Geheimer Bericht über eine Diözese
Avila, 9. November 2007
Bild: „Das Leben der Anderen“
Der Terror ist die Essenz der totalitären Herrschaft
Hannah Arendt
Du fragst herum und horchst aus, du bist ein Schnüffler und Schleicher. Schämst du dich nicht, bis in deine Fehler hinein so wenig Mann zu sein? - Sei männlich und vertausche deine Sucht, alles über die anderen zu erfahren, mit dem Wunsch und der Wirklichkeit wahrer Selbsterkenntnis.
José María Escrivá, Der Weg, Nr. 50
Es ist viel Zeit vergangen seit meinem letzten Beitrag („El integrismo del Opus Dei“, dt: Der Integralismus des Opus Dei, letzter Eintrag am 5. Mai 2006), der gut mit den Worten von Fray Luis de León hätte beginnen können: Wie wir gestern sagten… .
Ich fragte mich damals, ob das Opus Dei eine Fortsetzung jenes aus dem frühen 20. Jahrhundert stammenden Geheimbundes namens Sodalitium Pianum sei, der es sich zum Ziel gesetzt hatte, verdächtige Modernismus-Anhänger innerhalb der katholischen Kirche auszuspionieren, zu verraten und zu verfolgen. Die Antwort lautet ja: Das Opus Dei ist tatsächlich aus dem Sodalitium Pianum hervorgegangen, wobei es jedoch einige bedeutende Änderungen gab. Das Werk drohte, heimlich Berichte über einzelne Personen zu verfassen. Darüber hinaus schrieb es aber auch Berichte über ganze Diözesen. Wir präsentieren einen geheimen und anonymen Bericht über 31 Seiten von Oktober 1980. Da es sich um meine Diözese handelt, kennen wir persönlich alle darin genannten Personen, angefangen beim Bischof bis hin zu allen Priestern. Keiner der kritisierten Priester gehört der Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz (im Folgenden PG genannt; Anm.: Die Abkürzung des Lateinischen Ausdrucks – Societas Sacerdotalis – bzw. der spanischen Entsprechung lautet „SS“!) an, jener mit dem Opus Dei verbundenen Vereinigung für Priester (Numerarier) und Diözesanpriester. Ausnahmslos gehören alle anerkannten Priester mit makellosen Vorsätzen und Bekehrungsabsichten der PG an. Seit dem Erscheinen des Dokuments haben wir mehrere Monate verstreichen lassen, einige Kopien angefertigt und deren Inhalte den Opfern zu lesen gegeben. Schließlich haben wir uns entschlossen, ein historisches Dokument zu veröffentlichen, das die Praktiken des Opus Dei zu Tage bringt. Wir bringen ein wörtliches Transkript mit Rechtschreibfehlern und falschen Einschätzungen von historischen Ereignissen, die sich in Wirklichkeit anders ergeben haben. Wir haben die Vor- und Zunamen der Personen durch willkürliche Initialen ersetzt und diese unterstrichen. Dasselbe gilt für Ortsnamen. Um das Lesen zu erleichtern, haben wir eine normale Schrift gewählt und nur einige Anmerkungen kursiv und in Klammern gesetzt. Im darauffolgenden Beitrag werden wir unsere Einschätzung veröffentlichen, um zu zeigen, mit welchem Zwang das Werk arbeitet.
Anmerkung von Agustina- Beim folgenden Text handelt es sich um ein Transkript, das wir im Original besitzen. Wir präsentieren hier drei Bilder als Beweis. Wir haben darin den Namen der Diözese (Bild 1) gelöscht und den Namen des Bischofs (Bild 3):
Bild 1:
Bild 2:
Bild 3:
GESAMTBERICHT ÜBER DIE DIÖZESE … - SPANIEN
OKTOBER 1980
A) SEMINAR
1. Bei zahlreichen Gelegenheiten spricht Don XX (der Bischof) über das Seminar und die Berufung. In seinen Predigten und in Priestertreffen verurteilt er ständig die Bedürftigkeit von Priestern und weist auf die Notwendigkeit hin, reife, gutherzige und qualifizierte Priester für die heutige Zeit auszubilden. Er selbst hat „spirituelle Übungen“ für die Seminaristen abgehalten, außerdem veranstaltet er regelmäßig mit ihnen Arbeits- und Informationstreffen.
Während er sich in den Arbeitstreffen die Meinung der Seminaristen anhört, nützt er die Informationsrunden dazu, den Schülern über seines Erachtens gravierende Probleme zu erzählen; diese betreffen fast immer die Beziehungen Kirche – Staat (die Schüler interessiert das recht wenig, sie fürchten diese Runden geradezu, da sie immer endlos lang dauern).
Nach zwei Jahren in der Diözese und nach direktem Kontakt mit den Problemen im Seminar beschränken sich die Maßnahmen von Don XY lediglich auf die Unterstützung der aktuellen Führung und des Lehrkörpers des Zentrums XZ (Fakultät für Theologie).
2. Das Führungsorgan des Seminars besteht aus acht Mitgliedern mit gleichem Stimmrecht: dem Rektor, dem Superior, dem Spiritual und dem Koordinationsausschuss, der sich aus fünf demokratisch gewählt Seminaristen zusammensetzt.
Don LMI ist der Rektor. Er ist 50 Jahre alt. Er ist gütig, weist jedoch weder Persönlichkeit noch intellektuelle Größe auf. Es mangelt ihm an Autorität, die Schüler respektieren ihn nicht. Seit 13 Jahren hat er das Amt des Rektors inne und seine Politik innerhalb des Seminars lässt sich am besten mit „laissez faire“ beschreiben, denn beim geringsten Widerstand und bei jeder noch so absurden Anweisung gibt er nach. Seine Vormittage verbringt er damit, Geographie in der Ordensschule zu unterrichten, am Nachmittag korrigiert er Prüfungsarbeiten, bereitet seine Stunden vor, etc. Eigentlich beschränkt sich sein Beitrag im Seminar darauf, den regelmäßigen Treffen mit den Superioren und dem Koordinationsausschuss beizuwohnen. Zwei Mal im Trimester beruft er eine Sitzung mit allen Schülern ein, um den Ablauf des Seminars zu evaluieren.
Don JG, Superior. Er ist seit 2 Jahren im Seminar. All seine Anstrengung galt dem Ziel, sich bei den progressistischen und widersprechenden Schülern beliebt zu machen, indem er mit ihnen gemeinsame Sache machte. Dies ging so weit, dass er heute über keinerlei Autorität verfügt. Er hat schließlich gebeten, er möge bei einer Pfarre (Nuestra Señora de X) aushelfen dürfen, um sich „zu verwirklichen“, den Rest der Zeit verbringt er damit, sich auf den Unterricht vorzubereiten.
Don AC, Spiritual. Er kam aus Rom zurück, wo er anscheinend als Vizerektor von XX tätig war. Er ersetzt Don JMB (Mitglied der PG), Priester der heiligen Doktrin mit rechtem Urteilsvermögen, der im Seminar für die ihm angemessen erscheinende Disziplin sorgte. Auf Don JMBs Forderung hin brachten die Seminaristen nach vorhergehender Abstimmung und Zustimmung einen Misstrauensantrag gegen den Bischof ein, der daraufhin Don JMB des Amtes enthob. Während des Schuljahres 1978/79 blieb die Stelle leer. Der Nachfolger beschränkt sich darauf, die Heilige Messe zu feiern. Nur drei Seminaristen suchen ihn für gewöhnlich für ein Gespräch auf. Er hat bei den Entscheidungen der Führungsorgans Stimmrecht, so wie die anderen auch.
Die fünf dem Führungsorgan angehörenden Schüler sind junge Männer, die so sind, wie es ihr Umfeld ihnen vorlebt. Überraschend unreif und sehr von ihrer Umgebung beeinflusst. Sie sind sehr besorgt über die schlechte Funktionsweise des Seminars, doch alle ihre angestrengt erarbeiteten Lösungsvorschläge gehen wieder in die Richtung von Solidarität, Kameradschaft und ähnlichem.
3. Die Atmosphäre im Seminar ist folglich absolut chaotisch. Es gibt keinerlei Disziplin. Jeder Seminarist tut, was ihm beliebt. Man kann geradezu feststellen, dass der Koordinationsausschuss der Schüler sinnbildlich für das herrschende Chaos steht. Nach außen dient er jedoch als Tarnung, um dem Seminar einen modernen, demokratischen und progressistischen Anstrich zu verleihen. Dieses Bild unterstützt auch der Rektor. Es steht im Sinne einer aktiven und verantwortungsvollen Beteiligung der Schüler, und der Erzbischof heißt das gut.
