Brief einer ehemaligen Supernumerarierin an die Direktorinnen von St. Gabriel (Schluss)

 

Salypimienta, 9. Februar 2011

...und schließlich sind es so viel Ungerechtigkeit, ein solcher Mangel an Liebe, so viel Wut, die eine Supernumerarierin dazu bringen, erschöpft aufzugeben. Jeder Person, die in das opusdei eingetreten ist, hat diesen Schritt getan in der Gewissheit, ein Lebensideal gefunden zu haben... Wie dumm von uns. Das ideale Leben findet man nicht hier, es war vielleicht ein Schritt in diese Richtung, aber zu diesem „Werk Gottes“ zu gehören, das doch eher das Werk des José María Escriba ist, beschleunigt nicht den Weg zu diesem Ideal, denn mein Glaube gestattet mir nicht anzunehmen, dass Gott ein Schuft ist, der von mir all das verlangt, was ihr als Notwendigkeit ausgebt, damit man zu Ihm gelangen könne...

In meinem Fall waren  es ungefähr 22 Jahre, die ich gebraucht habe, bis ich die Türe hinter mir zumachen konnte. Ich hatte - und habe – Freunde drinnen, und aus dummen Stolz hatte ich Angst, sie drinnen „allein zu lassen“. Vielleicht kommt noch einmal für jede von ihnen der Moment zu gehen, und hier sind schon viele, die sie mit offenen Armen aufnehmen. Andere werden ewig drinnen bleiben, und uns bleibt nur mehr zu beten, dass sie es möglichst gut überstehen. Zumindest weiß ich genau, warum ich gegangen bin... und die Motive sind wohl immer dieselben, wenn sich eine Supernumerarierin endlich entschließt, euch zum Teufel zu schicken.

Damit du mich fortjagen kannst, Direktorin, schicke ich dir eine Liste, aus der hervorgeht, warum die Mehrzahl der Supernumerarier geht, damit du sie auswendig lernst, oder damit du zumindest darauf achtest, wenn du das nächste Mal eine Supernumerarierin schikanierst, damit du dich dann nicht wundern musst, wenn der nächste 19. März gekommen ist und der Örtliche Rat wieder einmal zur Kenntnis nehmen muss, dass ein paar Schafe aus ihrer Herde fehlen.

1. Das, was die Mehrzahl aller Supernumerarierinnen in erster Linie interessiert, ist ihre Familie (der Ehemann und die Kinder, die „Blutsfamilie“), und zwar viel mehr als die angebliche Opusfamilie. Ich könnte dir ohne zu zögern aus dem Stegreif eine Geschichte Marke Seifenoper erfinden, warum ich diesmal leider nicht zum Kreis kommen kann (weil mir nämlich der Kindergeburtstag zuhause wichtiger ist).

2. Viele Supernumerarierinnen haben die Schnauze gestrichen voll, weil du sie ständig um etwas angehst. Alle meinen, dass es ein Missbrauch ist, und dass ist einer der Hauptgründe, warum sie gehen. Schäm dich doch ein wenig und hör auf, sie ständig anzubetteln, wenn du einen Ipod willst... Geh arbeiten! Und kauf dir einen. Die Mehrzahl der Numerarier sollte arbeiten gehen. Ich versichere dir, arbeiten heißt nicht Berufungen suchen und Formulare ausfüllen. Angefangen vom Prälaten, der seine Heiligkeit in den Missionen Südamerikas suchen sollte, oder in Afrika in einem Heim für Aidskranke, anstatt bequem in Villa Tevere zu sitzen und demagogische Briefe an seine Söhne und Töchter zu redigieren.

3. Hör auf, andere Numerarierinnen zu kritisieren. Du bringst die Supernumerarierinnen dadurch nicht gegen sie auf sondern nur gegen dich.

4. Niemals, aus gar keinem Grund erniedrige eine Auxiliarin in Gegenwart einer Supernumerarierin. Ich werde dir ein Geheimnis verraten: Wir bewundern sie, wir schätzen und respektieren sie mehr als euch. Warum? Weil sie in der Mehrzahl der Fälle bewundernswerter, liebenswürdiger und respektabler sind als ihr.

5. Ebenso wenig solltest du uns gegenüber schlecht über den Kaplan deines Zentrums sprechen. Auch wenn er dir unsympathisch ist, es ist PRIESTER und verdient unseren Respekt. Merkwürdigerweise erscheinst uns nur du als ein seltsames Wesen, nicht Fisch, nicht Fleisch. Auch wenn dir alle Supernumerarierinnen versichern, dass sie deine Berufung gut verstehen, du verstehst sie nicht einmal selber.

6. Bitte: In der Theorie hat St. JoMa, dein Vater, den „KURZEN KREIS“ erfunden. Was für ein Mangel an Respekt, aus dem „Kurzen Kreis“ eindreiviertel Stunden Monolog zu machen, und das einzige, das du dabei erreichst, ist, dass du die anderen langweilst.

7. Halt den Mund und verschweige uns bitte deine Ansichten über die Ehe, das Kinderkriegen und die Großzügigkeit, die es braucht, sie großzuziehen. Das sind Themen, von denen du nicht die leiseste Idee hast wie sie funktionieren, denn die Geschichte von der „Standesgnade“ glaubst du ja nicht einmal selber. Die Ehe ist etwas für zwei, einen Mann und eine Frau, und dich geht das alles gar nichts an, verstanden?

8. Zum Schluss. Wenn du denkst, wir sollten dein Leben als Vorbild in der Heiligkeit nehmen – wir reden an dem Tag weiter, an dem du dich zerreißt wie eine Supernumerarierin. In der Zwischenzeit denk daran, dass Jesus Christus gekommen ist, die Sünder zu erlösen und nicht die Gerechten. Denk daran, dass die Dirnen früher in den Himmel kommen als die Pharisäer. Macht dir das nicht Angst?!

Eine feste Umarmung an alle.

 

Salypimienta