Brief einer ehemaligen Supernumerarierin an die Direktorinnen von St. Gabriel (V)

 

Salypimienta, 2. 2. 2011

 

...Man weiß es ja schon, das Opusdei fordert und fordert und fordert, aber es gibt niemals etwas. Als St. Joma heiliggesprochen wurde, sind alle (ALLE) seine Gefolgsleute in Mexiko durchgedreht. Niemand wollte sich, aus welchem Grund auch immer, dieses glückselige Ereignis entgehen lassen. Überall wurde organisiert und gechartert. Gut, Autobusreisen wurde keine angeboten, weil zwischen Mexiko und Rom immerhin noch der Atlantik liegt, und Autobusse können nicht schwimmen. Alle wollten ihre Reise zur Kanonisierung, um ihren Vater zur Ehre der Altäre erhoben zu sehen... Aber da das Opus weniger eine Prälatur voller duckmäuserischer Dummheiten ist, sondern in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen, und es muss Geld verdienen, und man hat sofort bemerkt, dass nur ganz bestimmte Agenturen (die schon vorher ihre Geschäftchen mit der dark side gemacht haben) autorisiert waren, solche Reisen zu organisieren und am Tag der Zeremonie ihre Plätzchen im Vatikan zu vergeben. Wie immer sprang da ein Bombengeschäft heraus …

Vom Flugbillet bis zum Souvenir – ein Rosenkranz mit einer Medaille von St. Joma – und man hätte schwören können, dass sie auch mit den kleinen Trattorias und Pizzerias rund­herum ihre Rabatte ausgehandelt haben. Ich bin mir ganz sicher, wenn man in 100 Jahren auf irgendeiner Universität noch vom Opusdei reden sollte, dann nicht auf der Theologi­schen und Religionswissenschaftlichen Fakultät, sondern auf der Wirtschafts­fakultät, als Glanzstück eines „Multinationalen Konsortiums im Bereich Marketing der Erlösung“.

Eine von ihnen, eine Direktorin, hat die Lehren ihrer „schönen Mutter“ treu beherzigt, sie machte ihr Privatgeschäft und wollte Europa auf Kosten der anderen sehen.  Sie redete sich mit einer der Agenturen zusammen und erreichte, dass sie ihr die Reise völlig gratis anbo­ten (Flugzeug, Shuttle, Aufenthalt), wenn sie 30 Personen brachte, die die komplette Reise bei dieser Agentur buchten. Ich habe von Anfang an gesagt, dass ich dort nicht hinfahren würde, vor allem weil ich kein Geld dafür hatte, und dann sah ich nicht ein, dass ich meine Kinder vernachlässigen sollte, nur um zu sehen, wie dieser Gockel zum Heiligen erklärt wurde. Die Sekretärin des Zentrums (das ist die mit dem Arrangement mit dem Reisebüro) belagerte mich Tag und Nacht. Zufälligerweise ist das dieselbe Sekretärin, die sich die Kleider zerriss, als ich ihr sagte dass ich ihr NICHT die alte Elfenbeinstatute des Erzengels Michael aus meinem Familienbesitz spenden würde. Hundertmal sagte sie mir, wie gut es sei, wenn ich diese Reise machte, und hundertmal sagte ich ihr im Guten nein, nein, weil es ungerecht wäre, dass ich als einzige wegfuhr und der Rest meiner Familie konnte keinen Urlaub machen. Wie es ihre Art war, wurde sie furchtbar wütend (sie hatte ihre kostbare Zeit bei mir ver­geudet und nicht erreicht, dass ich eine Reise kaufe), und sagte mir, dass ich schlechten Geist hätte, keine übernatürliche Sicht, kurz gesagt, ich würde als Sünderin in der Hölle brennen. Schließlich hatte sie ein Grüppchen Mitarbeiterinnen zusammengefangen und hatte es sogar erreicht, dass eine von ihnen eine Hypothek auf ihr Haus aufnahm, um sich die Reise leisten zu können. Später verlor sie es unglücklicherweise, weil sie die Raten nicht bezahlen konnte... Aber von der dark side war natürlich niemand bereit, ihr auszu­helfen.

Schämst du dich nicht dafür? Ich frage dich, die Direktorin, denn wenn es dir nicht leid tut und du dich nicht ein bisschen unwohl fühlst, wenn du dermaßen überzogene Forderungen stellst, zeigt das wohl, dass deine Seele bereits so verdorben, dass dir schon alles egal, was nicht als Hinweis aus deiner Opus-Hierarchie kommt. Sie haben dich so sehr daran gewöhnt, nicht mehr nachzudenken, dass du gar nicht mehr unterscheiden kannst, was moralisch und was unmoralisch ist. Oder glaubst du, dass du schon allein deshalb gerettet bist, weil du zur Opus-Elite gehörst?... Du Ärmste, wenn sie dich mit der Elle messen, mit der du zu messen gewohnt warst.

Wie sich die Numerarierinnen untereinander steinigen

Was immer meine Aufmerksamkeit erregt hat, war die saumäßig schlechte Laune, die unter den Numerarierinnen herrscht. Diejenige, die Direktorin ist, missbraucht ihre Stellung auf eine skandalöse Weise. Grundsätzlich habe ich nur ganz selten eine Numerarierin gut über eine andere reden hören. Das Übliche ist es, wenn du dich bei Pepa über Paca erkundigst, wird sie dir unter Garantie Unliebenswürdigkeiten zuraunen, wie etwa: „Du weißt schon, die Ärmste, macht alles halb…“ und etwas in der Art. Über ihre Umgang mit den Auxiliarinnen brauche wir gar nicht erst zu reden; nur ganz wenige benehmen sich ihnen gegenüber wie anständige Menschen. Normalerweise kommandiert man sie herum wie Sklavinnen, denn so betrachten sie sie. Und Vorsicht, wenn eine Supernumerarierin  einmal gut von einer Auxiliarin redet oder sie lobt... Heiliger Himmel! Sie werden dir klar machen, dass die ohnehin alles falsch macht, was man falsch machen kann. Ich sage dir einmal etwas, Direktorin: Du bist nicht nur undankbar, sondern erbärmlich dumm, und wenn ich jemanden zuhause hätte, der mich bedient und behütet wie dich deine Auxiliarinnen, würde ich ihr auf den Knien für alles danken, was sie für mich tut... Aber nein, ich vergesse, dass du eine Pharisäerin bist und glaubst alles das mit Selbstverständlichkeit verdient zu haben, weil du DIREKTORIN bist und dir nicht die Hände dabei schmutzig machen wirst, einen Polster aufzuschütteln oder das Klo zu putzen.

Es wird schrecklich werden, wenn sie dich einmal von deinem Posten als allmächtige Direktorin entfernen, Gewaltige, dann wird Heulen und Zähneknirschen sein, weil dich das Scherbengericht verurteilen wird, und jede einzelne wird sich an dir ihr Mütchen kühlen und sich dafür rächen, was du ihnen angetan hast... Arme, vielleicht ist das der Grund dafür, dass du deinen Vorgesetzten gegenüber kriechst wie ein Schoßhündchen. Du darfst deinen Posten nicht verlieren, du würdest es nicht aushalten, in Bedeutungslosigkeit zu versinken... denn du weißt, dass du enden wirst wir all die armen Frauen, die du eine Zeitlang herumkommandieren durftest: desillusioniert, verbittert, eingeschüchtert, deprimiert.. was für ein Jammer!

Wird fortgesetzt...