Die insgesamt 32 Seminaristen (15 aus X, 4 aus X, 2 aus X, 10 aus X und 1 aus X) (hier werden die verschiedenen Diözesen genannt, aus denen die Seminaristen stammen) wohnen in einem Heim, wo jeder ein Zimmer hat, über das er frei verfügt (das betrifft die Einrichtung, Poster, CD-Player etc.). Sie besitzen einen Schlüssel des Seminars, es gibt keine festgelegte Nachtruhe. Es gibt keine Auflagen für Damenbesuche, und daher gibt es diese auch. Sie organisieren bei einem bestimmten Anlass die eine oder andere kleine Feier (so war das beispielsweise bei der letzten Diakonweihe der Fall). Die Frauen können ungestört die Zimmer betreten.
Die Stimmung unter den Lehrenden ist sehr politisiert. Die Tendenz geht nach links. Die radikalsten und als Marxisten anerkannten Personen gehören auch der HOAC (Hermandad Obrera de Acción Católica, dt: Arbeiter der Katholischen Aktion) an.
Es gibt keinerlei spirituelle, kulturelle oder menschliche Weiterbildungsmöglichkeiten. Grundsätzlich erfolgt die Ausbildung durch die apostolische Arbeit, der am Wochenende und auch unter der Woche freiwillig und nach eigenem Ermessen nachgegangen wird.
Sagt ein Seminarist bei doktrinalen Themen, dass Mastubieren Sünde sei, dass freie Liebe keine Liebe sei oder dass Verhütungsmittel nicht der katholischen Moralvorstellung entsprächen, oder auch, dass Scheidung ein Übel unserer Gesellschaft sei, etc., so gilt er bei den meisten anderen Schülern als rückschrittlich. (Nur ungefähr sechs folgen in ihrem Denken der orthodoxen Lehre.)
Die Heilige Messe besuchen rund 13 Seminaristen. Die meisten nehmen an den Laudes teil. Einige wenige sprechen persönliche Gebete und den Rosenkranz, wobei noch vor zwei Jahren jene, die dies praktizierten, es geheim praktizieren mussten. Nach den „Exerzitien“ mit dem Erzbischof werden diese frommen Praktiken toleriert.
4. Die Seminaristen sind im Zentrum XX (Fakultät für Theologie), einer der Kirchenprovinz XX unterstehenden Einrichtung, eingeschrieben.
Dieses regionale Zentrum leitet ein aus fünf Bischöfen (X, X, X, X, X) bestehender Vorstand. Dem Vorstand untersteht die Vollversammlung, bestehend aus dem Direktor, dem Sekretariat, sechs Lehrenden und sechs Schülern. Direktor, Sekretariat, zwei Schüler und zwei Lehrende bilden wiederum die ständige Versammlung.
Die der Voll- und der ständigen Versammlung angehörenden Schüler werden demokratisch von ihren Kameraden gewählt. Sie wählen auch aus einigen Lehrenden den Direktor als ihren Studienleiter. Dieser muss vom Vorstand bestätigt werden. Im Schuljahr 1978/1979 wurde der Ordensmann Don PA zum Direktor gewählt. Er ist eine Person mit rechtem Verstand, der gut für das Amt geeignet ist. Der Vorstand lehnte ihn jedoch ab, da er ein Ordensmann war und deswegen nicht das Amt übernehmen sollte. Dieses führt sein Vorgänger, Don JC, weiter; der Vorstand schätzt ihn. Don JC ist Spezialist in Gruppendynamik, intelligent, elegant und genießt Prestige unter den Priestern und in der Diözese. Er ist weiters ein Anhänger der Befreiungstheologie. Er verbingt immer wieder lange Zeit in Südamerika, in Chile und Peru.
5. Der Lehrkörper besteht aus 30 Priestern. Hauptsächlich werden die Fächer von folgenden Personen gelehrt:
HEILIGE SCHRIFT
Don AGM. Nach Meinung der Schüler ein guter Lehrer. Er ist Schüler und Anhänger Schökels. Er mag es, seine persönliche Meinung den Schülern mitzuteilen.
Don AB. Menschlich gesehen völlig unzulänglich. Er kümmert sich nicht im geringsten um die Lehre der Kirche. Verfügt bei den Schülern über gar kein Prestige. Folgende Bibliographie empfiehlt er: Schökel, Rahner, von Rad, Seelenberg und Hans Küng.
THEOLOGIE DER SAKRAMTENTE UND MORALTHEOLOGIE
Don RR. Jahrlang trat er für Situationsethik und moralisches Verhalten ein. Dennoch bestätigen die Schüler, dass er sich geändert hat, denn er sanktioniert nun die früheren Übertreibungen im Bereich der Theologie der Sakramente. Empfiehlt Werke über das kirchliche Lehramt oder seine eigenen Publikationen.
Don FF. Verfechter der Situationsethik, erklärt alle irreführenden aktuellen Strömungen. Empfiehlt Valsecchi, Fuchs, Pohier, Häring etc., ganz besonders jedoch die Bücher von Benjamin Forcano und Marciano Vidal.
DOGMATIK
Don AO. Als sehr gut von den Schülern bewertet, unterstützt gern fortschrittliche Meinungen. In seinem Unterricht vertritt er die Linie des kirchlichen Lehramts und erklärt alle möglichen Theorien zu aktuellen Themen. Er hält die Schüler dazu an, Persönlichkeit zu entwickeln und geht dabei von seinen eigenen theologischen Theorien aus. Seine Basiswerke bestehen aus ausgewählten Kapiteln von Büchern und Zeitschriften, je nach Themenbereich. Er verwendet viele Buchkapitel aus „Christ sein“ und „Die Kirche“ von Hans Küng.
CHRISTOLOGIE
Don AB. (siehe HEILIGE SCHRIFT) Gründet all seine Erklärungen auf die Befreiungstheologie. Bleibt Erklärungen schuldig für die Göttlichkeit Jesu. Legt Theorien von González Faus dar.
LITURGIE
Don VRA. Gibt Geschichtskunde über Liturgie. Kommentiert die Dokumente des kirchlichen Lehramts. Gibt keine Vorgaben zur Disziplin.
6. Im Gespräch mit den Seminaristen stellt sich heraus, dass sie davon überzeugt sind, dass man die Theologie der heutigen Zeit auf traditionelle Weise weder erklären noch leben kann, und dass es einer Anpassung an die moderne Kultur bedarf; weiters, dass man die Inhalte des kirchlichen Lehramts in die Sprache der Menschen von heute übersetzen muss. So meinte beispielsweise einer der besonnensten und frommsten Seminaristen, dass er persönlich es vorziehe, ein Wort als Ersatz für „Substanz“ und „Transsubstantiation“ zu finden, um in der heutigen Zeit das Sakrament der Eucharistie besser erklären zu können; er meinte auch, dass er die „Auferweckung“ (Hans Küng) exakter finde als „Auferstehung“.
Was das Zölibat betrifft, so herrscht generell eine ablehnende Haltung. Ein eben geweihter Diakon sagte am Ende der Feierlichkeit in Hinblick auf die Ernsthaftigkeit seines Versprechens lachend zu einem Kollegen, und zwar in aller Öffentlichkeit in der Örtlichkeit XX, dass man Ehelosigkeit nicht mit Enthaltsamkeit verwechseln solle.
Papst Johannes Paul II findet wenig Anklang. Es herrscht die Meinung, dass ihm immer noch nicht bewusst sei, wohin sich die Kirche des Postkonzils entwickelt; man meint, dass es bald einen Umbruch geben werde und dass man nichts tun sollte.
7. Fazit. Wenn man dem Erzbischof zuhört, wie er über das Seminar und die Kriterien, nach denen Regelungen und Alltag der Seminaristen funktionieren sollten, zuhört, so besteht Hoffnung auf eine Korrektur der aktuellen Situation. Dennoch ist dem nicht so. Er akzeptiert keinerlei Kritik über die Situation im Seminar. Gibt jemand zu verstehen, dass es besser sei, keine neuen Seminaristen aufzunehmen, so sieht er darin gleich eine typisch „extremistische“ Haltung. Er geht davon aus, dass die Lehrenden gut sind und dass die jungen Männer das Seminar zwar freilich unreif, aber dennoch auf ein neues Priestertum vorbereitet, verlassen.
