Supernumerarierin reicht nicht

 

In einem deutschen Zentrum hatte es eine Leiterin endlich geschafft: ein 16jähriges Mädchen schrieb den Brief mit Bitte um Aufnahme ins Opus Dei. Leider mit einem Schönheitsfehler: Es bat um Aufnahme als Supernumerarierin.

Am nächsten Tag kam der Priester zur Messe in das Zentrum. Er fragte, ob das Mädchen gepfiffen habe. Freudig bejahten die Leiterinnen des Hauses. Als der Priester aber erfuhr, dass das Mädchen nur als Supernumerarierin gepfiffen hatte, wurde er sehr ärgerlich. Er sagte, es wäre noch jung und solle gefälligst alles geben und Numerarierin werden. Die Leiterin solle sich mehr anstrengen.

 

Ich habe in einem anderen Zentrum erlebt, wie die „Apostolat“ machende Numerarierin endlich mit dem Brief (mit der Bitte um Aufnahme als Numerarierin) ihrer Pfeifkandidatin zur Direktorin kam und dabei völlig erschöpft war nach Stunden der Überredung.

Die anderen Numerarierinnen im Zentrum wussten, das da gerade ein zukünftiges Mitglied den Brief schreiben sollte. Im Haus war dann eine Stimmung von Euphorie und Anspannung. 

 

Heute frage ich mich: wenn die Berufung von Gott kommt, wie sie immer behaupten, warum bedarf es dann dieser stundenlangen Überredungskünste und massiver Beeinflussungen? Warum bedarf es Drohungen wie: wenn Du Dich dem Willen Gottes (der da heißt: Du hast die Berufung als Numerarierin) verweigerst, wirst Du vor die Hunde gehen. Hat Gott solche miesen Spielchen nötig?

Ist es göttlicher Wille, dass den Kandidatinnen das wirkliche Leben einer Numerarierin verschwiegen wird und sie erst als Mitglied häppchenweise erfahren, worauf sie sich eingelassen haben?

Das Verschweigen ist eine Lüge. Und sie verschweigen immer. Ohne diese Lüge gäbe es keine neuen Mitglieder. Lügend berufen sie sich auf Gott und nennen es Werk Gottes.

 

Freebird, 10.6.2010

 

 

 

 

Die Leitung erkennt den Willen Gottes auf dem ersten Blick

 

Eine junge und bisher unbekannte Studentin kam zum ersten Mal in ein Opus Zentrum und machte beim Rundgang durch das Haus in der Kapelle eine tiefe Kniebeuge. Die Leiterin des Hauses war entzückt. Und sie erzählte hinterher im internen Beisammensein, was für ein toller Mensch diese Studentin wäre, sie müsse unbedingt Numerarierin werden.

Man kannte sie da gerade mal ein paar Stunden.

 

Die Leiterin sah also sehr schnell den Willen Gottes, sah bei einem wildfremden Menschen die Berufung zum Opus Dei. Das ist die besondere Begabung der Direktoren!

 

Ich kann jeder nur raten: Falls Ihr jemals die Kapelle eines Opus Dei–Zentrums betretet, dann macht eine schlampige, oder besser gar keine Kniebeuge. Das schützt Euch vor dem übernatürlichen vereinnahmenden Blick der Direktorin. Und wenn Ihr dann noch erzählt, dass Ihr Kommunistin seid oder lesbisch oder die Pille nehmt und sogar Spaß an Sex habt, vielleicht sogar geschieden seid und ein uneheliches Kind habt, wird man Euch nie wieder einladen und in Ruhe lassen.

 

Freebird, 10.6.2010