José María Escrivá Albás: Einige historische Probleme
Jaume García Moles
29/07/2013
19. Beitrag:
Kap. 4: Im Seminar von Saragossa
DIE BERUFUNGSKRISE ESCRIVÁs 1923
Wir wissen, dass Escrivá eine Berufungskrise durchmachte, dass er nahe daran war, das Seminar zu verlassen, und es ist denkbar, dass dies nicht im Sommer 1921 war. Wann und wodurch geschah es dann? Es scheint, dass die Studienjahre 1921-22 und 1922-23 Escrivá den Rücken stärkten: Es war zum Inspektor ernannt worden, hatte die Niederen Weihen erhalten und glaubte , damit eine großartige Leitungsaufgabe mit den Studenten ausgeführt zu haben, die unter seiner Aufsicht standen. Deshalb scheint es, dass diese Krise nach dem Ende de Studienjahres 1922-23 stattgefunden haben müsste.
Ich glaube, dass sich der Beginn der Krise fixieren lässt. Ich kann sagen, dass am Beginn des Sommers 1923, als Escrivá zu einer Familie zurückkehrte, um dort die Ferien zu verbringen, war die Krise bereits voll ausgebrochen. Ich stütze mich dabei auf zwei sichere Fakten: Als er nach Logroño kam, begann er sofort mit Feuereifer Fundamentale Logik und Spanische Sprache und Literatur zu studieren, die zu den Vorbereitungskursen für Jura gehörten1, die er im Oktober absolvierte, und er immatrikulierte sich im selben Monat. Zweitens hat er nicht um die Erlaubnis für diese Studien gebeten, wie ich schon ausgeführt habe.
Mein Argument ist sehr einfach: Kein Seminarist, der sich seiner Berufung sicher ist und sie liebt, setzt sie der unmittelbaren Gefahr aus, aus dem Seminar wegen eines schweren Ungehorsams ausgestoßen zu werden, wie etwa gegen kirchliche Vorschriften zu verstoßen, vor allem wenn sie erst vor kurzem vom Heiligen Stuhl erlassen worden waren. Und eben das tat Escrivá, mit der Absicht, sich auf diese Prüfungen vorzubereiten, du mit dem Faktum, sich an der Universität zu immatrikulieren und im Oktober 1923 zu den Prüfungen zugehen, all die wohlgemerkt ohne die Erlaubnis seines Ordinarius, wie es die Päpstliche Vorschrift vom 30. April 1918 verlangte (vgl. Kap. 3).
Der entscheidende Faktor scheint klar zu sein: Der Kardinal Soldevila war am 4. Juni 1923 ermordet worden.
Das ganze Luftschloss, dass sich Escrivá erträumt hatte, stürzte damit in nichts zusammen; seine Manipulationen, um nach Saragossa zu kommen, hatten sich als zwecklos erwiesen. Ich glaube, dass Escrivá von den harten, schlimmen Dingen spricht, die ihm damals widerfahren seien, sich, zusammen mit dem Tod seines Vaters ein halbes Jahr später, darauf bezieht: die Ermordung des Kardinals, die seine Hoffnungen auf eine priesterliche Karriere nach seinem Geschmack zunichtemachte. Wir würden seinen Seelenzstand heute depressiv nennen, und in ihm stiegen Angst und Aversion vor einem Leben irgendwo in einem verlorenen Nest auf, fern von seiner Familie. So begann seine Berufungskrise.
Da kam ihm der Rat in den Kopf, den ihm sein Vater erteilt hatte, unter diesen Umständen Jura zu studieren, um Anwalt zu werden. Wenn er darum um die Erlaubnis gebeten hätte, wäre sie ihm vermutlich verweigert worden. Wenn er dann aus dem Seminar ausgetreten wäre, hätte er nicht mehr gratis in San Carlos wohnen können und die Entschädigung als Inspektor kassiert, sodass ihm nichts anderes übriggeblieben wäre als nach Logroño zurückzukehren und dort irgendwo eine Unterkunft zu suchen. Zugleich dürfte er Gewissensbisse bekommen haben, dass er aus rein menschlichen Überlegungen eine solche Entscheidung erwog. Deshalb folgte er seiner Gewohnheit – er schob die Entscheidung auf und wartete auf ein Omen. Er immatrikulierte sich und begann mit dem Studium; wenn es aufflog, müsste er das Seminar verlassen; wenn nicht, würde er mit als Priester weitermachen. So würde ihm, bei seinem deformierten Verständnis von Vorsehung, der Finger Gottes den Weg weisen. Und wie er gesagt hatte, er begann sofort zu studieren, zwei Fächer im Sommer, die er im Oktober absolvierte, nachdem er im selben Monat immatrikuliert hatte.
