Brief des Prälaten: Rom, 17-V-2010

 

Der Brief ist im spanischen Original verfügbar unter

http://www.opuslibros.org/libros/Carta_Congreso/Carta_Congreso.htm

 

 

 

            Geliebteste: Möge mir Jesus meine Töchter und Söhne bewahren!

1          Immer ist es Zeit, Gott Dank zu sagen, aber in einigen Momenten bekommt diese frohe Verpflichtung eine besondere Bedeutung. Der VIII. Ordentliche Generalkongress, den wir vor kurzem gefeiert haben, gibt uns die Gelegenheit unsere Stimme und unser Herz mit größerem Nachdruck zum Himmel zu erheben. Mit den Worten, die der heilige Paulus an die Christen von Ephesus und die aller Zeiten richtet, lade ich euch ein Gott Vater allezeit Dank für alles zu sagen, im Namen unseres Herrn Jesus Christus 1.

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1. Eph 5, 20.

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            Bevor ich diesen Brief im Zimmer des Vaters zu schreiben anfing, las ich das, was der heilige San Josemaría schon vor vielen Jahen geschrieben hat, aber was noch immer – und für immer – seine volle Gültigkeit hat: Ich denke an das Werk und bin “weg”. Ja, erwägen wir, was wir betrachten, und lassen wir uns von Dankbarkeit gegenüber der Allerheiligsten Dreifaltigkeit erfüllen, indem wir uns der Fürsprache unserer Mutter, der heiligen Maria zuwenden, für alles, was sie uns gewährt hat, in überreichem Maße, die aber immer auch unserer persönlichen Treue an jedem Tag entsprechen wird. Wir sollten sprachlos sein angesichts der Wunder, die der Herr in den Seelen wirkt, indem er sich der armseligen Instrumente bedient, die wir sind, jede einzelne und jeder einzelne.

Gründe für die Danksagung

2          Wie vor acht Jahren, so schreibe ich euch auch bei dieser Gelegenheit, um euch die Beschlüsse des Kongresses mitzuteilen, der im vergangenen April abgehalten wurde. Nachdem die Räte des Prälaten gemäß den Bestimmungen unseres besonderen Rechts neu gewählt wurden, analysierten wir den Fortschritt der apostolischen Arbeit seit unserer letzten Versammlung2.

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2. Vgl. die Statuten, Nr. 133 §1 und 140 §2.

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            Als wir in Ruhe betrachteten, wie Gott unsere Arbeit gesegnet hat, war die erste Folgerung des Kongresses, dass man Dank sagen müsse – so folgten wir dem Beispiel des heiligen Josemaría – für alle die Gaben, die wir in den letzten Jahre empfangen  haben, zusammen mit dem festen Vorsatz, in voller Treue zum Willen Gottes weiterzuarbeiten, zum Geist des Opus Dei und zu den Anweisungen des Prälaten, seiner Stellvertreter und seiner Räte, in allem, was sich auf das Leben des Werkes bezieht, mit einer intelligenten und freiwilligen Fügsamkeit in der persönlichen und kollektiven geistlichen Leitung, welche die örtlichen Direktoren erteilen. Darin, meine Töchter und Söhne, konkretisiert sich die Art, mit größter Achtsamkeit den Geist und die apostolische Mittel zu bewahren, die uns unser Vater hinterlassen hat und die uns unsere ältesten Geschwister – wie könnte man hier nicht an den geliebtesten Don Álvaro  – unermüdlich bewahrt und überliefert haben.

3          Die Empfehlungen des vorangegangenen Generalkongresses wurden nach und nach in die Tat umgesetzt, ohne Übereilung, aber auch ohne Verzögerung. Die Arbeit des Werkes hat sich in de Ländern, wo wir schon seit einiger Zeit arbeiteten, vervielfacht,  indem wir die Fundamente vertieften und

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an neue Orte gelangten, mit größerer Festigkeit in unsren Apostolaten. Es gab einen starken Antrieb in der Arbeit, die Gläubigen der Prälatur zu bilden, in all den Aspekten, auf die uns unser Vater hingewiesen hat. Initiativen wurden gestärkt und gefördert, die zur Neuevangelisierung der Gesellschaft unternommen worden waren, zu der Papst Johannes Paul II. angesichts des neue  Jahrtausends aufgerufen hat.

            Die Prälatur hat auch die beständige Arbeit in den Ländern aufgenommen, die ich im vorangegangenen Kongress empfohlen habe – Kroatien Slowenien, Lettland – und in einigen mehr, wie in Russland, Indonesien Korea und Rumänien. Und nun denkt man an die Möglichkeit, in Sri Lanka, Vietnam, Angola, Bulgarien und in jenen anderen Gegenden anzufangen, wo es angebracht erscheint.

            Ein konkreter Beitrag jeder Region bei der apostolischen Expansion, so wie es unser Vater gewollt hat, besteht darin, einige einzuladen, wenn sie es selbst wollen, und, wenn sie minderjährig sind, auch mit der Einverständnis ihrer Eltern, ihr Studium in anderen Ländern zu beginnen und sich so

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mit der Sprache und den Gewohnheiten dieser Gegend vertraut zu machen. Zugleich hat sich der Eifer erneuert, apostolischen Umgang mit Personen zu pflegen, die von anderen Nationen  abstammen als denen, wo sie leben. Mit übernatürlichem und apostolischem Sinn wollen wir das Phänomen der Immigration nützen um den Seelen viel Gutes zu tun.

4          Ein anderer Grund der Dankagung besteht in der wachsenden Verbreitung der Verehrung zum heiligen Josemaría in der Welt, vor allem nach seiner Kanonisierung. Wir wollen nicht nachlassen darin, das heilige Leben und die Botschaft unseres Gründers bekannt zu machen. Oftmals sind die Nachrichten darüber der erste Samen für den Geist des Werkes in den Seelen, der es erlaubt, dass sich die Arbeit der Prälatur dann schneller ausbreitet.

            In diesem Sinn wollen wir Gott auch dafür danken, dass sich in diesen Jahren die Arbeit am Instituto Histórico San Josemaría entfaltet hat, indem die Zeitschrift Studia et Documenta begonnen werden konnte, ebenso wie die historisch-kritische Ausgabe der Werke unseres Vaters. In den kommende Jahren werden wir uns daran machen, das historische Archiv des Opus Dei zu begründen

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und zugängig zu machen, welches eine größere Vertiefung im theologischen und historischen Studium des Opus Dei und des Lebens des heiligen Josemaría gestatten wird.

            Mit der Mithilfe von allen und der Fürsprache unsres Vaters

5          Häufig erinnere ich euch daran, dass das Werk in unseren Händen liegt, denn es ist eine offenkundige Wahrheit und ein Ruf vom Himmel an unser tiefes Verantwortungsbewusstsein. Die apostolische Aufgabe der Prälatur – ein Auftrag, der begeistert, der uns dazu bringen kann, viele Menschen mit dem Eifer zu dienen zu erfüllen, den Gott in unsere Herzen gelegt hat – wird immer mit dem Gebet und der tägliche Anstrengung aller umgesetzt werden, von jeder und jedem einzelnen von euch, an dem Ort und unter den Umständen, in die uns die Vorsehung im Lauf der Jahre stellen wird.

            Unser Vater sagte bei einer bestimmten Gelegenheit: Ich spreche sehr gerne von Verkettung, denn wir sind alle wie die Glieder einer wunderbaren Kette miteinander verbunden. Keines dieser Glieder darf brechen! Erweist den anderen gegenüber eure Tapferkeit,

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und so wird diese übernatürliche Kette immer in guter Einheit bestehen bleiben 3.

            Ich bestehe darauf: Jedem einzelnen von uns hat der Herr die Last auferlegt, den Generationen des neuen Jahrtausends  – Tausenden Menschen, die der Herr zum Werk bringen wird, und viele andere, in der ganzen Welt – mit Charme diesen Weg der Heiliung in der beruflichen Arbeit und in den gewöhnlichen Umständen des Lebens vorzuzeigen. Wir rechnen dabei auch mit der Fürsprache unseres geliebtesten Gründers, der von Himmel aus weiterhin  unser Vater ist, wie sein erster Nachfolger sagte, und es immer sein wird.

            Außerdem hat seit dem letzten Generalkongress eine große Zahl von Gläubigen der Prälatur und der Priesterlichen Gesellschaft vom Heiligen Kreuz treu den Weg seiner christlichen Berufung im Opus Dei vollendet. Es sind schon Tausende, die jetzt für uns bei Gott Fürsprache einlegen. Ich denke vor allem an den geliebtesten Don Alvaro, dem

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3. Hl. JOSEMARÍA. Notiz von einem Familientreffen, 9-I-1972.

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das ganze Werk besondere Dankbarkeit für die Treue schuldet, mit der er uns das Erbe des heiligen Josemaría übergeben hat. Vor einigen Monaten habe ich der Kongregation für die Heiligsprechungen die Positio über sein Leben und seine Tugenden überreicht. Bitten wir den Herrn mit einem aufrichtigen Gebet und einer gut ausgeführten Arbeit, dass wir ihn bald auf die Altäre erhoben sehen, im Bewusstsein, dass sein Leben als vorbildlicher Hirt ein großes Gut für die Kirche bedeutet.