B). KIRCHENGERICHTE
1. Vor Don XX (Bischof) herrschte folgende Organisation der Kirchengerichte vor:
Bischöfliche Vikariatsrichter Don SC
Sein Stellvertreter Don AGC
Notar Don PA
Ankläger Don MU
Wie in der Diözese bekannt war, herrschte eine jahrelange Freundschaft zwischen dem Erzbischof und dem stellvertretenden Richter (bevor er Bischof wurde, wohnte Don XX im Haus von Don AGC), und daher war es wenig verwunderlich, dass kurz nach seiner Ankunft in XX eine Diffamierungsaktion gegen Don SC gestartet wurde. Diese beruhte auf der – tatsächlichen – Langsamkeit, mit der das Gericht unter der Leitung von Don SC die Fälle abschloss. In der Absicht, die offenen Fälle schneller zu bearbeiten, rief der Bischof ein zweites Gericht ins Leben, dem der Stellvertreter, Don AGC, vorsaß. Während der Ankläger bei Gericht 2 derselbe wie bei Gericht 1 war, wurden als Notar Don JLG und eine Ordensfrau zu seiner Unterstützung eingesetzt.
Anfang 1978 erhält Don SC ein Dekret des Erzbischofs, durch das er alle bis zum 31. Dezember 1977 eingegangenen Fälle an das Gericht 2 abgeben sollte. Anfang 1979 wird Don SC abberufen und neue Ernennungen werden durchgeführt.
Gericht 1: Richter Don AGC
Gericht 2: Richter Don MU,
Ankläger und Defensor Matrimonii Don JLG
Notar Don JJP (für Gericht 1)
Ordensfrau (eigentlich Gericht 2)
Synodalrichter: Don AU, Don GA, Don AP, Don IF, Don EA, Don FFC, Don JMA, Don GM, Don SA, Don JM, D AH.
Folgende Synodalrichter werden abberufen : Don TS, Don ES; Don JM und Don AP (beide in der PG) werden dazu eingeladen, auf ihre Ernennung zu verzichten und stattdessen etwas anderes anzunehmen. Der Erzbischof selbst schlägt Don AP vor, dass er gegen einen Verzicht des Synodalrichters das Amt des Notars von Gericht 2 übernehmen könne; Don A, Notar der Diözese, sagt ihm, dass das unvereinbar mit seinem derzeitigen Amt sei. Don ES verzichtete pro bono pacis, wobei er bei keinem einzigen Fall eingeschritten war. Don TS protestierte so gut er konnte gegen die Ungerechtigkeit, schlussendlich verzichtete aber auch er auf das Amt (siehe Annex 1).
2) Jene Personen, die ganz besonders in diese Änderungen involviert waren, sind:
Don SC. 67 Jahre. Priester mit guten Ansichten, der darauf bedacht ist, die Vorgaben des kirchlichen Lehramts einzuhalten. Wie bereits gesagt wurde, ist er langsam in der Bearbeitung der Fälle. Er wurde vom Vizevikariatsrichter nicht gebilligt und daher abberufen.
Don AGC. 54 Jahre. Hat einen starken Charakter. Anhänger der zivilen Scheidung und sogar der kirchenrechtlichen Ehescheidung. Er äußert in der Öffentlichkeit, dass die Kirche diese endlich rechtlich vorsehen solle. Er ist der Meinung, dass die Unauflösbarkeit der Ehe kein Naturrecht sei, und das bestätigte er auch in Sitzungen und öffentlichen Vorträgen. Beispielsweise in einer Konferenz des Anwaltskollegiums, die unter der Schirmherrschaft der Vizevikariatsrichter der Diözese XX abgehalten wurde.
Er ist dafür, dass die Pfarren zur zivilen Hochzeit raten, damit sich das Sakrament nicht mehr jene Leute, die sowieso nicht daran glauben, spenden. „Wenn sie nicht daran glauben“, so verkündete er mehrmals, „bringt es nichts, kirchlich zu heiraten; zivil zu heiraten ist keine Sünde für Getaufte, die ihren Glauben nicht praktizieren.“ Er ist der Meinung, dass „laut kanonischem Recht und gemäß der neuen Auffassung des Zweiten Vatikanischen Konzils die Ehe eine Lebens- und Liebesgemeinschaft ist, die mehr im Einklang mit Anthropologie, aktuellen Theologien und den positiven Wissenschaften, besonders der Psychiatrie und Psychologie, steht. Diese haben dazu beigetragen, die unterschiedlichen Einflüsse auf das menschliche Verhalten besser zu verstehen und dadurch hat sich das rechtliche Schema der Unzulänglichkeiten erweitert, vor allem in Verbindung mit den psychologischen Elementen, die das wahre menschliche Einverständnis ausmachen.“ Daraus folgert Don AGC, dass die Kirche in ihrer neuen pastoralen Rolle auch befähigt ist, nicht langfristig ausgerichteten Ehen eine Lösung zu bieten. In den Erklärungen zur Eheaufhebung legt er die kanonischen Vorgaben für gewöhnlich sehr großzügig aus, da er ja als Anhänger der kirchenrechtlichen Scheidung die Nichtigkeitserklärung als legales Vorgehen betrachtet, das nun einmal in machen Fällen angewandt werden muss (siehe Annex 2).
Don MU. 52 Jahre. Teilt Don AGCs Meinung, auch wenn er sie ein wenig maßvoller äußert.
Don JLG. 53 Jahre. Stark von den beiden letzten Personen beeinflusst. Hat keinen akademischen Grad, absolviert jedoch Kurse in der Rota von Madrid. Einmal pro Monat fährt er nach Madrid.
Don JJP. 42 Jahre. Ohne akademischen Grad. Seine Ausbildung beschränkt sich auf jene im Seminar. (Man sagt, dass er als Notar nach seiner Amtsübernahme als allererstes Don SC um einige Bücher zu Kanonischem Recht gebeten hatte.)
Prosynodalrichter. Eine der letzten Handlungen von Don PP (dem vorigen Bischof) war die Ernennung von fünf Prosynodalrichtern. Die Absicht Don Ps war es, die Ideen und Theorien des damaligen Vizevikariatsrichters Don AGC zu durchkreuzen.
Wie vorhin bereits erwähnt wurde, wurden bei der Formierung der neuen Gerichte nach der Absetzung von Don SC drei neue Prosynodalrichter ernannt und die von Don PP ernannten, störenden Richter eingeladen, auf ihr Amt zu verzichten, wenn sie dessen nicht enthoben werden wollten. Neue Ernennungen erfolgten für Don SA, Don JMA und Don GM (siehe Punkt LEHRE), wobei keiner von ihnen im Kanonischen Recht bewandert war. Doch sie waren ganz in der Linie, die dem Herrn Erzbischof zusagte. Es ist bekannt, dass beim Vorschlag eines Bischofvikars, Don JM das Amt des Richters zu verleihen, Don XX antwortete, dass er „eine offenere Person bevorzuge“.
Don SA. ist der Verteidiger des Glaubens in der Diözese (siehe Punkt KIRCHENLEHRE UND UNTERSCHEIDUNG)
Don JMA. 53 Jahre, ursprünglich Arzt, späte Berufung, als Priester ist er in intellektuellen und akademischen Kreisen aufgrund seines Drangs nach Neuigkeiten bekannt. Will immer am Laufenden sein.
3. 1979 belaufen sich die eingegangenen Fälle auf mehr als 300, wovon 20 % nichtig sind. Don AGC erklärt, dass man für die Gerichte von … Ansehen erreichen solle, damit deren Arbeit zwischen jener des Gerichts von New York und jener von Gerichten, die nur bei absoluter Sicherheit Nichtigkeitserklärungen erteilen, stehe. Da aber zwei der Prosynodalrichter (Don JM und Don AP) nicht dieselbe Linie wie das Gericht verfolgten, wurde zur Erreichung des Ziels so manipuliert, dass die beiden bei der Entscheidung über die Fälle immer in der Minderheit waren. Dabei waren diese Manipulationen augenscheinlich: manchmal fiel der Notar das Urteil und der Vizevikariatsrichter schrieb für den Ankläger Berichte. Die Urteile wurden so gefällt, dass Nichtigkeitserklärungen durchgehen.
4. Die Priester überraschte, dass der sich stets tolerant und als Feind des Radikalismus gebende Erzbischof eine so eindeutige Haltung einnahm und jene Personen förderte, deren Linie offenkundig falsch war.
