Ein oder zwei Weihbischöfe? Bistum Mainz steht vor einem Generationenwechsel

 

21.03.2012 – MAINZ


Quelle: http://www.allgemeine-zeitung.de/region/mainz/meldungen/11788850.htm

 

Von Monika Nellessen

Am Sonntag wird in einer feierlichen Zeremonie Dr. Dominikus Schwaderlapp in Köln zum Weihbischof geweiht. Der 44-Jährige, der Opus Dei nahesteht, war zuvor Generalvikar in Köln. Gerüchten zufolge war es das Bestreben der Kölner Kardinals Joachim Meisner (78), mit der Berufung des Konservativen die Weichen für seine eigene Nachfolge zu stellen. In jedem Fall hat Papst Benedikt XVI., indem er sich auf Meisners Antrag für Schwaderlapps Ernennung entschied, diesen zum potenziellen Kandidaten für die Leitung eines deutschen Bistums gemacht.

Aus kirchenpolitischer Sicht ist es also stets interessant, wie mit Vakanzen im Range des Weihbischofs umgegangen wird. Auch im Bistum Mainz stellt sich diese Frage nach dem Tod von Weihbischof Werner Guballa, der Ende Februar nach einem schweren Krebsleiden im Alter von 67 Jahren an Lungenversagen starb. Eine offizielle Stellungnahme zur Zukunftsplanung in der Mainzer Diözese ist aktuell nicht zu erhalten. Das sei allein die Entscheidung des Bischofs, und der äußere sich nicht dazu. „Es besteht in dieser Frage auch kein Grund zur Eile“, so Pressesprecher Tobias Blum.

Lex Lehmann für Vorsitzenden der Bischofskonferenz

Allerdings wird schon jetzt in Kirchenkreisen gemutmaßt, nach Guballas Tod könne die Zeit zweier Weihbischöfe für Mainz vorbei sein. So komme das Bistum Würzburg, das mit 805.878 Katholiken größer sei als Mainz (759.600 Katholiken) ja auch mit einem einzigen Weihbischof aus. Die jetzige Regelung sei eine „Lex Lehmann“, die auf dessen einstigen Verpflichtungen als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz gründe.

Tatsächlich waren Lehmann nach der vorzeitigen Emeritierung von Weihbischof Franziskus Eisenbach 2002 und der altersgemäßen Emeritierung von Weibischof Wolfgang Rolly 2003 zwei Weihbischöfe zugestanden worden: Neben Guballa ist dies Weihbischof Dr. Ulrich Neymeyr (54), der im Machtgefüge des Bistums bis jetzt indes bei einer wichtigen Funktion außen vor blieb: Zum siebenköpfigen Domkapitel, das den Bischof wählt, zählte Neymeyr bislang – im Gegensatz zum jetzt verstorbenen Weihbischof Guballa – nicht.

Weihbischof wird vom Papst ernannt

Mit den beiden Weihbischöfen blieb es 2003 zugleich bei einer Zweierregelung, die sich schon zu Ende der Amtszeit des gesundheitlich angeschlagenen Kardinal Volk mit den Weihbischöfen Josef Maria Reuss und Wolfgang Rolly eingespielt hatte. Volks Vorgänger Albert Stohr musste dagegen nach Kriegsende noch ganz ohne Weihbischof auskommen, bis ihm 1954 Reuss an die Seite gestellt wurde. Die historische Tradition des einst mächtigen Mainzer Erzbistums, wo es stets eine doppelte Besetzung gab, war zu diesem Zeitpunkt längst verblasst.

Ein Weihbischof wird immer vom Papst ernannt. Den Antrag dazu stellt aber der Diözesanbischof, der dazu in aller Regel eine Liste mit drei Kandidaten einreicht, die er für geeignet hält. Grundsätzlich ist es Usus, dass Rom aus dieser Liste auswählt – eine förmliche Verpflichtung dazu besteht nicht.
Lehmann dürfte also vor der Frage stehen, ob ein entsprechender Antrag an Rom die Einladung wäre, in Mainz einen potenziellen Nachfolger für seine eigene Person zu installieren. Oder ob er, falls Rom einer weiteren Zweierbesetzung zustimmen würde, mit einem jetzigen Antrag inklusive von ihm bevorzugter Kandidaten „unzulässig“ Fakten für seinen Nachfolger schaffen würde.

Zugleich aber steht in der Führungsstruktur des Mainzer Bistums auch abseits der Frage, wann der 75-jährige Lehmann, dessen Amtszeit als Bischof vorerst verlängert wurde, in den Ruhestand tritt, in den nächsten Jahren ein Generationenwechsel an. Kaum wegzudenken aus der Bistumsleitung scheint zwar Generalvikar Dietmar Giebelmann, der indes auch schon das 65. Lebensjahr erreicht hat.

Nur zwei im Domkapitel jünger als 60

Der Vorsitzende des Domkapitels, Heinz Heckwolf, kann als Domkapitular zwar noch – wie Giebelmann – bis zum Alter von 75 Jahren im Amt bleiben, musste dem Bischof mit Vollendung seines 70. Lebensjahrs Ende Februar 2012 aber zumindest formal den Ruhestand anbieten. Jünger als 60 sind im Domkapitel nur der für rechtliche Fragen zuständige Offizial Peter Hilger (58) und Diözesancaritasdirektor Hans-Jürgen Eberhardt (53).

Falls das Amt des Weihbischofs wieder besetzt würde, verweisen Insider darauf, der Blick sei nicht nur auf „jüngere“ Amtsinhaber in Mainz zu richten, worunter beispielsweise auch noch der Regens im Priesterseminar, Udo Bentz (45), fallen würde. Schließlich kämen für das Amt des Weihbischofs ebenso Dekane als auch „einfache“ Pfarrer in Frage: So war Weihbischof Neymeyr zuvor Pfarrer in Worms und Weihbischof Rolly vor seiner Berufung Religionslehrer an der Maria-Ward-Schule.