Salypimienta:
Das frustrierende Leben der Supernumerarierinnen

Beim Lesen des Schreibens vom Versus bin ich wirklich schockiert. Sicher ist alles wahr, was er schreibt, aber für mich wäre es wie eine Scheidung, wenn ich aus dem Werk wegginge. Man könnte sagen, dass viele Frauen aus dem Werk – und wir sind viele - uns vorkommen wie in einer schlecht funktionierenden Ehen, die mehr Kraft rauben als geben und in denen du dir vorkommst, als wärst du in die Enge gedrängt, missbraucht, missachtet, und doch bleibt man aus einer Vielzahl von Gründen immer noch verheiratet, aus Gründen, die kein Außenstehender verstehen kann.

Opus Dei ist eine Institution, die ihre Mitglieder auf jede erdenkliche Weise ausnützt. Wie oft haben wir hier drinnen gehört, dass wir im Werk sind um zu dienen, und dass niemand bedient wird. Selbstwertgefühl wird hier als Arroganz eingeschätzt, und da dies ein Laster ist, versuchen sie es dir mit der Wurzel auszureißen. Die Freude wird als Störung des Charakters betrachtet, Freundschaft ist sündhaft, deshalb sollen wir uns an niemanden anschließen, Liebe und Barmherzigkeit werden nur akzeptiert, wenn sie zum Nutzen der Prälatur ausgeübt werden. Sie sagen, dass das Opus Dei niemanden von seinem Platz entfernt, aber das ist eine andere Lüge, denn sie reißen dich aus deiner Familie heraus, nehmen dir dein soziales Umfeld, weil „besondere Freundschaften“ nicht akzeptiert werden, und die einzige Beziehung ist die mit dem Werk und vielleicht auch jene, aus der sie Nutzen ziehen können. Ich denke, das ist der Grund, warum Menschen, die das Opus Dei verlassen, vor dem nichts stehen. Sie können ihr Leben nur noch an einem Ort verbringen, wo sie dir 24 Stunden am Tag die Persönlichkeit verbiegen und dich von allen psychologischen, emotionalen und spirituellen Katastrophen abschirmen.

Eine mit mir sehr gut befreundete Ex-Numerarierin sagte mir neulich, dass sie sich nach ihrem Weggang aus dem Werk wie ein dreijähriges Mädchen fühlte, das verloren in den Wäldern mitten in der Nacht herumirrte. Für sie war das bislang Schwierigste, plötzlich sie selbst sein zu dürfen. Sie war so paranoid, dass sie sich entschuldigte, wenn sie einmal laut gelacht hatte, weil sie dachte, sie werde jetzt eine Zurechtweisung erhalten. Eine andere mit mir sehr gut befreundete Ex-Numerarierin erzählte mir, dass für sie das Schlimmste war, sich ihr Leben nicht mehr rund um die „Normen“ einteilen zu müssen. Und wir wissen alle, wie sehr wir oft jonglieren müssen, um sie zu schaffen, vor allem die Supernumerarierinnen und Assoziierten, um die Normen einzuhalten. Obwohl es die Numerarierinnen immer abstreiten, ist es für sie wesentlich einfacher, denn sie haben alle Einrichtungen zu Hause. Ein befreundeter Priester, der nicht vom Werk ist, sagte eines Tages zu mir, als er erfahren hatte, wie viel wir den ganzen Tag beten, mit Entsetzen: "So viel betet nicht einmal der Papst, das ist sicherlich der Grund, warum Sie so dünn und so müde aussehen". Und dieser Priester ist ein Heiliger mit 50 Dienstjahren hinter sich, sodass ihn nicht leicht etwas aus der Fassung bringt.

Einige Numerarierinnen sind jedes Mal schockiert, wenn sie bei der Aussprache hören, dass wir die Normen entweder nicht vollständig oder nicht gut gemacht haben. Also bitte! Sie haben kein Haus zu führen (d. h. das machen die heldenhaften Auxiliarinnen) und sich weder um Kinder noch um einen Ehemann zu kümmern. Nur ganz selten müssen sie nebenan in die Pfarrkirche gehen, um die Messe zu besuchen, niemand stört sie, wenn sie das Gebet machen, für das sie ja die Kapelle ihres Zentrum haben, ebenso wie für die Lesung, die Gewissenserforschung, den Angelus und so weiter. Eine arme Sterbliche muss den Rosenkranz beten, wie es eben geht, wann und wo, ebenso wie den Rest der Normen; sie müssen nie ihr Gebet am Morgen machen, nachdem sie eine höllische Nacht verbrachte haben, weil das kleinste Kind Ohrenentzündung hatte und den ganzen Vormittag weint. Und wir wollen doch sehen, ob sie an dem Tag, an dem all das über eine von ihnen hereinbricht, mit genau so viel Liebe zu Gott ihren Lebensplan voller Frömmigkeit erfüllt. Gott sei Dank sind nicht alle so, es gibt einige, die gesunden Menschenverstand haben, und es gibt die Numerarierinnen, die dir helfen, den Lebensplan leicht zu machen, sodass du ihm mit möglichst wenig Druck nachgehen kannst.

BLUP sprach in ihrem Schreiben von den Konvivenzen der Supernumerarierinnen, und ich stimme völlig mit ihr überein. Du bist eine ganze Woche lang an einen völlig gottverlassenen Ort eingesperrt, und du zahlst dafür wie für einen Urlaub in einem 5-Sterne-Hotel. Ich musste einmal lügen, dass ich sehr krank war, um von der Konvivenz zurück nach Hause fahren zu können, denn unglücklicherweise hatten wir nicht nur eine unerträgliche Numerarierin, sondern auch einen Priester, der offensichtlich ein „Fan“ von Torquemada war, denn er folterte uns mit seinen Vorlesungen und Meditationen, schlimmer als Ketzer vor der Inquisition, und was noch schlimmer ist, er war auch frauenfeindlich. Um die Sache noch schlimmer zu machen, er gehörte zu denen, die davon überzeugt sind, dass Gott selbst aus ihrem Mund sprach.

Ich bin fest davon überzeugt, dass der einzige Weg zur Erhaltung der Vernunft innerhalb des Opus Dei darin besteht, alles, was sie drinnen sagen, in Frage zu stellen. Wenn du dann allein bist, kannst du es analysieren, und dann, dank der Freiheit, die wir Menschen haben, nimmst du an, was du für vernünftig hältst, und was du für unlogisch, unmoralisch, dumm, abnormal oder unmöglich hältst, entfernst du sofort und für immer aus deinem Leben. Denn das wissen wir immer noch, dass uns der Heilige Geist alle antreibt, nicht nur die Direktoren, und, ich weiß nicht mehr, wer das gesagt hat, noch vor dem Gehorsam kommt die Liebe!

In Verbundenheit

Salypimienta

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