C) LEHRE
1. Es ist allen Don Xs (Bischof) Einsatz für die Lehre bekannt; ebenfalls sein Einsatz für die freie Lehre auf allen Ebenen. Er tut viel, um in der Öffentlichkeit auf die Notwendigkeit, die „Gesamtheit der christlichen Botschaft zu vermitteln“, hinzuweisen und zu unterstreichen, dass „die Lehre, je nach Alter, eine graduelle Lehre sein soll, in Methode und Sprache angepasst an die psychosoziale Stufe der Kinder und Jugendlichen“. Weiters sagt er, „dass es nicht reicht, religiöse Themen hin und wieder zu besprechen“, dass „die Lehre organisch zu sein hat, vom Mysterium Christi ausgeht und darauf ausgerichtet ist, den Schüler in das Leben des Glaubens und der christlichen Gemeinschaft einzuführen“. Dass „ aufgrund des Wesens der Lehre sich diese, wenn sie authentisch sein soll, nicht auf reine Informationsvermittlung beschränken kann“, dass „die Lehre essentiell sei und eine persönliche Verpflichtung bei den Schülern auslösen soll“. Dass „in Anbetracht der Mission der Kirche diese verpflichtet ist, ihre Lehre all jenen zuteil werden zu lassen, die sich für sie bereit erklären. Diese kirchliche Mission wird durch Priester, die Familie, christliche Lehrer und ganz speziell in Bildungsstätten ausgeführt“.
All dies sind Aussagen für die sozialen Kommunikationsmedien – und er ist bedacht darauf, derartige Aussagen regelmäßig zu tätigen. Es bleibt die Frage, wie er diese aber tatsächlich in der Diözese umsetzt?
2. Seine Lehrmeinung und seine thematischen Inhalte bezüglich der Lehre stammen von der katechetischen Kommission. Es gibt eine Lehrkommission, die auf die Einhaltung der technischen und organisatorischen Aspekte achtet, damit die Zusammenarbeit mit den staatlichen Einrichtungen funktioniert; weiters achtet sie auch auf die Entwicklung der mit der Lehre in Verbindung stehenden rechtlichen Vorkehrungen. Don FB, ein beispielhafter Priester mit sicherer und feiner Urteilsgabe, mit Studienabschluss in Theologie und Kanonischem Recht, der sowohl im kirchlichen als auch im zivilen Bereich ein hohes Ansehen genießt, ist der Vorsitzende der Lehrkommission. Im Auftrag des Erzbischofs beruft er die Kommission zu diversen Sitzungen ein, zum Beispiel zu jener der Lehrpersonen, der Religionsprofessoren, der Rektoren, etc. Niemals ließ es der Erzbischof zu, dass Don F in diesen Sitzungen das Wort ergreift. Jene, die beauftragt sind, die Linie des Erzbischofs (das Wort Linie wird von Don X häufig gebraucht) einzuhalten, sind die Mitglieder der katechetischen Kommission, der folgende Priester angehören: Don AR, Vorsitzender der Kommission; Don IZ, Verantwortlicher der „Christlichen Lehrer“; Don JS, Verantwortlicher der erwachsenen Taufbewerber; Don MS, ein Franziskanermönch.
3. Ein kurzer Kommentar über jedes der Mitglieder der katechetischen Kommission ist sicherlich aufschlussreich:
Don AR. 36 Jahre. Ausbildung in Deutschland. Absolviert ein ziviles Studium als Fernstudium. Er ist sehr herzlich und gesellig, hat einen wachen Verstand und Organisationstalent. Ist fleißig. Erfuhr in seiner Priesterlaufbahn die altbekannten Berufungskrisen. Seine Lehre ist beeinflusst vom holländischen Katechismus und den modernen Theologen, vor allem Rahner. Er ist, gemeinsam mit anderen Priestern, Autor eines bei Verbo Divino publizierten Schulbuchs für den Religionsunterricht, das in diversen Ordensschulen (zum Beispiel Jesús y María und Compañía de María) verwendet wird. Die drei bisher publizierten Schulbücher sind:
JESUSCHRISTUS (Für einen kritischen Religionsunterricht), Autoren: Don AR, Don JB, Don LB.
DIE KIRCHE (Für einen kritischen Religionsunterricht), Autoren: Don JB, Don LB, Don AC, Don TS.
DER MENSCH (Für einen kritischen Religionsunterricht), Autoren: Don JB, Don LB, Don AR (siehe Annex 3).
(Don JB. verweltlichter Priester, Herausgeber der Publikation CC., klar protestantisch orientiert. Studierte in Tübingen von 1955 bis 1959. Don LB., Religionsprofessor an der Universidad Laboral, 48 Jahre alt, studierte im Angelicum Philosophie und Sozialwissenschaften. Ist listig und spitzzüngig, übt sein Priesteramt weder in einer Pfarre noch anderswo aus. Don AC., Religionsprofessor am Gymnasium „El P.“, 38 Jahre alt, gerissen und aufgeweckt, ohne Hochschulbildung. Ist der Meinung, dass Religion im Unterricht ausschließlich als Kulturunterricht dargebracht werden sollte. Don TS., 39 Jahre alt, intelligent, unterrichtet im gleichen Gymnasium wie Don AC. Universitätsabschluss in Sozialwissenschaften. Sehr radikal in seinen Ansichten.)
Der Inhalt dieser Bücher brachte einige Eltern der Schule Compañía de María dazu, um die Freistellung ihrer Töchter vom Religionsunterricht zu bitten. Außerdem baten sie den Erzbischof, er möge eines der Bücher, das nicht einmal von der Kirche erlaubt worden war, einziehen.
Don XX hielt mit den Betroffenen einige Unterredungen ab und verkündete öffentlich vor einigen Priestern, dass er mit dem Ansatz von Religion als Kultur (Oktober 1978) nicht einverstanden sei, das war aber auch schon alles. Das Buch wurde weiterhin als Schulbuch verwendet (einige Eltern veranlassten einen Schulwechsel für ihre Töchter), die Autoren waren weiterhin als Religionsprofessoren tätig, außer Don JB und Don AR; letzterer wurde in die katechetische Kommission befördert.
Don IM: Ausbildung in San Paciano, Doktor der Theologie. Sehr simple Person, ein Lebemann, der von allen bewundert werden und bei allem dabei sein will. Sehr beeinflussbar. Nett. Ist bekannt für unpassende Bemerkungen. Fleißig. Hatte mehrere Ämter in der Diözese inne, die er im Konflikt beendete. In der Gemeinsamen Versammlung war er einer der aktivsten Priester. Verließ die Diözese mit Don PP. Als Don P. in den Ruhestand ging, wurde er vom Generalvikar der Diözese persönlich berufen; er lebte in Barcelona. Seine Ideen sind ein einziger Wirrwarr. Er unterrichtet Lehramtsschüler und wurde als Verantwortlicher des Verbands der „Christlichen Lehrer“ eingesetzt, so lautet der neue Name der Lehrervereinigung (der vorhergehende Beirat war Don AL (Mitglied der PG), ein Priester mit ehrenwerten Vorsätzen, ein kultivierter und unter den Priestern angesehener Mann; er ist der Erzpriester des Gebiets und Mitglied des Priesterkollegiums). Er wurde beauftragt mit der Abhaltung des Katecheseunterrichts des Bistums. Bewunderer von Rahner, Hans Kung, Schillebeeckx, etc.
Don JS, 38 Jahre, hat Verbindungen zu den Schulen von Compañía de María. Studierte in Madrid am Instituto Pastoral. Ist sehr gut mit den vorigen Personen bekannt und steht unter deren Einfluss.
Folgende drei Priester: Don AR, Don IZ und Don JS, inklusive Don GM (36 Jahre, guter Priester, begabt, intelligent, momentan Herausgeber der Zeitschrift Hoja Diocesana und Sekretär des Priesterkollegiums, Spiritual des Colegio Mayor C., widmet sich weiters der Universitätspastoral, ist befreundet mit den oben genannten Personen und teilt deren Ansichten, äußert sie jedoch moderater) bilden das wahre Priesterkollegium der Diözese. Sie sind die Vertrauenspersonen des Erzbischofs, sie können tun und lassen, was sie wollen. Sie treffen einander regelmäßig, auch zum Mittagessen, sie werden vom Bischof angehört und in ihren Anliegen berücksichtigt. Don X hat diese drei Priester beauftragt, den Unterrichtsstoff für Religion in den Grundschulen von Stufe 1 bis 8 zu entwickeln (siehe Annex 4). Diese Unterlagen verteilte Don X auch an die übrigen spanischen Diözesen. Dadurch sollte die Erneuerung der christlichen Lehre, die vom Ausschuss Comisión C, dem er vorsaß, angestoßen worden war, weiter voran getrieben werden.