            Wir wollen auch dafür beten, dass die vorbereitenden Arbeiten für die Heiligsprechungsprozesse für andere Gläubige des Werkes – Männer und Frauen, Priester und Laien, Zölibatäre und Verheiratete – vorankommen, auch mit dem Ziel, dass allen die universale Einladung zu einem Leben der Heiligkeit und des Apostolates deutlicher vor Augen tritt, die unser Vater seit 1928 gepredigt hat und die dann besonders vom II. Vaikanischen Konzil verkündet wurde, als mächtiges Echo der Worte des Meisters: Seid vollkommen, wie auch euer Vater im Himmel vollkommen ist 4.

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4. Mt 5, 48.

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            Im Dienst an der Kirche, dem Papst und den Seelen

6          Der Kongress dankte Gott auch für das heilige Leben des ehrwürdigen Johannes Paul II. Seine ganz großzügige Hingabe für die Dauer seines Pontifikats, vor allem während seiner letzten Jahre auf Erden, haben in vielen Seele tiefe und dauerhafte Spuren hinterlassen, und zwar auch in solchen, die nicht katholisch und nicht  einmal christlich sind.

            Im Werk haben wir außerdem eine besondere Dankesschuld, denn Johannes Paul II . war für den Herrn das Werkzeug um das Opus Dei als Personalprälatur zu errichten5 und um den heiligen Josemaría auf die Altäre zu erheben.

Wir müssen uns auch daran erinnern, dass der Papst in Erfüllung eines alten Wunsches unseres Vaters, den ihm Don Alvaro vogestellt hat, die Päpstliche Universität vom Heiligen Kreuz unterstützt und errichtet hat, deren Dienst so vielen Teilkirchen zugute kommt, durch die Priester und Laien aus diesen Diözesen.

7          Wie der Kongress in einem seiner ersten Dokumente empfiehlt, kommt uns die

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5. Cfr. Juan Pablo II, Bula Ut sit, 28-XI-1982, proemio.

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Aufgabe zu, die theologische und kanonische Natur des Werkes immer besser zu erklären.

            Einige, die Spezialisten aus Theologie, aus Kirchenrecht, für Spiritualität, für Kirchengeschichte etc. können und müssen auf diesem Gebiet ihren besonderen Beitrag leisten. Ich habt mit euren Forschungen und Publikationen auch die Möglichkeit, die Gestalt unseres Vaters, den Einfluss seines Lebens und seiner Lehre auf verschiedenen Gebieten besser vorzustellen, die Natur der Personalprälatur profund darzulegen, ihre Einbindung in die Struktur der Kirche im Dienst der Gemeinschaft und besonders  die Tatsach, dass diejenigen Gläubigen die Laien sind, integraler und unverzichtbarer Bestandteil dieser Struktur sind, die rechtmäßig zur Hierarchie der Kirche gehört, wie der Oberste Gesetzgeber in der Apostolischen Konstitution Ut sit  festgelegt und zu wiederholten Malen wiederholt hat 6.

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6. Vgl. Johannes Paul II. Gespräch mit den Teilnehmer einer theologischen Studientagung über die Lehren des Seligen Josemaría Escrivá de Balaguer, 14-X-1993; Discurso en la audiencia concedida a los participantes en el congreso sobre la Novo Milennio ineunte, 17-III-2001.

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            Wir wollen andererseits auch nichts vergessen, dass wir alle, mit der Hilfe vieler anderer Personen, die das Opus Dei kennen und lieben, auf diesem Gebiet unseren Beitrag leisten sollen, mit  unserem Gebet und Opfer, mit dem Zeugnis eines vollkommen laikalen und säkularen Verhaltens, inmitten der zeitlichen Dinge, und zugleich tief verankert in Gott. Euer christliches Verhalten, das im Einklang mit eurem Glauben steht, wird, mehr noch als theologische Gründe – obwohl es auch sehr gut ist, wenn man diese angeben kann – viele dazu bewegen anzuerkennen, dass das Werk ein wunderbares Zeichen des Erbarmens Gottes mit dieser Welt, die es so dringend nötig hat den Weg zum Himmel wiederzuentdecken. Die Einheit des Lebens, die unser Vater so sehr gepredigt hat, spielt, so wie in allem, hier eine besondere Rolle. Deshalb ist es nötig, mit äußerster Sorgfalt, mit Liebe die Normen der Frömmigkeit zu erfüllen – die uns die Einheit mit dem Herrn garantieren – und ein Leben intensiver Arbeit zu führen, die aus Liebe zu Gott und mit Liebe zu Gott sowie im Dienst am Nächsten ausgeführt wird.

8          Der Kongress hat auch unserer Dankbarkeit gegenüber dem Heiligen Vater Benedikt XVI. Ausdruck verliehen,

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für sein Lehramt und seine Sorge um die Kirche, aber auch für die Zeichen seiner Zuneigung zum Werk. Von unserem Gründer haben wir gelernt, mit dem Heiligen Vater und seinen Intentionen innig vereint zu sein, welche Person auch immer in diesem Moment auf dem Stuhl des heiligen Petrus sitzen mag.

Als wirksames Zeichen der bedingungslosen Einheit mit dem Stellvertreter Christi auf Erden werden wir uns auch weiterhin, wie bisher, der Verbreitung seiner Lehren widmen und dazu beitrge, dass die Kirche besser gekannt und mehr geliebt wird. Ich habe euch im Lauf dieser Jahre oft darum gebeten, dass wir in unserem Gebet und der Abtötung für den Papst und seine Mitarbeiter nicht nachlassen. Ich denke, dass es immer ein dringendes Anliegen ist, dass eine Frau, ein Mann des Opus Dei sich dadurch auszeichnet, dass er dieses Stoßgebet lebt, das der heilige Josemaría so oft wiederholt hat: omnes cum Petro, ad Iesum per Mariam! Ja, um zu Jesus zu kommen, mussen wir in diesem Vorsatz wachsen: omnes cum Petro.

            Wir werden auch, wie es unser Vater sein ganzes Leben lang getan hat, weiterhin den Bischöfen unsere Verehrung zeigen und sie die Arbeit erkennen lassen, die die Prälatur

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leistet, indem sie den Karren in die gleiche Richtung zieht, die sie in ihren Diözesen vorgeben, wir wollen sie alle, jeden einzelnen,lieben und in ihnen die Nachfolger der Apostel sehen.

Die Schlacht der Bildung fortsetzen

9          Meine Töchter und Söhne, wir wollen immer mit Entschlossenheit die Schlacht der Formung schlagen, die unser Vater seit den   Anfängen des Werkes geliefert hat und die wir niemals für abgeschlossen halten können. Unsere Bildung hört niemals auf 7, darauf hat er uns beharrlich hingewiesen. Auch wenn wir, an Lebensjahren oder im Werk, älter geworden sind, brauchen wir immer noch diese Bildung, die uns das Werk wie eine gute Mutter unermüdlich anbietet.

            Strengen wir uns an, um am den Kreisen, Einkehrtagen, Vorlesungen etc. teilzunehmen, mit dem immer neuen Wunsch, von diesen Bildungsmitteln zu profitieren, mit dem Eifer, das Drängen Gottes zu vernehmen, um das veni, sequere me 8, komm und folge mir nach vollständig zu erfüllen, das der Meister zu uns sagt.

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7. Hl. Josemaría. Brief vom 8-VIII-1956, Nr.14.
8. Mt 19, 21.

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Wir wollen jeden Tag angesichts dieser liebenswerten Aufforderung unseres Gottes in Verwunderung geraten: Ja, er ist liebenswert, aber er lässt keine Halbheiten zu.

Und diejenigen von euch, die sich unmittelbarer der Aufgabe zu bilden widmen, ermuntere ich, in euch die – menschliche und übernatürliche – Freude daran zu vermehren, diese Aufgabe so gut wie möglich zu erfüllen, die so lebenswichtig ür den Geist und das Apostolat des Opus Dei ist. Deshalb müsst ihr auch selbst eifrig bestrebt sein, diese Nahrung mit offener Seele und bereitwilligem Herzen aufzunehmen, um von Grund auf der Gnade des Himmels zu entsprechen.

Es scheint sehr notwendig zu sein, dass wir diese Worte unseres Vaters betrachten: Vergesst nicht, dass jeder einzelne von euch nicht nur Schaf in diesem Pferch ist, sondern auf eine bestimmte Weise auch der Gute Hirt. Denn es ist die Pflicht aller, nicht nur der Direktoren oder Direktorinnen und der Priester, eine geistliche Leitung auszuüben, klug, manchmal heroisch, mit den Brüdern in eurer Umgebung.

Ihr habt nicht nur die Verpflichtung, euch vom Guten Hirten leiten zu lassen und treu zu antworten, wenn er euch bei eurem Namen ruft,

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sonder ihr habt auch die Verpflichtung, die nicht weniger wiegt, zur Heiligung der anderen beizutragen 9.