Sein Vergehen blieb unentdeckt, vielleicht weil er die Vorlesungen nicht besuchte und auf der Fakultät völlig unbekannt war, wo diese Lehrveranstaltungen gehalten wurden. So verging das Studienjahr, in dem er die letzten Prüfungen aus Theologie ablegte und sich auf das Subdiakonat vorbereitet, das er am 14. Juni 1924 empfing. Das Omen hatte funktioniert: Gott wollte ihn behalten, zumindest im Zölibat. Nach dem Subdiakonat studierte er erneut den Sommer über, und zwar noch intensiver. Er hatte es eilig, denn wenn sein falsches Spiel entdeckt würde, müsste er das Seminar verlassen. So bereitete er eine schöne Anzahl von Prüfungen vor, fast die Hälfte der erforderlichen überhaupt. Im Juni fiel er – vielleicht zu Unrecht – in Spanischer Geschichte durch, aber im September schaffte er diese und sechs weitere Prüfungen, davon zwei (Kanonisches Recht und Römisches Recht) mit Auszeichnung. Außerdem hatte er sich die Hochachtung der beiden betreffenden Professoren erworben, mit denen er gut Freund blieb2.
Es ist möglich, dass er damals oder kurz darauf sogar mit José Pou de Foxá gesprochen haben könnte, einem Priester und Professor für Römisches Recht, über seine Zukunft als Magister Juris, sodass der Professor vielleicht sogar in Escrivá einen zukünftigen Assistenten und Nachfolger gesehen haben könnte. Sicher ist, wie wir später sehen werden, dass Don José sein Mentor wurde und ihn für die Dauer seiner Studien beriet, in Saragossa, wo seine Familie mit der Escrivás Freundschaft schloss3, und in Madrid, wo er promovieren wollte.
Nach dem Erfolg bei diese Prüfungen sah er einerseits seine Hoffnungen über ein priesterliches Leben im Hintertreffen, andererseits konnte er das Jura-Studium in kurzer zeit und mit guten Noten beenden, vielleicht sogar mit ausgezeichneten, wenn er ihm mehr Zeit widmete. Das heißt, wenn er das Seminar vor der Diakonatsweihe verließe, eröffnete sich ihm eine strahlende Zukunft als Anwalt oder Jurist, und im folgenden Jahr, 1925, hätte er ungehindert in Logroño studieren können, das Lizenziat in Jura ablegen und er konnte an seiner Zukunft arbeiten.
Wenn er andererseits fortfuhr, ohne Erlaubnis zu studieren, und seine Anwesenheit an der Juridischen Fakultät musste unweigerlich den kirchlichen Autoritäten zu Ohren kommen, denn er musste nicht nur die Vorlesungen besuchen, sondern auch acht Prüfungen ablegen.
Ich setze hier mit der Rekonstruktion der Fakten fort, die mir am wahrscheinlichsten erscheinen. Man kann annehmen, dass sein Ungehorsam in der Frage der zivilen Studien aufflog. Dann werde ich zeigen, dass mir alternative Hypothesen ungenügend erscheinen.
Nehmen wir an, jemand hätte von seiner Immatrikulation und von seinem Jura-Studium erfahren, der Autorität über Escrivá hatte: sein Onkel Carlos, der Regens des Seminars, Don José López Sierra, der Präsident des Seminars, Don Miguel de los Santos, oder der Vikar Don José Pellicer, der die Diözese während der Sedisvakanz leitete. Die Angelegenheit war schwerwiegend genug, dass sie von ihnen untereinander besprochen wurde. Eine logische Vorgangsweise wäre gewesen, dass etwa der Regens Escrivá sofort vorlud um ihn zu einer Stellungnahme aufzufordern, um ihm die Schwere seines Vergehens zu verdeutlichen und dass die angemessene Strafe der Ausschluss aus dem Seminar wäre.
