José María Escrivá Albás: Einige historische Probleme

Jaume García Moles

13/05/2013

 

8. Beitrag:WIE DAS VERSTECKSPIEL DURCHGEFÜHRT WURDE

Es bleiben nach wie vor zwei Probleme zu untersuchen: Warum entfernte die Prälatur den Namen von Don Manuel González García, Bischof von Málaga und von Palencia, aus der offiziellen Biographie Escrivás? Und warum hat Escrivá die Geistliche Leitung beim Priester X abgebrochen?

Die zweite Frage ist umso schwieriger zu beantworten, da Escrivá mit herzlichen Anekdoten über Don Manuel nicht hinter dem Berg hält, und da man aus seinen Briefen an Don Fernando Díaz de Gelo, Sekretär von Don Manuel, die Wertschätzung herauslesen kann, die die drei untereinander hatten. Wenn es einen Bruch gegeben haben sollte, dann also wohl im gegenseitigen Einverständnis und ohne dass die Freundschaft dabei verloren ging. Einen Hinweis dazu besitzen wir in Catalina Nr. 1014 vom 26/5/1933:

Am 16. dieses Monats besuchte ich mit der Ausrede, einen bestimmten Auftrag der Mutter Priorin von Santa Isabel auszuführen, den Bischof von Málaga. Der heiligmäßige Prälat war sehr herzlich. Er legte mit die Hand auf den Kopf und sagte zweimal zu mir: „Ad robur, ad robur!“ [Zum Kern!]... Er versprach mir für mich zu beten und gab mir zum Abschied eine feste Umarmung. Außerdem ermahnte er mich wiederzukommen, wann auch immer ich ihn sehen wollte.

Der Herr Bischof  von Málaga war Don Manuel González, der 1931 von den Revolutionären aus seinem Bischofspalast vertrieben worden war, dann in Gibraltar und Ronda lebte; schließlich übersiedelte er im Auftrag des Heiligen Stuhls Ende 1932 nach Madrid, wo er eine Wohnung in der Calle Blanca de Navarra nahm. Da der Ton der Unterhaltung etwas dramatisch anmutet, dürfte es sich um die erste Begegnung zwischen Escrivá und Don Manuel nach mehreren Jahren gehandelt haben. Da sich Escrivá entschuldigt, merkt man ihm eine gewisse Anspannung vor dieser Begegnung an. Er zeigt diese Ängstlichkeit auch darin, dass er Don Manuel nicht eher besucht hatte, als dieser nach Madrid übersiedelt war. Tatsächlich ist es eher unwahrscheinlich, dass er nicht eher von der Übersiedelung Don Manuels nach Madrid erfahren haben sollte, da er doch durch Isidoro Zorzano über die Geschehnisse in Málaga aus erster Hand informiert gewesen sein sollte und dieser auch wissen sollte, wo sein Bischof wohnte, den er persönlich kannte1. Das könnte bedeuten, dass sich Escrivá aus der geistlichen Leitung bei Don Manuel „davongemacht“. Tatsächlich wissen wir durch seinen Brief an Don Fernando Díaz de Gelo mit dem Datum 12/4/1938, den Escrivá nachher häufig in seiner Wohnung in der Calle Blanca de Navarra aufsuchte, dass es keine Spannungen gab; es bedurfte keiner Entschuldigung, wenn er ihn aufsuchen wollte.

1 Im Buch Isidoro Zorzano Ledesma .Ingenieur,  Kap. IX. von José Miguel Pero-Sanz heißt es im Zusammenhang mit dem Jahr 1933: „Der Ingenieur [Zorzano] sprach mit Herzlichkeit zu ihm [seinem Freund Barredo] über den heiligmäßigen Prälaten, den sie aus Málaga hinausgeworfen hatten“.

