5.3.2012
Konflikt um Päpstliche Universität Peru wird schärfer
Limas Uni will frei sein
Quelle: http://www.domradio.de/aktuell/80304/konflikt-um-paepstliche-universitaet-peru-wird-schaerfer.html
Seit Jahren liegen in Peru Vertreter der Kirche und der renommiertesten Universität des Landes im Streit: Die "Catolica" sieht sich in ihrer akademischen Freiheit und Autonomie eingeschränkt. Und wehrt sich gegenüber dem, was sie als Eingriffe der Kirchenleitung bezeichnet. Bislang mit Erfolg.
"Wir sind frei, mögen wir es für immer sein", so beginnt die peruanische Nationalhymne, die in Peru jedes Schulkind auswendig kann. Ähnlich prangt es jetzt in großen Lettern an der Päpstlichen Katholischen Universität von Peru (Pontificia Universidad Catolica del Peru, PUCP) in der Hauptstadt Lima: "Wir sind die PUCP, mögen wir sie immer sein".
Zu den Ehrendoktoren der Elite-Universität zählt seit 1986 Joseph Ratzinger, mittlerweile Papst Benedikt XVI. Die Hochschule gilt als Hort liberalen, pluralen und zuweilen auch linken Gedankengutes. Und seit mehreren Jahren schwelt ein Konflikt darüber, wer der Herr im Haus ist: die katholische Kirche, vertreten durch den Kardinal von Lima und Großkanzler der Universität, oder die Universitätsversammlung aus Rektorat, Lehrenden und Studierenden, das oberste Organ der universitären Selbstverwaltung.
Limas Kardinal Jose Luis Cipriani boykottiert deswegen seit drei Jahren die Teilnahme an Sitzungen der Universitätsversammlung. Der Konflikt eskalierte im Juli 2011, als die vatikanische Bildungskongregation die Universität aufforderte, ihre Statuten mit den Richtlinien des Vatikan - der Apostolischen Konstitution "Ex corde ecclesiae" von 1990 - in Einklang zu bringen. Diese sieht unter anderem eine enge Anbindung katholischer Universitäten an den Ortsbischof vor. Im Fall der PUCP dreht sich der Streit vor allem um das Recht, den Rektor zu ernennen oder zu wählen, aber auch um die Hoheit über das beträchtliche Immobilienvermögen der Universität. Über letzteres tobt seit fünf Jahren ein Rechtsstreit zwischen dem Kardinal und der Universität.
Boykott beendet
Als die Universitätsversammlung sich im September weigerte, ihre Statuten anzupassen, entsandte Rom einen Vermittler. Der ungarische Kardinal Peter Erdö führte im Dezember Unterredungen mit den Konfliktparteien in Lima, und am 21. Februar gab Rom nach nochmaligen Verhandlungen mit Rektor Marcial Rubio im Vatikan sein Diktum bekannt. Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone setzte eine Frist bis Ostersonntag, 8. April: Bis dahin müsse die Universität neue Statuten vorlegen. Andernfalls werde sie weder päpstlich noch katholisch sein.
Die PUCP möchte das eher als Einladung zum Dialog betrachten. Die Universitätsversammlung ratifizierte am Dienstag zwar die Autonomieerklärung, verwies aber auch darauf, dass drei Bischöfe an dem Treffen teilgenommen hätten. Damit beendeten diese Kirchenführer den Boykott, den Kardinal Cipriani, Mitglied des Opus Dei, der Peruanischen Bischofskonferenz verordnet hatte.
Lösung erwünscht
Nun ist Dialog angesagt. Worüber die universitäre Selbstverwaltung und die Vertreter der Bischofskonferenz verhandeln werden, ist noch offen; die Universitätsversammlung hat jedenfalls deutlich gemacht, dass sie nicht von ihrer Autonomieerklärung abrücken wolle. Nur muss bis Ostern ein Ergebnis feststehen.
Auch die Universitätsleitung wünscht ein baldige einvernehmliche Lösung. Der Konflikt mit dem Kardinal von Lima müsse endlich beigelegt werden und die Universität wieder ihrer eigentlichen Arbeit nachgehen können, betonte ein Uni-Sprecher. Die Katholische Universität - gegründet 1917, seit 1942 mit dem Titel "Päpstlich" - sei unter dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) groß geworden und habe eben damit ihr Renommee erworben. Sie beruft sich auf einen Geist der Freiheit, der moderner Forschung und Lehre entspreche - und den auch der Vatikan nicht wieder zurücknehmen könne. So erwartet Kirche und Universität eine Fastenzeit voll intensiver Verhandlungen.
( Hildegard Willer / kna )