            Denkt nicht, dass die Aufgabe, geistliche Hilfe zu leisten, die alle betrifft, nur in bestimmten, besonders wichtigen Augenblicken notwendig ist. Der heilige Josemaría hat uns mit seinem Beispiel und mit seinem Wort gezeigt, dass es sehr viele Gelegenheiten gibt, in denen wir wirksam Hilfe leisten können, indem wir die anderen stützen, die entschlossen zum Himmel unterwegs sind. Vergiss nicht, mein Sohn, dass du in jede Moment bei der Bildung deiner Brüder und so vieler Seelen mitwirkst: Wenn du arbeitest und wenn du dich ausruhst, wann man sieht, dass du froh oder besorgt bist; wenn du mitten auf der Straße dein Gebet eines Sohnes Gottes machst und der Friede deiner Seele nach außen hinstrahlt; wenn man merkt, dass du geweint hast, und du lachst 10.

10        Im Bezug auf das Apostolat und die Bildungsarbeit der Gläubigen der Prälatur hat der Kongress besonders die entscheidende Bedeutung – und mit dem größten Nachdruck, wo es sich um junge Leute handelt, damit sie es sich tief einprägen –

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9. Hl. JOSEMARÍA. Brief 28-III-1955, Nr. 30.
10. Hl. JOSEMARÍA, Allein mit Gott, Nr. 54.

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die die Treue zu den Verpflichtungen betrifft, die wir gemäß der eigenen christlichen Berufung eingegangen sind, als Ausdruck der wahren Freiheit. Und wie dies Benedikt XVI. seit dem Beginn seines Pontifikats beständig tut, ist vor der Gefahr des Relativismus und den verderblichen Auswirkungen zu warnen, die er für den Glauben und das Leben der Christen besitzt.

            Wir müssen die Menschen lehren – indem wir vorwärts gehen– in jedem Augenblick in aktueller Freiwilligkeit und aus Liebe zu Gott zu handeln, unabhängig vom Befinden der Seele, vom Umfeld und dem sie sich befinden, von den Schwierigkeiten, die ihnen begegnen können; wir wollen uns bewusst machen, dass wir Katholiken das Volk Gottes sind, Sauerteig, damit die anderen der Wahrheit näher kommen.

            Deshalb ist es erforderlich, dass die Personen, die den  Auftrag haben, in der geistlichen Leitung Aussprachen entgegenzunehmen, diese Gespräche sehr sorgfältig vorbereiten, die wir für einen großen Beitrag halten, um die Reife unserer Hingabe zu Gott zu erreichen. Bemühen wir uns, den anderen zu helfen, ihr Gewissen auf angemessene Weise zu bilden. Die Lehre ist immer dieselbe, aber die Wege, damit die Menschen sie annehmen und sich verlieben, sind

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verschieden. Ich sage mit Nachdruck, dass Gott sich nicht wiederholt, wenn er die Seelen erschafft. Jeder einzelne ist, wie er ist, und man muss jeden so behandeln, wie Gott ihn gemacht hat und wie Gott ihn führt. Omnibus omnia factus sum, ut omnes facerem salvos (1 Cor, 9, 22), man muss allen alles werden. Es gibt keine Allheilmittel. Die Erziehung besteht genau darin, jeder Seele genau die Zeit zu widmen, die sie braucht, mit der gleichen  Geduld, mit der ein Mönch im Mittelalter die Miniaturen eines Codex ausgemalt hat, Blatt für Blatt; wir müssen die Menschen erwachsen werden lassen, ihr Gewissen bilden, damit jeder einzelne seine persönliche Freiheit und in der Folge seine Verantwortlichkeit fühlt 11.

            Ich bete zu Gott, dass wir diese Überlegungen unseres Vater von Grund auf verstehen und dass wir sie jeden Tag in die Praxis umsetzen, und zwar in den Bildungsaufgaben innerhalb des Werkes ebenso wie im persönlichen Apostolat der Freundschaft und des Vertrauens, das jeder und jede einzelne von uns in die Tat umsetzen muss. Es sollte uns klar sein, dass jeder Tag, an dem wir kein Apostolat gemacht haben, ein verlorenener Tag ist.

            Ich will mich jetzt bei einigen konkreten Punkten aufhalten. Es wird klar sein dass sie nicht erschöpfend sein können,

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11. Hl. JOSEMARÍA, Brief vom 8-VIII-1956, n. 38.

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aber sie nehmen vorweg was uns der Kongress in besonderer Weise empfohlen hat.

            Loslösung von den materiellen Dingen

11        In dem, was sich auf das spirituelle Wachstum bezieht, wollen wir immer das discite benefacere 12 im Auge behalten; lernt es, Gutes zu tun, wie die Heilige Schrift empfiehlt.  Im Besonderen ist es notwenig, einer wahrhaft christlichen Armut die gebührende Aufmerksamkeit zu widmen, die eine unerlässliche Bedingung für die Entfaltung eines wahrhaft kontemplativen Lebens ist. Wenn es eine Seele zulässt, dass die Bande des Konsumismus oder der Anhänglichkeit an die materiellen “Schätze” sie festhalten, hindert sie sich selbst daran, Gott in den verschiedenen Umständen des gewöhnlichen Lebens zu begegnen: in der Arbeit, den sozialen, beruflichen und familiären Beziehungen, beim Sport und bei der Erholung, auf Reisen etc. Wenn man dieser Anhänglichkeit nachgibt, könnte es sich zeigen, dass wir an den feinen Schlingen hängen, von denen unser Vater gesprochen hat 13: Fäden, die sich in Ketten verwandeln, die uns

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12. Jes 1, 17
13. Vgl. Hl. JOSEMARÍA. Der Weg, Nr. 237.

 

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hinunterziehen und uns daran hindern, zu Gott emporzusteigen.

            Wir müssen de Kennzeichen der Loslösung und Nüchternheit immer sehr gegenwärtig haben, die der heilige Josemaría so oft wiederholt und ausgeübt hat, und wir müssen sie mit einer gewissen Regelmäßigkeit auch ins Gebet und in unsere persönliche geistliche Leitung bringen. Klarerweise sollen wir den Formalismus vermeiden, bestimmte äußere Regeln zu erfüllen, denn so liebt man nicht wirklich; ebenso wenig kann es darum gehen, eine bestimmte Liste von Kriterien durchzugehen, die auch niemals gültig sein kann, denn die Gesellschaft befindet sich in einem ständigen Wandel und bietet ständig neue Konsumartikel an.

            Der Herr möchte – er hat es uns ausdrücklich mitgeteilt – , dass wir in unserem Inneren einen aufrichtigen Eifer nach Heiligkeit pflegen, mit dem Ziel, dass wir unser Gewissen prüfen, und zwar noch bevor neue Herausforderungen auftauchen, ob es angebracht ist, eine bestimmte Ausgabe zu tätigen oder nicht, vielleicht auf ein Arbeitsinstrument zu verzichten, das möglicherweise viele für unverzichtbar halten, das wir aber nicht brauchen.

In diesem Sinn ist es sehr gut, den Personen und Institutionen, die christliche

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Orientierung von der Prälatur erhalten, praktische Ideen an die Hand zu geben. Angesichts der weitverbreiteten Anhänglichkeit an Bequemlichkeiten aller Art – und die gibt es überall, nicht nur in den wirtschaftlich besonders entwickelten Ländern –, scheint es sehr passend zu sein, im Hinblick auf den Gebrauch der materiellen Güter (neue Technologien, Autos, ) in der geistlichen Leitung um Rat zu fragen, um einen passendes Verhalten zu zeigen, das mit dem Glauben und der christlichen Moral und den persönlichen Umständen jedes einzelnen im Einklang steht. Letztlich müssen wir in diesen Aspekten das cor meum vigilat! 14 leben, die Wachsamkeit des Herzens, die wir mit Freude leben sollen.

            Ein anderer wichtiger Aspekt der christlichen Loslösung, der im Einklang mit dem Geist des Werkes steht, konkretisiert sich in der Verantwortlichkeit für die materiellen Mittel, um die apostolischen Arbeiten zu entfalten. Wir müssen sie fördern, nicht nur bei Personen, die beruflich gut situiert sind oder bei denen wir mit der Möglichkeit rechnen zu, ehrenvolle Zuwendungen von öffentlicher und privater Seite erhalten zu können,

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14. Ct 5, 2.

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die Unternehmungen unterstützen, die von Interesse für die Geselschaft sind. Wi wollen auch die Studenten und jungen Berufstätigem, die sich de Werk nähern, ermutigen, auf diese Gebiet mitzuarbeiten, zuerst mit kleinen Beiträgen aus der eigenen Tasche, einer Frucht ihres Talent und ihres persönlichen Opfers, und dass sie sich dann auch an andere wenden, damit sie ihre Beiträge leisten.

