B. XVI und das Opus Dei – eine kritische Nachlese

Wenn man sich daran erinnert, wie die Polen „ihren“ Papst begrüßt haben, und wenn man daran zurückdenkt, mit welchem Enthusiasmus Johannes Paul II. von den – damals allerdings nicht nur jüngeren, sondern auch noch zahlreicher vorhandenen Opus Dei-Mitgliedern begrüßt worden war, nimmt sich der Bericht einer zehn(!)köpfigen Opus-Delegation beim Weltjugendtreffen in Sidney allerdings etwas dürftig aus. Kein Wunder, dass die Neokatechumenalen mittlerweile lauter sind…

Wir sind Papst? Neeeeee – zunächst einmal sind wir Opus Dei.

An der gleichen Stelle, der deutschen Werksseite (http://www.opusdei.de/art.php?p=29304) , steht übrigens auch eine Nachricht, die früher Begeisterungsstürme ausgelöst hätte: Der Papst besucht privat ein Zentrum des „Werkes“:

„Auch der Heilige Vater kam schon einige Tage vor dem WJT nach Sydney, um sich dort in einem Tagungshaus am Rande der Stadt von der langen Reise und dem damit verbundenen Jetlag zu erholen. Das Haus wird normalerweise von Mitgliedern des Opus Dei für Tagungen etc. genutzt. Als diese dort den Heiligen Vater empfingen, kommentierte dieser nur: "I know, that I am in good hands." Vor der Abreise erkundigte er sich bei seinen Mitarbeitern, wie sie diesen Schatz gefunden hätten und dankte Gott für die Tage in Kenthurst.“

 

Es ist also kein „Haus des Opus Dei“, sondern vielmehr "ein Haus, das normalerweise von Mitgliedern des Opus Dei benützt wird".

Vermutlich wollte der Prälat des Opus Dei, Msgr. Echevarría, dies auch unterstreichen. Als Papst Paul VI. das römische Berufsbildungszentrum „Centro ELIS“ besuchte, erwartete Escrivá seinen Herrn, den „süßen Christus auf Erden“, kniend, „wie ein Priester, der den Papst wie wahnsinnig liebt“.

Jetzt geben sie es billiger – es steht sich einfach nicht mehr dafür. Echavarría kam zwei Tage, nachdem der Papst weg war; gleichzeitig zeigt er „seinen“ Leuten, wer hier den Laden schmeißt: Während der Papst nur einmal fliegt – das zeigt die weiße Linie – (und sich dann in einem Haus ausschlafen muss, in dem normalerweise die Söhne und Töchter Gottes im Opus Dei wachen und beten), fliegt er in der ganzen Welt herum, ein Marco Polo des Katholizismus, wie das Opus Dei seine leitenden Mitglieder vertraulich wissen lässt:





VIAJE DEL PADRE
- Miércoles 9: Roma-Munich-Nueva Delhi: Del 9 al 14 de julio.
- Lunes 14: Nueva Delhi-Hong Kong: Del 14 al 16 de julio.
- Miércoles16: Hong Kong-Singapur: Del 16 al 18 de julio.
- Viernes 18: Singapur-Sydney: Del 18 al 27 de julio.
- Domingo 27: Sydney-Manila: Del 27 al 30 de julio.
- Miércoles 30: Manila-Bombay: Del 30 de julio al 2 de agosto.
- Sábado 2 de agosto: Bombay-Munich-Roma.

Dabei kann der Überflieger natürlich nicht den Einzigen begrüßen, der noch über der Personalprälatur steht; die Kirche soll ja nicht glauben, dass sie die schönen Häuser bekommt, wenn sie das Opus Dei eines schönes Tages auflöst (oder, was viel wahrscheinlicher ist, wieder zu einem Säkularinstitut “zurückstuft”, was es de facto ist); so gescheit waren die Herren von Villa Tevere denn doch, dass sie ihre Immobilien rechtzeitig in Stiftungen geparkt haben, in denen sie als Privatpersonen sitzen..

Dass sie Ratzinger nicht mögen, dessen Werke lange Zeit für die Mitglieder des Werkes streng verboten waren, und der als Kardinal verhindert hat, dass das Opus eine Personaldiözese wird (vgl. ACTA ET DOCUMENTA PONTIFICIAE COMMISSIONIS CODICIS IURIS CANONICI RECOGNOSCENDO. CONGREGATIO PLENARIA DIEBUS 20-29 OCTOBRIS HABITA, TYPIS POLYGLOTTIS VATICANIS, 1981, S. 377-379), und dass sie ihn insgeheim für einen faulen Sack halten, weil er mit seinem 81 Jahren manchmal werktags spazieren geht, dringt peinlicherweise gelegentlich auch nach außen: Carlo, ein braver Numerarier aus Australien, hat sich in einem Mail an einen Freund über Seine Heiligkeit lustig gemacht – leider wusste er nicht, dass sein Gesprächspartner in der Zwischenzeit nicht mehr dem Opus Dei angehört:


It's soooooooo good to know that our Beloved Holy Father Benedict XVI is able to rest well.... See, I'm sure most of you are very familiar with the following things we do during Sundays or weekends, or rest/excursion days....

1. Start the day with the mass
2. Then at noon, have a little get-together
3. Then take a stroll (paseo), or go to an excursion (do fishing, or feed the fish at Ligpo point, etc.)
4. Then take glances at the pictures of our Lady found whenever you enter some room in the Center.
Gladly, we've got photographs released by L'Osservatore Romano and the Opus Dei information office in Sydney precisely showing that the pope is resting in way which all of us are familiar with :)
Enjoy the photos :)
Viva il Papa!
Best Regards,
Carlo





 

Vielleicht ist dieser Papst doch noch ein wenig schlauer und wacher, als es sich die “santos pillos” (“Heilige Schurken”, © José María Escriba) anfangs vorstellen konnten...

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