In diesem Abschnitt möchte ich lediglich erklären, wie die Verschleierungstaktiken von Escrivá und der Prälatur funktioniert haben. Da will ich auseinanderhalten:

 

Ereignis

Datum der Ereignisse

Wahrheitsgehalt

Erste Epoche

< 26/7/30 Cat. 72

P. Sánchez

5/7/30

Ja

26/7/30 Cat. 73

Übergabe der Oktavblätter an P. Sánchez

6/7/30

Ja

26/7/30 Cat. 73

Beginn der Geistlichen Leitung bei P.  Sánchez

21/7/30

Ja

9/12/30 Cat. 126

Name „Werk Gottes”

>21/7/30

Wahrscheinlich

7/32 Cat. 784

Geistlicher Leiter, nicht vom Werk

< 7/32

Ja

Zweite Epoche

<6/48 Cat. 1868

„Werk Gottes““

<7/32

Möglich

<6/48 Cat. 1870

sucht andere vergleichbare Gründungen

<1930

Ja

14/6/48 Cat. 1871

„zu seiner Zeit“, „P. Sánchez“, „ebenso von Gott“

14/2/30

Nein

14/6/48 Cat. 1872

Aufzeichnung über Geschehen und Datum 14. Februar 1930

14/2/30

Wahrscheinlich

22/11/48 Cat. 1873

P. Sánchez: „Nein, nein: Es ist von Gott, alles ist von Gott“

22/11/48

Wahrscheinlich

Dritte Epoche

?/?/? Med.

„Ich besuchte das Haus einer alten Dame (…) Nach der Messe beeilte ich mich, meinen Beichtvater aufzusuchen, der mir sagte: Das kommt genauso von Gott wie alles andere“.

14/2/30

Nein. Med. nein verfälscht.

14/2/64 Med.

„Ich ging zu dem Haus einer älteren Dame (…) Dann, zu seiner Zeit, lief ich zu meinem Beichtvater, der mir sagte: Das hier kommt von Gott, so wie das übrige“.

14/2/30

Nein. Med. von der Prälatur verfälscht.

Die erste Spalte zeigt das Geschehen und die Quelle des Berichts („Cat.”  bedeutet Catalina; „Med.” zeigt an, dass es sich um eine Betrachtung handelt, die von Escrivá gehalten worden ist). Das Zeichen < vor einem Datum besagt, dass es vorher bekannt war; das Zeichen >, dass es erst nachträg­lich bekannt wurde. Die zweite Spalte fasst den Text oder das Ereignis, das er behandelt, zusammen. Die dritte gibt das Datum der Ereignisse wieder, auf die sich das Dokument bezieht. Die vierte Spalte schließlich zeigt mein Urteil, für wie wahrscheinlich ich den Bericht halte.

Escrivá schloss seine Catalinas zunächst im November 1941 ab (Catalina Nr. 1856). Im Februar 1944 schrieb er fünf weitere (1857-1861). Vier Jahre später fügte er zwölf weitere hinzu, von Nr. 1862 de 14/4/48 bis Nr. 1873 vom 22-XI-1948. Schließlich fügte er 15 Jahre später noch die letzte hinzu, Nr. 1874, aus Anlass des Todes von P. Sánchez.

Wie man sieht, gibt es in der ersten Epoche oder vor dem Ende 1941, keine erwiesenen Fälschungen im Hinblick auf das Ereignis, von dem die Rede ist. Letztendlich  ist der Name  „Opus Dei“, den Escrivá bekanntermaßen seinem Werk gab, und zwar zu einem Datum, bei denen die zitierten Catalinas dem Brief vom 24/3/1930 widersprechen.