            Vertiefung in der katholischen Lehre und Verbesserung der beruflichen Bildung

12        Zusammen mit der menschlichen, der spirituellen und der apostolischen Bildung müssen wir uns auch weiterhin um eine sorgfältige Ausbildung der Gläubigen der Prälatur in doktrinal-religiösen und beruflichen Aspekten bemühen. Wenn die berufliche Arbeit die Grundlage unserer Heiligung bedeutet und sich das gewöhnliche Apostolat in ihrem Umfeld abspielt, brauchen wir die passende doktrinale Bildung wie den Lichtkegel, der unseren ganzen Tätigkeitsbereich ausleuchtet, mit der Klarheit, die wir von Christus durch die Kirche empfangen haben, und sie wird uns anregen, den rechten Gebrauch von den Talenten zu machen, die Gott und anvertraut hat.

Wir persönlich müssen dem Studium der heiligen Wissenschaft großen Wert

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beimessen, in ihren unterschiedlichen Zweigen, indem wir mit Hingabe den Plänen folgen, wie sie die Leitungsorgane der Prälatur ausgearbeitet haben. Richtet eure familiären und beruflichen Pläne im Einklang mit dem aus, was euch eure Direktoren oder Direktorinnen vorschlagen, die ja die Möglichkeiten jedes einzelnen gegenwärtig haben, damit ihr die Zeit bereithalten könnt, die nötig ist, um euch in die Lehre der Kirche zu vertiefen, vor allem in de Aspekten, die am unmittelbarsten mit eurer beruflichen Arbeit zu tun haben. Die Lektüre des Katechismus der katholische Kirche oder dessen Kompendium erweist sich als ein hervorragendes Mittel der doktrinalen und apostolischen Bildung. Wir sollen sie kennen und gerne häufig durchgehen.

Die moderne Gesellschaft ist sehr anspruchsvoll bei der Qualität von Präsentationen im Beruf – und das ist kein Grund zur Klage; es erfordert gute Vorbereitung, Wettbewerbsfähig­keit, Ergebnisse... im Alltag jeder menschlichen Unternehmung hat das seinen Platz; so kann unsere Haltung in dem großen übernatürlichen Unternehmen unserer Heiligung auch keine andere sein. Deshalb ist es besonders wichtig

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Bildung in den aktuellen doktrinellen und moralischen Fragen zu besitzen, Sicherheit in der Wahrheit, und denken wir an die Mahnung des hl. Josemaría: Eine schreckliche Mischung! Der unermüdlich tätige Ignorant... Gib niemals dein Bemühen um Weiterbidlung auf, auch wenn du schon vor Altersschwäche umfällst!15. Zu diesem Zweck werden Kurse in der christlichen Lehre veranstaltet, Konvivenzen, Kurse zur Auffrischung, die im Werk unermüdlich angeboten werden, für die eigenen Gläubigen und für so viele andere Menschen.

13        Professorinnen und Professoren, ihr werdet keine Mühe scheuen. Bei der Lehre der Theologie und des Geists des Werkes müsst ihr euch größte Mühe bei den methodologischen und pädagogischen Aspekten geben, um die unterschiedlichen Fragen klar und deutlich zu präsentieren. Eine der Schlussfolgerungen des Kongresses, die sich unmittelbar an euch richtet, lädt euch ein, euch um die beständige Aktualisierung eurer philosophisch-theologischen Kenntnisse zu bemühen, indem ihr die Unterrichtsfächer wieder hernehmt, Erfahrungszettel ausarbeitet und auch bei den anderen den Eifer fördert, sich in aktuellen Fragen weiterzubilden.

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15. SAN JOSEMARÍA. Die Spur des Sämanns, Nr. 538.

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            Deshalb kümert euch darum, dass die Beiträge unseres Vaters in so vielen Gebieten der Theologie und der christlichen Spiritualität ans Licht gestellt werden, die ja aus dem Charsma erwachsen sind, das er von Gott erhalten hatte. Ich habe euch vor kurzem geschrieben, dass es nicht darauf ankommt, den hl. Josemaría aus kindlicher Dankbarkeit zu zitieren, oder einfach zur Ausschmückung, sondern dafür zu sorgen, dass seine Lehre den wissenschaftlichen Diskurs belebt und unterstützt, sodass seine Transzendenz, seine Stärke und die Bedeutung der Beiträge, die er für die theologische Wissenschaft geleistet hat, gebührend hervorgehoben werden” 16.

14        In diesem Bereich hat der Kongress seine besondere Aufmerksamkeit denen gewidmet, die nach der Bitte um die Aufnahme die ersten Schritte im Werk machen und die üblicherweise an den Bildungsitteln der Prälatur teilnehmen. Allen, Jungen und Älteren, muss man die Bedeutung nahebringen, die das berufliche Prestige in der jeweiligen Beschäftigung hat – das Studium, die Arbeit –  um Gott die Ehre zu geben und in der Gesellschaft eine ausgebreitete apostolische Arbeit zu entfalten. Vor allem in der Arbeit von Sankt Rafael

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16. Brief, 23-IV-2010.

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erscheint es sehr angebracht, unter den jungen Menschen eine für das Studium förderliche Atmosphäre zu entwickeln, kulturelles Interesse und Freude am Beruf.

Hier werden außerdem auch die Älteren eine klar umrissene Möglichkeit finden, an der Bildung junger Menschen teilzunehmen, und in dem Maß wird in ihnen selbst der Eifer wachsen, in den eigenen beruflichen Angelegenheiten auf dem neuesten Stand zu bleiben.

            Eine letzte Empfehlung des Kongresses auf dem weiten Gebiet der menschlichen, doktrinellen und menschlichen Bildung betrifft die Förderung des Studiums des verbreitetsten modernen Sprachen, vor allem des Spanischen, damit wir in der Lage sind, uns in die Schriften des hl. Josemaría im Original zu vertiefen; dabei dürfen wir nicht auf das Studium des Lateinischen vergessen, der offiziellen Sprache der Kirche, die es uns auch erlaubt, uns eingehender mit den Kirchenvätern zu beschäftigen, mit zahlreichen theologischen Traktaten und den Reichtümern der Liturgie, und die außerdem Bildung vermitteln kann.

 

            Das Apostolat der Apostolate

15        Wie wir wohl verstehen, hat der Kongress einmal öfter die besondere Bedeutung der

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häuslichen Arbeiten unterstrichen, in den Zentren des Werkes ebenso wie in jeder beliebigen christlichen Familie. Damit die Zentren und die Häuser der Gläubigen der Prälatur das echte Zuhause einer Familie sein können, eine Fortsetzung des Heims von Nazareth, wie es unser Gründer gewollt hat, ist es von außerordentlicher Bedeutung, dass die Personen, die sich dieser Aufgabe als ihrem Beruf widmen, ihre Arbeit sehr schätzen. Nicht nur die Auxiliarinnen und die Verwalterinnen der Zentren, sondern auch die übrigen Numerarierinnen  und natürlich auch die [weiblichen] Assoziierten und die Supernumerarierinnen, die in ihrem jeweiligen Zuhause diese Aufgaben erfüllen.

            Wir alle müssen darum beten, dass viele sich Frauen – Numerarierinnen und Auxiliarinnen – dieser Arbeit im Werk widmen, die so würdevoll und so wichtig für die Familie, für die Gesellschaft ist. Und es muss uns ein Anliegen sein, dass sie über die Mittel verfügen, um ihre Arbeit besser zu machen, und auch um Apostolat mit den Personen zu machen, die sich – ich sage es nochmals – dieser vornehmsten Arbeit widmen.

16        Gleichzeitig müssen wir, wie es ja schon eine Tradition ist, die Gott so sehr gefällt, mit äußerster Feinfühligkeit die völlige Trennung von Männern und Frauen der Prälatur leben, ebenso in den Zentren wie in den Apostolaten. Wir dürfen keinen Augenblick diesen unseren Wesenszug außer Acht lassen, den der Herr für das Opus Dei gewollt hat und auf den unser Vater ausdrücklich hingewiesen hat, weil wir wissen, dass es zur Wirksamkeit bei der Arbeit an den Seelen beiträgt und ein Beispiel christlichen Respekts gegenüber Personen des anderen Geschlechts bietet.

            Trotz der gesellschaftlichen Umstellungen im Bereich der Hausarbeit erfüllen die Auxiliarinnen – mit ihren charakteristischen Besonderheiten und den praktischen Konsequenzen, die sich davon ableiten – eine unersetzliche Aufgabe im Werk und werden sie immer erfüllen. Ich möchte hier einen Abschnitt aus dem Brief wieder hernehmen, den ich  vor fünf Jahren meinen Töchtern in den Verwaltungen geschrieben habe, vierzig Jahre nach dem Brief, den unser Gründer dem Apostolat der Apostolate gewidmet hat.

            “Eure berufliche Aufgabe – das habe ich damals angemerkt – erscheint in diesen Zeiten besonders notwendig, wenn die Institution der Familie – die Keimzelle der Gesellschaft –

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an vielen Orten infolge der Vernachlässigung oder der Missachtung der häuslichen Arbeiten zerfällt. Deshalb erhält eure berufliche Hingabe, durch die ihr diese Aufgaben heiligt und euch in ihnen, den Charakter eines apostolischen Instruments erste Ranges. Wenn eure Familien, eure Freundinnen und Bekannten euch froh und hilfsbereit sehen, immer zufrieden, werden sie sich schließlich nach dem Grund dieser Freude fragen und sich bewegt fühlen, eurem Beispiel zu folgen, indem sie sich bei der Erfüllung der häuslichen Pflichten oder dort, wo sie arbeiten, die größte Mühe geben. Wie viele geistliche Energien werden im Dienst an der Familie, der zivilen Gesellschaft und der Kirche freigesetzt!” 17.