Aber in seinen eigenen Worten von Catalina n. 1747- hinderte ihn Gott aus dem Austritt aus dem Seminar von Saragossa. Und, ebenfalls nach seinen eigenen Worten, diesmal Catalina Nr. 9594, war es der Regens des Seminars, der ihn zur Priesterlaufbahn zurückführte, die immerhin schon bis zum Subdiakonat gediehen war. Tatsächlich muss man annehmen, dass sich der Regens nicht damit zufrieden gegeben habe, die Entscheidung Escrivás zur Kenntnis zu nehmen, sein Priestertum aufzugeben, wenn sein Vergehen entdeckt würde, sondern dass er dafür sorgte, dass er das Thema ruhig mit ihm besprach. Kurz vorher hatte der Regens ja bereits, als sein Resümee nach dem Studienjahr 1923-24 seine Meinung über die Berufung des Seminaristen im Buch De Vita et Moribus mit „hat sie“ wiedergegeben. Er ließ ihn auch sehen, dass sein Grund zu gehen unzureichend war; er versuchte ihm die Angst vor der Zukunft zu nehmen, und er versuchte ihm klarzumachen, welchen Schmerz sein Weggang aus dem Seminar für seine Eltern und seine Geschwister bedeuten würde, welche Empörung für seinen Onkel, den Archidiakon, seinen Mentor, den diese Treulosigkeit doppelt treffen müsste.
Wenn der Regens als erster davon erfuhr und mit Escrivá eher sprach als mit den anderen Autoritäten, hätte er ihm auch gesagt, dass er das fehlverhalten nicht gegenüber dem Präsidenten des Seminars und dem Vikar vertuschen könne; und man kann annehmen, dass er, als er den Seminaristen überzeugt hatte, dem er verspochen hatte bei diesen Autoritäten zu intervenieren, erreichte, dass diesem sein Fehlverhalten leidtat und er sich entschloss, auf seinem Weg zum Priestertum weiterzumachen.
Welche Argumente konnte der Regens diesen Autoritäten unterbreiten, um die Krise zu überwinden? Mir scheint, als Hauptargument habe gelten können, dass ihn der Tod Soldevilas aus der Bahn geworfen habe, weil damit sein Traum von einer kirchlichen Karriere geplatzt sei, aber Escrivá habe seinen Irrtum eingesehen, bereut und sei bereit, sich weihen zu lassen.
Es ist gut möglich, dass der Regens an erster Stelle den Archidiakon, Don Carlos, davon überzeugte, seinen Neffen zu drängen, im Seminar zu bleiben, dem er zusicherte, dass er ihn nicht vor der Kurie schlecht dastehen würde lassen. Dann konnten der Regens, der Archidiakon und Miguel de los Santos, der Escrivá so sehr schätzten, Pellicer davon überzeugen, dass er Escrivá vergab. Und das könnte das Ende der Krise gewesen sein, bei der es um seinen Verbleib im Seminar ging.
Wie man sieht, berichtet die Rekonstruktion, dass Don José López Sierra ihn als einziger gegen alle verteidigt habe, und dass er ihn zugleich an seinem Entschluss hinderte, seine Berufung zu verlassen. Das heißt, er überzeugte den Vikar, den Präsidenten des Seminars und den Onkel, die vermutlich anfänglich geneigt waren ihn wegen seiner Übertretungen auszuschließen.
Das Faktum, dass ihn der Regens gegen die Autoritäten für seinen Verbleib im Seminar in Schutz nahm, impliziert, dass der Entschluss, das Seminar zu verlassen, nicht nur eine einfache Entscheidung Escrivás war, sondern dass es da auch noch einen Vorfall gegeben habe, der seine Vorgesetzten gegen sein verbleiben einnahm. Wenn andererseits dieser Vorfall in der Regelwidrigkeit seiner Inkardination bestanden haben sollte, so wäre die wahrscheinlichste Folge gewesen, dass er unverzüglich aus dem Seminar geworfen wäre, nachdem er gleich drei Bischöfe ausgetrickst hatte: den von Barbastro, den er ein ungültiges Exeat unterschreiben ließ, den von Calahorra, aus dessen Jurisdiktion er sich nach dessen negativem Bescheid mit einem Eidbruch davongestohlen hatte, und schließlich den Kardinal von Saragossa, bei dem er mit ungültigen Dokumenten um die Inkardination angesucht hatte.
Aber man muss auch die weiteren Familienumstände berücksichtigen. Sollte sich Escrivá dafür, dass er mit einem Jura-Studium begonnen hatte, dafür gerechtfertigt haben, dass er sich an diesen Rat seines Vaters erinnerte, wäre bei seinem Onkel Carlos, der keinerlei Sympathie für seinen Schwager empfand, wohl ein Wutausbruch die Folge gewesen, weil er seiner Schwester und seinem Schwager die Schuld an diesem Durcheinander gab; er ging wohl davon aus, dass sie über diese Entwicklung auf dem Laufenden sein mussten, nachdem sie ja während der letzten beiden Sommer Zeugen der Jura-Studien des Seminaristen gewesen waren, der ihn jedenfalls in dieser Frage weder konsultiert noch benachrichtigt hatte. Das wäre wohl ein ausreichender Grund für die Entfremdung zwischen dem Onkel und den Eltern gegen Ende 1924 gewesen. Und wenn die Geschichte mit den Familienkonflikten so stimmt, wie er sie niedergeschrieben hat, konnte das nicht den Schlaganfall ausgelöst haben, an dem José Escrivá einen Monat später, am 27. November verstarb?
