Der beste Ort um zu sterben
Am 12. Januar 2009 starb in Wien Dr. Xavier Sellés-Ferrando, Kultur- und Presserat an der spanischen Botschaft, der Gründer und langjährige Leiter des spanischen Kulturinstituts in Wien. Nach einem Schlaganfall (der nicht sofort registriert worden war), wurde er nicht ins Spital gebracht, sondern in einer Wohnung behelfsmäßig „gepflegt“; als er dann, dehydriert und wund gelegen, endlich zum Sterben ins „Haus der Barmherzigkeit“ gebracht wurde, hatte er ein Martyrium hinter sich. Weibliche Pflegekräfte waren nicht zugelassen worden; es ist zu vermuten, dass die wenigen ausgebildeten männlichen Pfleger, die ihren Job verstehen, alle bereits ihre Arbeit haben und dass eben keine ordentliche Kraft zur Verfügung stand.
Das ist im Opus Dei kein Einzelfall. Nicht nur die „schmutzige Wäsche“, auch die betagten Brüder werden offenbar im Werk zuhause gepflegt. Ähnlich ergeht und erging es einigen prominenten alten Priestern, Joaquín Frances in Barcelona, Francesco Angeliccio in Verona und Josep Orlandis in Palma de Mallorca – sie alle werden in winzigen konspirativen Wohnungen festgehalten, jeweils streng bewacht von einem Numerarier.
Erschütternd ist der Fall von Juan Baptista Torelló, dem ehemaligen Consiliarius von Italien und Österreich und langjährigem Pfarrer der Wiener Peterskirche. Torelló, der im ehemaligen Pfarrhof am Petersplatz wohnte, wurde am 7. August 2010 mit dem Auto zum Jahreskurs im Tagungshaus “Hohewand“ abgeholt; dort wurde er isoliert, Richard Estarriol kassierte sein Handy ein, der Arzt Raphael Bonelli änderte seine Medikation. Nach Ablauf des Jahreskurses blieb er überhaupt verschwunden. Die besorgten ehemaligen Pfarrkinder wurden mit einander widersprechenden Lügen abgefertigt; während Bonelli äußerte, Torelló werde „auf Wunsch seiner Familie“ (als ob das ein Kriterium für einen Numerarier wäre!) nach Spanien gebracht werden und Fritz Brunthaler wissen ließ, er sei schon lange dort, orakelte Kaplan Gorostiza, Torelló befinde sich „in einem Pflegeheim des Opus Dei“ in Österreich – so etwas existiert aber gar nicht. Entgegen den ausdrücklichen, mehrfach schriftlich geäußerten Bitten, in Spitalspflege gebracht zu werden, wird Torelló weiterhin festgehalten; von Grausamkeit ist die Rede, von einem brutalen Pfleger, von maßlosem Druck, von „liquidieren“. Gegenüber einer Bekannten des Pfarrers äußerte Pepe Horcajada, selbst Arzt und Mitglied der Regionalkommission: „Du willst ja nicht, dass er mit offenem Mund nur mehr so daliegt.“ Nachdem Anzeige erstattet worden war und die Polizei das Zentrum besucht hatte, wurde Torelló wenigstens dorthin gebracht, wo die letzten dreißig Jahre sein Lebensmittelpunkt war und wo er immerhin auch polizeilich gemeldet ist: in das Zentrum am Petersplatz 6.
Und während Horcajada selbst halbe Tage am Fenster hängt (um die Bewahrung des Blicks zu üben), riss Richard Estarriol, ein Aristokrat der Liebe, der auf seine alten Tage bei Gelegenheit selbst gern weibliche Rundungen tätschelt, den Prälaten am 8. November dieses Jahres, einen Tag nach dessen 90. Geburtstag, kurz nach sieben Uhr früh mit Polizeigriff brutal vom Fenster weg.
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Merkwürdigerweise bedient sich das Opus Dei der gleichen Vorgangsweise nicht nur gegenüber eigenen Mitgliedern, sondern überall dort, wo es Menschen in seiner Gewalt hat. So wie Estarriol die potentiellen Besucher Torellós „selektiert“ (Zitat: 13.9.2010), bestimmt auch bei Altbischof Kurt Krenn eine Vertrauensperson Küngs, Frau Kern, wer vorgelassen wird. Krenn dürfte an Chorea Huntington leiden; ausgewiesener Experte hierfür und behandelnder Arzt: Raphael Bonelli.