Scarlet Pimpernel: Kriterien für angehende Numerarierinnen

 

14. Januar 2011

 

                   

Bis zum Tod des Gründers 1975 mussten die Personen, die als Numerarierinnen pfeifen sollten, eine Reihe von Bedingungen erfüllen.

1) Sie sollten einer mittleren, gehobenen oder hohen sozialen Schicht angehören (dazu gehörten Geburts- und Amtsadel; die Adeligen von Geblüt sind naturgemäß bedeutender, auch nach dem Urteil verschiedener spanischer Adelsgesellschaften, aber mit den Titeln haben sie natürlich auch sehr gerne angegeben)...

2) Sie mussten ein  Universitätsstudium abgeschlossen haben und graduiert sein, obwohl es hier immer Ausnahmen gab, gerade in den sechziger Jahren, als es genügend Akademikerinnen gab. Viele von denen, die nicht studierten, wurden gleich Verwalterinnen eines Zentrums, einige konnten ihr Studium nicht mehr fortsetzen, als sie sich der Verwaltung widmeten, andere lernten gleich „Hauswirtschaftslehre“ und wurden Verwalterinnen.

3) Sie durften kein ernsthaftes körperliches Gebrechen aufweisen oder an einer chronischen Krankheit leiden; um das Zusammenleben im Zentrum nicht zu gefährden, nahm man solche Kandidatinnen als Assoziierte oder Supernumerarierin auf.

4) Sie durften keine finanziellen Verpflichtungen gegenüber ihren Familien haben; andernfalls konnten sie nur Assoziierte werden.

5) Sie mussten jungfräulich sein. Damals wäre es undenkbar gewesen, dass sie nicht jungfräulich und  natürlich auch ledig gewesen sei. Es gab allerdings Ausnahmen, und man sprach von drei Numerarierinnen, die Witwen waren, deren Ehen aber nicht konsumiert worden waren, bei jeder aus einem anderen Grund. Man wusste nicht, wer die drei waren, man stellte nur Vermutungen an. Ich persönlich kannte zwei  von ihnen, die eine ist schon vor einigen Jahren gestorben. 

6) Sie mussten von ihrer Familie erhalten werden oder sich durch ihre Arbeit selbst versorgen; solange dieses Problem nicht gelöst war, konnten  sie nicht Numerarierin werden und am Familienleben teilnehmen.

 

Nach dem Tod dem Gründers, mit Don Alvaro, (1975-1994), wurde das System durchlässiger, 

1) Es traten viele Numerarierinnen aus der unteren Mittelschicht bei. Das war der Fall, wenn diese neuen Numerarierinnen Schwestern hatten, die Assoziierte waren, und Brüder, die Numerarier waren. Die Herkunft spielte dann keine Rolle, wenn sie intelligent waren und studierten.

2) Es traten mehr Studentinnen bei, aber weiterhin auch andere. 

3) Der Ausschluss eines ernsthaften körperlichen Gebrechens oder einer chronischen Krankheit blieb wichtig.

4) Die Stellung gegenüber der eigenen Familie blieb ein wichtiges Kriterium.

5) Sie mussten weiterhin jungfräulich sein, obwohl einige beitraten, die es nicht waren. 

6) Es blieb wichtig, dass sie dem Werk finanziell nicht zur Last fallen dürfen.

Bei den Numerarierinnen, die unter Punkt 1) genannt sind, musste man auf Tischsitten, Details der Körperpflege, Verhaltensweisen, Höflichkeit und Kinderstube achten, das heißt, sie herrichten. 


Seit Don Alvaro starb und der jetzige Prälat kam (1994-   ), läuft es so:

1) Die Herkunft der Numerarierinnen ist egal, die überwiegende Mehrheit sind Töchter von Supernumerariern und Zöglinge von Opus-Gymnasien, aber die Tatsache, dass ihre Eltern studiert haben, ändert nichts an ihrer gesellschaftlichen Stellung. 

2) Es pfeifen mehr Maturantinnen und Studienanfängerinnen und nur sehr selten Akademikerinnen.

3) Der Ausschluss eines ernsthaften körperlichen Gebrechens oder einer chronischen Krankheit blieb wichtig. 

4) Die Stellung gegenüber der eigenen Familie ist weniger wichtig, da sie sehr jung beitreten, die Eltern arbeiten und es Stipendien und Kredite von Seiten des Werkes gibt, damit auch die ihr Studium machen und in den Zentren leben können, die finanziell nichts beitragen.

5) Die Jungfräulichkeit ist kein Kriterium mehr. 

6) Es bleibt wichtig, dass sie dem Werk finanziell nicht zur Last fallen dürfen.

Unter diesem Gesichtspunkt haben sich das Familienleben und das Apostolat verschlechtert, da die „menschlichen Tugenden“ der Numerarierinnen als Kriterium weniger gewichtet werden. Den Umständen entsprechend können sie halbwegs ordentlich essen, die Kinderstube glänzt durch Abwesenheit, die Mentalität der Frauen ist höchst unterschiedlich. Einige kommen aus zerstörten Familien, und das beeinflusst ihr Verhalten  und die Wahl ihrer Freundschaften. Das Familienleben ist schwieriger geworden, seit 1994 noch viel mehr.

 

Jetzt geht fast alles. Früher war es undenkbar, dass die Tochter einer ledigen Mutter Numerarierin wird. Ich nehme an, heute ist das alles egal. 

Schließlich, nichts ist mehr so, wie es den Anschein hat. Alles ist vulgärer geworden. Der Gründer würde sich im Grab umdrehen.