Und eine letzte Überlegung ist der Zweifel, der von selbst angesichts dieser Konstruktion aufsteigt. Wenn Escrivá fast bis zum Diakonat gelangt war und noch immer fürchten musste, aus dem Seminar, dann bedeutet das, dass für ihn der Abbruch des Wegs zum Priestertum ein kalkuliertes Risiko war; zusammen mit den Omina, die er erfand, ist das ein unbezwinglicher Schluss. Was bleib von seiner Berufung zum Priestertum, wenn er sie denn je gehabt hat? Bis zu welchem Punkt war es aufrichtig von ihm, nach dem Konflikt mit den Autoritäten um die Diakonats- und dann um die Priesterweihe zu bitten? Wie viel Kalkulation war hier dabei?
Kommentare zu anderen Erklärungen der Krise Escrivás
Im Verlauf dieses und des vorigen Kapitels haben wir ernsthafte Indizien dafür entdeckt, dass die Prälatur darüber Bescheid wusste und die entsprechenden Unterlagen zumindest in Kopie besaß, jene wichtigen Dokumente, die wir zum ersten Mal veröffentlicht haben und die es sicher gegeben haben musste: Die Urkunde zur Inkardination in Calahorra, die beilagen zum Gesuch Escrivás wegen der Exkardination in Calahorra, etc.
Anderseits möchte ich darauf hinweisen, dass es als nahezu erwiesen gelten kann, dass Portillo nicht wusste, wer Escrivás geistlicher Leiter während der Gründungsperiode war.
Damit will ich sage, dass Portillo, Echevarría und andere Zeugen und Hagiographen nach dem Tod Escrivá keine Ahnung von einigen bedeutsamen Fakten aus seinem Leben hatten. So nehme ich z. B. nicht an, dass Escrivá irgendwann seinen illegalen Übertritt nach Saragossa erwähnt habe. Und ich halte es für ziemlich gewiss, dass Escrivá rundum die falsche Information ausstreute, er habe von Kardinal Soldevila die Erlaubnis zu studieren erhalten – ein pures Phantasieprodukt. Tatsächlich hatten jedenfalls Javier de Ayala, ein Priester des Opus Dei, und die Bischöfe Peralta und López Ortiz von ihm diese Information erhalten, wie ich bereits gesagt habe.
So kann ich mir sehr gut vorstellen, wie ungläubig und ratlos man in der Prälatur auf die Dokumente reagierte, die zeigten, dass es in den Erzählungen Escrivá Lügen und unterschlagene Details gegeben habe. Ich beziehe mich besonders auf die Catalinas Nr. 959 und 1748, in denen Escrivá seine Berufungszweifel erwähnt, sowie die Dokumentation über seine Inkardination in Saragossa und die fehlenden Dokumente zu seiner Studienerlaubnis. Meiner Meinung nach haben die Autoren der Positio, ebenso wie Portillo, Echevarría, Herrando und Toldrà, das Unmögliche versucht: die Bedeutung der Krise herunterzuspielen und sie von den wirklich schlimmen Erfahrungen zu trennen, das heißt, der Ermordung des Kardinals und der Tod seines Vaters. Diese Überlegung macht es verständlich, dass die diversen Biographien zwei andere Erklärungsversuche für die Zweifel anbieten, die in den beiden Catalinas äußert.
Ich habe bereits den ersten Versuch der Hagiographen der Prälatur beschrieben, eine angebliche Krise für den Sommer 1921 zu konstruieren. Mein Kommentar war dort, dass diese Erklärungen nicht zu den Worten Escrivás passten, der Regens des Seminars, José López Sierra, habe ihn gegen alle verteidigt. Die Hagiographen sehen den Hauptgrund in dieser angeblichen Krise Escrivás im Gutachten des Regens5, der ihrer Meinung nach Escrivás Vorhaben provoziert habe, im September 1921 nicht mehr in das Seminar zurückzukehren. Abgesehen davon zeigte sich die Krise nicht nach außen, sodass es nur schwer alle gewesen sein können, gegen die ihn der Regens verteidigen musste. Escrivá kehrte im September an das Seminar zurück, wie es vorgesehen gewesen war, und wenn er noch Zweifel hatte, so hinterließen sie keine Spuren.
