Die verborgene Arbeit der Auxiliarinnen

 

 

Ausschnitt aus der Dokumentation „Opus Dei – Una cruzada silenciosa“ (OD – ein stiller Kreuzzug) von Marcela Said Cares und Jean de Certeau, Chile 2006. Bemerkenswert ist: Das „Werk Gottes“ hat seine Zentren  - und ausgewählte seiner Mitglieder – den neugierigen Blicken und Fragen zugänglich gemacht, als es mit dem Welterfolg und dann der Verfilmung von Dan Browns „Da Vinci Code“ (2003; deutsch: „Sakrileg“, 2004) mit dem Rücken zur Wand stand; so waren erstmals Einblicke in das Innenleben der Vereinigung möglich.

 

http://www.youtube.com/watch?v=B0UtZxW6evc&feature=related

 

Da der Text im spanischen Original nicht allgemein verständlich ist, anbei die Übersetzung:

 

Kapelle, Numerarier in der üblichen Gebetshaltung mit vorne oder hinten gekreuzten Armen oder im Messbuch mitlesend. Nach dem „Mea culpa“ klappt einer der Numerarier seinen Taschenkalender zu, in dem er seine Vorsätze nachgeschlagen hat.

Sprecher:   In das Herz des Opus einzutauchen, heißt, in eine Welt des Gebetes, des Gehorsams und der Disziplin einzutauchen.  Es gibt festgesetzte Regeln, eine Hierarchie, eine Verfassung. Hinsichtlich der internen Regeln der Heime schrieb der Gründer: „Die, die in einem Heim wohnen, sprechen keinesfalls mit dem Hauspersonal. Sie kennen ihre Namen nicht und sehen sie niemals, nicht einmal, wenn sie servieren".

Zimmer des Wohnheims. Hausangestellte in Arbeitskleidung verteilt gewaschene und gebügelte Wäsche.

Sprecher:   Amalia ist eine von denen, die man nicht sieht. Sie ist Auxiliar-Numerarierin des Opus Dei. Amalia hat das Gelübde der Keuschheit, der Armut und des Gehorsams im Werk abgelegt, aber sie widmet sich ausschließlich Hausarbeiten in de Häusern des Opus. Sie nennt es „die Arbeit der Jungfrau Maria“.  Amalia kommt, wie viele Auxiliar-Numerarierinnen, aus bescheidenen Verhältnissen; aber das ist kein Grund, dass sie nicht ihr ganzes Einkommen dem Werk abliefern würde.

Amalia:      Was will ich vom Leben? Dass sich die Menschen Gott nähern, dass sie gerettet werden.

Journalistin: Was ist nötig um gerettet zu werden?

Amalia:      Dass sie an Gott glauben und die Gebote halten, und sie werden zu Gott kommen, das ist alles.

Journalistin: Und die Heiligkeit? Willst du heilig sein?

Amalia:      Ja, ich will heilig sein. Ich denke, hier, denn hier bin ich berufen.

Die Musik signalisiert Spannung. Tatsächlich ist der nun folgende Moment der aufregendste im Tagesablauf vieler männlicher Numerarier: Das Heim muss, nach einem Ruf durch das interne Telefon und der Kommunikation einer Bestell-Liste, wie viele Mahlzeiten, Diäten etc. benötigt werden oder ob ein Kranker im Haus ist, auf ein Licht- oder Tonsignal hin rasch und verlässlich geräumt werden; nichts Peinlicheres, als wenn ein keuscher, unerfahrener junger Mann, der die Zeit versäumt hat, unversehens in seinem Zimmer oder auf dem Gang einem (oder zehn) ebenso eingeschüchterten Mädchen der „Verwaltung“ gegenübersteht… Sorgfältig werden alle Türe abgeschlossen; die „Angestellten“ warten noch kurz, und dann beginnt für sie der Wettlauf mit der Zeit, denn alles muss laut Putzplan schnellstmöglich erledigt werden. Viele Zentren des Opus Dei, die als solche konzipiert und gebaut wurden, besitzen doppelte Wände, damit die Verwaltung möglichst schnell und ungesehen an den Ort ihrer Bestimmung, die Portierloge, die Sakristei, die Zimmer gelangen kann. Hier ist ausnahmsweise kein Sarkasmus angebracht; die Trennung wird sehr, sehr ernst genommen, sie hat fast den Charakter einer Obsession. Selbstverständlich ist auch kein Blickkontakt durch Fenster möglich (zur Not gibt es fix verschlossene Wellglasflügel), die Hauseingänge liegen womöglich an unterschiedlichen Straßen, Lifte, Stromkreise etc. sind getrennt. Nur ein geweihter Priester darf die Zone der Verwaltung betreten oder im Notfall mit einer seiner „Schwestern“ sprechen, aber auch dies wird sehr restriktiv gehandhabt, und ein Numerarierpriester, der außerhalb des Beichtstuhls das Geständnis einer Frau entgegen nimmt, ist per se suspendiert.

[Vermutlich wurde an dieser Stelle die Frage gestellt, ob sich Amalia eine Änderung in ihrem Leben wünscht, ob sie sich vorstellen kann, dass sich im Opus Dei etwas ändert.]

Amalia:      Mein ganzes Leben ist wunderschön, es bedeutet für mich Sicherheit, denn mir fehlt nichts, denn der Gründer hat uns gelehrt, wie wir heilig werden können. Die Gründung des Opus Dei war abgeschlossen, als der Gründer starb. Deshalb leben wir (Frauen – „nosotras“) als Zölibatäre treu das, was der Vater gelehrt, getan und niedergeschrieben hat, und es kommt in nicht in den Sinn, dass sie etwas ändern sollen. Das einzige ist, dass ich mich ändere.

Die Kapelle ist blitzblank, das Licht wird abgedreht.

Sprecher:   Wie der Vater im „Weg“ [Nr. 941] geschrieben hat: Gehorchen..., sicherer Weg. Den Vorgesetzten mit rückhaltlosem Vertrauen gehorchen..., Weg der Heiligkeit. Gehorchen in deinem Apostolat..., der einzige Weg; denn in einem Werk Gottes muß dies der Geist sein: daß man gehorcht oder geht.

                   Im „Weg“ [Nr. 832] schrieb Escrivá:  Welche Sucht in der Welt, von seinem Platz wegzukommen! - Was würde geschehen, wenn jeder Knochen und Muskel des menschlichen Körpers einen anderen Platz einnehmen wollte als den, der ihm zukommt?

Das ist der eigentliche Grund für das Unbehagen der Welt. Harre aus an deiner Stelle, mein Kind: wieviel kannst du von dort aus für die Verwirklichung des Königtums unseres Herrn tun!