Das Netzwerk Schweiz: Ueli Maurer

 

«Ich werde mein Englisch auffrischen»

Ueli Maurer über fremde Sprachen, Kampfjets und seine Nähe zu Opus Dei

VON CHRISTOPH LAUENER (TEXT) UND HEIKE GRASSER (FOTO)

 

SonntagsZeitung, 30.11.2008 (www.sonntagszeitung.ch)

 

Herr Maurer, was gab den Ausschlag für Ihre Kandidatur? Die Partei oder die Familie?

Es war in erster Linie die Partei. Ich bin mit der SVP gross gewor­den, und zusammen mit Christoph Blocher bin ich die beste Integra­tionsfigur für die SVP. Auch mei­ne Familie ist mein politisches Engagement gewohnt und unter­stützt meine Kandidatur.

Was ändert sich für die SVP? Soll sie wieder an den Von-Wattenwyl-Gesprächen teilnehmen?

Falls ich gewählt werde, wird die SVP wieder im Bundesrat vertre­ten sein. Das heisst für mich, dass die Partei auch wieder an diesen Gesprächen teilnehmen sollte.

Die SVP wäre also wieder voll und ganz Regierungspartei?

Nein, wir haben zwei Sitze zugut. Meine Wahl wäre nur ein erster Schritt.

Die CVP verlangt aber, die SVP solle aufhören zu behaupten, sie sei halb in der Regierung und halb in der Opposition.

Die CVP hat nichts zu fordern. Wir sind zwar nicht mit einem halben Bundesrat drin, aber mit einem ganzen Bundesrat halb drin.

Diese Woche hat der Bundesrat die Sicherheitspolitik bekräftigt. Zufall oder Strategie?

Das ist Strategie. Der Bundesrat will offenbar dem Neuen gleich mal den Tarif durchgeben. Das zeigt, in welchem Klima ein SVP­Bundesrat wird arbeiten müssen. Aber die Sicherheitspolitik ist permament neu zu überprüfen; solche Beschlüsse sind nicht in Stein gemeisselt.

Sie sind skeptisch gegenüber neuen Kampfflugzeugen. Stoppen Sie deren Beschaffung?

Nein, wir brauchen solche Flug­zeuge, weil wir die alten ablösen müssen. Kampfflugzeuge gehören zur Armee, wie wir sie wollen. Für mich stellt sich allenfalls noch die Frage der Zahl und des Beschaf­fungsrhythmus.

Vor zwei Jahren bezeichneten Sie den damaligen Armeechef Keckeis und den Planungschef Baumann als untragbar. Baumannn ist heute Rüstungs­chef; was machen Sie mit ihm?

Als Planungschef war er nicht gut, dabei bleibe ich. Zusammen mit Keckeis hat er es verpasst, früh­zeitig Fehlentwicklungen zu ver­hindern. Seinen heutigen Job macht Baumann offenbar gut.

Werden Sie sich mit Eveline Widmer-Schlumpf aussöhnen?

Das ist nicht nötig. Sie weiss wie alle, die lange genug in der Politik sind, dass man je nach Situation andere Rollen spielen muss. Wir werden gut zusammenarbeiten können, ohne die Friedenspfeife rauchen zu müssen.

Werden Sie auf die Fusion von BDP und SVP hinwirken?

Nein, was nicht zusammengehört, soll man nicht zusammenführen.

Christoph Blocher bietet Ihnen alle Unterstützung an; das klingt eher wie eine Drohung.

Man kann Blocher immer fragen, wenn man etwas möchte. Mir hat er noch nie dreingeredet. Ich wer­de ihn bei Bedarf auch künftig um Rat fragen, aber er wird sich sicher nicht aufdrängen.

Sie sind nach wie vor im Patronat der Limmatstiftung, die dem rechtskatholischen Opus Dei nahe steht.

Diese Funktion werde ich abgeben. Ich war dort nie gross engagiert, unterstütze aber die Hilfsprojek­te. Berührungsängste hatte ich nie, nur weil Opus Dei im Spiel war.

Müssen Sie sich neue Fähigkeiten aneignen?

Nein. Aber ich werde mein Eng­lisch auffrischen. Dafür brauche ich keinen Kurs. Meine Frau war lange in Amerika und spricht sehr gut Englisch.

Als einstiger Sonntagsschulle­her bringen Sie gute Vorausset­zungen mit für den Bundesrat.

Wer weiss. Auf jeden Fall lernte ich in der Sonntagsschule reden, denn Kinder muss man überzeugen. Sonst laufen sie einem davon.