Uriel: Salto di Fondi: Aalwe, Ferien in Mallorca und das Beichtgeheimnis

 

Der Bericht von Gervasio über Salto di Fondi erinnerte mich an eine ganz besondere Persönlichkeit des Opus in Mexiko: Don JLMA (R.I.P.). Gervasio könnte uns sicher noch etwas über ihn erzählen.

Don JL war der erste oder zweite Rektor des Collegium Romanum. Einmal habe ich gehört, dass er der erste gewesen sei, aber sicher gaben sie ihm dann die Silbermedaille, damit der heilige (?) Gründer die goldene bekommt. Es traf ihn, dass die Studenten in dreistöckigen Betten schlafen und zu so vielen sich eine Dusche teilen mussten. Er selbst sehnte den Sommer herbei, um die Enge zu verlassen und nach Salto di Fondi zu gehen, wo alles anders war. Dort erhielten wir beispielsweise unseren Philosophie- und Theologieunterricht in einer großen Sandkuhle am Strand. Und zum Speisezettel, der in Salto di Fondi angeboten wurde, fügte Don JL noch Aale hinzu…

Er war einer von denen, die über den prophezeiten (und nicht eingetretenen) Todestag unseres Marzipanheiligen Bescheid wussten. Ich habe seine persönliche Variante der Geschichte gehört, wie der heilige Markgraf von Peralta fast gestorben wäre, als man seine Insulinsorte änderte. Er spielte in allen Farben, er ging ein und krümmte sich wie ein Embryo am Boden. Das persönliche Detail, das er zu dieser Geschichte beitrug, war, dass er während all dies geschah, in seinem Inneren ständig wiederholte: „Das ist nicht das Todesdatum des Vaters!“ Mit solchen Bausteinchen kann man dann nach Bedarf die Geschichte nachträglich ändern.

Don JL verließ Rom, um “mit der Arbeit in Costa Rica anzufangen”, und von dort aus nach Mexiko, wo er einen wichtigen Leitungsauftrag innehatte (ich denke, er war Vikar der Delegation von Mexiko), und dann „hörte er alten Weibern die Beichte – so nennen es die liebevollen Direktoren, wenn sie unliebsame Priester in die Wüste schicken. Mit „alte Weiber“ waren in diesem Fall die Damen von St. Gabriel gemeint, die ihn  glühend verehrten; unter ihnen war übrigens auch meine Mutter. Als ich ein Kind war, nahm sie mich einmal mit, damit ich bei ihm beichte. Ich nehme an, dass sie wollte, dass etwas von seiner gewaltigen Persönlichkeit (physisch und spirituell) auf mich überginge.

Über die Beichte bei ihm kann ich erzählen,. dass er die auf dieser Homepage so oft erwähnte „Technik des konfusen Anfangs“ anwandte. Ich saß in einem Sprechzimmer seines Zentrums, er fragte mich aus; ich erklärte meine Dinge, und am Ende gab er mir die Absolution, ohne dass wir die üblichen Beichtformeln gebraucht hätten, durch die der Zeitraum umrahmt wird, der durch das Beichtgeheimnis geschützt ist. Ich dachte, eine Beichte müsse eben so aussehen, und es machte mich misstrauisch, dass er so vorging; nicht, dass ich dachte, dass er sich auf sibyllinische Weise darauf einrichtete, dass er weitersagte, was ich ihm anvertraute, sondern weil ich mir nicht sicher war, ob ich jetzt wirklich gebeichtet hatte. Ebenso wenig dachte ich, dass er solche Kniffe anwendete, um sich über meinen Familientratsch zu informieren (mein Vater war Supernumerarier in einem von ihm betreuten Zentrum gewesen und hatte der Mafia den Rücken gekehrt), sondern weil er einfach weiterführte, was er von Sanktjosephmaria gelernt hatte.

Ich erinnere mich an eine andere Geschichte mit Don JL, die ich aber nicht persönlich erlebt habe, sondern bei einer Tertulia mit Adscritos in dem Zentrum, in dem ich gepfiffen habe. Diese Anekdote ist es wert, dass jemand den hochwürdigsten Prälaten Echeverría bittet, seine Version aufzutischen, Javi vs. Don Gervasio. Don JL erzählte, dass er mit Josephmaria im Auto nach Spanien fuhr und dass auch Javi dabei war, der sehr niedergeschlagen war, denn sein (leiblicher) Vater war kurz davor gestorben. Es gab keine Möglichkeit den Burschen aufzuheitern, der sich noch dazu ziemlich schämte, weil ihm bei den vielen Kurven schlecht werden und er die drei Mitfahrenden (einschließlich Josephmaria) vollkotzte. Der Heilige (?) wurde nicht wütend, sondern er machte Javi selbst sauber und half bei der Reinigung des Wagens. Aber das Beste kommt noch, und ich habe es nie wieder gehört, nicht einmal in Cavabianca, was Don JL hier mitzuteilen hatte. Nach dem lästigen Erbrechen im Auto soll nämlich St. Josephmaria so etwas gesagt haben wie „Ich habe Lust, von oben hinunterzupinkeln.“ Die Besatzung dachte, sie hätte nicht richtig verstanden, und keiner reagierte, aber Josephmaria fing nochmals an und sagte: „Halt mal an, ich will von da oben hinunterpinkeln“. Und sie stiegen tatsächlich aus und gingen abseits vom Weg ein wenig durch die Macchie, bis sie zu einem etwas erhöhten Platz gekommen waren, und von dort richteten die drei dann ihren Harnstrahl in die Tiefe. Dieses eigenartige Verhalten löste bei Javi ein derartiges Gelächter aus, dass seine Traurigkeit und seine Scham über das Geschehene wie weggewischt waren. (Vielleicht erlaubt einem das Geschilderte, die „Berufung“ Javis etwas besser zu verstehen.)