17        Jede Person im Werk muss bei dieser Aufgabe mitwirken, die ebenso wichtig für die Kirche wie für die Gesellschaft ist. Meine Söhne, abgesehen vom Gebet kann es oft eine Hilfe bedeuten, über die Vikare persönliche Daten zu Frauen aus eurer Familie oder Bekannten  eurer Familie zu übermitteln, bei denen es vielleicht passen könnte, ihnen diese Berufsarbeit vorzuschlagen.

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17. Brief, 23-X-2005, S. 11-12.

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            Meine Töchter werden sich Mühe geben, in unterschiedliche Milieus zu gehen, wo es Frauen gibt, die in der Lage sind, den Ruf zum Werk als Auxiliarinnen zu empfangen: unter denen, die Dienste in den verschiedenen Sektoren der Gesellschaft ausüben, in Berufsschulen, auf der Universität, in ländlichen Bereichen, etc. Sie werden sich außerdem darum kümmern, Initiativen ins Leben zu rufen, die dazu beitragen, dass die Bedeutung und Würde der Hausarbeit und der Sorge und die Familie gesellschaftliche Anerkennung findet.

            Und alle werden wir für die Dienstgesinnung der Verwaltungen dankbar sein, und mit Sorgfalt – soweit dies von uns abhängt – das Zuhause pflegen, in dem jeder und jede von uns lebt, um so mit Freude die Aufgabe derer zu erleichtern, die sich beruflich diesen Aufgaben widmen, und werden ihnen nicht mehr Arbeit machen als nötig ist.

            Die Verflechtung der Werke

18        Als unser Vater das heilige Evangelium kommentierte und beschrieb, wie viele unterschiedliche Völker dem Herrn folgten, sagte er uns: Wir, die Numerarier, die Assoziierten und die Supernumerarier und die Assoziierten und die Supernumerarier

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der Priesterlichen Gesellschaft vom Heiligen Kreuz bilden eine einzige Familie, alle mit einer und derselben Berufung. Und außerdem sind noch die Angehörigen aus unserer Seite, die wir so sehr lieben: die Mitarbeiter (…); und dann so viele Freunde und so viele Kollegen, die auf irgendeine Weise an unserer Familie teilhaben (…). Ist es wundervoll? Sie machen Freude – seht ihr wie ihr Gebet machen könnt? -  dem Herrn für dieses Wunder zu danken, diese Einheit und diese Vielfalt; so unterschiedliche Persönlichkeiten, und eine so deutliche Einheit; eine so intime Einheit, und eine so solche Vielfalt an Lebensumständen 18.

            Die Einheit dieser Familie schließt eine beständig erneuerte Anstrengung in sich, die Arbeiten von St. Michael, St. Gabriel und St. Rafael und der Priesterlichen Gesellschaft vom Heiligen Kreuz in Einklang miteinander zu bringen, um zu erreichen, dass die Instrumente, die im Apostolat beschäftigt sind, im beste Zustand sind und ihre Zweck entsprechen. So wird auch die übernatürliche Wirksamkeit aller wachsen, und zugleich auch die Einheit in der Bildung, die die jungen Menschen in den Familien und in den Bildungszentren erhalten.

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18. hl. JOSEMARÍA. Notizen zu einer Betrachtung, 5-III-1963.

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            Diese Einheit in den Bemühungen erweist sich in diesen Momenten als besonders wichtig, denn die jetzige Gesellschaft charakterisiert sich durch widersprüchliche Einflüsse aus den unterschiedlichsten Bereichen, die nicht selten in klarem Gegensatz zur christlichen Lehre stehen. Das ist ein Grund mehr, der zu denen hinzutritt, die wir bei anderen Gelegenheiten betrachtet haben, um mit Sorgfalt auf die Wirksamkeit beim Zusammenhang der Apostolate zu achten.

            Diesem Ziel, dass alle diese Bemühungen eine größere Wirksamkeit zeigen, entspricht es, die nötigen Mittel einzusetzen damit es in jeder Reion möglichst bald mondestens ein Einkehrhaus oder ein Haus für Konvivenzen gibt. Bitten wir mit Glauben darum, dass bald Umstände eintreten, die die Umsetzung des Projektes “Saxum” ermöglichen, ein Einkehrhaus im Heiligen Land, dessen Anfänge beim Wahlkongess von 1994 zur Erinnerung an Don Alvaro  beschlossen wurden.

            Die Arbeit von St. Rafael pflegen

19        In Übereinstimmung mit dem beständigen Drängen unseres Vaters hat der Kongress einmal mehr die vorrangige Bedeutung der

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Arbeit von St. Rafael betont, denn die christliche Bildung der Jugend erweist sich als entscheidend für die Kirche und für die Zukunft der bürgerlichen Gesellschaft in allen Ländern. Darin besteht das unmittelbare Ziel der Arbeit von St. Rafael. Wenn man die jungen Menschen tiefgreifend vorbereitet, wird man auch erreichen, was das mittelbare Ziel dieser Arbeit ist: dass einige – viele – den Ruf zum Opus Dei als Numerarier oder Assoziierte empfangen, Burschen und Mädchen mit einer völligen Verfügbarkeit, um sich den Aufgaben dr Prälatur, Bildung oder Apostolat, zu widmen.

            Jede und jeder einzelne muss diese Aufgabe wie seinen  Augapfel ansehen, die Mittel einsetzen und an seinem Wachstum mitarbeiten, in erster Linie mit Gebet und Opfer, aber auch in der persönliche Arbeit, indem man jede Gelegenheit ausnützt, den Seelen zu dienen und von Gott zu sprechen. Die Jüngeren vorzugsweise, indem sie mit ihren Freunden und Kollegen umgehen, die älteren, indem sie sich bemühen, die Jüngeren aus ihrer Umgebungin Kontakt mit den Zentren von St. Rafael zu bringen.

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            Die traditionellen Mittel der Arbeit von St. Rafael – die in den jungen Menschen die Freundschaft mt Jesus Christus bestärken – bewahren die ganze Frische, die sie anfangs hatten und die damals unter den Burschen  und Mädchen eine Mobilisation auslöste; deshalb müssen wir uns in allen Ländern anstrengen, dass sie lebendig, mit apostolischer “Pranke” entwickelt und entfaltet werden.

            Prägen wir denen, mit denen wir Umgang haben, den Wert der Freundschaft ein, und lehren wir sie, sie als Ausdruck gegenseitiger Nächstenliebe zu leben. Auch in diesem Punkt müsse wir, ohne eine Feuerpause, eine tiefgehende Katechese starten, denn gegenwärtig kennen viele Menschen die wahre Bedeutung von Freundschaft nicht, die sich darauf gründet, auf sich selbst zu vergessen und die sich in konkreten Diensten an den anderen äußert, oftmals gewürzt mit dem Salz des Opfers.

            Bringen wir die Mädchen und Burschen von St. Rafael nachhause [d. i. in ein Zentrum des Opus Dei], wecken wir in ihnen den Hunger nach Seelen, geben wir ihnen einen konkete apostolischen Auftrag, machen wir sie irgendeiner Weise für das Funktionieren des Zentrums mitverantwortlich, damit sie sich dazu entschließen, mit uns das Werk zu verwirkli­chen, da­-

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mit sie es als ihr Anliegen wahrnehmen, auch wenn sich so und so viele nicht in die Prälatur eingliedern.

20        Durch eine gut getane Arbeit von St. Rafael werdet ihr eine gut gegründete Basis von gebildeten Christen schaffen, aus der viele Männer und viele Frauen hervorgehen werden, die sich Gott im Werk als Numerarier und Numerarierinnen oder als Assoziierte hingeben können. Wir wollen dieser Aufgabe Zeit und Mühe widmen ohne zu ermüden. Zugleich wollen wir bei dieser eine Auswahl treffen. Von hundert Seelen interessieren uns hundert: und eben deshalb, um zu vielen zu kommen, muss man sich zuerst an die besten Studenten, Arbeiter, jungen Berufstätige etc. wenden, die Tugenden und die Fähigkeit besitzen, de Geist des Werkes zu verstehen und auf einer schiefen Ebene dazu gelangen, sich mit ungeteiltem Herzen in Jesus Christus zu verlieben 19.

            In diesem Zusammenhang hat die Kirche der heiligen Notwendigkeit bestanden, die Überzeugng von der Größe und der apostolischen Notwendigkeit des apostolischen Zölibats inmitten der

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19. Vgl. 1 Kor. 7, 33.34.

