Mein  Erlebnisbericht über den Weltjugendtag 2011 in Madrid

 

Vom 7. bis zum 22. August 2011 hielt ich mich in Madrid auf, wo ich als Freiwilliger für den Weltjugendtag arbeitete.

 

Schon am ersten Arbeitstag erlebte ich eine Überraschung. Da die Beschreibung der einzelnen Dienste bei der Anmeldung zu ihnen auf der Homepage des Weltjugendtages 2011 sehr irreführend formuliert worden war, fand ich mich in Madrid in der Arbeitsgruppe der Sozialen Netzwerke wieder. Jeden Vormittag mussten wir kontrollieren, ob nicht jemand etwas Negatives über den Weltjugendtag auf Facebook oder Twitter postete, ich kontrollierte dies auf den deutschsprachigen Seiten. Auf Spanisch muss dies ziemlich oft vorgekommen sein, aber auf Deutsch las ich nie etwas Negatives über dieses Ereignis, daher kam mir die Arbeit ein wenig sinnlos vor. Außerdem hatte ich jedes Mal ein schlechtes Gewissen, als ich von der Arbeit nach Hause ging, denn uns wurde das Gefühl vermittelt, die Feinde des Weltjugendtages gäben auf den Sozialen Netzwerken niemals Ruhe. Deswegen fühlte ich mich nach zwei Tagen auch ausgelaugt. Aber als ich dies einem Mitbewohner  der Wohngemeinschaft, in der ich während meines Aufenthaltes in Madrid untergebracht war, mitteilte, entgegnete mir dieser, ich solle mich nicht so anstellen, schließlich verrichtete ich diese Arbeit ja für Christus. Gott sei Dank gelang es mir, nach drei Tagen in die Übersetzungsabteilung zu wechseln. Dort hatte ich eine sehr verständnisvolle Chefin, und die Arbeit machte mir sehr viel Spaß. Außerdem war, im Gegensatz zu den Sozialen Netzwerken, das Ergebnis der Arbeit konkret greifbar.

 

Allerdings erlebte ich beim Anblick meines Freiwilligenausweises meine zweite Überrasch-ung. Ich war nämlich nicht zu allen Ereignissen des Weltjugendtages akkreditiert, die alle nummeriert waren. Je nach dem, wo man während eines Events des Weltjugendtages stehen durfte, waren die Nummern besagter Events mit Farben unterlegt. Rot unterlegte Nummern bedeuteten, dass man dem Papst ganz nahe kam – diese Nummern bekamen ausschließlich Mitglieder des Opus Dei – blaue, dass man auf die Pressetribüne durfte, bei grau unterlegten durfte man sich lediglich unter die Pilger mischen. Ich bekam grau und blau unterlegte Nummern.

 

Am Donnerstag, dem 18. August, wurde mir angeboten, die lateinischen Antiphone während des Kreuzweges zu lesen, der am 19. August mit dem Heiligen Vater gebetet wurde.  Bei den Proben hierfür am Donnerstag waren alle mit mir zufrieden. Als ich am 19. August wieder in mein Büro kam, erlebte ich jedoch eine böse Überraschung. Mir wurde mitgeteilt, mein Latein sei für die spanischen Ohren zu scharfkantig, daher werde nicht ich die lateinischen Antiphone lesen sondern ein Seminarist. Ja hätte man mir das nicht bereits am 18. August mitteilen können? Das wäre nämlich ehrlich gewesen. Mein Verdacht ist daher, dass ich nur ausgebootet worden war, weil ich nicht Mitglied des Opus Dei bin.

 

Aus dem selben Grund wurde ich nicht zur Begegnung des Heiligen Vaters mit den Freiwilligen eingeladen, obwohl ich internationaler Freiwilliger war.

 

Doch damit nicht genug. Wenige Wochen nach meiner Heimkehr aus Madrid erhielt ich von einer deutschen Adresse aus eine spanischsprachige E-Mail, in der stand, in Madrid gehe das Gerücht um, ich hätte über eine Organisation der Kirche schlecht gesprochen und solle mich daher fragen, ob ich geeignet sei, als Freiwilliger auf kirchlichen Veranstaltungen zu arbeiten. Wenn ich dies nicht täte, täten es andere für mich. Das einzige, was ich äußerte, waren Kritiken an der Durchführung einzelner Ereignisse des Weltjugendtages wie z. B. der Mangel an bereitgestelltem Trinkwasser und bereitgestellten Erste-Hilfe-Zelten. Daher musste ein ohnmächtig gewordenes Mädchen bei sengender Hitze eineinhalb Kilometer lang getragen werden, bis es an ein Erste-Hilfe-Zelt kam. So wurde es mir erzählt, und darüber redete ich mit einem anderen Mitbewohner meiner Madrider WG. Insgesamt bestand diese Wohngemeinschaft aus mehreren Personen. Ich frage mich, wer solche Sachen über mich verbreitet hatte. Ich muss vermuten, dass der oben erwähnte Mitbewohner aus meiner Wohngemeinschaft mich ausspioniert hatte, da er immer später zum Frühstück kam als die anderen. An einem Morgen sah ich ihn sogar, wie er etwas in seinen Laptop schrieb. Natürlich erschrak ich auf diese E-Mail hin und beantwortete diese. Ich schrieb dem Absender (er hatte einen spanischen Allerweltsnamen angegeben), warum ich sehr wohl geeignet sei, auf kirchlichen Veranstaltungen als Freiwilliger zu arbeiten und zählte als Begründung alles auf, was ich während und außerhalb meiner Arbeitszeiten für einen reibungslosen Ablauf des Weltjugendtages in Madrid tat. Gleichzeitig schickte ich diese E-Mail samt meiner Antwort an das Weltjugendtagsbüro in Madrid, um ihm diesen Vorfall zu melden. BIS HEUTE ERHIELT ICH DIESBEZÜGLICH AUS MADRID KEINE ANTWORT!!! Scheinbar wussten auch sie von der Droh-E-Mail, die mir zugesandt worden war. Ich soll also den Mund halten und Angst haben, weiß jedoch nicht, vor wem. Deswegen kaufte ich das Buch „Opus Dei – das Irrenhaus Gottes?“, um mich zu informieren und fand meine Erlebnisse in ihm bestätigt.

 

Spirituell bereicherten mich die Begegnungen mit jungen Pilgerinnen und Pilgern aus aller Welt. Mit ihrem jugendlichen Glaubenseifer steckten sie mich an. Außerdem war der Zusammenhalt zwischen Freiwilligen und Pilgern stärker als auf jedem anderen Weltjugendtag, an dem ich als Freiwilliger Teil genommen hatte.

 

Insgesamt kann ich sagen, dass ich in Madrid sowohl positive als auch negative Momente erlebte. Es steht nun dem Leser meines Berichtes frei, sich ein Gesamturteil über den Weltjugendtag 2011 zu bilden.