Besuch des Prälaten in Peru



Nicanor Wong, 23. Juli 2010


Wie ich euch bereits berichtet habe, gab es in diesen vierzehn Tagen einen Besuch des Prälaten des Opus Dei in Peru. Es gab einige Zusammenkünfte, die so genannten “Tertulias mit dem Vater”, im Colegio Alpamayo, auf dem Campus der Universidad von Piura in Lima, am neuen Sitz der "Programa de Alta Dirección” (PAD) und am Zentralsitz in Piura.

Wie der Leser wissen muss, entstanden diese „Tertulias” als eine Art katechetischer Notwendigkeit nach dem II. Vatikanischen Konzil, und Escrivá de Balaguer begann mit einer Reihe von Massentreffen, auch in Lateinamerika. Der Gründer meinte, dass er nicht dafür geschaffen sei sich in Szene zu setzen, aber in Wirklichkeit stellte er sich besser dar als mancher Showstar. Besondere Gnade des Heiligen Geistes? Wenn er auch als junger Mann Architekt werden wollte – seine wirkliche Berufung war die des Schauspielers.

Während sich Don Álvaro auf der Bühne wirklich schwer tat, war Echevarría ein guter Schüler. Das Marketing für die Tertulias lief intern ab – nur über die Kanäle der “Kulturzentren” und “Korporativen Werke” – sie haben sogar ein Propagandavideo auf Youtube gestellt, das ich äußerst komisch finde, nicht nur weil es so kindisch aufgemacht ist, sondern auch weil es zeigt, wie die Gläubigen der Prälatur ihren Prälaten anbeten. Am Schluss der Tertulia im Colegio Alpamayo liefen übrigens drei kleine Mädchen, von ihren Müttern losgeschickt, ganz aufgeregt los um ein Küsschen vom Vater zu bekommen. Vielleicht stand die Hoffnung dahinter, dass die drei mit dem Segen des Prälaten mit der Zeit gute Numerarierinnen werden könnten.

Der Prälat erwähnte drei Dinge. Den NumerarierINNEN sagte er, dass das Opus Dei "aus Mangel an Liebe stirbt”. Zu „Populorum progressio”: Die Auxiliarinnen seien ein Segen für das Opus Dei. Und: Die Eltern sollen einer möglichen Berufung ihrer Kinder kein  Hindernis in den Weg legen. Kinder? Es waren ältere Menschen da, Eltern, die keine Babysitter gefunden hatten und deren Kleine herumliefen, und tausende freie Plätze. Es werden etwa fünfhundert Personen teilgenommen haben.

Der Leser muss wissen, dass Peru die Goldgrube für Auxiliarberufungen ist, so wie alle Länder der Dritten Welt und Zentralamerikas. Aber den Rekord bei Guiness halten die assoziierten Priester. Peru ist ein Schwellenland, und die Auxiliarinnen werden im Gebirge aufgesammelt mit dem Trick ihnen vorzuspiegeln, bessere Lebensaussichten zu bekommen. Das Gleiche geschieht bei den assoziierten Priestern. Vom Opus zu sein hebt den Status als Kleriker. [Anmerkung: Von den 15 peruanischen Bischöfen gehören acht dem Opus an, es ist daher der Karriere förderlich dazuzugehören.]

Gut. Abgesehen von diesem „hingebungsvollen Dienst aus Liebe”, wie ihn die Auxiliarinnen ausüben, kreist das zweite Thema des Tages um den Widerstand, den die heutige Jugend der Rekrutierung entgegensetzt. An den Eingängen standen sehr wohl Schüler des Gymnasiums, um die Eintrittskarten zu kontrollieren, aber bei Beginn der Tertulia verdünnisierten sie sich; weg waren sie. Was ist mit der Jugend von heute los? Warum interessieren sie sich nicht für die oberste Autorität des Kollegs, der Universität, an der sie studieren? Die Antwort geben „Les Luthiers” in dem erwähnten Video, das die UDEP hergestellt hat.

Mit fiel auch das Verbot auf, zu filmen oder zu fotografieren. Warum? Wenn schon Escrivá auf dem Kanal EWTN gezeigt wird, warum diese strikten Beschränkungen? Warum konnte die Veranstaltung nicht live auf einem lokalen Radio- oder Fernsehsender übertragen werden?  Nicht  einmal bei der Selig- und bei der Heiligsprechung gab es diese Vorsichtsmaßnahmen, sondern nur die, die in Gegenwart des Papstes üblich sind. Hatten sie Angst, dass jemand, statt eines Paars Schuhe, eine Videokamera auf den Vater schleudern könnte? Ich weiß es nicht. Das Opus Dei ist doch eine Institution der katholische Kirche, offen, es hat nichts zu verbergen … Vielleicht ist es aber doch besser zu kürzen, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht, nicht wahr? So etwas geschah bei der Tertulia Escrivás in Chile, als eine Mutter den Gründer anschrie, er solle ihr ihren Sohn zurückgeben. Vielleicht ist so etwas auch in anderen „Tertulias” passiert. So ein Problem löst man, indem man einige Zelluloidschnipsel verschwinden und die Zeit vergehen lässt.

Auf diese Weise werden alle „Tertulias des Vaters“ zu unvergesslichen Augenblicken, glücklich, voll übernatürlichen Geistes, mit Fragen, die (ebenso wie die Antworten) sorgfältig eingeübt wurden. Ja, es stimmt, wenn Escrivá dem Papst gesagt haben soll, er habe den Ökumenismus schon früher praktiziert, aber abgesehen davon hat Escrivá auch den Gebrauch der Massenmedien, Reality Shows und Big Brother vorweggenommen.

Einige Polizisten kontrollierten die Umgebung, ganz offenkundig um die Sicherheit des hohen Gastes sicherzustellen, vor allem da einer seiner geliebten Söhne Verteidigungsminister ist. Ich habe den Vorsatz gefasst, dieses Jahr meine Steuern nicht zu zahlen.

Am bemerkenswertesten war wohl der Satz: “Das Opus Dei stirbt aus Mangel an Liebe ".

Nicanor
eco_challengers@hotmail.com

 

Handkuss und Kniefall eines Anhängers – wie vorgeschrieben – beim Beisammensein am 15. Juli 2010

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