Solidante: Drei Epiphanien des Vaters
20. Januar 2012
Hola: auch wenn ich schon zwei Beiträge geschickt habe, die die Zensur dieser im Übrigen großartigen Seite nicht passieren konnten, kann ich es doch nicht lassen mich in die Reihe der Beiträger einzureihen und meine Erinnerungen an die fruchtlose Zeit in der Sekte Opus Dei beizusteuern. Gewiss, allein schon der Name ist ein Ausdruck von unerträglichem Stolz und streift die Blasphemie; aber lassen wir das Ideologische, wenigstens für den Augenblick, beiseite und tauchen in die Mikrohistorie ein. Auch wenn ich wenig Hoffnung habe, dass so ein Buch zustande kommen könnte, und wenn es auch für den, der es liest, wenig erbaulich sein dürfte, so träume ich doch von einem Geschichtsband, der kleine lebendige Retuschen zu dem großen Bild dieser religiösen Gesellschaft beiträgt und hilft es zurechtzurücken. Ich war Adscrito, ein sogenannter Aspirant, gut, ich wusste damals nicht genau, was ich war, ich hatte auf jeden Fall noch nicht die Admission oder etwas von der Sorte; man darf nicht vergessen, dass Adscritos damals so etwas wie UFOs waren, undefinierbare religiöse Objekte.
Ich war ein armer kleiner Numerarier, frisch gepfiffen, aber bereits bedrückt durch das, was ich rund um mich wahrnahm. Nun, ich möchte meine Eindrücke vom „Vater“ schildern, bzw. vom Gründer, denn das war er zunächst einmal. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich ihn dreimal im Leben gesehen, und ich kann sagen, dass ich mich ganz genau erinnere, auch wenn vierzig Jahre vorübergegangen sind, denn es handelte sich um einen höchst flegelhaften Menschen, ungeschliffen und mit groben Manieren, ein ganz offenkundig indiskreter Mensch, griesgrämig und unhöflich. Wenn ihn Emilio Romero sehr treffend als Dorfpfarrer beschrieb, und diesen Job hätte er sicher sehr gut gemacht, wenn er sich dazu herabgelassen hätte, so war er für mich außerdem ein Mann ohne die geringste Eleganz, ohne Manieren und ohne Spiritualität. Das erste Mal nahm ich als Pfeifkandidat am Beisammensein 1967 in Pamplona teil, als er die Bühne des Teatro Gayarre wie ein Zirkuselefant betrat, den Applaus seiner Söhne abwartete und meinte“ Hier bin ich, meine Kinder, um mit euch eine Tertulia zu halten“. Er antwortete auf die Fragen, die ihm die Numerarierin vom Dienst bereits aufbereitet hatte, vom Vater einer zahlreichen Familie, von einem Ausländer, einem Studenten, einer Kohlenhändlerin etc., und auf alles antwortete er mit seinem gewöhnlichen, oberflächlichen Spiritualismus, zwischen dem Applaus und der Begeisterung der Leute von Zuhause, von der Josefsliste und den übrigen Komparsen.
Das zweite Mal war bei einer Tertulia in Aralar, als ich merkwürdigerweise das Werk bereits verlassen hatte, aber nicht im Bösen, und ich kam immer noch einmal in ein Zentrum. Zu Beginn des Beisammenseins sagte der Direktor, ich weiß nicht, wer es war, ein Priester, dem angehenden Heiligen, dass alle von Zuhause wären und dass er also offen sprechen könne. Ich fühlte mich, als müsste ich jeden Moment hinausfliegen, aber nichts geschah. Der Vater richtete sich an Carlos, einen Numerarier, der den anderen als großartiger Mensch vorkam, ein Student des kanonischen Rechts und Sohn eines berühmten Doktors, der genau so hieß. Der Vater sagte zu ihm: Ich war gerade mit deinem Vater zusammen, ein wunderbarer Mensch, aber sagt ihm das nicht, sonst wird er noch stolz. Diese merkwürdige Äußerung des Mannes Gottes konnte ich nun wirklich nicht verstehen, denn morgen würde tausendfach wiederholt werden, was der Vater hier gesagt hatte… Das sind Dinge, von denen man sagt, dass sie nicht weiterzusagen sind, und so fördert man ihre Verbreitung. Dann sprach er von der Freundschaft; sie sei ein Gut, das seinen Wert in sich trage – das verwirrte mich nun vollends, denn ich wusste nur zu gut, dass in diesem Verein die Maske der Freundschaft lediglich dazu diente, neue Beitrittskandidaten anzulocken, und dass sie im Leben dieses Werkes keinen Platz hatte. Umgekehrt habe ich es allerdings erlebt, dass diejenigen, die gehen wollten, absichtlich der schlimmsten Bedürftigkeit ausgesetzt wurden.
Das letzte Mal, wie ich ihn gesehen habe, war bei einem der Besuche in Pamplona, ich weiß nicht genau bei welcher Gelegenheit, aber ich glaube es war bei der Einweihungsfeier der theologischen Fakultät. Er kam aus dem Colegio Aralar und sagte: In der theologischen Fakultät wird es eine völlige Freiheit der Forschung geben, immer innerhalb der Grenzen, die das Lehramt vorschreibt. Meine Aufmerksamkeit war vollkommen von einem Priester in Soutane eingenommen, der jeden Schritt des Vaters mit einer Verehrung verfolgte, als habe er ihn noch niemals gesehen, und mit einem Gesichtsausdruck als erhebe er gerade das Allerheiligste, ein Bild der Anbetung, Fleisch geworden in diesem Priester.
Solidante