Wir sehen hier, dass die Verfälschungen, durch die Escrivá die Existenz des Priesters X verschleiert, mit dem 14. Juni 1948,  mit seiner Catalina Nr. 1871, beginnen. Die folgende Falschmeldung findet sich an mehreren, mehr oder weniger offiziellen Stellen2 der Prälatur, Teil einer Betrachtung Escrivás, deren Datum fehlt. Die dritte findet sich in einer Betrachtung vom 14/2/1964. Wir wollen sehen, wie sie einander und der Realität widersprechen. Diese Texte sind für unsere Studie entscheidend:

2 Salvador Bernal, Mons. Josemaría Escrivá de Balaguer. Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei, 2. Aufl. Rialp, Madrid, 1976, S. 128. Hier auch Escrivá. Catalina 1871, 14/6/48

Ich machte die Danksagung und ging zu seiner Zeit zum Beichtstuhl von P. Sánchez

Betrachtung, undat.

Nach der Messe beeilte ich mich, meinen Beichtvater aufzusuchen

Betrachtung, 14/2/64

Dann, zu seiner Zeit, beeilte ich mich meinen Beichtvater aufzusuchen

Die erste Mitteilung sagt nicht die Wahrheit, denn ohne ausdrücklich falsch zu sein, verführt sie zu falschen Annahmen. Tatsächlich beschrieb Escrivá die Vision während der Messe, als ob sie in großer zeitlicher Nähe zu seiner Reaktion gestanden wäre, nämlich sich an P. Sánchez zu wenden und ihn um Rat zu fragen. Aber das war wesentlich später, und Escrivá konnte sich im Februar schwerlich vornehmen mit P. Sánchez zu sprechen, den er im Juli kennenlernen sollte; seine Absicht ist also eine Lüge. Ich meine also, das er in dieser Catalina nicht die Wahrheit sagt.

Meiner Meinung nach sagt der zweite Text die Wahrheit, wenn man außerdem darunter versteht, dass sein Beichtvater nicht der P. Sánchez war, sondern der Priester X. Es ist aber falsch, wenn man die Stelle aus dem Zusammenhang heraus auf  P. Sánchez bezieht, denn der Ausdruck beeilte ich mich kann nur so verstanden werden, dass das Erste, was Escrivá nach dieser Messe tat, gewesen sei, seinen Beichtvater aufzusuchen, und es ist absurd, wenn man unter Beichtvater jenen P. Sánchez verstehen will, den er erst fünf Monate später kennenlernen sollte.

Der dritte Text widerspricht dem zweiten insoweit, als er denken lässt, dass es einen Zeitraum zwischen den beiden Handlungen gab, also der Messe in der Kapelle der Marquesa und der Verständigung des Beichtvaters, einen Zeitraum, innerhalb dessen Escrivá sich dringenderen Dingen widmen musste.

Schließlich zeigen der erste wie der dritte Text, dass er zu P. Sánchez gelaufen sei. Dies ist mehr als widersprüchlich, es ist absurd oder komisch, denn es ist eigenartig, dass Escrivá sich beeilen muss um jemanden zu treffen, den er fünf Monate später kennenlernen muss. Außerdem scheint dieser Text eine Replik auf die Kritik am ersten zu enthalten.

Aber es gibt Gründe anzunehmen, dass Escrivá dies nicht in der Betrachtung vom 14/2/64 gesagt habe, sondern eher nach der Messe beeilte ich mich, meinen Beichtvater aufzusuchen, das heißt das, was er in einer anderen Betrachtung gesagt hatte. Tatsächlich lesen wir in dieser Betrachtung, ohne Datum zitiert bei Salvador Bernal: Ich besuchte das Haus einer alten achtzigjährigen Dame, die bei mir zu beichten pflegte, um in ihrer kleinen Hauskapelle die heilige Messe zu feiern. Und dort war es, in jener heiligen Messe, nach der Kommunion, dass die weibliche Abteilung zur Welt kam. Nach der Messe beeilte ich mich, meinen Beichtvater aufzusuchen, der mir sagte: Das kommt genauso von Gott wie alles andere [Hervorhebung durch Fettdruck durch den Verf.]