Ich kannte da noch eine eigenartige Episode von Don JL. Er nahm an der Seligsprechung von Josephmaria teil, aber auf den Rückweg nach Mexiko ging er verloren. Wochen vergingen, ohne dass jemand von ihm etwas erfahren hätte. Eines schönen Tages erschien er plötzlich in der Delegation. Die Direktoren strömten hastig aus ihren Büros, als sie erfuhren, dass er wieder da war. Don JL erzählte, dass er schon im Flugzeug von Rom nach Mexiko saß und sich sehr mies fühlte, inklusive Fieber und Schweißausbrüchen. Es erzählte sogar, dass er sich in der Warteschlange vor dem Flugzeug seine Soutane angepinkelt hätte. Beim Zwischenstopp in Madrid sah er seine Schwester; sie sah, wie schlecht er beisammen war, und zwang ihn, mit ihr in ihr Haus auf Mallorca zu kommen. Dort habe Don José Luis, seinen Angaben nach, die Wochen in Schlaf, Fieber und Schweißausbrüchen verbracht, halb bewusstlos, umsorgt von seiner Familie. Seine Schwester ließ keinen Augenblick zu, dass er sich meldete. Als es ihm wieder gut ging, nahm er sofort das Flugzeug nach Mexiko City, und vom Flughafen sei er direkt in die Delegation gekommen, um Bericht zu erstatten und seine  Abwesenheit zu erklären. Die Direktoren der Delegation, die damals anwesend waren (ich erinnere m ich an vier, von denen drei nicht mehr vom Werk sind), befragte ihn – warum er nicht ins Spital gegangen sei, warum er sich nicht gemeldet habe… Er wusste auf alles eine Antwort. (Mittlerweile weiß ich, dass Don JL, bei aller, jahrzehntelanger Hingabe an das Werk, sich nie soweit unterdrücken ließ, dass er die Gefühle für seine Blutsfamilie verleugnet hätte. Die Seligsprechung war die Gelegenheit dafür. Hier erfuhr er die Freiheit, für einige Tage nicht in einem Zentrum zu leben. Er genoss wirkliche Gespräche und die ungeheuchelte Zuneigung seiner Angehörigen.. Deshalb schrieb Gervasio, dass  das sublimste Detail der Gnosis des Opus sei, das falsche Todesdatum, das Josephmaria über sich verbreitet hatte, zu kennen und zu wissen, warum er sich dabei geirrt hatte.

Del Portillo lud Don JL ein, die Offenbarung preiszugeben. Der Herr hat den heiligen (?) Gründer weniger Jahre gegeben, als er prophezeit hatte; Er nahm sie als Sühne für alle Sünden des Papstes und der Kirche. Vergesst endlich diesen  Mist, liebe Freundinnen und Freunde, die ihr früher einmal von Ewigkeit her berufen gewesen wart!

Ich schließe. Mag sein, dass mein Beitrag etwas eklig war, aber so ist die Überlieferung.

Uriel de Aguascalientes

P. S.: Ich habe nichts erfunden, nur die Dialoge. Die Direktoren müssen sich eben mit dem Internet vertraut machen, und vielleicht ist das nächste „besondere Anliegen“, dass  das bald funktioniert. Wer hätte in den achtziger Jahren gedacht, dass das, was ein alter Priester zu Kindern spricht, über diese Seite so vielen ehemaligen Mitgliedern (und auch den paar, die noch dabei sind und sich hierher verirren) auf der ganzen Welt mitgeteilt werden kann? Und es kommt noch eine Geschichte. Sowohl Don JL als auch P. waren Elektoren; und als del Portillo zum Generalpräsident gewählt werden sollte, fand sich bei der Auszählung eine einzige Stimme für Florencio Sánchez Bella. Er bekam dann auch zufällig eine der ersten Stimmen. Sánchez Bella brüllte aus voller Kehle: „Welcher Trottel hat für mich gestimmt? Die Verlesung des Abstimmungsergebnisses ging weiter, und alle anderen Stimmen gingen an del Portillo; es könnte sein, dass del Portillo selbst der „Trottel“ gewesen ist. Wurde das Geheimnis des Wahlkongresses verletzt? Wurde deswegen jemand exkommuniziert? Es lebe das Internet; es enthüllt alles, ohne Zensur und Nihil obstat!