Bezüglich anderer Initiativen im Bereich der Katechese ist Don X für gewöhnlich streng: zum Beispiel sagte im Juli 1979 ein Priester (zu Don JPG (er gehört von Anfang an zur PG), als sie an einigen „spirituellen Übungen“ des Erzbischofs teilnahmen), dass er vor Don X über seine Katechesekurse in Pamplona gesprochen habe. Der Erzbischof habe darauf gemeint: „Im Studiengang Katechese der Universität von Navarra lernt man wirklich wenig.“
4. Aus all dem bisher Gesagten lässt sich die Linie, die Don X der Schule SDDS geben will, schließen. Sie ist ein Diözesanwerk und wurde vom Domherrn Don JM gegründet. Die Schule zählt aktuell 7000 Schüler. Zum Diözesanwerk machte sie Don J zum Zeitpunkt der Gründung. Die Schule war oft in diverse politisch motivierte Vorfälle geraten, die mit der Institution an sich nichts zu tun hatten. Es ist eine beispielhafte Schule, die günstigste unter den Privatschulen, sie besitzt einen sehr guten Lehrkörper, es gehen viele Akademiker ab und sie weist gute und ordnungsgemäße Zahlen auf (diese werden stets bei offiziellen Inspektionen gelobt). Der einzigartige Don J – Vorsitzender des Elternvereins, Schuldirektor, Administrator, etc. – wurde an seinem einzigen schwachen Punkt angegriffen (was jedoch in der Öffentlichkeit aufgrund von Manipulationen verzerrt dargestellt wurde): es handelt sich um seinen Autoritarismus und die gleichzeitige Ausübung verschiedener leitender Funktionen.
Im Rahmen einer Klausur im Bischöflichen Palast mit Mitgliedern der spanischen Gewerkschaft, der Comisiones Obreras, bestellte der Erzbischof das Priesterkollegium, um es über die Situation zu informieren. Don X bekräftigte, dass er sich einschalten würde, sobald der politische Druck nachlasse, um die Verantwortung zu verteilen. Indem man akzeptiere, dass die Schule gut läuft – dies sei ja offensichtlich – würde man versuchen, der Pastoral ein anderes Ansehen zu verleihen. „Die Pastoral, so wie sie hier ausgeführt wird, gleicht der Zeit vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil“, sagte er. (In der Schule findet dies an jedem ersten Freitag im Monat statt, es werden Triduen und Novenen abgehalten etc. Seit jeher war Don J bemüht, die dort eingesetzten Priester im Sinne einer guten Doktrin besonders gut auszuwählen.)
Don X ernannte drei Priester, die die Pastoral nach seinen Vorstellungen ausübten: Don LR, Don IZ und Don MA.
Don LR, 38 Jahre, bisher Lehrer am Gymnasium Instituto Miguel Servet. Intelligent, studierte Theologie an der Universität von Navarra. In den letzten Jahren wurde er in seinen Ansichten radikaler: er vertritt eine sozialisierte Kirche, ohne Klassen, mit optionalem Zölibat für die Priester, etc. Er hat einen spektakulären Bart, ohne Schnurrbart, den er sorgfältig pflegt, dafür trägt er aber nicht ein einziges Zeichen, das auf sein Priestertum hinweist.
Don MM: guter und frommer Priester. Ohne Willenskraft und Persönlichkeit. Studierte Theologie an der Universität von Navarra. Er fügt sich allem. Ein Jahr lang war er im Krankenstand, um sich von einem Unfall zu erholen.
Don IZ (siehe weiter oben, Punkt 2) Sagt, dass er hier arbeite, um Don J zu Fall zu bringen, wenn es der Erzbischof befiehlt.
Don JM wollte erreichen, dass der Erzbischof für diese Neuerung jene zwei Priester einsetzte, die zu diesem Zeitpunkt am besten in der Schule arbeiteten. Don PJG, Pfarrer von SI, studierte Theologie in Comillas; er ist ein intelligenter Priester mit Organisations- und Führungstalent. Und Don JM, Doktor des Kanonischen Rechts, ein sehr guter Lehrender, ist besonders gut im Umgang mit jungen Leuten. Der Erzbischof meinte zu Don J, dass ihm die Linie dieser Priester nicht gefalle, auch wenn er sich nicht mit ihnen über ihre Meinung zu Problemen in der Schule unterhalten habe. Don J schloss daraus, dass dem Erzbischof sehr wenig am Opus Dei liegt; beide gehören übrigens dem Werk an.
Kürzlich rief Don X alle in der Schule tätigen Priester zu sich, um ihnen eine klare Linie vorzugeben. Unter anderem sagte er Folgendes: „Es gibt Priester, die aufgrund ihres Umfeldes eine andere geistige Haltung aufweisen; diese müssen nun der Linie, die ich vorgebe, folgen. Ob es euch passt oder nicht, ich bin nun einmal durch göttliche Fügung der Bischof dieser Diözese.“
5. Es könnten noch zahlreiche andere Beispiele genannt werden. Generell muss festgestellt werden, dass es keineswegs als besorgniserregend angesehen wird, eher ganz im Gegenteil, die Religionslehre in den Händen der progressistischen Priester zu lassen (die Mehrheit der Priester, die sich gegen A. auflehnten, waren Religionslehrer). Wenn Don X von der Gesamtheit der Doktrin spricht, weiß die Diözese, dass er sich auf eine Doktrin bezieht, die „aggiornata“ ist, modern, der heutigen Zeit gemäß. Jene, die sich dem nicht angepasst haben, sind Integristen und Präkonziliaristen.
A) KIRCHENLEHRE UND UNTERSCHEIDUNG
1. Don X (der Erzbischof) mag es, über die Notwendigkeit der pastoralen Unterscheidung zu sprechen. Dennoch beschränkt sich diese Unterscheidung in der Praxis auf eine rein subjektive persönliche Haltung. Bei Exerzitien meinte er zu anderen Priestern: „In Anbetracht der Fülle an theologischer Literatur müssen wir die Gabe der Unterscheidung haben, um herauszufinden, ob wir Christus und die Kirche dadurch noch mehr lieben können oder nicht.“ Im Rahmen seiner Aufsichtspflicht, die mit seiner Funktion einhergeht, gab es von seiner Seite nie die Empfehlung, die theologische Lehre eodem sensu eademque sententia al depositum Fidei auszurichten.
2. Obwohl dies bei ihm nicht üblich war, so empfahl er doch einmal einen Autor und sein Buch, und zwar Ruiz de la Peña und sein „El hombre y su muerte. Antropología religiosa actual“ (dt. Der Mensch und sein Tod. Aktuelle religiöse Anthropologie), Burgos 1971. Dieses Buch empfahl er vor 250 Priestern, die im Seminar anlässlich des goldenen Priesterjubiläums von vier Priestern zusammengekommen waren. Er präsentierte es als neue, tiefe und erleuchtende Sicht eines wichtigen und anregenden Themas, dem der Eschatologie. Wie bekannt, ist die zentrale These dieses Buches, dass der Mensch nicht nur Geist, sondern auch Körper ist und daher die mittlere Phase der Eschatologie verleugnet. Das heißt, dass die Seele mit ihrer „Körperlichkeit“ – die fester Bestandteil der Gesamtheit „Mensch“ ist – die eschatologische Belohnung sofort nach dem Tod bekommt. Etwas anderes zu denken ist laut Autor ein Rückfall in den Dualismus, welcher der biblischen Doktrin über den Menschen fremd ist. Demzufolge muss man die konziliaren Definitionen „re-interpretieren“, auf die sich die mittlere Eschatologie beruft. Und ebenso ist das Dogma von Mariä Himmelfahrt kein Widerspruch zu der Möglichkeit, den Leichnam Marias in der Erde zu finden. Der Leichnam ist nach Ruiz de la Peña nicht der Körper. Diese Meinungen sind mit dem Dogma der Unsterblichkeit, der Auferstehung und mit dem Dogma der Himmelfahrt der Heiligen Jungfrau unvereinbar. Es handelt sich dabei um Irrtümer, die bereits von Tertullian und vom Heiligen Irineos verurteilt wurden; ebenso von Paul VI im Credo des Volkes Gottes und kürzlich in der Erklärung über die vier letzten Dinge der Kongregation für die Glaubenslehre.