Andererseits heißt es in der bekannten Betrachtung vom 14/2/1964:

Ich besuchte das Haus einer alten achtzigjährigen Dame, die bei mir zu beichten pflegte, um in ihrer kleinen Hauskapelle die heilige Messe zu feiern. Und dort war es, in jener heiligen Messe, nach der Kommunion, dass die weibliche Abteilung zur Welt kam. Dann, zu seiner Zeit, beeilte ich mich, meinen Beichtvater aufzusuchen, der mir sagte: Das kommt genauso von Gott wie alles andere. [Hervorhebung durch Fettdruck durch den Verf.].

Wie man sieht, liegt der ganze Unterschied zwischen den beiden Abschnitten in den fett gedruckten Phrasen; der Rest ist buchstabengetreu identisch. Das lässt an eine Verfälschung denken. Durch einen Beiträger, der es vorzieht anonym zu bleiben, habe ich die Nachricht erhalten, dass der erste Text im ersten Band der Betrachtungen erschienen ist, das heißt auch, in der ersten Auflage des Buchs von Bernal aus 1976 und vermutlich auch in der ersten Auflage der Betrachtungen implizieren die Worte Escrivás unmissverständlich, dass das Erste, was er tat, nachdem er das Haus der Marquesa von Onteiro verließ, tat, war, seinen Beichtvater aufzusuchen um ihm zu erzählen, was ihm geschehen sei.  Auf geheimnisvolle Weise rutschte dieser Abschnitt später in eine andere Betrachtung Escrivás, mit der zitierten Änderung (dann, zu seiner Zeit).

Warum? Wenn man den Text einmal geändert hat, wird der Zeitraum zwischen der Messe in dieser Privatkapelle und der Begegnung mit dem P. Sánchez unbestimmt, das heißt, man kann ihm keine lügnerische Absicht mehr unterstellen, schlimmstenfalls eigenartig. Es wirkt nämlich absurd oder komisch, wenn jemand läuft und erst fünf Monate später am Ziel ankommt. Das Wort Laufen evoziert nämlich eine unmittelbare Reaktion Escrivá angesichts jener Vision, die er für übernatürlich hält: Die Wahrheit ist aber, Escrivá konnte damals nicht einmal ahnen, dass er fünf Monate später seinen Beichtvater P. Sánchez kennenlernen würde.

Ich habe dafür nur eine Erklärung, und das heißt nicht, dass diese auch zutreffen muss. Ich hoffe nur, dass sie den Lesern als Anregung für weitere Überlegungen dient.

Nach dem Tod Escrivás setzte Portillo sofort die Historiker der Prälatur in Bewegung, einen gewaltigen Apparat, der alles aufzeichnete, was Escrivá gesprochen und geschrieben hatte, seine Briefe, Entwürfe, Leitungsdokumente, Crónica, Obras, Noticias, Betrachtungen und alle möglichen Kommunikationsmittel, die das Werk intern benutzt. Dazu kommen noch zahllose Recherchen in Zeitungsarchiven, bei kirchlichen und zivilen Stellen sowie bei allen möglichen Personen, die jemals mit Escrivá zu tun gehabt hatten.

Gleichzeitig beauftragte die Prälatur einige Personen damit, Kurzbiographien, Aufzeichnungen oder Erinnerungen etc. mit Bezug auf Escrivá niederzuschreiben. Man sollte seine Persönlichkeit möglichst rasch bekannt machen, indem man Publikationen herausbrachte, die schon im Titel andeuteten, dass es sich um ein Provisorium handelte, Skizzen für gewichtigere Arbeiten, die später folgen sollten, wenn die gewaltige Dokumentation einmal ausgewertet sein würde. So wurden die Aufzeichnungen über den Gründer des Opus Dei von Salvador Bernal herausgebracht, die ziemlich gut dokumentiert waren, wenn auch noch nicht sorgfältig gekennzeichnet und  ausgewiesen. In ihr findet sich der entscheidende Satz ―als es vorbei war, lief ich zu meinem Beichtvater ―, und alle Leser des Werkes, Portillo eingeschlossen, waren sehr zufrieden, denn das war genau das, was sie immer gehört hatten.