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Welt hinzuweisen. Die Familienväter und –mütter müssen dieses göttliche Geschenk besonders schätzen und ihre Töchter und Söhne von Klein auf in der Tugend der Keuschheit erziehen, ohne diese höchst notwendige Aufgabe an andere zu delegieren, für die sie in erster Linie selbst verantwortlich sind. Und jenen Gläubigen des Werkes, die sich in der Ehe heiligen, sage ich ins Ohr: erfüllt euch mit Freude, wenn einer oder einige der Euren das unermessliche Geschenk empfangen, propter regnum caelorum, um des Himmelreiches willens so zu leben. 20

Eure Dankbarkeit gegenüber Gott soll emporsteigen, wenn er euer Zuhause mit dieser Gnade segnet, im vollen Wissen darum, dass die Keuschheit im Zölibat eine freudige Bejahung darstellt.

21        Gehen wir einige Worte durch, die unser Vater 1963 gesprochen hat. Er hat den Verfall in der Erziehung der Jugend kommen gesehen, den wir nachher bestätigen mussten, und er hat uns angetrieben, der Bildung der jungen Buben und Mädchen ein beonderes Augenmerk zu widmen, mit dem Ziel, ihnen von früher Jugend an die Mittel für den asketischen Kampf an die Hand zu geben, und dass es ihnen so leichter fällt

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20. Mt 19, 12.

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den Ruf Gottes zu vernehmen. Meine Kinder, dies ist für uns so notwendig wie zu atmen!Wenn wir das nicht tun, ersticken wir, dann können wir nicht leben. Wir sind eine christliche Familie, und wir können die Quellen des Lebens nicht unfruchtbar machen (…).

            Wir müssen die Allerseligste Jungefrau Maria und die Patrone dieser Arbeit – den hl. Rafael und den hl. Apostel Johannes – um Hilfe vom Himmel bitten, damit wir alle die unbedingte und äußerst drängende Notwendigkeit dieser apostolischen Arbeit verstehen, ohnte irgendeine Ausnahme, ohne Pause oder Unterbrechung, denn sie ist grundlegend und muss alle Kennzeichen eines guten Fundamentes tragen 21.

            Im Licht dieser Überlegungen wollen wir die Schlussfolgerungen ziehen, die am besten zu unseren persönlichen Umständen passen.  Wir wollen im Gebet und in der geistlichen Leitung um Licht bitten, um konkrete Punkte in unserer persönlichen Arbeit – abgesehen davon, dass wir mehr beten müssen – und die Entwicklung der Arbeit von St. Rafael voranzubringen.

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21. hl. Josemaría. Notizen zu einer Betrachtung, 5-III-1963

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            In allen Bereichen der Gesellschaft

22        Ebensowenig darf unser persönlicher und kollektiver Beitrag zu einer neuen Evangelisierung der Gesellschaft erlahmen. Der Kongress hat besonders über diesen Punkt nachgedacht und besteht darauf, dass es aktuellnotwendig ist, die Initiativen fortzusetzen, die besonder aus Amlass der Kanonisation des hl. Josemaría begonnen oder verstärkt wurden. Wie ich euch im Jahre 2002 geschrieben habe, dürfen wir nicht darin nachlassen, “eine neue Kultur, eine neue Gesetzgebung, eine neue Mode zu schaffen, die im Einklang mit der Würde der Person und ihrer Bestimmung zur Herrlichkeit der Kinder Gottes in Jesus Christus stehen” 22.

            Nehmen wir Anleihen an anderen Projekten, die an neuralgischen Punkten der  Gesellschaft geschehen. Jeder einzelne muss sich auf das konzentrieren, was ihm zukommt, vielleicht zusammen mit einer Gruppe von Freunden und Kollegen , die unsere christlichen Ideale teilen.

            Außerdem wollen wir uns an jenen Universitäten, die Inspiration und Stütze im Geist

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22. Brief, 28-XI-2002, Nr. 11.

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des Werkes suchen – in korporativen und persönlichen Initiativen – und zusammen mit Gläubigen, die die Voraussetzungen dafür mitbringen, verantwortungsvoll um die Erarbeitung von Themen kümmern, die den größten Einfluss auf die Gestaltung der Gesellschaft haben:  Verhältnisn zwischen Wissenschaft und Glaube, bioethische Fragen, Verteidigung des menschlichen Lebens in allen seinen Entwicklungsstufen, Förderung der Gerechtigkeit in Übereinstimmung mit der Soziallehre der Kirche, Erziehung der Jugend etc.

            Lassen wir uns nicht davon abhalten, uns an der öffentlichen Debatte über diese Angelegenheiten zu beteiligen und Lösungen zu entwerfen, die im Einklang  mit dem Natur­recht und mit dem Lehramt der Kirche stehen, die zur Verteidigung der Würde der Person beitragen. Handeln wir mit der Hingbe, die unseren persönlichen Umständen angemessen ist, und vergessen wir nicht darauf, dass der Leserbrief an eine Zeitung, der Anruf bei einem Radio- oder Fernsehsender, der mit Sympathie den christlichen Standpunkt darlegt, – vielleicht ohne ihn ausdrücklich als solche zu bezeichnen – zeigt immer Wirkung: Oft hat das  unmittelbaren Einfluss auf die Zuhörer, Leser etc., mehr, als die Lektüre eines umfangreichen wissenschaftlichen Werkes.

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23        Eine gute Möglichkeit, bei der Neuevangelisierung zu helfen, besteht darin, viele Freunde, Kollegen und Eltern, die die Bedingungen dazu mitbringen und das selber wollen, zu ermuntern – besonders werden dies Supernumerarier und junge Mitarbeiter sein –, in Bereichen zu arbeiten, die besonderen Einfluss auf die Gesellschaft haben: Medien, Werbung, Mode, Kino- und Fernsehproduktionen.

            Es erweist sich auch als höchst zielführend, dass gut gebildete Katholiken am öffentlichen Leben teilnehmen, um – gemäß ihre Vorlieben und ganz frei und ganz frei gefundenen Überzeugungen – dazu beitragen, dass der christliche Geist in die Formulierung der Gesetze und in die Regierungsarbeit der einzelnen Nationen einfließt. An den Gymnasien und Hochschulen können sich sehr geeignete Gelegenheiten bieten, um diejenigen die Neigung und Möglichkeit für diese Aufgaben haben, zu ermuntern, dass sie sich darauf einlassen und diejenigen kontakteren, die in diesen Bereichen arbeiten.

            Stärken wir auch weiterhin die Institution der Familie, den Angelpunkt und die Keimzelle der Gesellschaft.

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Hier steht die unmittelbare Zukunft der Kirche und das Menschsein auf dem Spiel. Lassen wir daher in unserer Wachsamkeit nicht nach, pasen wir uns nicht an einige permissive Rechtssatzungen an, die da oder dort unter dem Mantel des gesellschaftlichen Fortschritts erlassen werden, als wären sie schon “endgültig”. Wir wollen nicht ausschließen, dass diese Gesetz auf dem gleichen Weg, auf dem sie erlassen wurden, auch wieder widerrufen werden, wenn diejenigen, die, unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung, die wahre Würde der Frau und des Mannes verteidigen, sich entschlossen auf diesem Gebiet betätigen.

24        Wir müssen auch immer im Umfeld der familiären Erziehung die Eltern ermuntern dass sie aktiv an den Gymnasien und Jugendclubs mitarbeiten: Dieser Beitrag ist ein wichtiger Teil ihrer Verantwortlichkeit bei der Bildung ihrer Kinder.

24        Wir müssen auch immer im Umfeld der familiären Erziehung die Eltern ermuntern, dass sie aktiv an den Gymnasien und Jugendclubs mitarbeiten: Dieser Beitrag ist ein wichtiger Teil ihrer Verantwortlichkeit bei der Bildung ihrer Kinder.

Es wäre sehr angebracht, die Gründe bekannt zu geben, die für die pädagogischen Erfolge einer differenzierten Erziehung sprechen,  damit die Eltern in Ausübung ihrer legitimen Freiheit ihre Schlussfolgerungen ziehen. Und wir es unser Gründer getan hat, wollen wir auch die Präsenz  von Gläubigen und Mitarbeitern der Prälatur in Zentren der öffentlichen Erziehung fördern – in Gymnasien,

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Universitäten, berufsbildenden Schulen etc.–, um das Licht Gottes an diese Orte zu bringen und dort an der Verbesserung des menschliche und christlichen Umfelds zu abeiten, um einen wahren Fortschritt und Wohlstand zu erreichen.

            Erinnern wir unermüdlich die Familienväter und -mütter – aber auch die Großeltern –  dass sie ihre allererste Aufgabe immer sehr präsent haben: die Familie, die Erziehung der Kinder oder Enkel; dass sie überzeugt sind, dass ihre wichtigste Aufgabe die Weitergabe des Glaubens ist, vor allem im eigenen Zuhause. Sie müssen sich bewusst machen, dass es sehr wichtig ist, bei der Erziehung der Kinder und Jugendlichen Zeit und Energie aufzuwenden, um die Kardinaltugenden zu pflegen, vor allem den Starkmut und die Mäßigung, und sie auch dahin zu erziehen, die neuen Technologien tugendhaft zu nutzen. Diejenigen, die im Apostolat von St. Gabriel mitarbeiten, müssen auf dieses Detail froßen Wert legen, indem sie die Supernumerarier und die Mitarbeiter in diesem Bereich ganz konkret orientieren und unterstützen.

