MZ: Das Opus Dei und die Diözesen
(3. 12. 2010)
a) Die Fiktion: Was das Opus Dei auf seiner offiziellen Homepage veröffentlicht:
In aller Welt hat die apostolische Arbeit der Angehörigen der Prälatur – wie dasjenige vieler anderer Katholiken – mit der Gnade Gottes spürbare Auswirkungen auf die Lebendigkeit von Pfarrgemeinden und Bistümern: Sie bewirkt u.a. Hinwendungen zu Gott, eine regelmäßigere Teilnahme an der Eucharistiefeier, einen häufigeren Empfang der anderen Sakramente, die Ausbreitung des Evangeliums manchmal auch in glaubensferne Milieus, Solidarität mit Kranken und Bedürftigen, das Engagement in der Katechese und in anderen pfarrlichen Aktivitäten, die Mitarbeit bei diözesanen Organen usw.
Kennzeichnend für dieses Apostolat ist das spezifische Charisma des Opus Dei, nämlich die Heiligung im Alltag und besonders in der Arbeit.
Die Amtsträger der Prälatur fördern die Einheit ihrer Gläubigen mit den diözesanen Oberhirten. Insbesondere sollen sich alle mit den Anordnungen und Richtlinien der Diözesanbischöfe und der Bischofskonferenz vertraut machen und sie im Rahmen ihrer persönlichen, familiären und beruflichen Umstände in die Tat umsetzen.
b) Die gelebte Realität im Opus Dei
1. Die Aktivitäten der Prälatur entfalten sich völlig am Rande des diözesanen Lebens. Die Mitglieder, vor allem die zölibatären, haben keinerlei Bezug zu ihrer Diözese, die Mehrzahl von ihnen hat keine Ahnung über deren Aktivitäten, Anliegen und wer die Amtsträger sind; viele kennen nicht einmal ihre eigenen Pfarrer. Sollte sich ein Mitglied für Anliegen seiner Pfarre oder Diözese interessieren, wird er sofort als „klerikal“ abqualifiziert.
2. Man möge beliebige Mitglieder des Werkes, vor allem einen Numerarier oder Assoziierten, fragen, welche pastoralen Ziele der betreffende Diözesanbischof für dieses Jahr vorgegeben hat, wann er das letzte Mal einen Hirtenbrief studiert hat, ob man in den internen Bildungsmitteln die Projekte und Probleme der eigenen Diözese anspricht und ob manchmal Artikel oder Dokumente der diözesanen Leitung kommentiert werden. Sie werden zugeben, dass sie keine Ahnung haben und sich auch nicht dafür interessieren. Das letzte, was man in einem Zentrum des Werkes erwarten kann, sind Zeitschriften einer Pfarre oder Diözese. Jede Schrift dieser Art, die im Wohnzimmer eines Zentrums des Werkes auftaucht, würde innerhalb von fünf Minuten im Papierkorb landen oder verschwinden. Wie viele Zentren haben diözesane Blätter abonniert? Wer liest sie in den Zentren? Die ständigen Kontakte, die „völlige Übereinstimmung“ mit der Ortskirche scheinen eher Wunschdenken oder eine ostentative Absichtserklärung der Institution zu sein. Viele Bischöfe und Ordensobere könnten darlegen, wie diese ständigen Kontakte, die „völlige Übereinstimmung“ in der Praxis aussehen. Als ich dabei war, genügte es, wenn ein Bischof eine Veranstaltung ankündigte und die Gläubigen dafür mobilisierte, dass man uns sagte: „Wir sind keine Gruppe. Jeder handelt frei und eigenverantwortlich; wer dort hingehen möchte, kann individuell hingehen.“ Aus dem internen Jargon übersetzt heißt das: „Es ist nicht erwünscht, dass jemand von uns dort hingeht. Und wenn du um Erlaubnis fragst, werden wir die sagen warum nicht“".
3. Die Einheit mit den übrigen kirchlichen Einrichtungen der Diözesen scheint etwas Atmosphärisches zu sein – denn wie viele Aktivitäten organisiert das Opus Dei zusammen mit anderen Organisationen? Was weiß die Mehrzahl der Menschen im Werk über das Ordensleben, außer dass einige Konvente Bußgürtel, Geißeln und andere Gimmicks verkaufen? Worin bestehen diese angeblichen vielfältigen Kontakte und Kooperationen? Heißt das vielleicht, dass man jetzt Priester, die nicht vom Werk sind, in Zentren des Opus Dei einlädt, um Einkehrtage zu halten, Aussprachen zu hören oder Betrachtungen zu halten? Hat irgendjemand an einer Veranstaltung teilgenommen, die Leute vom Opus Dei gemeinsam mit Jesuiten oder Legionären Christi veranstaltet hätten? Wenn sie nicht einmal miteinander reden? Seit Jahren redet man intern von ihnen nur als von „denen von immer“, und die geringste Annäherung an sie, jeder Kontakt ist ausdrücklich verboten.
Wenn es vielleicht eine „Zusammenarbeit“ gibt, dann reduziert sie sich darauf, dass ein Pfarrer, der Mitglied der Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz oder halt ein gutmütiger Kerl ist, Menschen vom Werk oder Burschen von St. Rafael erlaubt, in seiner Pfarre eine Katechese für Kinder zu halten, aber nicht, um bei der Seelsorge eine ernsthafte Hilfe zu leisten, sondern um einen apostolischen Auftrag abzuhaken, damit das entsprechende Zentrum melden kann, dass man eine Katechese durchführt und also Arbeit von St. Rafael vorweisen kann. Die Kirchen, denen diese „Hilfe“ angeboten werden, werden dabei jedenfalls zu Hilfsmitteln reduziert, damit ein paar Schüler ein paar Wochenenden opfern und damit dem Werk näherkommen.