Portillo musste sich nun unter anderem an die gewaltige Aufgabe machen, aus der Fülle der internen oder externen Publikationen alles das herauszufiltern, was der Gestalt Escrivás schaden könnte. Unter anderem las er sorgfältig die Catalinas und bisher geheime Schriften Escrivás. Wenn man also die Spreu vom Weizen trennt – das Nützliche oder Unschädliche vom Kompromittierenden – dann um den Hagiographen und noch  viel weniger den Biographen Material an die Hand zu geben, das der Seligsprechung im Wege stehen könnte. Wenn man die Catalinas Nr.  72 und 73 aus 1930 liest, erfährt man, dass Escrivá die geistliche Leitung bei P. Sánchez im Juli 1930 begann; bei Nr. 1871 (1948)  merkte der Leser mit Schrecken eine Mentalreserve Escrivá, wenn nicht einen betrug. Tatsächlich kann man ihm keine wörtliche Lüge vorwerfen, denn in dieser Catalina ist nicht von sogleich oder von Laufen die Rede, so wie Portillo es immer gehört hat, sondern nur von dann zu seiner Zeit, das einen weiten Spielraum für das Verständnis eröffnet. Nichtsdestoweniger ist zu bemerken, dass Escrivá, wann auch immer er in Tertulias oder Betrachtungen darüber sprach, dass er am 14. Februar 1930 zu P. Sánchez gelaufen sei, gelogen hat.

Bisher war nur das Buch von Bernal veröffentlicht worden. Aber es stellte keine Gefahr dar, weil darin nicht die Catalinas Nr.  72 und 73 erwähnt werden, sodass die Leser glauben konnten, Escrivá habe P. Sánchez schon vor dem 2. Oktober 1928 gekannt, sodass der entscheidende Satz nicht dem widersprechen konnte, was alle vom Werk wussten.

Aber in der Positio oder in  einer großen Biographie, die Anspruch darauf erhebt, bleibendes Wissen zu vermitteln, kann man die Frage, wann Escrivá P. Sánchez denn kennengelernt habe, nicht außer Acht lassen. Dreist zu lügen empfiehlt sich ebenfalls nicht, da man nie genau wissen kann, welche Zeugnisse oder Dokumente nachträglich noch aus der Versenkung auftauchen können. Deshalb hat man sich dazu entschieden, ein Minimum zuzugeben: die Catalina Nr. 73. Außerdem bemerkte Portillo dann, dass Escrivá in Nr. 1871 den Ausdruck zu seiner Zeit verwendet hatte, der auch sonst immer wieder vorkommt, und er entscheid sich diese Catalina bekanntzugeben, um sich bei Lesern und Biographen eine Rückzugsmöglichkeit offen zu halten  Was die Betrachtung betrifft, die Bernal zitiert, so hatte Portillo das Glück, dass Bernal kein Datum dafür angab.

Ich möchte daran erinnern, dass ich in meinem Beitrag Nr. 5, Anm. 4 das Faktum hervorgehoben habe, dass zumindest in der 6. Auflage des ersten Bandes des Buchs von Vázquez beim Bericht über die Betrachtung vom 14/2/1964, die Anmerkung hinzugefügt wurde: „Man  beachte das „dann, zu seiner Zeit“, das von 1964 aus gesehen ist“. Wenn man das beachtet, was ich gerade geschrieben habe, versteht man den Grund der Verfälschung besser, und man merkt, dass die Anmerkung durchaus zynischen Charakter hat. Es ist so. als würden sie sagen: „Die Leser sind so doof, dass es sie nicht einmal merken, wenn wir ihnen zeigen, dass unsere Angaben falsch sind“.  Auch wenn man meinen könnte, dass diese Fälschung auf das Konto Portillos geht, der nicht einmal Echevarría informiert haben dürfte. Das dürfte erklären, warum Echevarría  und seine Ghostwriter nach dem Tod Portillos relativ gelassen mit dieser Anmerkung umgingen, als sich dieses erste schwarze Loch zeigte. Ich werde auch zeigen, dass in einige der Arbeiten, die Historiker der Prälatur vorgelegt haben, Zitate aus der unveränderten Betrachtung oder auch Daten rund um Don Manuel González eingesickert sind und dass sie auch fröhliche Urstände in den Internetseiten der Prälatur feiern.

