Nachruf auf Xaviers Auto

 

Ich habe Xavier Sellés bei einigen Gelegenheiten gesehen; er war sehr gebildet und freundlich, und ich habe darüber sprechen gehört, dass er jedes Jahr der einzige Numerarier auf dem Wiener Opernball sei.

Nachdem ich jetzt gelesen habe, dass im OD Dinge geschehen, die nachher nie passiert sind, erinnere ich mich an eine Geschichte, die ich selbst miterlebt und fast schon vergessen habe.

Nach einer Betrachtung im „Studentenhaus Birkbrunn“, das eher schon am Stadtrand liegt, nahm uns ein älterer Numerarier namens „Gurki“ mit, der wieder in sein Zentrum zurückfuhr. Er hatte ein Auto mit Diplomatenkennzeichen, und als ich ihn fragte, bestätigte er mir, dass es das Auto von Xavier sei (der bei der Spanischen Botschaft arbeitete). Weil auf der Hauptverkehrsstraße damals viele Nutten standen, nahm Gurki eine Nebenstraße, um sich und uns nicht unnötigen Versuchungen auszusetzen; trotzdem stieg er ordentlich aufs Gas. Das war allerdings ein Fehler, denn beim Vorbeifahren riss er mit seiner Limousine einem entgegenkommenden Fahrzeug den Rückspiegel aus.

Das gehörte einem Ausländer, der sofort zu zetern begann, als er das Diplomatenkennzeichen sah. Im Auto saß noch ein anderer Student vom Werk, der die glorreiche Idee hatte, auszusteigen und laut gestikulierend darauf hinzuweisen, dass man den Verkehr nicht behindern dürfe und dass man um die Ecke fahren solle, um dort in Ruhe weiterzuverhandeln; leise sagte er Gurki, er solle das machen, und dann könne man verduften.

So geschah es, und die peinliche und illegale Situation endete mit Fahrerflucht. Als ich die Geschichte das nächste Mal im Zentrum erzählte, nahm mich Heinz beiseite und erklärte mir, er habe die Geschichte auch schon gehört, aber ganz so sei es nicht gewesen; auf jeden Fall „ist das keine Anekdote“.

Géza

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