Liebe Freunde,

obwohl ich euch nicht persönlich kenne, möchte ich euch meiner Wertschätzung versichern. Wenn ich eure Zeugnisse lese und darauf einen Schluss zu ziehen versuche, so sehe ich als eure Motivation die Suche nach der Wahrheit, in anderen Worten, was euch bewegt ich nichts anderes als die Liebe zu Gott, der „der Weg, die Wahrheit und das Leben“ ist.
Die Wahrheit zu veröffentlichen, damit sie alle erfahren, ist ein Dienst am Gott und an der Kirche, dem Gott ist die Wahrheit; der Teufel aber ist der Fürst der Lüge und der Verheimlichung. Ohne Wahrheit kann es weder Freiheit noch Liebe geben.

Ich meinerseits lebte nur ein Jahr als Supernumerarier. Gott sei Dank war ich de jure niemals Mitglied des Werkes, und plötzlich, vor der Oblation, sah ich klar dass ich nicht die Berufung zum Werk hatte. Ich muss sagen, dass diese eineinhalb Jahre, nachdem ich um  die Aufnahme gebeten hatte, so intensiv waren wie mehrere Jahre zusammen. Ich war anfangs so begeistert, dass ich den Lebensplan jeden Tag mit guter Absicht erfüllte, ich las die Bücher, zu denen sie mir rieten, und ich las die Bücher nicht, von denen sie mir abrieten. Insgesamt gehorchte ich allen Ratschlägen des Direktors. Viele seiner Ratschläge schienen mir im Grund meines Herzens nicht sinnvoll, aber seit ich um die Aufnahme gebeten hatte, dachte ich dass es ein Zeichen von Stolz sei, den eigenen Kriterien zu vertrauen, und dass ich dem Direktor gehorchen müsse, weil er in der Lage ist weiter zu sehen als wir, die wir erst am Anfang des Weges stehen und noch nicht in der Lage sind alles zu verstehen.  Ich entscheid mich also bewusst zu gehorchen, um zu sehen was geschieht, um zu sehen, dass ich aufgrund meines Stolzes nicht in der Lage war, solche, offenkundig irrationale Ratschläge zu durchschauen und dass ich, durch Gebet und Gehorsam, mit der Zeit dahin gelangen sollte, zu verstehen.

Im Lauf der Zeit geschah es, und ich merkte es erst kurz vor der Oblation, dass ich mich jeden Tag mehr von Gott und meinem Nächsten entfernte, dass ich immer mechanischer betete, ohne Andacht, und ich merkte, dass ich unfähig wurde, in meinem Gewissen die Stimme des Heiligen Geistes zu vernehmen. Deshalb glaube ich, wie hier auch schon geäußert wurde, dass das Werk eine Struktur der Sünde ist, weil es dich von Gott entfernt, weil es dich daran hindert, die Stimme des Heiligen Geistes zu vernehmen, weil es dich von der Wahrheit entfernt und dich, ohne dass du es merkst, jeden Tag zynischer, gekünstelter und verantwortungsloser werden lässt, aufgrund des blinden, sinnentleerten Gehorsams.

Unglücklicher weise gehorcht man im Werk nicht Gott, sondern einzig und allein den zeitliche  Interessen der Institution. Ihr Zweck rechtfertigt jedes Mittel. Die Menschen zählen nichts, sie sind Instrumente, die funktionieren.
Gott sei Dank merkte ich, dass das, was mich wirklich begeistert hatte, die katholische Lehre war, und dass das, womit ich in meinem Gewissen ständig kollidierte, der Geist des Werkes war, der meiner Ansicht nach großteils dem christlichen Geist entgegen steht.
Und von daher rühren die Beklemmung, die Widersprüchlichkeiten und Zweifel, die wir alle gefühlt haben, die wir eine Berufung zum Werk zu haben glaubten, denn wir merkten nicht, dass das Werk eine wunderbare Lehre von jahrhundertealter Weisheit, die auf der Freiheit beruht, die katholische Lehre, für das zeitliche Wohl einer Institution missbraucht, die an  nichts anderes glaubt als an die Unterwerfung seiner Mitglieder und an  die eigene Bereicherung. In dem Augenblick, in dem wir merken, dass das, was uns wirklich bewegte, was uns mit Leidenschaft erfüllte und wozu wir uns wirklich verpflichten wollten,  die katholische Lehre war, und dass das, was uns tief widerstrebte, der Geist des Werkes war, in diesem Moment verschwand jede Beklemmung, denn wir wurden gewahr, dass wir unsere Berufung gar nicht verloren haben, denn wir sind ihr gefolgt im Vertrauen auf Gott. Unser Ruf zur Heiligkeit ist intakt geblieben; diejenigen, die den Betrug merken und trotzdem drinnen bleiben, haben ihren Weg verloren, weil sie zu Komplizen des Betrugs geworden sind. Wir lieben die Wahrheit, wir lieben Gott, und wir lieben die katholische Lehre, die nicht die Lehre des Werkes ist, sondern das Werk hat sich das Erbe aller Katholiken erschlichen, um uns in seine Falle zu locken, um da und dort, Schritt für Schritt, den Geist der katholische Lehre aus unserem Verstand zu entfernen und durch den Geist des Werkes zu ersetzen, der mit ihm nur den äußeren Anschein gemeinsam hat.

Um mein Sandkorn an Erfahrung dazu beizutragen, die Wahrheit über das Werk deutlicher zu machen, möchte ich gelegentliche Erinnerungen niederschreiben. Heute schreibe ich, was mir mein Direktor sagte, als ich ihm meine Zweifel über meine Berufung zum Werk bekannte und meinte, dass unsere wahre Berufung die Berufung zur Heiligkeit sei, dass das Werk aber nicht mehr sein könne als ein möglicher Weg unter vielen, um dieses Ziel zu erreichen, sagte er mir im selben Augenblick: „Der Teufel stellt dir da eine Falle“.

Es widerstrebt mir auf das äußerste, den Namen Gottes und des Teufels zu missbrauchen, um Gewissen einzuschüchtern und zu manipulieren und Menschen ihrer wahren Berufung zu entfremden, um ihnen einen Betrug einzuimpfen.

Ich grüße euch alle sehr herzlich

S.