Ich wäre dankbar, wenn mir ein Mitglied des Werkes die Abschnitte vor und nach dem Zitat aus der Betrachtung Escrivás vom 14. Februar 1964 mitteilen könnte. Sehr wahrscheinlich befinden sie sich in dem Band Betrachtungen, Festtage, unter 14. Februar. So könnte man leichter verifizieren, ob die beiden Betrachtungen in Wahrheit ein- und dieselbe waren, wenn man sich die beiden Abschnitte ansieht, die im Buch von Bernal vorkommen.

Um die „Arbeit“ abzuschließen, ließ Portillo das Buch Betrachtungen in allen Zentren austauschen, ließ den Namen von Don Manuel González aus allen offiziellen Biographien und vermutlich auch aus der Positio entfernen. Außerdem nummerierte und filterte er den Catalinas, sodass den „Historiker“ der Prälatur nunmehr eine Sammlung zur Verfügung steht, die nicht einmal die Hälfte des Bestandes ausmacht, während zehn Paketen der Catalinas den potenziellen Geschichtsschreibern entzogen bleiben etc.  Damit tilgte er aus der Erinnerung der ältesten Mitglieder des Werkes eine mögliche Erinnerung daran, dass Don Manuel González einen gewissen Einfluss auf Escrivá ausgeübt haben könnte, vor allem durch seine Geistliche Leitung Escrivás während der Gründungsperiode.  Und er führte weitere Manipulationen durch um die schwankende Gestalt Escrivá abzustützen, die der Kontakt mit der Realität erschüttert hat. Und er war erfolgreich! Viele Jahre hindurch fielen diese blinden Flecke nahezu niemandem auf , und diese wenigen hat man auf die übliche Weise geknebelt, durch den Verweis auf mangelnden übernatürlichen Geist, Vertrauen zu „unserem Vater“ oder die Bosheit ihres kritischen Geistes.

Angesichts der Verfälschung der Betrachtung vom 14/2/1964, die Portillo durchgeführt hat, kann ich nun ein wenig weiter ausholen und überlegen, ob Portillo in einer verzweifelten Maßnahme nicht auch den Text von Catalina Nr. 1871 verfälscht hat, indem er das, was Escrivá wirklich geschrieben hatte, in zu seiner Zeit ausbesserte. Ich würde also der Prälatur wärmstens empfehlen, uns Historikern möglichst bald diese und andere Catalinas zugängig zu machen, die mit dieser Angelegenheit zu tun haben, aber auch originale Tonbandaufzeichnungen der Betrachtung Escrivás oder der Betrachtungen, wenn es denn verschiedene sind. Andernfalls dürfte es schwierig sein, die Historiker von der Glaubwürdigkeit Escrivás und der Prälatur zu überzeugen

Im folgenden Beitrag wollen wir die möglichen Motive untersuchen, weshalb Escrivá und Portillo zu solchen Mentalreserven und Betrügereien Zuflucht nehmen wollten.

2 Salvador Bernal, Mons. Josemaría Escrivá de Balaguer. Apuntes sobre la vida del Fundador del Opus Dei, 2. Aufl.  Rialp, Madrid, 1976, S. 128.

Jaume García Moles

(wird fortgesetzt)