K2: Ungereimtheiten

 

(19. 1. 2011)

Ich melde mich bei euch, um euch für eure Arbeit zu danken, und ich hoffe, dass die, die diese Beiträge lesen, hier die Hilfe und das Verständnis finden, das sie zuhause vergeblich suchen, und ich hoffe, dass die, die gehen wollen, sehen, dass das Leben draußen wundervoll ist, mit seinen Problemen, aber auch mit seinen Freuden.

Ich möchte auch denen, die hier ihre Beiträge leisten, für die Qualität (vor allem der juristischen Artikel) bedanken, die mich sehr beeindruckt hat, für den gepflegten Umgangston und die unaufgeregte Rückschau. Ich denke, dass es ein klarer Beweis dafür ist, dass gerade die Besten gegangen sind…

 

Ich möchte hier nicht meine persönliche Geschichte erzählen, denn es wäre einfach eine Wiederholung dessen, was wir alle in bestimmten Momenten erlebt haben. Gott sei Dank sind wir losgekommen, und ich hoffe, dass wir mit Gottes Hilfe denen helfen können, die schon gegangen sind oder die vor diesem Schritt noch zurückschrecken.

 

Ich bin froh, dass ich schon nach acht Jahren gegangen bin. Ich konnte wieder ins Berufsleben einsteigen und zu meinem wahren Ich zurückfinden, vor allem auch, weil ich noch jung war. Ich leide mit denen mit, die dieses Glück nicht hatten. Auf einige Themen möchte ich noch besonders hinweisen, die einige schon behandelt haben und die denen, an die sich die Vereinigung heranmacht, zur Warnung dienen sollen:

 

Die Gestalt des Gründers

Der Anblick seiner Filme, sein Charakter, seine Art zu reden, seine dummen Anekdoten etc. haben bei mir immer Widerstreben ausgelöst.

Seine Anhänglichkeit an seine Blutsfamilie und die Missachtung, die er uns in Hinblick auf unsere eigenen einimpfte. Fotos seiner Eltern, Geschwister, Anekdoten (das nennt man, mit Beispiel predigen). Du durftest das nicht, er schon. Ich weiß nicht, warum ich eine Familie verehren und sie als meine eigene betrachten sollte. Das war eben sein Überlegenheitsgestus, sein Komödiantentum und sein Narzissmus, und ich bin sicher, er wusste nicht wie dumm das alles war.

Sein schlechter Charakter, seine Verfehlungen gegen die Armut (er hatte immer die besten Autos, jede Aufmerksamkeit, sie schönsten Unterkünfte, sie zerrissen sich für ihn, wo immer er hinging, und es schien sein Recht zu sein, nachdem er ja etwas Übernatürliches gegründet hatte, und er gab sich die größte Mühe es zu vermurksen. Seine kapriziöse und angeberische Art, die wichtigen Zentren zu dekorieren. In anderen gab es nicht einmal eine Heizung. Seine Sommer in London, der „Arme“ musste arbeiten, und dort war es nicht so heiß. Wir anderen arbeiteten bei aller Hitze (auch in den Delegationen – das heißt, mit seinem Beispiel predigen). Es würde ermüden, weitere Beispiele zu bringen. 

Die Heiligung in der gewöhnlichen Arbeit:

Der Ausdruck ist bei der Unmenge an Normen, die die Numerarier zu erfüllen haben, die reinste Frömmelei. Und wenn eine Stunde Arbeit oder Studium eine Stunde Gebet ist, welchen Sinn macht es dann, dass man die Normen auch im Notfall niemals auslassen darf, wenn  man die Zeit notwendig für die Arbeit bräuchte? Dann hätte man nicht so viele mittelmäßige Studenten in den Örtlichen Räten, mit so vielen ungenügenden Zensuren, oder Berufstätige ohne jedes berufliche Prestige. Sie geben sich keine Rechenschaft darüber, dass es eine reine Frömmelei ist, wenn man die Normen um ihrer selbst willen erfüllt – zählt die Qualität nicht mehr als die Quantität? Wie absurd ist ein solches Korsett, dass die Seele und den Glauben abwürgt. 

Das Familienleben:

 

Die Heuchelei beherrscht alles; was zählt, ist die Jagd nach brüderlichen Zurechtweisungen, die Erfüllung der Normen und dass man bei den Leitern gut wegkommt. Es geht immer um Details, nie um ernsthafte Probleme oder Hinweise, die dem anderen tatsächlich helfen könnten. Das Schlimmste ist es, wenn ein unerleuchteter Direktor oder eine solche Direktorin die Kriterien vorgibt. Das zerstört jede Grundlage für ein angenehmes Zusammenleben; um zu überleben, muss man sich zurückziehen, nichts reden, unbemerkt bleiben, den Umgang mit den anderen reduzieren, sich auf oberflächliche Fragen beschränken, jede Beziehung vermeiden, die nach Freundschaft aussieht (es gibt keine persönlichen Freundschaften) – wie absurd ist das, da es zur menschlichen Natur gehört, sich mit jemandem zu vertragen oder gleiche Interessen zu pflegen. Niemand kennt die wirklich, mit denen er im gleichen Haus zusammenlebt, niemand kennt die Probleme und wirklichen Nöte des anderen, es gibt daher auch keine Möglichkeit, einander zu helfen, für Verständnis oder Nächstenliebe. Und wenn jemand versucht, eine wirkliche Brüderlichkeit zu leben, findet er sich ganz schnell in einem anderen Zentrum oder gar einer anderen Stadt wieder. Aber ER lebte immer mit seinen treuen Freunden Alvaro und Javier zusammen. (Es lebe das Beispiel!) 

Schließlich die Starrheit in den Stundenplänen, das Übermaß an Arbeit, die Unmöglichkeit sich auszuruhen. All das zusammen mit dem Doppelleben, das man führt, die doppelbödige, verlogene geistliche Leitung – das ist meiner Ansicht nach der Hauptgrund, dass so viele drinnen krank werden. Ich möchte mich darüber nicht verbreiten; es wurde schon ziemlich viel darüber geschrieben.

 

Falsche Freundschaft: 

Sie ist vergiftet durch die gebieterische Notwendigkeit eines wilden Proselytismus (den uns die örtlichen oder regionalen Direktoren allerdings niemals durch ihr Beispiel vorgelebt haben). Was für absurde Komödien werden da veranstaltet, die nichts mit Respekt vor der menschlichen  Freiheit zu tun haben, nichts mit den Notwendigkeiten der Menschen. Wie viel schmerzliche Demütigungen, weil man niemanden zur Betrachtung, zum Kreis, zu anderen Aktivitäten mitgebracht hat. Wie viel Schaden hat das Menschen von drinnen und von draußen zugefügt.

 

Ich glaube, ich habe fürs erste genug gesagt, und ich hoffe, mein Zeugnis kann anderen helfen, so wie diese Seite auch mir geholfen hat, eine Etappe meines Lebens abzuschließen, und ich hoffe, dass denen, die drinnen sind oder sich dem Werk nähern, die Augen aufmachen und nicht zulassen, dass ihr Leben in eine ausweglose Sackgasse gerät.

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