Ottmar Fuchs: Opus Dei und die soziale Verantwortung

 


 

Zitat aus: Es geht nichts verloren. Ottmar Fuchs im Gespräch mit Rainer Bucher und Rainer Krockauer. Würzburg: Echter 2010, S. 176:

 

Deswegen ist es entscheidend, mit der Theologie oder mit religiösen Symbolen nicht nur die Frage nach Hilfe und Fürsorge zu verbinden, sondern auch mit der Frage der Gerechtigkeit. Und da sind wir jetzt in den Religionen an Stellen, wo es auch in ihnen zu Auseinandersetzungen kommt. Das katholische Opus Dei etwa sagt ganz eindeutig: Die Reichen haben Verantwortung für Almosen, aber keine Verantwortung im Bezug auf die strukturelle Herstellung sozialer Gerechtigkeit, die Kirche hat die Verantwortung, dass die Armen an Gott glauben und auch die Reichen, damit sie als solche in den Himmel kommen; es ist nicht entscheidend vor Gott, dass die Armen nicht mehr arm sind oder dass es eine christliche Politik in dieser Hinsicht gibt. Das aber widerspricht der biblischen Sozialprophetie. Die Frage nach der Gerechtigkeit führt uns im Christentum selber in eine verschärfte Auseinandersetzung zwischen jenen, die mit Hilfe von Religion die Verhältnisse stabilisieren, und jenen, de sie mit ihrer Hilfe in einer doppelten Wucht kritisieren. Diese Grenzziehung geht quer durch de Religionen hindurch. Das ist eine wirkliche Auseinandersetzung.

 

Ottmar Fuchs ist Ordinarius für Praktische Theologie an der Abteilung für Praktische Theologie in der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen.