Mediterráneo: Erinnerungen an Supernumerarierinnen

(21. 1. 2011)

Bei Lesen der Beiträge habe ich mich an drei Vorfälle erinnert, die sich Ende der achtziger, Anfang der neunziger Jahre ereignet haben.


1) Da gab es eine Supernumerarierin, die mit einem Supernumerarier verheiratet war, der von ihr die Einkaufszettel verlangte; wenn sie einen verlegt hatte oder sich  vom Haushaltsgeld ein Paar Strümpfe gekauft hatte, zog er ihr den Betrag von dem Geld ab, das er ihr am nächsten Tag auf den Küchentisch legte. Eine aus ihrer Gruppe, die von ihrer Situation Bescheid wusste, kaufte ihr gelegentlich ein Stück Unterwäsche. Dieser Mensch verkehrte mit seiner Frau nur, wenn sie beim Friseur war, und das Geld dazu legte er ihr immer auf den Tisch, wenn er mit ihr schlafen wollte. Wenn sie sich bei ihrem Beichtvater beklagte, verliefen ihre Beschwerden im Sand; bis zu seinem Tod galt er als vorbildlicher Supernumerarier, und er starb, allein gelassen, in einem Heim, weil ihm seine Kinder nicht verziehen, was er ihrer Mutter angetan hatte.

2) Einer Supernumerarierin, Mutter von drei Mädchen, die finanzielle Probleme hatte, sagte die Gruppenbeauftragte (eine Assoziierte) immer wieder etwas von Großzügigkeit, Hingabe, Vertrauen auf die göttliche Vorsehung etc. Eines schönen Tages platzte ihr der Kragen, und sie sagte zu der Gruppenbeauftragten: „Hör mal, wirst du mein nächstes Kind zur Welt bringen? Nein? Wirst du es großziehen? Wirst du den Eiertanz mit den Großelter  haben, wenn du ohne Unterstützung die Schule nicht bezahlen kannst – oder wirst du mir die Schule der drei Größeren bezahlen? Nein? Dann halt den Mund und lass mich zufrieden, denn ich weiß, wie es bei mir zuhause läuft.“ Wenig später war diese Supernumerarierin nicht mehr dabei; ich weiß aber nicht, ob sie von selbst gegangen ist oder ob man ihr das nahegelegt hat.

3) Eine Dreißigjährige, nicht übertrieben hübsch, aber mit strahlenden Augen, ständig lächeln und sehr, sehr anständig, bat um die Aufnahme als Supernumerarierin. Natürlich war das erste Ziel, dass sie heiratet, ohne jede Diskussion. Jedes Mal wurde sie aufgefordert dafür zu beten, dass sie einen Mann findet, die Direktorin und die Gruppenbeauftragte sagten ihr, dass sie sich in der Ehe heiraten müsse etc. Damals galt das Wort der Direktorin und der Gruppenbeauftragten wie das Wort Gottes, denn „der Wille Gottes kommt zu uns durch die Direktorinnen“ und all die anderen Dummheiten wie wir so gut kennen.

Damals hat man Barbecues oder Wallfahrten nach Torreciudad im Mai organisiert, damit männliche und weibliche Kandidaten einander kennenlernen konnten, alles was sich an einem Tag erledigen ließ und keine Übernachtung verlangte,  um niemanden der Versuchung auszusetzen. Diese Aktivitäten waren eine Begegnung der dritten Art für alle die, die noch nicht eingeweiht waren, aber beim zweiten oder dritten Mal kannte jeder jeden, niemand interessierte sich für irgendwen, und wenn ein armer Teufel dachte, das wäre ein normaler Ausflug, wurde er durchgesiebt, ob er taugt.

Bei einer dieser Aktivitäten lernte das Mädchen einen Witwer kennen, ebenfalls ein Supernumerarier, der Kinder hatte, nur Söhne. Sie begannen auszugehen und heirateten. Nach kurzer Zeit war der Glanz aus ihren Augen verschwunden, ihr Lächeln wirkte aufgesetzt, und ihr Gesicht war von Bitterkeit und Enttäuschung gezeichnet. Jetzt war sie verheiratet und heiligte die Ehe, klar. Ich habe nichts mehr von ihr gehört.

Ich weiß nicht mehr in welchem Film, vermutlich in dem aus Argentinien, die wie das Evangelium für uns waren, sprach Escrivá von der Ehe und sagte etwas von einem Ehemann, der Tomaten mochte, und als die Frau leckere Tomaten sah, dachte sie sich, „Das will ich für ihn tun“ und kaufte sie ihm, und als er müde nach Hause kam (Frauen sind niemals müde, ihnen geschieht nie etwas), sah er die Tomaten, schaute sie an und sagte: „Passt schon, passt schon“. So erzählte Escrivá. Kommentar überflüssig.

Wie ist man auf die Idee gekommen, dass jemand, der keine Ahnung von irgendetwas hat, verheiratete Menschen leiten könne? Was weiß eine Direktorin, die das Bett gemacht, das Essen hingestellt und die Wäsche gerichtet bekommt, von den Schwierigkeiten einer Supernumerarierin? Wie kann man von jemandem Großzügigkeit verlangen, in den man sich nicht hineinversetzen kann? Was zur Hölle weiß ein Vokal von Sankt Gabriel in der Delegation, der Asesoria oder in Rom was Ehe bedeutet? Wie kommt man zu der Unverfrorenheit von jemandem zu verlangen, er solle mehr Kinder haben, und dann geht diese Person in die Kapelle, macht eine Kniebeuge und denkt keine Sekunde darüber nach,  welche Unverschämtheit sie jetzt gesagt hat?

„Was hier geschieht, hätte sich kein Teufel ausdenken können“ (Martín Fierro)

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