sie lebt und handelt getreu nach Escivas Anweisungen.

Begradigen. Jeden Tag ein wenig. Das ist Deine dauernde Arbeit, wenn Du wirklich heilig werden willst. (Escriva, Der Weg, 290)

Du bist verpflichtet, Dich zu heiligen. Auch Du. ... (Escriva, Der Weg, 291)

...Willst du dir und mir allen Ernstes weismachen, du könntest in der übernatürlichen Olympiade ohne tägliche Vorbereitung und ohne Training siegen?  (Escriva, Der Weg, 822)

 

Numerarierinnen heiligen sich, indem sie das Haus blitzblank putzen, pedantisch jedes Stäubchen entfernen - Löffel und Gabeln exakt in die Schublade legen - sich 2 Stunden am Tag einen Bußgürtel umbinden - die gerahmten Fotos der übernatürlichen Familie in Reih und Glied ausrichten - sich ganz gerade ohne anlehnen auf den Stuhl setzen - etwas essen, was ihnen nicht schmeckt  - der Leiterin widerspruchslos gehorchen - gehorchen auch in Punkten, die ihnen vor dem Pfeifen (Eintritt) nicht bekannt waren. Und das sind sehr viele Punkte, eigentlich die meisten - Körpergefühle abtöten - sich beständig abtöten - sich demütigen und als Kehrichteimer leben – lächeln, wenn jemand guckt - Mädchen und Frauen anwerben und ihnen ein Leben als Kehrichteimer eintrichtern und ihnen den kritischen Geist austreiben - sich freuen  usw.

Alles ist exakt abgeheftet in einem großen Regelwerk und ist göttlicher Wille, von Gott über sein Medium Escriva auf ewig festgezurrt. Man muss Abends in der Gewissenserforschung nur noch seine Häkchen dranmachen.

Das Leben im Opus Dei ist ganz einfach, sagte mir meine Leiterin.

 

--- Satire an:

Auf all dies schaut der Gott des Opus Dei  wohlgefällig herunter und vermerkt alles in seinen Akten in seinem großen Archiv...ungefähr genauso wie es die örtliche Leitung bei den Mitgliedern macht.

 

So geht der Tag, das Jahr, das Leben vorbei.

 

Und wenn eine Numerarierin nach all der Quälerei endlich stirbt, holt der göttliche Buchhalter die entsprechende Akte hervor und bilanziert:

 

Guthaben: 31.325 Stunden Bußband getragen - 43.623 Stunden Stäubchen entfernt - 209.331 Stunden Löffel geordnet - 421.758 Stunden den Blick bewahrt und weggeschaut - sich 512.307 Stunden gedemütigt - anderen Numerarierinnen 699.874 Stunden lang den kritischen Geist ausgetrieben - 517.942 Rosenkränze gebetet - 100.000 Stunden lang den Wunsch, das Opus Dei zu verlassen, verdrängt... wenn auch nur aus Angst vor der Hölle.

Minus: 99 Stunden masturbiert, 43 Stunden davon nicht gebeichtet! - 152 Stunden kritischen Geist gehabt - 1308 Rosenkränze zuwenig gebetet - 3 mal zu laut gelacht - 43 mal nicht gelächelt - 50 mal schlecht frisiert gewesen - 1250 Kniebeuge vor dem Allerheiligsten nicht tief genug und 50 Kniebeugen gar nicht gemacht...

 

„Hmhm“ sagt der göttliche Buchhalter. „Die Bilanz sieht gut aus. Das macht nur 1004 Jahre Fegefeuer. Schau, deine Mutter, die zwar gläubige Katholikin war, aber vom Opus Dei nichts wissen wollte, hat 10.020 Jahre Fegefeuer bekommen. Du wirst also vor ihr im Himmel sein.“

 

Die Numerarierin lächelt. Die ganze Quälerei hat sich gelohnt. Unser Vater im Himmel (Escriva!) hatte Recht.

Satire aus. ---

 

Strenges Fasten ist eine Gott sehr wohlgefällige Buße. (Escriva, Der Weg, 231)

Angst vor der Buße? Vor der Buße, die dir hilft, das ewige Leben zu gewinnen? (Escriva, Der Weg, 224)

Im übrigen verspreche ich euch den Himmel. (Escriva, Cronica, 1971, Heft 1. )