3. Der Verteidiger des Glaubens in der Diözese, Don SA (siehe KIRCHENGERICHTE, Punkt 2), ist verantwortlich für den Religionsunterricht des Lehramts. Das vom Lehrer aufgezwungene Unterrichtsbuch war „Christ sein“ von Hans Küng und ein Handbuch für Jugendliche. Nachdem im Mitteilungsblatt der Diözese ein Warnbrief des deutschen Episkopats über die Werke Hans Küngs veröffentlicht worden war, sprach eine Professorin mit Don SA um ihn zu bitten, das Buch nicht mehr einzusetzen. Don SA erklärte, dass er der Verteidiger des Glaubens sei und dass es perfekt in den Inhalt des kirchlichen Lehramtes passe, weiters meinte er, dass eine konservative und traditionalistische Einstellung der Kirche nur schaden würden. „Don X (der Bischof) kennt meinee Ansichten nur allzu gut, er vertraut mir voll und ganz.“ (Ein gewisses Vertrauen, da Don SA für den Theologieunterricht an der Universität eingesetzt worden war, einem der Schlüsselbereiche in der Ausbildung von Laien („VV“). Dieser Bereich untersteht dem Erzbischof und wird vom Generalvikar der Diözese geleitet).
4. Zu seiner aktuellen Lektüre gehören – außer dem Observatore Romano – die Bibel zur Einführung ins Christentum und das Wörterbuch der Moraltheologie, Valscecchi-Rossi. Bezugnehmend auf das letzte Werk: Als der Pönitentiar von …, Don FBG, zu ihm sagte, dass es sich dabei um eine völlig falsche Moral handle, verzog er missbilligend das Gesicht – das tat er immer, wenn er etwas nicht hören wollte – und wechselte das Thema.
5. Wenn es der Anlass gebietet, lädt er gern Intellektuelle oder Theologen ein, die für ihre fortschrittlichen Ideen bekannt sind. Bei den mariologisch-marianischen Kongressen lud er Méndez-Arceo und Hélder Câmara, den er häufig zitiert (in einer der monatlichen Exerzitien stand am Blatt der Cantica für das Stundengebet eines seiner Zitate), ein. Es war auch auf seine Initiative hin, dass Frère Roger eingeladen wurde. Am Allgemeinen hat er eine große Vorliebe für diese und ähnliche Initiativen, außerdem lobt er öffentlich die Arbeit des Instituts … (siehe Annex 5).
6. In der neu geschaffenen Familienkommission besteht eine absolute Desorientierung bezüglich der Lehre. Diese Kommission besteht aus folgenden sechs Bewegungen: Equipes Notre Dame, Kommissionsmitlied: SF; Gemeinschaft Christlichen Lebens, Kommissionsmitlied: Don JC; Encuentros (Fines de semana), Kommissionsmitlied: Don MM; Schule für Eltern, Leiter: SF und M; Christliche Familienbewegung, Kommissionsmitglied: Don FB (Mitglied der PG); Zentrum für Ehevorbereitung, Leiter: M; Theresianisches Institut, Kommissionsmitlied Don GM. Außer in der Christlichen Familienbewegung, wo die Linie des kirchlichen Lehramts befolgt wird, befolgt niemand die Humanae Vitae, sie raten ausnahmslos zur Geburtenkontrolle, und zwar nicht nur über die Pille, sondern auch über Implantate. Konkret sprechen die Bewegungen Encuentros (Fin de semana) und Equipes Notre-Dame ihre Mitglieder von der Ohrenbeichte und der geheimen Beichte frei, veranstalten Abendessen in Anlehnung an das letzte Abendmahl und erteilen die kollektive Absolution. Don X lobte in aller Öffentlichkeit die Arbeit der Schule für Eltern.
7. Hinsichtlich der Ernennungen werden ganz klar die konfliktauslösenden Priester bevorzugt behandelt. Don DO, bekennender Anführer einer sozial engagierten Gruppe von Priestern, wurde eine Pfarre im Zentrum, Nuestra Señora del …, zugesprochen. Don DO, 54 Jahre alt, momentan Pfarrer der soeben genannten Gemeinde, ist der Drahtzieher von etlichen Erneuerungsversuchen in der Kirche. Er ist der unbestrittene Chef für die Mehrheit des Priesterkollegiums (siehe PRIESTERKOLLEGIUM). Zu allem hat er eine Meinung. Er propagiert eine rundum erneuerte, charismatischere und weniger institutionalisierte Kirche. Er versuchte, einige Sozialprojekte durch die Zusammenarbeit mit diversen Schwesternorden zu fördern. Er tritt für eine Kirche als wahre christliche Gütergemeinschaft ein und für Gleichheit und sozialistische Werte sowohl unter den Priestern als auch unter den Gläubigen. Er ist ebenfalls Vertreter des Laienapostolats (siehe Annex 6).
Die Mehrheit der an der „Affaire“ rund um F beteiligten Priester haben ihre alten Ämter zurückerhalten. Der Anführer der Gruppe, der Jesuitenpater Don CM, der noch dazu Vorsitzender der Christlichen Gemeinschaft von (…) war, setzte ihn wieder in der Pfarre von B ein, wo er mit anderen Priestern vom gleichen Orden das tat, was ihm beliebte. Er überschritt dabei mit seinen Handlungen die Grenzen des Akzeptierbaren: er unterstützte Streiks, politische Demonstrationen und ähnliches. Der Erzbischof kam einmal für einen Meinungsaustausch zum Abendessen zu ihnen und danach erzählte Pater C einem Freund (Don SaS), dass der Bischof zu ihnen halte und sie in ihren weiteren Handlungen fördere. (Nach sechs Monaten bat er um Rückversetzung in den Laienstand und sammelte mit Hilfe der Christlichen Gemeinschaft Unterschriften, um auf den Heiligen Stuhl Druck auszuüben.)
Don JLM und Don PPA, zwei für ihr Engagement in den Gewerkschaften UGT und Comisiones Obreras bekannten Priester, wurden sogleich, nachdem sie darum gebeten hatten, zum Priester bzw. Koadjutor der Pfarre von M ernannt. Don Ps Exzentrizität und Verantwortungslosigkeit sind himmelschreiend, so ruft er beispielsweise einmal während des Gottesdienstes aus voller Kehle: „Das ist ja alles präkonziliarer Blödsinn!“ und dann beschimpft er wieder Papst Johannes Paul II, indem er ihn Botijo nennt (Anm.: Ein botijo ist ein bauchiger Tonkrug mit einer schnabelähnlichen Trinköffnung).
B) GEMEINSCHAFT KIRCHE
1. Die Förderung des Gemeinschaftslebens in der Diözese und das bewusste Wahrnehmen der „Kirchengemeinschaft“ sind ständige Ziele des Erzbischofs. In einer Klausur in Y sagte er zu anderen Priestern: „Wir müssen das Gemeinschaftsleben stärken“, und: „ein Bischof, der das Gemeinschaftsleben, das Verständnis untereinander und das Wir-Gefühl fördert, wird zur Kreuzigung gerufen werden; er muss das Kreuz der unterschiedlichen Strömungen, die ihn zerreißen, tragen.“ In diesem Sinn fühlt sich Don X (der Bischof) angesichts der Kritik und Anschuldigungen von Seiten gutgläubiger Personen, die ihm liturgischen Missbrauch vorwerfen, als Märtyrer der Einigkeit; er hört allen aufmerksam und mit Respekt zu, er versucht, Leute für seine Arbeit zu begeistern, er betont, dass Einigkeit besser sei als Zwist und Konstruktion besser als Destruktion. Im gleichen Atemzug kritisiert er aber auch den Mangel an Gemeinschaftssinn bei jenen Personen, „die unfähig sind, sich richtig in eine Gemeinschaft zu integrieren und andere christliche Weltbilder und Erfahrungen zu akzeptieren.“ Regelmäßig wiederholt er, „dass die Förderung der kirchlichen Einheit und der Gemeinschaft so viel bedeutet, wie das Kreuz zu tragen. Auch wenn der eine oder andere dich dafür beurteilen werden, das spielt keine Rolle, denn wichtig ist heute in der Kirche nur, für die Einheit einzutreten, keine Schläge auszuteilen, sondern die Liebe walten zu lassen, in allen Gruppen immer das Positive zu sehen, sodass Unterschiede in der Lehrmeinung kein Ausschlussgrund unter den Leuten sind.“ Das sagte er in einer Klausur. Für den Erzbischof ist der Preis für diesen Dienst an der Kirche die Einsamkeit.
