Bernhard: Eine Institution mit sektiererischen Methoden

 

 Eine Institution der katholischen Kirche kann der Definition nach keine Sekte sein, wurde behauptet. Tatsächlich ist das Opus Dei eine Prälatur der katholischen Kirche (auch wenn niemand so genau weiß, was eine Prälatur ist). Das Opus Dei ist Teil der katholischen Kirche, aber in seiner internen und externen Praxis wendet es die typischen Methoden einer Sekte an. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:

1. Staatliche Gesetze werden ignoriert; hunderte Personen arbeiten für die Organisation, die nicht sozialversichert sind.

2. Das Amtsgeheimnis wird in der geistlichen Leitung ständig verletzt. Die Direktoren nützen für die Leitung der Institution Informationen, die im der geistlichen Leitung (auch bei Priestern) unter dem Siegel der Verschwiegenheit und im guten Glauben weitergegeben wurden. Was man einem Mitglied des Opus Dei vertraulich mitteilt, wird unter Umständen, je nach Bedeutsamkeit, bis nach Rom weitergeleitet. Auf die Gewissen wird Kontrolle und Druck ausgeübt, und zwar in einem Grad, der die Freiheit der Person zerstört. [Auch wenn die Frage nicht offen diskutiert und schon gar nicht ausjudiziert ist: Gerhard B. konnte in Österreich, aufgrund seiner Mitgliedschaft im Werk, nicht Richter werden.] 

3. Es gibt keine Einheit mit der Kirche. Die geistliche Leitung ist aufoktroyiert, die „Vertrauensperson“ kann nicht frei gewählt werden. Für die Mitglieder des Opus Dei sind Priester, die nicht der Vereinigung angehören, „schlechte Hirten“.

4. Sie handeln wie eine Geheimgesellschaft. Die Hierarchie kennt nur die Statuten der Prälatur, nicht die wirklichen Regeln, Normen und Praktiken, die das Leben der Mitglieder bestimmen. 

5. Die Institution hat einen proselytistischen Heißhunger nach Minderjährigen, wobei der Zweck (neue Berufungen gewinnen) die Mittel heiligt (Zwang, Betrug, psychische Gewalt, Verfolgung, Erpressung, Furcht, Missbrauch von Autoritätsverhältnissen etc.)

6. Hunderte Mitglieder der Vereinigung sind psychisch erkrankt; viele von ihnen bleiben in erbärmlichen persönlichen und mentalen Verhältnissen sich selbst überlassen. 

7. Sie verschleiern ihre Aktivitäten durch vorgeschobene Vereine, Privatschulen, Stiftungen, die sie als „apostolische Instrumente“ nützen.

8. Mitglieder, die die Institution nach vielen Jahren Dienst verlassen, haben weder Ersparnisse noch einen Lebenslauf; sie sind nichts und haben nichts. 

9. Es gibt eine auserwählte Minderheit (die Leiter in den Delegationen und Asesorien sowie der Prälat), die im vollen Luxus leben (der Prälat fährt nur Mercedes und Audi), sie haben ein ausgewähltes Personal zu ihrer persönlichen Betreuung – das jahrelang ohne Dienstvertrag und Sozialversicherung arbeitet – und einen auffrisierten Lebenslauf (vgl. nur den Beitrag über die Karriere des derzeitigen Prälaten). 

10. Die zölibatären Mitglieder, die in Gemeinschaft leben, befinden sich in einem eigenartigen Umfeld von Persönlicher Isolation und Sprachlosigkeit leben, die bewirkt, dass viele Mitglieder persönlich unreif und eigenartig auftreten. 

11. Die Geschichte des Opus Dei ist in einem beständigen Prozess der Umformung und Behübschung. Kürzlich hat man erfahren, dass „Gründungsdokumente“, z. B. die Instruktionen, rückdatiert sind (das heißt, der Gründer hat nach ihrer Abfassung ein viel früheres Datum dazugeschrieben, denn zum Zeitpunkt der tatsächlichen Redaktion konnte er bereits mit der Hilfe von qualifizierten und verschwiegenen Mitarbeitern rechnen. Personen, die eine Rolle bei den Abenteuern und Histörchen spielen, die im Buch „El hombre de Villa Tevere” („Der Mann von Villa Tevere“), bestätigen, dass manches nicht wahrheitsgemäß dargestellt ist, manches weggelassen, anderes übertrieben wurde.

Über das, was ich hier angeführt habe, liegen tausende Zeugnisse von Personen vor, die in diesem Umfeld gelebt und gelitten haben, unter ihnen viele, die der Organisation als Direktoren gedient haben und die die wirkliche Geschichte und die internen Manipulationen gut kennen. Es sind destruktive und schmerzhafte Lebenserfahrungen, und, Gott weiß es, sie sind wahr. Prälatur der katholischen Kirche? Ja. Sektiererische Praktiken? Ja, das auch.