Interne Aufzeichnungen des Opus Dei über einen Supernumerarier vor der Admission
1. Vornehm und aufrichtig. Ein wenig ungehobelt in den Umgangsformen. Fröhlich, umgänglich. Tüchtig, fleißig. Ein wenig naiv. Steht manchmal an, wenn er etwas nicht versteht, vor allem bei Themen von untergeordneter Bedeutung. Sentimental, lässt sich manchmal von Gefühlen mitreißen. Grübelt ausgiebig über einige Themen nach; auch wenn das immer seltener vorkommt, hindern ihn gelegentlich seine Beschäftigungen und Tagträume daran, zu studieren und alle Normen zu machen. Normalerweise überwindet er diesen Zustand, sobald er darüber gesprochen hat…
2. Wenn mitunter auch noch etwas sorglos, bemüht er sich doch treu den Lebensplan zu erfüllen. Geht in allen nn [Normen] mit Einfachheit mit dem Herrn um; er erzählt Ihm, was ihn beschäftigt und zieht aus der Betrachtung konkrete Vorsätze. Hatte einzelne isolierte Probleme in einigen Tugenden ( vgl. B10.III.28)[Hinweis auf ein Problem in Bezug auf die Keuschheit], allerdings hat er die Mittel angewendet um solche Versuchungen mit der Wurzel auszureißen. Er ist in seinem Gewissen feinfühlig und lässt sich fordern. Kümmert sich darum die kollektiven Bildungsmittel und die cfi [Aussprache] pünktlich zu empfangen; macht bedeutende Anstrengungen, um anzureisen, merkt sich die Vorträge zu B10 und will sie in sein Leben integrieren. Führt eine kleine Liste von Abtötungen, die er regelmäßig lebt. Hat große Freude an seiner Berufung, wird den Geist von Zuhause gut verstehen und wird auf seinem Weg Tritt fassen, wenn er auch noch Zeit braucht um in der empfangenen Bildung zu reifen, denn er kennt das Werk noch nicht lange.
3. Seine Intelligenz ist mittelmäßig, er ist allerdings arbeitsam. Hat die Ausbildung zum Bauingenieur abgeschlossen und viel Freude an seinem Beruf; für sein Studium hat er ein Jahr länger als geplant gebraucht. Hat viel Freude an seinem Beruf und begeistert sich für Projekte, die er in der Zukunft angehen möchte, muss allerdings noch lernen, die Zeit auszunützen und realistische Pläne zu machen.
4. Es hat viele Freunde, einen Großteil davon in ... . Seine Gutherzigkeit und Aufrichtigkeit erleichtern es ihm, neue Freundschaften zu schließen. Er ist apostolisch und kann über menschliche Rücksichten hinweggehen. Er legt sein Herz in den Umgang mit dem Personen, die er betreut und deren Vertrauen er gewinnt, wenn er auch noch Zeit braucht um seine Bildung abzuschließen und zu lernen, seinen Freunden die angemessenen Ratschläge zu geben. Bittet häufig um Anregungen in der cfi [Aussprache] und wendet sie mit Fügsamkeit und Klugheit an. Er hat uns schon einige Freunde vorgestellt, und wir haben mit einigen von ihnen, die zum ctr [Zentrum] kommen, einen Plan gefasst, wie sie ihre Freizeit verwenden können. Das Haupthindernis besteht jedenfalls darin, dass er so weit entfernt wohnt.
5. Obwohl er betet und sich vorgenommen hat, mehr an die Leute von Zuhause zu denken, kümmert er sich noch nicht wirklich um seine Brüder. Er macht wenige cof [brüderliche Zurechtweisungen], vor allem weil er selten mit Personen von Zuhause beisammen ist.
6. Seine Eltern sind gute Christen, wen sie auch keine gute Bildung haben. Sie kennen das Werk oberflächlich. Sie sind zwar nicht dagegen, aber sie sind über seine Berufung auch nicht begeistert. Er hält es für schwierig, sie in Kontakt zu bringen, auch wenn er es versucht. Er hat bis jetzt noch keine Freundin.
7. Er ist nüchtern und bemüht sich um die Loslösung, um von den materiellen Gütern bescheiden und großherzig Gebrauch zu machen. Lebt die apm [Apportation, den monatlichen finanziellen Beitrag an das Werk] noch nicht mit Beständigkeit.
8. Wir halten ihn dazu an, die Zeit besser zu nützen und sich nicht länger von Beschäftigungen oder Tagträumen aufhalten zu lassen. Wir bemühen uns darum, sein Apostolat zu unterstützen und es ihm zu erleichtern, jemanden ins ctr [Zentrum] und zu den Bildungsmitteln mitzubringen. Wir denken, dass er sich mit der Zeit in eine bedeutende Hilfe für die Arbeit verwandeln kann. Eigentlich lebt er bereits den Lebensplan vollständig, wenn ihm auch bis jetzt ein Aspekt für die Eingliederung fehlt. Möchte die ad [Admission] machen und der cl [Örtliche Rat]denkt, dass man es ihm gestatten könne.
Ende der Information.
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Wir, die wir Direktoren im Opus Dei gewesen sind, wissen, dass diese Art von Aufzeichnungen über Gewissensangelegenheiten ein Beweis für den Verrat sind, den das Opus Dei an seinen Mitgliedern verübt, indem es (schriftlich!) intime Details aus dem Leben der ihnen anvertrauten Personen an die Leiter des Werkes weitergibt, die nicht das geringste Recht haben, von diesen vertraulichen Angelegenheiten zu erfahren. Die „wilde Aufrichtigkeit“, die im Opus Dei verlangt wird, ist bloß ein weiterer Kontrollmechanismus, um die Seelen zu überwachen und zu manipulieren.
Die Vermischung von Hierarchie und geistlicher Leitung im Werk ist eine sinistre Angelegenheit. Das ist seit vielen Jahren bekannt, und die Leitung der Kirche schaut weg. Bisher ist gar nichts geschehen, denn wenn man diesen gordischen Knoten anfasst, fällt das ganze Werk auseinander.
An dieser Stelle bitte ich deshalb um Vergebung für all den Schaden, den ich während eines Zeitraums von 20 Jahren notgedrungen an einzelnen Menschen und an der Kirche angerichtet habe.
D.