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25        Ein anderes spezifisches Feld der Arbeit von Sankt Gabriel ist offenkundig von größter Aktualität: das Apostolat der Unterhaltung, vor allem im Hinblick auf die Jugend.  Wie sehr wird es dem Himmel gefallen, dass überall, mit einem Aufwand an Zeit und materiellen Mitteln – die oft auch durch Subventionen von öffentlichen Stellen zu bekommen sind –, Gruppen von Familienvätern und –müttern Initiativen in Gang setzen, die eine guten mneschlichen Umgangston fördern und ein Verhalten im Einklang mit dem Glauben unterstützen.

            Gott sei Dank sind schon viele Projekte dieser Art realisiert worden, aber es erscheint immer nur wie ein Tropfen Wasser im Ozean. Dennoch sollen wir mit Glaube und Optimismus überlegen, dass sich mit einem Tropfen, und noch einem, und noch einem, und mit der Mitarbeit von vielen Frauen und vielen Männern, vor allem aber mit der Gnade Gottes ein großer Wandel in den Gewohnheiten von sehr vielen jungen Menschen ergeben wird.

26        Der Kongress hat sich auch dem sehr aktuellen Kreuzzug für die heilige Reinheit, gewidmet, von der unser Vater schon vor so vielen Jahren gesprochen und geschrieben hat23:

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Er wird fortfahren, sich an alle Männer und Frauen guten Willens zu wenden. Wir können es nicht zu lassen, in diesem Kampf des Friedens zu ermüden oder faule Kompromisse zu schließen. Wenn es auch manchmal schwierig erscheint, so ist es doch auch offenkundig, dass uns die göttliche Gnaden in diesen Fällen in größerem Maße beisteht. Aber wir müssen in erster Linie im Inneren von jedem von uns kämpfen. Wir sind alle schwach; wenn wir nicht wachsam sind, wenn wir nicht auf dem Weg der aktiven und passiven Abtötung bleiben, wird uns der Teufel umkreisen und angreifen, und er wird die Güter verderben, die Gott verschwenderisch in unsere Seele ausgegossen hat.

Ich erinnere mich auch daran, was Don Alvaro kommentierte, als er uns, dem Papst folgend, ermunterte, bei der Neuevangelisierung in jenen Ländern mitzuarbeiten, in denen die Plage des Hedonismus größere Verheerungen anrichtet. Das erste, was jeder einzelne in die Tat umsetzen muss – versicherte er – konkretisiert sich in der wahren Reinheit des eigenen Körpers, der eigenen Seele. Wir müssen uns gut reinigen, den alten Menschen ablegen, den wir alle in uns tragen,

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23.Vgl. Der Weg, Nr. 121.

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um den neuen Menschen anzuziehen, den uns Christus in der Taufe durch seine Erlösung übergeben hat, und ein neues Leben zu leben: das neue Leben der Töchter und Söhne Gottes im Opus Dei” 24.

            Meine Töchter uns Söhne: Vermehren wir die Vibration, die Hingabe, legen wir eine größere Liebe zu Gott in den täglichen Kampf. Wenn wir unsree christliche Berufung ernster nehmen und in der persönlichen Entsprechung das sorgfältig zu Ende führen, worum der Herr uns gebeten hat und uns bittet, werden wir uns näher bei Ihm befinden, und in der Folgen die Seelen zu Gott und Gott zu den Seelen bringen. Wir werden in der ganzen Welt das Apostolat durchführen, das der Heilige Vater wünscht.

27        Der Generalkongress hat auch empfohlen, die Aktivitäten zur sozialen Stärkung und Unterstützung, die es in den Regionen schon gibt, auszubauen, und dass man sich den Beginn neuer erzieherischer und begleitender Initiativen zur Lösung der je nach Gegend spezifischen Bedürfnisse überlegt, die zur gleichen Zeit einen kulturellen, sozialen etc. Ansatz haben, vor allem aber einen einen spirituellen, einen katechetischen Hintergrund.

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24. DON ALVARO  DEL PORTILLO. Notizen von einem Familientreffen, 17-I-1986

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            Eure Wirksamkeit, meine Kinder – ich erinnere euch mit den Worten unseres Vaters daran –, wird eine Folge eurer persönlichen Heiligkeit sein, die sich in verantwortungs­vollen Werken niederschlägt, die sich nicht in der Anonymität verstecken. Jesus Christus, der gute Sämann, drückt uns, wie den Weizen, in seiner durchbohrten Hand, tränkt uns mit seinem Blut, reinigt uns, macht uns trunken! Und dann wirft er uns großzügig, jeden einzelnen, in die Welt, wie seine Kinder im Opus Dei gehen müssen, einzeln: denn den Weizen sät man nicht sackweise, sondern jedes Korn einzeln. 25.

* * *

28        Im Zusammenhang mit dem Jahr der Priester, das von Papst Benedikt XVI. ausgerufen wurde, hat der Kongress unsere Dankbarkeit gegenüber Gott für die Gabe des Priestertums un der Kirche zum Ausdruck gebracht, und er hat nahegelegt, dass wir unser Gebet für die Priester­berufungen in der ganzen Welt, für die Heiligkeit jedes einzelnen Priesters und für die Entfaltung der Priesterlichen Gesellschaft von Heiligen Kreuz.

            Auch auf diesem Feld müssen wir alle und jeden Tag wachsen: mit einem beständigeren Gebet

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25. SAN JOSEMARÍA, Carta 9-I-1959, n. 16.

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und einer großzügigeren Abtötung, und indem wir das Werk den Diözesanpriestern bekannt machen, mit denen wir zu tun haben.

29        Ich schließe, indem ich hinzufüge, dass der Kongress in seinen Beschlüssen auch den Ausdruck der Dankbarkeit und der Einheit aller Gläubiger der Prälatur und der Mitglieder der Priesterlichen Gesellschaft von Heiligen Kreuz mit dem Vater festhalten wollte. Ich weiß sehr gut, meine Töchter und Söhne – und ich sehe hier vollkommen von meiner Person ab –, dass diese Einheit mit dem Haupt des Werkes ein wesentliches Merkmal des Geistes des Werkes ist. Bleiben wir jeden Tag sehr vereint miteinander, consummati in unum 26: eine Bedingung, die Gott will, um dem Werk Wirksamkeit im Dienst der ganzem Kirche zu geben.

            Fördern wir jeden Tag auch die Einheit mit den Direktoren, die in bestimmten Augenblicken den Vater repräsentieren, und letztlich unserer Seele die Mitwirkung unseres geliebtesten Gründers bingen, der vom Himmel her über jede und jeden einzelnen wacht. Und hört nicht auf

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26. Jn 17, 23.

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den Herrn jeden Tag für meine Anliegen zu bestürmen: für die Kirche, den Papst, das Werk und euch alle.

            Mit den Segen des heiligen Josemaría segnet euch von ganzem Herzen

 

Euer Vater

+ Javier

            Rom, 17. Mai 2012, Jahrestag der Seligsprechung unseres Vaters.

            P.S. Ich bitte euch um Verzeihung für die Verzögerung, mit der ich euch diesen Brief schicke: Es war mir nicht möglich, ihn euch früher zu schicken (14-VI-2010)

* * *

 

Kommentar zum Brief des Prälaten vom 17. Mai 2010:

  

Der Brief des Prälaten hat wenig bis nichts mit der gelebten Wirklichkeit im Opus Dei zu tun, er ist ein manipulatives Meisterwerk. Den Leser kann die innige Naivität eines bedingslos hingebungsvollen Katholizismus verzaubern, falls er für diese Wellenlänge empfänglich ist; die Mitglieder haben den “römischen Jargon” längst verinnerlicht, und nur ihre völlige Isolierung, die bis zur Zensur der Tageszeitung und der Fernsehnachrichten reicht, lässt sie noch “gespannt” auf diese Art von  “Neuigkeiten” warten.

 

1. Zahllose Euphemismen (Geliebteste; frohe Verpflichtung; der Kongress wird “gefeiert”) begleiten einen Zweckoptimismus: Wir analysierten den “Fortschritt der apostolischen Arbeit” seit dem letzten Kongress (Kap. 2), Gott hat die Arbeit gesegnet, sie hat sich “in den Ländern, wo wir schon seit einiger Zeit arbeiteten, vervielfacht” (3). Normalität und Kontinuität werden suggeriert: der VIII. Ordentliche Generalkongress, der getreu den Statuten (2) abgehalten wurde – Statuten, die das gewöhnliche Mitglied niemals zu Gesicht bekommt; Echevarría  schreibt den “Brief im Zimmer des Vaters”; nach oben hin sollen wir vertrauen, von uns selbst aber gar nichts erwarten: “Wir sollten sprachlos sein angesichts der Wunder, die der Herr in den Seelen wirkt”, denn wir sind “armselige Instrumente” (1).

