Die intellektuelle Elite im Opus Dei

 

Dionysius, 9. Juni 2010

 


Liebe Freunde!

EBE hat vergangenen Montag gefragt, wo die intellektuelle Elite im OD zu finden ist. Ich weiß zwar keine Antwort darauf, aber ich habe meine Beobachtungen gemacht, die helfen können, das Bild zu komplettieren.

Meine ersten fünfzehn Jahre im Werk waren von einer unendlich blauäugigen Idiotie, die von Leuten ferngesteuert war, die keine Skrupel hatten sie zu missbrauchen. Zum Teil bestand diese Idiotie darin anzunehmen, dass meine Direktoren in jeder Hinsicht die fähigsten Menschen wären: spirituell, beruflich, intellektuell, sozial.

Diese Wahrnehmung kam unter anderem von daher, dass ich außerhalb meines Zentrums kaum Kontakt mit den Leitern in Spanien hatte. Die Direktoren der Delegation waren Götterboten, die ich ein- oder zweimal im Jahr sah. Die regionalen Direktoren waren nahezu unsichtbar. Ich habe nur ein- oder zweimal mit einem von ihnen gesprochen, als es um meine Übersiedlung in eine anderen Region ging. Und als es soweit war, empfing ich den Segen des Consiliarius wie eine heilige Reliquie. 

In der neuen Region begann diese Bewunderung abzubröckeln, denn ich spielt mit deren Consiliarius Tennis, machte einen Ausflug mit dem Vokal von St. Michael oder mit dem Priestersekretär. Ich konnte sie sehen, wann ich Lust dazu hatte, sie luden mich oft zum Frühstück oder Abendessen, manchmal benützten wir sogar das gleiche Badezimmer. All das half mir, meinen Erwartungshorizont herunterzuschrauben, aber noch immer bestaunte ich ehrfürchtig ihre Fähigkeiten. Nach und nach sah ich, dass auch sie Fehler machten, das war zwar sehr erhellend, aber mein Vertrauen in sie blieb unerschüttert, schließlich machen wir ja alle Fehler.

Ich war etwa dreißig Jahre drinnen (selber schuld!), und ich kam in dieser Zeit zu der Überzeugung, dass die Dunkelmänner einfach nur die ganz Fügsamen an die entscheidenden Stellen gelangen lassen, die zu allem Ja sagen (sie versprechen es, erfüllen es aber nicht), die es niemals wagen würden etwas zu äußern, das auch nur im entferntesten wie Kritik aussieht, die wie Papageien das wiederholen, was sie wiederholen sollen, die immer sagen „ist schon in Ordnung“, die die anderen dazu bringen, sich für unfähig zu halten, und die den ersten, der an der Tür klingelt zum Beitritt nötigen wollen, damit sie “Erfolge” vorweisen können.

Diese Eigenschaften sind nicht in sich schlecht, sie sind ideal für einen, der als Botengänger fungieren soll oder den Auftrag hat den Ventilator einzuschalten, mehr aber auch schon nicht; sie stehen einer gewissen Intelligenz auch nicht grundsätzlich im Weg. Freilich ist es schwierig, wenn auch nicht unmöglich, dass sich jemand mit mittlerer Intelligenz längere Zeit so stellen kann. Tatsächlich sind die Intelligentesten, die ich bei den Dunkelmännern kennengelernt habe, fast ausnahmsweise nicht mehr dabei. Freilich gab und gibt es drinnen, auf der Leitungsebene, Menschen, die ein brillantes Studium hingelegt haben, das heißt allerdings, dass diese Leute, die zum Teil ein ausgezeichnetes Gedächtnis haben, gute Prüfungen abgelegt haben  - mehr aber nicht. Für andere Aufgaben waren sie nicht geeignet, es fehlte ihnen der common sense. Ich sage das heute ohne Groll – damals sind mir diese Leute allerdings fürchterlich auf die Nerven gegangen. Heute lache ich darüber, aber es ist ein Faktum. Ich konnte es nicht glauben, dass so abgrundtief dumme Leute über irgendetwas bestimmen durften, was komplizierter war als ihr Kleiderkasten. Ich spreche von Consiliarien, von den Beauftragten von Regionen, von Direktoren berühmter korporativer Werke wie IESE, um eines zu nennen. Und wenn ich von ihrer Nutzlosigkeit spreche, so meine ich nicht nur die interne Leitung im Opus, ich spreche durchaus von ihrer beruflichen Arbeit, was es auch war. Ich habe einen Architekten gekannt, von dem ich mir nicht einmal eine Hundehütte bauen lassen würde; ich habe verschiedene Universitätsprofessoren gekannt, vor denen die Studenten geflüchtet sind, und so gab es viele.

Den Gipfelpunkt bot eine Begegnung (Abendessen, Gespräch, informeller Meinungsaus­tausch) mit dem derzeitigen Prälaten Echevarría. Eine vollkommene Enttäuschung. Er erschien mir absolut begriffsstutzig, und ich sage dass ohne Groll – es war wirklich so.

 

Natürlich gibt es Ausnahmen. Ich habe zwei Numerarier gekannt, die sehr intelligent waren; sie wurden zuerst Consiliarien (Regionalvikar des Opus Dei) und dann Erzbischöfe. Vermutlich war es gut für ihre Ganglien; sie trafen Maßnahmen, die ihnen richtig schienen, fernab von den sinnlosen Kriterien der Dunkelmänner. Der eine von ihnen wurde er Bischof, als er schon einige Jahre als Consiliarius abmontiert und durch einen absoluten Dummkopf ersetzt worden war; ich habe keine Ahnung, was das Motiv für diesen Wechsel war. Ich kenne einen anderen Numerarier, den ich für intelligent halte; er war zuerst Rektor der Universität vom Heiligen  Kreuz (in Rom) und ging dann völlig überstürzt nach Argentinien, wo er herkommt. Vielleicht haben sie ihn dorthin geschickt, um ein völliges Debakel in Argentinien abzuwenden, aber genau weiß ich es nicht; ich weiß nur, dass er sehr schlau ist. Ich habe ihn immer für meinen Freund gehalten, aber nunmehr glaube ich nicht mehr daran, dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruht.

Meine Schlussfolgerung ist: Die Struktur, die die Entscheidungen trifft, ist dieselbe, die nach außen hin auftritt, und zum Erstaunen aller besteht sie aus Personen, die von einer unbeschreiblichen intellektuellen Mittelmäßigkeit, wenn nicht Dummheit sind. Ich glaube, bei der Intelligenz im Opus Dei verhält es sich ähnlich wie bei der Geschichte von des Kaisers neuen Kleidern.

Herzliche Grüße an alle, auch an die Dummköpfe unter den Dunkelmännern, die es mir leichter gemacht haben zu gehen.

Dionysios