2. Allerdings beschränkt sich diese Gemeinschaftsdimension in der Praxis darauf, gemeinsam unter dem Mandat des Erzbischofs zu stehen. Für Don X (den Erzbischof) ist jede Diözese eine „Gemeinschaft, die durch den Glauben Teil einer anderen Gemeinschaft ist“ (Eröffnungsrede des mariologischen Kongresses). Die Gemeinschaft Kirche weist folglich eine universale Schicksalsdimension auf, durch die die Gläubigen untereinander verbunden sind; es gibt grundlegende Gemeinschaftsfaktoren, die die gesamte Kirche zu einer einzigen Gemeinschaft machen. Demzufolge ist Don X der Ansicht, dass die kleineren Gemeinschaften innerhalb der Kirche (Pfarren, Verbände, Bewegungen, religiöse Gemeinschaften etc.) nicht die Einheit zerstören, sondern diese fördern, nämlich insofern, als sie ihren eigenen Zielen treu bleiben. Bis dahin sieht er das Gemeinschaftliche aus einer rein soziologischen Perspektive, die die Geistlichen dazu bringt, in die Diözesanpastoral einzutreten um „sich den Linien und Zielen unterzuordnen“, die er vorgibt und die „Zusammenarbeit verlangen“. Wenig fromm meint er weiter, dass eine Gemeinschaft von Ordensleuten, der die Diözese eine Pfarre übergeben hat, viele Personen in ihre Dienste stellen solle. Daher ist eine seiner größten Sorgen als Bischof, „auf den Gemeinschaftssinn unter allen, die in der Diözese arbeiten, zu achten, um Abspaltungen und die Bildung von unsolidarischen Gruppen zu vermeiden.“
3. Er nennt zwar keine Namen, zeigt aber dennoch offen sein Missfallen an gewissen Pfarren, „die glauben, dass sie der Kirche dienen, indem sie mit allen Mitteln versuchen, sich abzuheben. Sie vergessen dabei völlig darauf, dass es ihre erste Aufgabe ist, mit den Nachbarpfarren zusammenzuarbeiten.“ (Kommentar im Priesterkollegium). Alle wissen, dass hier der Pfarrer von Santa (…) gemeint ist, ein angesehener Priester mit festen Vorsätzen, der seine Pfarre hervorragend führt. Die Pfarre ist die größte und beste in der Stadt, was ihre Tradition, die sorgfältige Ausführung der liturgischen Feiern und die Vitalität einiger ihrer Verbände anbelangt. Don X findet es beispielsweise untragbar, dass die Pfarre Santa (…) ihre eigene Pfarrzeitung herausgibt, wo es doch die Hoja Diocesana gibt (siehe Annex 7). Er ist bereit, sie per Dekret zu verbieten wenn sie nicht freiwillig aufgegeben wird.
4. Jegliche apostolische Tätigkeit der Diözese, die nicht im Einklang ist mit der Meinung der Bischofsvikare (sprich nicht unter ihrer Kontrolle steht), schadet der Kirchengemeinschaft. Das soziale Prinzip in der Kirche beschränkt sich jedoch nur auf das Verhältnis Hierarchie – Gläubige, das zu Ablehnung, in manchen Fällen sogar zur Verfolgung jeglicher privater Initiative führt, und das, auch wenn die Initiative zutiefst sozial ist und direkt einer Gruppe und indirekt der ganzen Gemeinschaft zu Gute gekommen wäre.
Es ist komplett kontraproduktiv, Don X von der apostolischen Arbeit in der Diözese außerhalb des offiziellen pastoralen Rahmens zu berichten. Er toleriert diese Arbeit, tut sie allerdings als nebensächlich ab, da sie nicht „im Dienst der diözesanen Einheit und des Gemeinschaftsgeistes steht so wie es sich für jedes Evangelisierungsprojekt gehört“. Zum Beispiel meinte er im Juli 1978 in der Casa de Ejercicios in A: „Bei einem Priester die Beichte ablegen wollen und bei einem anderen nicht, KEINESFALLS! Es müssen geschlossene Gruppen gebildet werden. Wer starr ist, ist nicht gottesfürchtig.“ Und weiter: „Man muss in der Lage sein, frei zu denken.“ Im Grunde versteht er die Jurisdiktionsgewalt als Gewaltherrschaft über die Menschen, anstatt diese Macht als Gewalt über ihr Verhalten zu sehen.
F) LITURGIE
1) Der Herr Erzbischof ist in seinen liturgischen Akten sehr auf Andacht bedacht. Dennoch verlangt er von anderen nicht, dass sie die liturgischen Normen so umsetzen wie er.
2) Bei der Abhaltung der Heiligen Messe erlaubt er jedem einfach so, zu konzelebrieren. Zum Beispiel hatte er keinen Einwand dagegen, mit 15 Priestern der Diözese zu konzelebrieren, die leger gekleidet waren, in Jeans und Schlapfen. Der Bischof selbst trug eine Albe über der Soutane und eine Kasel, zwei andere Priester Albe und Stola. Als einer von ihnen, Don AL (Mitglied der PG), dem Bischof sagte, er halte es für angebracht, die Messe mit mehr Würde zu begehen, erntete er nur Schweigen. Er sah es nicht als notwendig an, neue Priester mit saloppem Kleiderstil zurechtzuweisen, wenn bei ihnen aus dem Ausschnitt der Albe bunte Hemden und unten gemusterte Hosen und Schlapfen hervorschauen. Er hat einmal mit einem Priester konzelebriert, Don LR (siehe Punkt LEHRE), der seit dem Priesterkollegium von (…) eine gute Kamera besaß und damit ein Foto nach dem anderen von den Seminaristen machte, als man ihnen das geistliche Amt verlieh. Bei einer anderen Priesterweihe in der Kirche (…) – im Jahre 1979 gab es drei davon – konzelebrierten Priester, die komplett zivil gekleidet waren, geradezu in Arbeitskleidung. Gerade sie legten den anderen Priestern die Hände auf. Die Kirche war gesteckt voll.
3. In den Priester-Klausuren ist die Liturgie bei den Segnungen mit dem Allerheiligsten immer mehr als trist. Das Ziborium wird herausgenommen und dann einfach auf dem Altar stehen gelassen. Es gibt kein Ziboriumvelum, kein Segensvelum, keinen Weihrauch, keine Glocke, gar nichts. Zumindest einmal, als das Allerheiligste auf dem Altar ausgesetzt war, hat sich Don X zur Liturgie geäußert: „Vor dem ausgesetzten Allerheiligsten macht man keine doppelte Kniebeuge, sondern eine einfache.“ (Das sagte er in Anwesenheit von Don PJG, einem Mitglied der PG.)
4. In vielen Pfarren, besonders in den von Ordensmännern geführten, herrscht bei allen Feiern absolute Willkür bei den liturgischen Zeremonien. Bei Taufen ebenso wie bei Hochzeiten. Hierfür einige Beweise: In der von beschuhten Karmeliten geleiteten Pfarre (…) stehen im Altarraum immer die Instrumente einer modernen Musikband (Schlagzeug, Gitarren etc.), auf denen die Messe begleitet wird. An der Predig nimmt die Gemeinde teil; denn ihre neueste Erfindung ist ein Projektor, der die Gedanken jener, die etwas beisteuern möchten, auf eine Leinwand wirft. In der Pfarre B wird die Messe in einem Nebenraum der Kirche gefeiert, um einen Tisch herum. Bei Hochzeiten stehen Braut und Bräutigam neben dem Priester und lesen das Hochgebet. All diese Akte der Willkür sind Don X hinlänglich bekannt, doch er tut, als ob er nichts davon wüsste.