2. Der “heilige Josemaría” wird gezählte 27 Mal beschworen und zitiert, einmal die Allerheiligsten Dreifaltigkeit, einmal Maria, Don Alvaro sechsmal, Johannes Paul II. dreimal. Es sind ausschließlich Bibelzitate verwendet, die notorisch von Escrivá gebraucht worden waren. Zitate von Escrivá sind , zum Unterschied von den Bibelzitaten, fett und kursiv gedruckt: Ich denke an das Werk und bin “weg. Die Bitte, Escrivá nicht nur zu zitieren, sondern auch seine Bedeutung als Theologe hervorzuheben (13), soll wahrscheinlich helfen, die größenwahnsinnigen Ambitionen, diesen Priester irgendwann von einem gefälligeren Papst zum "Kirchenlehrer" erheben zu lassen, plausibler zu machen; im Moment bleibt unwiderlegt, dass E. seine Studien - vor allem die theologischen! - dreizehn Jahre lang verschlampt hat und sich dann von Amadeo Fuenmayor eine Dissertation zusammenstellen ließ, mit deren Hilfe er sich seine beiden Doktorate erschlichen hat.

3. Das Problem, das das Werk mittlerweile mit dem Hl. Stuhl wegen seiner Vermischung der spirituellen und der hierarchischen Leitung hat, ist diskret umschrieben: “freiwillige Fügsamkeit in der persönlichen und kollektiven geistlichen Leitung” (Nr. 2).

4. Die Verantwortung jedes einzelnen, die, angesichts des Aderlasses unter den Mitgliedern, beschworen wird, wird merkwürderweise, bei aller Abscheu vor der Loge, mit dem Bild der Weltbrüderkette vor Augen gestellt (Nr. 5).

5. Wenn ständig gelogen wird, hat auch der Chef damit ein Problem, aufrichtig zu bleiben: Es gibt zwar offiziell keine Minderjährigen im Werk, aber man kann sie “einzuladen, wenn sie es selbst wollen, und, wenn sie minderjährig sind, auch mit der Einverständnis ihrer Eltern, ihr Studium in anderen Ländern zu beginnen” (Nr. 5). Als "unmittelbares Ziel" der Arbeit von "St. Rafael", des Bemühens um Jugendliche, wird scheinheilig die christliche Bildung dargestell, damit sich "Burschen und Mädchen [sobald großjährig?] mit völliger Verfügbarkeit den Aufgaben des Werkes" widmen können (Nr. 19); wehe dem Jugendclub, in dem die anvertrauten Schützlinge "christlich gebildet werden" und ihren Weg in der Kirche finden, ohne ihr Taschengeld (und dann die Erbschaft ihrer Eltern) dem Opus Dei zu überlassen. Verzweifelt wiederholt der Prälat auch noch einmal die Lüge, Johannes Paul II. habe die Personalprälatur Opus Dei als einen Teil der Hierarchie bezeichnet. Treuherzig führt er S. 11, Anm. 6 als Beleg an: Vgl. Johannes Paul II. Gespräch mit den Teilnehmer einer theologischen Studien-tagung über die Lehren des Seligen Josemaría Escrivá de Balaguer, 14-X-1993; Discurso en la audiencia concedida a los participantes en el congreso sobre la Novo Milennio ineunte, 17-III-2001. Wer den Text nachprüft, findet aber lediglich die Bemerkung des Heiligen Vaters, das Opus Dei sei organisch strukturiert, es habe eine hierarchische Struktur, nicht, es sei Teil der Hierarchie der Kirche. Wer sich allerdings, wie Echevarría, mit 23 Jahren seine theologische Dissertation herrichten ließ, obwohl er damals kaum Zeit hatte, selbst auf die Uni zu gehen, hat da eben seine Verständnisschwierigkeiten. –

6. Noch einmal spricht der Bischof mit gespaltener Zunge – die gut getane Hauswirtschaft sei so wichtig für die Familie, für die Gesellschaft, heißt es (Nr. 16); aber in allererster Linie und überhaupt nur geht es darum, Berufungen von Auxiliarinnen zu bekommen (Nr. 17), eine Aufgabe, die alle unterstützen müssen. Escríva, der es nicht verwinden konnte, dass sein Vater wirtschaftlich scheiterte, hatte sich die Hausangestellten in Uniform als Inbegriff bourgeoisen Wohllebens eingebildet, und jetzt wird dieser Anachronismus, zum Leid zahlloser Mädchen aus prekären Verhältnissen, die sich einfangen ließen, bis ins 21. Jahrhundert prolongiert.

7. Der Mangel an kostenlos verfügbaren dienstbaren Geistern ist für die Monsignori und Abbati in der Zentralleitung des Werkes, die am Beginn des 21. Jahrhunderts die gewöhnlichen Christen inmitten der Welt präsentieren, aber nur das am deutlichsten sichtbare Zeichen, dass der Nachwuchs fehlt; mit den "Frontschweinen", die am Samstagnachmittag beim Sport und bei "Bildungswochenenden" Unmündige für die Sekte einfangen müssen, statt für ihr Studium zu lernen und die Eltern zu besuchen, haben sie ohnedies kaum Kontakt. Die Strategie ist nicht neu, sondern nur eine stärkere Dosis des bereits bestens Bekannten: Die keuschen Eltern im Werk kriegen vom Prälaten ins Ohr (warum eigentlich? vgl. Nr. 20) geflüstert, dass die Kinder, die sie gezeugt haben (der Papa mit geschlossenen Augen, die Mama mit geschlossenem Mund) und die an den verkniffenen, "aufopferungsvollen" Gesichtern ihrer Mamas (der Herr des Hauses muss ja sehr viel Geld verdienen oder ist als "Gruppenbeauftragter" abwesend) wohl schon mit der Muttermilch eingeflößt bekommen, dass der Zölibat vermutlich das geringere Übel ist, ins Werk gehören - aber bitte bereits mit der gehörigen Angst vor dem eigenen Körper, damit sich die TutorINNen im Jugendclub dann leichter tun. Das Pyramidenspiel fordert unerbittlich neues Kinderblut...

8. In diesem Zusammenhang muss man auch die Aufforderung sehen, die Eltern stärker in die Organisation der Gymnasien und Jugendclubs einzubinden. Damit ist jedenfalls keinesfalls gemeint, dass sie sich inhaltlich einbringen; denn gerade die altersbedingte Ablösung vom Elternhaus lässt die "Berufungsfalle" zuschnappen: Mama und Papa sollen gar nicht so genau wissen, was das Opus mit ihren Kindern vorhat. Sie sollen sich aber, und das wird explizit  ausgedrückt, gleich nach dem Kapitel über das gesellschaftlich-politische Engagement der Katholiken, für die Beibehaltung einer "differenzierten Erziehung" einsetzen. Was ist damit gemeint? Das Opus Dei hat, vor allem in den spanischesprachige Ländern, alles auf eine Karte gesetzt und Geld, Energie und das Engagement seiner Mitglieder in den Aufbau von Privatgymnasien gesteckt, um introvertierte "Apostel" auf schüchterne Kinder loszulassen. Vor allem im sozialistisch regierten Spanien wird aber im Moment heftig diskutiert, öffentliche Gelder nur noch jenen Erziehungsinstituten zukommen zu lassen, in denen koedukativ unterrichtet wird. Das würde für das Opus bedeuten, dass es sich nun entweder Geld entgehen lassen muss, oder aber, dass es seine Spiritualität tatsächlich "inmitten der Welt" erprobt. Der Dreizehnjährige, der ständig mit Mädchen beisammen ist und lernt, zu flirten und sich mit einem gewissen Selbstbewusstsein in der Peer Group zu behaupten, wird sich vermutlich nicht so leicht vom larmoyanten Sirenengesang seines frustrierten "Tutors" zu Hingabe und Entsagung drängen lassen. Aber was noch schlimmer ist - was ist mit all den NumerarierINNen, die bisher in der strengen Abschirmung einer Klausur gelebt haben und jetzt mit charmanten ArbeitskollegINNen des anderen Geschlechts zusammenarbeiten sollen...? Wenn da nicht der eine oder andere "gewöhnliche Christ" auf den Geschmack kommt?

9. Auffällig ist das Drängen, das den Mitgliedern und Freunden abgezockte Schwarzgeld in Grundstücken anzulegen: Jede Region soll ihre Einkehrhäuser haben, auch das "Heilige Land". Es ist das ewige Kennzeichen untergehender Imperien: Wo Lebenskraft und Menschen fehlen, müssen Mauern her.

 

10. Von der Begegnung mit Gott in der Arbeit ist nirgendwo die Rede; was zählt, ist nicht der Wert, den eine Tätigkeit in sich hat, sondern die (unmittelbare) Wirkung. Aufgepasst, ihr Studenten, und alle, die ihr vom Werk seid und die "Normen von immer" Studium, Arbeit und Ordnung lebt - ein Leserbrief, eine "mit heiliger Unverschämtheit" vorgebrachte Wortmeldung zugunsten des Apostolats ist wichtiger als die Lektüre eines "umfangreichen wissenschaftlichen Werks" (Nr. 22).

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