Obdulia: Das Opus Dei hat mein Leben ruiniert

 

Das Opus Dei hat mein Leben ruiniert: spirituell, psychisch, wirtschaftlich. Das ist meine Bilanz, nachdem ich über 25 Jahre in dieser Institution verblieben bin, in der ich Leitungsaufgaben innehatte und auch viele Mitglieder geistlich leitete.

Ich habe viele Jahre interne Aufgaben ausgeführt, ohne dabei sozialversichert zu sein. Ich habe hart studiert und meinen erlernten Beruf niemals ausübe  können. Als ich in der Zivilgesellschaft einem Beruf nachging, habe ich mein ganzes Gehalt dem Opus Dei abgeliefert...

 

Ich habe mich nicht frei dazu entschlossen, dem Opus Dei beizutreten. Ich tat dies unter dem psychologischen Druck älterer Personen (ich war noch nicht 18), dass es der Wille Gottes für mich sei, Numerarier des Opus Dei zu sein. Ich habe 25 Jahre im Opus Dei vebracht.

Als ich mich dazu entscheid, das Opus Dei zu verlassen, war ich davon überzeugt, dass die Institution und ihre Direktoren die Orientierung und die Gemeinschaft mit der Kirche verloren hätten; ich wurde jeder Art von Druck ausgesetzt, damit ich nicht ginge. Mein Gewissen  war stärker als die Borniertheit der „wohlgesonnenen“ Direktoren. Ich bin ohne einen Groschen in der hand gegangen.

Einige Direktoren des Opus Dei haben sich (mündlich und schriftlich) bei mir entschuldigt, aber immer im eigenen Namen, niemals im Namen der Institution, die es niemals anerkennen würde, Fehler oder Missbräuche begangen zu haben – sie habe  nur „einiges schlecht gemacht“.

Während der Jahre meiner fanatischen Hingabe an die Leitsätze, die ich mit zu eigen gemacht hatte, habe ich mich an proselytistischen Methoden der Institution angepasst, mit denen sie sehr viele Minderjährige als Numerarier einfängt. (Ich sorgte eben dafür, dass ich Frage im Kurzen Kreis „War ich immer ganz fügsam gegenüber meinen Direktoren?“ immer mit „Ja“ beantworten konnte).

Ich werde niemals begreifen, wie ein vierzehnjähriges Kind seine Berufung zum Opus Dei „erkennen“ können sollte, wenn das Opus Dei die komplizierteste Institution der Welt ist. Ebenso wenig habe ich verstanden, wo die Freiheit der Gewissen bleibt, wenn minuziöse Pläne ausgedacht werden, um die „Berufung“ Minderjähriger zu erzwingen und sie in ein Milieu locken, in denen man ihnen einreden kann, es sei ihre Sache, den „Brief an den Vater“ zu schreiben und sie glauben sie mache, sie hätten eine „Berufung zum Opus Dei”.

Was ich im Opus Dei erlebte, hat mir gezeigt, dass der Schwachsinn einer „Berufung zum Numerarier“ eine künstliche Schöpfung ist, ein Homunculus, einmalig in der Kirchengeschichte, eine menschliche Erfindung, die nicht der menschlichen Natur entspricht – und das zeigt sich mehr als deutlich im Scheitern und Verschwinden dieser Lebensform, an den aktuellen zahlen der Prälatur, an den leeren Studienzentren, daran, dass immer weniger Numerarier pfeifen, dass die Assoziierten als unverständliche Lebensform figurieren, daran, dass die Numerarier aus dem Opus Dei gehen, wie eine unstillbare Blutung…. 

Es ist symptomatisch, wie viele Leiter des Opus Dei gehen. Von der Zeit her, als ich Direktor eines Zentrums war, hatte ich mit dem Beauftragten von St. Michael, dem von St. Raphael, dem Studienpräfekten, dem Auxiliar von St. Michael, und dem Verwalter der Delegation zu tun – sie alle sind nicht mehr vom Opus Dei. In den letzten fünf Jahren, in denen ich im Opus Dei war, habe ich mehr Numerarier das Werk verlassen als pfeifen gesehen.

Während dieser 25 Jahre habe ich Hunderte „Bildungsmittel“ erteilt, streng nach den Unterlagen, die das Opus Dei bereitstellt, und ohne auch nur ein  Jota daran zu ändern. Ich habe Dutzende Dossiers über Gewissensangelegenheiten Dritter angefertigt (und erst vor kurzem erfahren, dass diese Vorgangsweise von der Kirche verboten ist) , damit die Direktoren  der Delegationen eine intimere Kenntnis der Personen gewinnen können und „abgestimmte“ Leitungsentscheidungen treffen können, und ich lieferte „ganz treu“ die Menschen, die von mir abhingen, den Launen der jeweiligen Direktoren aus, die uns damit unter dem Titel von „Kriterien des guten Geistes“ belästigten. All das und viele andere Dinge bereu ich zutiefst, denn ich habe Menschen Schaden zugefügt.

Vor einigen  Jahren habe ich das Werk verlassen, und dann habe ich begonnen, Tag für Tag “das Leben eines gewöhnlichen Christen inmitten der Welt” zu führen. Dabei merke ich, dass das Werk sehr starke Spuren hinterlassen hat. Die Art zu Leben und zu denken, wie sie den Numerariern des Opus Dei mitgeteilt wird, hat gefühlsmäßige und psychologische Nachwirkungen jeder Art. Man muss wieder zu seinem Gewissen finden, um die Freiheit kämpfen, das Herz orientieren – nach einer so langen Zeit ist das keine leichte Aufgabe.

Ich kann es so zusammen fassen: Nach meinem Austritt aus dem Opus Dei war mein Leben ein physischer, psychischer und ökonomischer Zusammenbruch; ich habe das schon vorher bei anderen mitangesehen, bei so vielen Numerariern, mit denen ich zusammengelebt hatte und die die Institution „ins Eck geschoben“ hatte – solche gab es in jedem einzelnen der Zentren, durch die mich mein Weg geführt hat.

Wenn man sein Bestes für eine rein menschliche Institution wie das Opus Dei hingegeben hat und dabei überzeugt war, dass man dadurch Gott dient, und dann entdecken muss, dass man durch seine Hingabe nichts anderes bewirkt hat als eine wenige „Erleuchtete” betrogen du manipuliert zu haben, stürzt man in einen Abgrund.

Ich verstehe nicht, wie das Werk es geschafft hat, die kirchlichen Autoritäten über seine wahre Natur zu täuschen.

 

Dieser Brief ist ein Aufschrei von einem von so vielen, die das Opus Dei dazu angestiftet hat, ihr Leben zu vergeuden, einer von denen, die es bitter bereuen, so viel Zeit im Dienst dieser Institution aufgewendet zu haben, die mich völlig ruiniert hat.

Bei meiner Ehre als Christ kann ich bezeugen, dass die Fülle an Fehlentscheidungen, die hier geschildert werden, eine Realität im täglichen verborgenden Leben des Opus Dei sind. Als Numerarier habe ich, angefeuert von den Direktoren, an solchen Dingen teilgenommen, sie ermutigt, dazu angestiftet und Verhaltensweisen unterstützt, die ich jetzt als verbrcherisch ansehe.

Obdulia

 

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