Wie Johannes Paul II. umgarnt wurde

 

Quelle: Scarlet Pimpernel (18.2.2011)

 

Die Leitung des Opus Dei hat die Parole ausgegeben, nicht zur Seligsprechung von Johannes Paul II. nach Rom zu fliegen; niemand soll mehr Besucher auf dem Petersplatz haben als Escrivá an jenem 6. Oktober 2002, wenn auch das „Werk Gottes“ diesen Tag, so wie viele andere Wohltaten, diesem Papst zu verdanken hatte. All das ist jetzt vergessen, man solle auch diesen Tag, o Neuigkeit, durch die Heiligung der gewöhnlichen Dinge begehen; der Papst, dem man, als er noch lebte, unter Ausbrüchen hysterischer Begeisterung durch die halbe Welt nachgereist war, wird an seinem Ehrentag allein gelassen – denn dass er dem „Werk“ vielleicht auch noch vom Himmel aus, als Seliger nützlich sein könnte, glauben die Zyniker in der Chefetage der Santa Mafia nicht – zumindest will man sich jetzt das Geld für die Flugtickets lieber sparen.

Als noch Tomás Gutierrez Regionalvikar des Opus Dei in Spanien war, erzählte er immer wieder auf den Jahreskursen der Numerarierinnen und Numerarier, wie man sich seinerzeit an Johannes Paul II. herangemacht hat.

Mit Hilfe von Priestern und einem polnischen Bischof erfuhr Alvaro del Portillo persönliche Details über den Heiligen Vater; mit Hilfe dieser Kenntnisse wollte man ihn positiv überraschen und ihm zeigen, wie sehr die Leute vom Werk ihn lieben. Man ermittelte, welche Lieder sie ihm als Kind vorgesungen hatten, und die Numerarierinnen gingen nach Castelgandolfo, um sie ihm vorzusingen, man fand heraus, welchen Nachtisch ihm seine Mutter gemacht hatte, und man brachte ihm diese Süßigkeit bei bestimmten Gelegenheiten in den Vatikan und nach Castelgandolfo. Als Bischof und Kardinal war er immer wieder zum Essen in Villa Tevere eingeladen, und man gab sich große Mühe, ihm seine Leibgerichte und seine Lieblingsweine zu servieren, man präsentierte ihm makellose Serviererinnen und die Seminaristen des Collegium Romanum, die ihm Lieder vorsangen und minutiös geplante, aber ganz spontan wirkende Tertulias präsentierten, die ihn bezauberten.

Er besuchte das Grab des Gründers. Er sah die persönlichen Kleider des hl. Pius X., die man sich von dessen Angehörigen ausbitten konnte und die perfekt hergerichtet in Vitrinen ausgestellt waren.

Alvaro del Portillo nützte die Gelegenheit, als ein polnischer Bischof, den er kannte, in Rom in einem Spital lag, ihn zu besuchen und zu bitten, eine Begegnung mit dem Papst zu entrieren. So traf er Johannes Paul II. und sagte ihm, dass er viel für ihn und seine Anliegen bete. Und so taten es sehr viele Mitglieder; immer wieder wurde Johannes Paul auf seinen Reisen von Mitgliedern des Werkes auf die immer gleiche Art angesprochen: Heiliger Vater, ich bin vom Opus Dei. Unser Gründer hat uns gelehrt, viel für den Papst und seine Anliegen zu beten.

Und so tut man es jetzt bei Benedikt XVI.

 

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