Lam: Die Vertraulichkeit von E-Mails im Werk

 

Das Opus ist ein endloser Büroschrank voller Normen, Histörchen und Neurosen. Natürlich gibt es da auch einiges über das Internet zu berichten. Ich möchte euch einige Glanzlichter präsentieren, die ich selbst erlebt (oder besser: erlitten) habe:

 

1. In Cavabianca [dem Internationalen Seminar des Werkes in Rom] war ich fünf Jahre (mehr wird dem internen Intelligence Service AOP nicht verraten). Die Mails wurden von einigen PCs aus zunächst an den Subdirektor geschickt, der sie am Vormittag bzw. am folgenden Tag durchsah, wenn man sie am Nachmittag geschrieben hatte, und erst dann wurde sie weitergeleitet. Alles lief über info@cabavianca.org. Später wurden dann auch einigen gestattet eigene Adressen zu haben, aber anfangs waren das nur ganz wenige. An das Internet kam man nur über zwei Telefon-Modeme (wir sprechen über die Steinzeit, und im Opus dauert alles ein paar Jahrzehnte länger als gewöhnlich). Die PCs dazu standen im Sekretariat des Collegium Romanum, man ging die Stiege hinauf zum orangen Durchgang („cavalcavia“), für die, die auch hier „eingerückt“ waren.

Die eingegangenen Mails (alles über info@cavabianca.org) mussten als „Betreff“ immer den Namen des Betreffenden aufweisen; ihr könnt euch vorstellen, wie eigenartig das wirkte, wenn man es einem Freund erklären musste. Jedes Mail wurde ausgedruckt und am Abend übereicht, jeweils nach der Kontrolle durch den Subdirektor der betreffenden Gruppe.

2. Vielleicht war zur Zeit der Briefe alles einfacher, denn die Post kam in corpore. Das Opus sah sich mit neuen Problemen konfrontiert, als die PCs und die Handys aufkamen. Ich erinnere mich an die hartnäckige Opposition gegen die neuen Medien; ich habe wörtlich vom „Krieg gegen das Handy“ sprechen gehört. Es blieb meinem Gedächtnis eingeprägt, denn wer könnte so etwas vergessen? Die Jahre 2004-2007 waren von einer Hysterie gegenüber den Laptops gekennzeichnet; Seiten wurden blockiert etc. Viele ignorierten das aber auch, denn die Probleme von einigen im Opus haben mit elektronischen Medien gar nichts zu tun. Ein paar Kostproben gefällig?

- Ein Direktor aus einer Regionalkommission; viele Jahre vom Werk. Einer meiner Klienten, der schwul ist, traf ihn in der Sauna eines einschlägigen privaten Clubs. Im Zusammenhang mit dieser Sauna gibt es viele Storys von Schwulen in gehobener Position. Nehmen wir an, er war dort, um den Rosenkranz zu beten, während er schwitzte.  AAAAber.... was macht ein Numerarier als „Hascheellaibchen“ in einer Sauna? Vielleicht fällt es leichter den Blick zu bewahren, wenn sich dort ausschließlich Männer herumtreiben…

- Ein Assoziierter in gehobener Position arbeitete in einer Institution des Werkes. Es hat Probleme mit Erpressungen, da er an mehr als einen Schüler und an einen Tutor „Hand angelegt“ hat. In der Stadt, in der sich diese Institution befindet, ist dieser Sachverhalt bereits Allgemeingut. Die Kommission weiß es, reagiert aber nicht; vermutlich haben sie niemanden, der ihn an seinem Platz ersetzen könnte…

3. In meinem Land gibt es ein Zentrum in einer wichtigen Stadt. Ich benutzte den Computer des Direktors, mit allen Sicherheitsvorkehrungen:  ein allgemein zugänglicher Ort, das Büro des Direktors, aber nicht sein privates Zimmer. Es gibt aber eine Tür, durch die man in der Nacht hinausgehen kann. Der Browser war ein wenig langsam, deshalb beschloss ich, den Verlauf und die Cookies zu löschen. Und siehe da, mir purzelten bei der Durchsicht alle möglichen Schwulen-Cookies entgegen, die du dir vorstellen kannst. Und dabei geht es nicht darum, dass jemand schwul ist, denn jeder hat ein Recht auf seine Vorlieben. Aber… wenn du ständig die anderen unerbittlich richtest, liegt eine gewaltige Heuchelei darin.

4. Im Zentrum für die Älteren in der Hauptstadt kassiert der Direktor, ein völlig lebens­untüchtiger Mensch, jeden Abend das Modem ein und verwahrt es in seinem Zimmer.

Fassen wir zusammen: Im Opus gibt es immer weniger Direktoren mit Niveau, die durch Härte ersetzen müssen, was ihnen an Stärke fehlt, und für das Fußvolk wird es immer unerträglicher.

 

Lam

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