C) DISZIPLIN
1. Bei der Kleidung herrscht Laissez-faire, denn er bringt das Argument, man müsse den persönlichen Kleidungsstil der Priester und Ordensleute respektieren. Deswegen ist es auch überraschend, dass er dann doch vor korrekt gekleideten Priestern anmerkt, dass ihn gewisse schlecht oder plump angezogene Priester stören. Zum Beispiel klagte einmal Don JM dem Bischof sein Leid, weil er bei jedem Treffen mit anderen Priestern seines Jahrgangs feststellte, dass er der einzige war, der Kollar und Priestergewand trug. Don X sagte daraufhin zu ihm, dass er das auch weiterhin tun solle und dass er das schleißige äußere Erscheinungsbild mancher Priester sehr bedaure. Genau das trifft aber auf seinen Sekretär zu, der zwar hin und wieder Kollar trägt, aber sonst bunt gekleidet ist. Die Bischofsvikare sind mit einigen Ausnahmen auch alle zivil gekleidet, auch wenn sie bei offiziellen Besuchen die Soutane tragen. Er gab auch zu verstehen, dass er die Worte von Papst Johannes Paul II zum Priestergewand als unangebracht empfand – warum sollte man sie daher befolgen? Als er diesbezüglich in einer Pfarre nach einer Firmung angesprochen wurde, antwortete er: „Das wichtigste ist doch, ein guter Priester zu sein.“
2. Als er erst ganz kurz in der Diözese war und die Schlusszeremonie einer Ultreya von Cursillo-Mitgliedern hielt, sah er nichts dabei, eine Generalabsolution zu erteilen. Da danach der Heilige Stuhl für spanische Bischöfe die Vorgaben für eine Generalabsolution veränderte, unterließ er sie von da an und ordnete dies auch in einigen Pfarren an. Was die Beichte betrifft, so wurde aufgrund der Haltung des Domkapitels, das sich strikt gegen eine Änderung der Beichtstühle von (…) und (…) aussprach, schließlich eine Reihe an Initiativen verhindert, die der Beichte eine stärkere Gemeinschaftsdimension verleihen hätten sollen. Dennoch ist allen klar, dass er eine Abneigung gegen die Beicht- und Messgestaltung des Domkapitels von (…) hat. Er sieht diese als präkonziliar an. „Gott sei Dank“, sagte er einmal in einer Sitzung des Priesterkollegiums, „ist diese Institution (das Domkapitel) vom Aussterben betroffen.“
H) PRIESTERKOLLEGIUM
1. Die Priester des Kollegiums stehen nach den Vorschriften, die sie für ihre Wahl eigens festgelegt haben, nicht stellvertretend für den Klerus der Diözese, sondern für die progressistischen und widerständigen Strömungen, auch wenn diese nicht sehr zahlreich sind. Folglich dominiert im Priesterkollegium die Meinung jener, die sich eine weniger institutionalisierte, dafür charismatischere und sozialere Kirche, die den Armen hilft, wünschen.
2. Anderthalb Jahre nach Zusammenstellung hat der Erzbischof das Priesterkollegium immer noch kein einziges Mal um Rat gefragt; er bevorzugt, dass es sich selber um seine Themen kümmert. Er leitet die Sitzungen, diese dauern für gewöhnlich vier Stunden, denn er lässt es zu, dass die Diskussionen endlos in die Länge gezogen werden. Bis heute wurde noch nichts beschlossen, meist wird irgendein Ausschuss gegründet, der das Thema noch genauer untersuchen muss.
3. Aufgrund des Wesens der meisten Leute des Kollegiums werden bei den Sitzungen die unerhörtesten und abstrusesten Dinge besprochen, zum Beispiel:
- (die Kathedrale) steht im Widerspruch zum Geist des Magnificats.
- Gebete sind Zeitverschwendung, sie beruhigen nur das Gewissen, wenn man sich den Menschen nicht persönlich hingeben will.
- In den Städten sollten die Pfarrer ad tempus ernannt werden, ebenso sollten auch Bischöfe und der Papst ihr Amt für einen festgelegten Zeitraum ausüben.
- Der Bischof ist nicht in der Lage, einem Priester etwas zu befehlen, wenn dieser sich mit aller Gewalt dagegen auflehnt und droht, daraus einen Skandal zu machen.
Zu all diesen und anderen Aussagen schweigt der Erzbischof, er wechselt das Thema oder bittet andere um ihre Meinung. Wenn ein Mitglied des Priesterkollegiums auf einige Äußerungen näher eingehen oder etwas verdeutlichen will, so lässt dies der Erzbischof im Sinne der Rede- und Gedankenfreiheit zu, „da wir dadurch alle bereichert werden“. Wenn endlich jemand etwas Vernünftiges sagen will, unterbricht er ihn. Er widerspricht ihm zwar nicht, sagt aber so etwas ähnliches wie: „Ich respektiere deine Meinung, aber sie hat mit diesem Thema nichts zu tun.“ Kurz gesagt kann jeder mit neuen oder so genannten „fortschrittlichen“ Ideen diese mit völliger Offenheit vorbringen, sogar Geschmack- und Respektlosigkeit werden dabei hingenommen. Oft gibt es dafür ein gefälliges Lächeln oder ein zärtliches „Was für Ideen…!“. Niemals ergreift er die Gelegenheit, um zu belehren oder sein Urteil abzugeben. Wenn das jemand anderer versucht, wird er zwar höflich, doch scharf aufgefordert, sich kurz zu halten.
4. Auf Vorschlag der ständigen Versammlung hielt er es für angebracht, in die Tagesordnung des Kollegiums vom 13. Dezember 1979 die „Mögliche Petition an den Heiligen Vater über zur Vereinfachung von Verfahren im Säkularisierungsprozess“ einzubringen. Auf die Frage, ob er tatsächlich wünsche, dieses Thema vom Kollegium behandeln zu lassen, antwortete er, dass der Vorschlag zwar von der ständigen Versammlung komme, dass er diesen aber unterstütze. Das war das einzige, was der Bischof zu dieser Diskussion von einer Stunde beitrug. Es wurde viel zu den vermeintlichen Rechten der Priester, die die Säkularisierung gefordert hatten, gesagt. Diese Petition sei darauf zurückzuführen, dass es ein Sensibilitäts- und Solidaritätsproblem gebe. Die derzeitige Situation sei so unerträglich. Etc. Die wenigen, die nicht dem Papst schreiben wollten, versteckten ihre Kritik hinter dem Argument, dass es nicht im Arbeitsbereich des Priesterkollegiums liege, sich an den Heiligen Vater zu wenden. Am Ende wurde ein Vorschlag zur Abstimmung gebracht, der in etwa so lautete: „Es wird dem Bischof geraten, oder auch nicht, dem Heiligen Vater zu schreiben und ihn um eine Vereinfachung der Säkularisierung von Priestern zu bitten.“ Es gab vier negative Stimmen, der Rest war positiv. Angesichts des Resultats sagte der Erzbischof „Gut!“ und schloss die Sitzung. Die Anwesenden konnten dabei nur an seine Worte anlässlich des Todes von Papst Paul VI denken: Er lobte vor dem Kollegium die Größe des verstorbenen Papstes, der „den Mut hatte, dem Säkularisierungsprozess des Priestertums die Tore zu öffnen.“ Wenige Tage später machte er, ohne die Vorfälle der vergangenen Tage zu erwähnen, bei der Adventvorbereitungsklausur eine aufsehenerregende und leidenschaftliche Ausführung von der Notwendigkeit der Treue zu den bei der Priesterweihe eingegangenen Verpflichtungen und zum Versprechen vor Gott zum lebenslänglichen Zölibat. Die Priester fragten sich in dem Moment, ob der Bischof, der dem Priesterkollegium vorsaß der gleiche war wie jener, der eben bei der Adventvorbereitung gesprochen hatte.
I) DIVERSES
Im Folgenden werden einige übliche Sätze aus den Predigten von Don X herausgegegriffen:
a) TREUE ZUM MENSCHEN VON HEUTE
„Wenn ich Christus treu sein will, muss ich mich bemühen, dem Menschen von heute treu zu sein; über die Treue zu Jesus Christus passe ich mich an ihn an.“
b) LAIEN
Immer, wenn er über das verborgene Leben Jesu spricht, meint er: „Eine der großen Errungenschaften Chardins war es, den Wert der täglichen Arbeit zu entdecken.“
Man weiß nicht von ihm, dass er an der Öffentlichekeit niemals ein positives oder schlichtweg anerkennendes Wort über den Beitrag des Opus Dei-Gründers zur Lehre verlauten ließ.
c) VERÄNDERUNG
„Dank des Beitrags der Menschen kommt die Kirche voran und erhält neue Impulse. Dadurch geben wir uns nicht mit dem Status quo zufrieden, sondern versuchen, weil wir verantwortungsbewusst sind, mitanzupacken und eine posititve Veränderung zu erreichen. Die Aufgabe eines Bischofs ist es, zu helfen, zu fördern, neue Anstöße zu geben, nicht zu bremsen.“ Das aus dem Mund von Don X zu hören, bedeutet, dass er jede Initiative vorantreiben wird, wenn sie nur eine Entwicklung nach vorne darstellt und keinen Schritt zurück zu traditionalistischen Ansichten.
d) KATECHISMUS VON PIUS V
„Der Katechismus des Heiligen Pius ist kolossal, obwohl ihn die Integristen heute für ihre Zwecke einsetzen. Die Integristen sind sich der wahren Botschaft dieses Katechismus nicht bewusst.“ In seinen Reden sind die Integristen eine unveränderliche Konstante, doch sagt er nie, wen er damit meint.