Der andere Erklärungsversuch, den ich gelesen habe, stützt sich nicht auf Argumente, sondern beschränkt sich darauf jenen Grund zu nennen, de r den Proponenten am wahrscheinlichsten vorkam, den Tod von Don José Escrivá, dem Vater José Marias. Wie die Quellen berichten, fühlte sich Escrivá nun als Familienoberhaupt und für ihren Unterhalt verantwortlich. Die Proponenten dieser Erklärung vermuten, dass Escrivá dazu geneigt habe, die Priesterlaufbahn aufzugeben, um sich diesen neuen Verpflichtungen zu stellen. Meiner Meinung nach gibt es ein überzeugendes Argument auszuschließen, dass der Tod seins Vater die Krise Escrivás, von der die Catalinas, sprechen, ausgelöst haben könnte; das geht sich von der Zeit her nicht aus.
Gehen wir die Daten chronologisch durch – alle beziehen sich auf 1924:
11. November: Ansuchen um Zulassung zur Diakonatsprüfung
27. November: in Logroño stirbt José Escrivá, Vater von José Mª
28. November: Begräbnis von José Escrivá
1. Dezember6: versäumt der Termin für die Diakonatsprüfung, weil er sich in Logroño aufhält
unbekannt: Rückkehr von Logroño nach Saragossa
4. oder 5. Dezember: Diakonatsprüfung zu einem besonderen Termin7
10. Dezember: Teilnahme an Exerzitien vor der Diakonatsweihe
19. Dezember: der Bischof von Tagora bestätigt Escrivá die Teilnahme an den Exerzitien
20. Dezember: Diakonatsweihe.
So war gar nicht die Zeit, mit den Vorgesetzten vor der Diakonatsweihe über den Austritt aus der Klerikerstand zu sprechen, denn er scheint undenkbar, dass eine solche Erklärung von Escrivás Vorgesetzten zur Kenntnis genommen und dann gleich wieder ad acta gelegt worden wäre, und das in der knappen zeit zwischen dem Tod des Vaters und dem Empfang der Weihe. Noch viel weniger kann man damit die Worte Escrivás in Catalina Nr. 1748 erklären, ich dachte, ich hätte mich im Weg geirrt. Escrivá hatte als Grund für seinen Zweifel angegeben, dass er sich für verpflichtet hielt für seine Familie zu sorgen, und nicht, dass er sich im Weg geirrt habe. Ebenso wenig passen die anderen Worte von Catalina Nr. 959: [der Regens] hat er mich als einziger gegen alle verteidigt. Diese Worte kann man nur im Hinblick auf ein äußeres Ereignis verstehen, das seine Vorgesetzten sein Verbleiben im Seminar in Frage stellen ließ. Wenn es das andererseits selber vorgeschlagen hätte, um für seine Familie zu sorgen, hätten ihm die, die dagegen gewesen waren, vorschlagen müssen zu bleiben, und der Regens, der ihn gegen alle verteidigt habe, hätte ihm vorgeschlagen zu gehen. Das ist absurd – und ein schlagendes Argument dagegen.
Der nächste Beitrag wird sich mit Escrivás Konzept vom Priestertum beschäftigen, damals und später.
Jaume García Moles
(wird fortgesetzt)
1Andrés Vázquez de Prada, El Fundador del Opus Dei, Bd. I, 6. Aufl., Rialp, Madrid 2001. Auf S. 167 f. zitiert das Zeugnis von José Luis Mena, der zugleich mit Escrivá zwei Prüfungen in Logroño vorbereitete.
2 Ramón Herrando Prat de la Riba, Los años de Seminario de Josemaría Escrivá en Saragossa (1920-1925), Rialp, Madrid 2002, S. 219. Vázquez, s. o., S. 169, 179.
3 Pedro Rodríguez, El doctorado de san Josemaría en la Universität de Madrid, SetD 2 (2008), S. 18, Anm. 12.
4 Catalina Nr. 959: (…) En Saragossa, D. Jose Lopez Sierra, der arme Regens von S. Francisco, den der Herr soweit gewandelt hat, dass er, nachdem er wirklich alle Mittel aufgewendet hatte, dass ich meine Berufung aufgebe (mit der besten Absicht hat er das getan), hat er mich als einziger gegen alle verteidigt.
5 Die auf die Berufung Escrivás Bezug nehmenden Worte, parece que la tiene [„scheint sie zu haben“] schrieb der Regens in das Buch De Vita et Moribus am Ende des ersten Studienjahrs Escrivás in Saragossa.
6 Herrando, s. o., S. 230.
7 Herrando, s. o., S. 230 sagt, dass die Prüfung am 4. Dezember stattgefunden habe, während er auf S. 261 den 5. Dezember nennt.