Ramon: Die Selbstmorde im Opus Dei
1. Mai 2015
Liebe Freunde, es ist wie ein schlimmer Zufall, dass wir in der Karwoche vom Selbstmord eines Piloten erfuhren, aber auch von den Details des Todes des Numerarierpriesters Danilo Eterovic. Der Herr möge sie beide aufnehmen und aus ihrem Leid erlösen, wenn es auch unterschiedliche Ursachen gehabt haben mag. Am 10. April 2015 hat Carmen Charo eine Liste von Personen veröffentlicht, die im Opus Dei Selbstmord begangen haben oder unter ähnlichen Umständen zugrunde gegangen sind...
Ich möchte mich ein wenig über diese merkwürdige Koinzidenz vertiefen. Das Leiden Christi lehrt uns, dass das Leid der Opfer weder zufällig noch unvermeidlich ist. Es lässt sich erklären, es gibt einen Plan, Henker, einen Verräter, einen feigen Pilatus... und gute Frauen, die Jesus bis zum Ende begleitet haben.
- Zuallererst müssen wir uns fragen, wie s geschehen kann, dass es in einer menschlichen Gemeinschaft zu so zahlreichen Fällen von Selbstmorden und von Medikamentenmissbrauch kommt. Wie ist es möglich, dass so viele Menschen krank werden und soweit vom Bösen beherrscht sind, dass sie das Leben wegwerfen wollen, und das an einem Ort, an dem sich die Menschen Jesus Christus hingeben wollten, der die Dämonen austrieb und die Kranken heilte. Wenn es keinen guten Baum geben kann, der schlechte Früchte bringt, muss sich die Kirche ernsthaft fragen, wie sie mit dieser Institution verfahren soll.
- Wir müssten uns fragen, so wie bei dem Piloten, der so viele Menschen mit in den Tod riss, ob die Werte, nach denen sich diese Gesellschaft oder Organisation richtet, akzeptabel und gerecht sind. Wenn der Erfolg und das Erreichen von Planzielen wichtiger sind als die Menschen, stimmt etwas nicht. Denn ihr Götze ist für sich genommen wertlos: der Proselytismus, der berufliche Erfolg, die Erfüllung der Normen, der soziale Aufstieg... Es sind Idole, falsche Götter, die diese Menschenopfer verlangen. Der Pilot hatte erkannt, dass er seine Karriere beenden müsse, und seine Krankheit erlaubte ihm nicht das zu akzeptieren. Ist das eine Rechtfertigung für den Tod so vieler Menschen? Verhält sich das Opus Dei nicht wie der Pilot, der lieber so viele Menschen mit in den Tod nahm als darauf zu verzichten, niemals mehr vom Boden abzuheben?
- Der Gesundheitszustand eines Person oder einer Gesellschaft, so sagte Ellacuría, zeigt sich bei den Ausfällen, so wie der arme Danilo unter die Räder eines Zugs kam. Im konkreten Fall von Pater Danilo wäre es sehr wichtig, dass diejenigen, die ihn gekannt haben, Informationen über seine letzten Jahre geben könnten, damit man seinen persönlichen Kreuzweg rekonstruieren kann. Er begann sich unwohl zu fühlen und wurde beiseitegeschoben, oder wurde er beiseitegeschoben, und das löste seine persönliche Krise aus? Hatte er zu zweifeln begonnen, oder war er nur körperlich und geistig vollkommen erschöpft? Hatte es damit begonnen, dass er seine Aufträge nicht korrekt ausführte? Wir brauchen nicht viele Details zu erfahren, was er gelitten haben muss, der Brief, den er hinterlassen hat, sagt genug aus. Was wissen wir über seine letzten Monate? Wandte er sich jemanden, hat er sich jemandem anvertraut? Oder hat er sich völlig zurückgezogen? Oder haben sie ihn mit ihren unerträglichen Beruhigungsmitteln vollgestopft?
- Was konnte das Opus Dei dazu bringen, ein verstorbenes Mitglied zu verleugnen? Das veraltete theologische Konzept, dass der Selbstmord die einzige Sünde sei, die nicht vergeben werden kann? Haben sie Furcht vor einem Tod unter „blamablen“ Umständen? Warum haben sie dann nicht beachtet, dass der arme Danilo ernsthafte Probleme hatte und nicht scherzte? Wollen sie vielleicht nicht anerkennen, dass jemand im Opus Dei einfach so sterben kann, außerhalb der Kontrolle der Organisation? Erscheint ihnen der Selbstmord als eine unerlaubte Form, sich der organisierten Kontrolle zu entziehen, eine Art letzter, unerwünschter Freiheit? Erscheint ihnen der Tod unrein, sodass sie handelten wie der Priester und der Levit, die dem Verwundeten nicht helfen wollten?
- Eine falsch verstandene, krankhafte Theologie des Opfers (die von den evangelischen Christen ebenso wie von den Aufklärern zu Recht kritisiert wurde), erwecken den Eindruck, dass der Tod für sich genommen bereits etwas Erstrebenswertes sei, durch den man sich bereits mit Gott vereinigen könne. Deshalb haben Generationen von Christen den Tod als Weg zu Gott verklärt (die heilige Theresia als Kind, um nicht weiter zu gehen). Aber der Tod Jesu war kein Zufall, sondern der Höhepunkt eines Lebensvoller Hingabe, in dem er sich verausgabte und für das Reich Gottes arbeitete. Diesen Tod haben die Mächtigen organisiert und ausgeführt. Wer behauptet, dass das Opus Dei der beste Ort zu leben und zu sterben sei, zeichnet nur eine Karikatur dieses Lebens und dieses Sterbens.
Ich denke schließlich, dass der Tod von Pater Danilo den Vatikan ebenso interessieren müsste wie die Anzeige, die wir ihm vor einigen Jahren geschickt haben.
Gott beschütze euch, und vor allem den armen Danilo.
Ramón