Jalifer: Die Finanzen des Opus Dei -
die Stiftung FGM (12. 11. 2010)
Ich möchte einige konkrete Daten zu dem Thema Finanzen des Opus Dei beitragen. Im Jahr 1990, kurz nachdem ich aus Rom zurückgekommen war, widmete ich sechs Monate der Aufgabe, die Aktenordner von 84 Gesellschaften in Ordnung zu bringen, die an der FGM (Fundación General Mediterránea) beteiligt waren.
Um jede mögliche Gesetzeslücke auszunutzen, erhielt ich einen Freibrief, um alle Teilhaber, Vorstandsmitglieder und Verwalter jeder einzelner dieser 84 Unternehmen während der vergangenen fünf Jahre zu kontaktieren, zu besuchen und auszufragen.
Dieser Arbeitsauftrag beinhaltete auch die Aufgabe, jede Geldbewegung - Gebühren, Bürgschaften etc., die diese Unternehmen untereinander oder mit dritten abgewickelt hatten, zu dokumentieren und zu rechtfertigen.
Bei diesem Auftrag unterstand ich direkt Pablo B., und nachdem ich auch mit externen Beratern alle Zweifel und Unklarheiten durchgegangen bin, kam ich zu folgenden Ergebnissen:
- Die Stiftung selbst, ebenso wie andere, mit ihr verbundene Gesellschaften wie die Fundación Prineos widmeten einen Großteil ihrer jährlichen Zuwendungen der Finanzierung von NGOs außerhalb Spaniens, vor allem in Lateinamerika (Codespa etc.).
- Vor 1985 hatte die Stiftung einen Großteil der Zuwendungen für die Förderung, Errichtung und Unterhaltung von Unternehmungen zu Bildung junger Menschen aufgewendet (Clubs, Verlage, Häuser für Konvivenzen etc.).
- Einige der Berufstätigen, die diese Unternehmen führten (die von Parkhäusern über den den Handel mit chirurgischem Materieal bis ins Immobiliengeschäft reichten), dies nicht professionell durchführten, zumindest was die Abführung von Sozialversicherungsbeiträgen und die Eintragung ins Handelsregister betrifft.
- Einige Vorstandsmitglieder der 84 Unternehmungen rotierten durch die genannten Firmen ohne weiteren Auftrag oder Referenzen als ihre sozialen, familiären oder wirtschaftlichen Kontakte. Sie lebten unter dem und vom Dachverband der FGM. Ein Unternehmen, das seinen Aktionären Rechnung legen müsste, hätte sie nie als Vorstandsmitglieder beschäftigen können.
- Obwohl es Mitglieder des Opus Dei in allen Vorständen dieser Gesellschaft gab, wurden die Mehrzahl der finanziellen Transaktionen von einem gewissen Eduardo durchgeführt, der mit dem Werk nichts zu tun hatte und seine Direktiven von Pablo B. erhielt.
- Obwohl es finanzielle Transaktionen zwischen den einzelnen Gesellschaften gab, bilden sie im steuerlichen Sinn keine Gruppe; es ließe sich allenfalls von einem Konsortium sprechen, aber die juridische Form und die Art der Geschäftsgebarung lassen das nicht zu.
- Pablo B. hatte die Aufsicht und ließ andere machen; er war zentral in der Stiftung verankert, hatte auch an den Gesellschaften Anteil und steuerte von der Zentrale her die finanziellen Zuwendungen an die Einzelgesellschaften, ohne sich um das Tagesgeschäft zu kümmern; seine Nichteinmischung reichte bis zur Bestellung der Vorstandsmitglieder - sie waren entweder schon vorher da gewesen oder saßen aufgrund externer Empfehlungen da, oder sie rotierten im Firmengeflecht...)
Wenn ich meine Erfahrungen zusammenfasse, komme ich zu dem Ergebnis:
- Die FGM hatte als wirtschaftliches Kerngeschäft anfangs die Beiträge einiger gutgläubiger Personen zu verwalten und soziale Initiativen zu betreuen;
- dieses Kapital wurde in die Beteiligung von Gesellschaften (neu gegründet oder nicht) investiert, die wirtschaftliche Vorteile bringen konnten;
- von Ausnahmen abgesehenlag deren Geschäftsführung normalerweise bei der Leitung der Stiftung (Pablo B.).
- Die anfänglich Ausrichtung der FGM war sozial (in Spanien und von Spanien ausgehend in Lateinamerika); gelegentlich wurde auch innerhalb Europas Geld überweisen, immer an Vertrauensleute von Pablo B.
- Während der sechs Monate, in denen ich mit mehr als 100 aktiven oder ehemaligen Vorstandsmitgliedern gesprochen und tausende Dokumente durchgesehen habe, ist mir niemals, weder direkt noch indirekt, ein Hinweis des Opus Dei zur Geschäftsgebarung der Einzelgeselschaften wie der FGM untergekommen.
Das kann ich dazu beitragen und bezeugen.
Übrigens, Pablo B., der damals 84 Einzelgesellschaften mit einem Umsatz kontrollierte, der heute 200 Mio. € entsprechen würde, kam jeden Tag pünktlich in seine Arbeit in die Calle Vélazquez, mit einem weißen, viertürigen Golf - und mit Chauffeur. Als ich ihn darauf ansprach, meinte er, der Aufsichtsrat habe ihn dazu gedrängt, aus Imagegründen einen Chauffeur anzustellen. In den sechs Monaten, in denen ich dort arbeitete, wurde der Chauffeur im Büro beschäftigt, denn Pablo B. pflegte zwar mit seinem eigenen Geld und seiner Zeit großzügig umzugehen, aber er gab nicht gern etwas umsonst aus.
Jalifer
[wird fortgesetzt]