Nacho Fernández Gutiérrez: Die intravenöse Injektion

31.8.2015

Ich habe 1965, zu Lebzeiten des Gründers des Werkes, gepfiffen. Von da an bis zu meinem Austritt wurde er intern immer als ein großer Prophet präsentiert, der seiner  Zeit voraus war. Er beschrieb das Opus Dei sogar als eine intravenöse Injektion in den Kreislauf der Gesellschaft.

Kurz davor, im November 1964, war die erste Zusammenkunft der Gesellschaft der Freunde der Universität von Navarra. Ich hatte begonnen ein Zentrum von St. Raphael zu besuchen, aber ich wurde nicht dazu eingeladen. Es war eine weitere versäumte Gelegenheit, den jetzt heiligen Josemaría kennenzulernen. Im folgenden Jahr besuchte Papst Paul VI. das Centro ELIS in Rom und wurde vom Gründer empfangen. Während dieses Aktes segnete der Heilige Vater ein Bild unserer Lieben Frau, dass später in der Eremitage des Campus der Universität von Navarra aufgestellt wurde, in Gegenwart des Erzbischofs von Pamplona, Msgr. Delgado...

Das war eine neue Konzentration von Mitgliedern oder Nahestehenden des Werks in der Hauptstadt von Navarra. Während dieser Tage gab es eine Darbietung verschiedener Künstler im Frontón Labrit, unter ihnen Joaquín, der damals im Colegio Mayor Aralar wohnte, dem Studienzentrum der Numerarier in Pamplona. Später leitete er eine in Spanien sehr gekannte Folk-Gruppe. Kurze Zeit später verließ er das Werk. Ich wunderte mich, warum man im Opus Dei nicht von ihm sprach.

Im Oktober 1968 war die zweite Versammlung der Gesellschaft der Freunde der Universität von Navarra in Pamplona. Einige von uns kamen mit dem Zug. Ich werde nicht vergessen, dass sie uns Reisenden die Frauenzeitschrift „Telva" verkauften, in der ein Interview der Chefredakteurin Pilar Salcedo mit dem Gründer abgedruckt war. Im Lauf der Zeit wurde dann ein Separatum davon angefertigt, das an alle Zentren des Werkes ging. Dann wurde es Teil des Buches „Unterhaltungen mit Msgr. Escrivá de Balaguer", einem Buch, das damals in Spanien weit verbreitet war. Zu dieser Zeit erschien das Interview mit dem Monsignore in der Zeitschrift „Palabra“ und dann auch in den „Unterhaltungen“.

Die eine Zeitschrift war für Frauen bestimmt und  „Palabra" für die Priester. Wenig später verließ Pilar das Werk. Jetzt spricht man nicht mehr darüber, aber damals, während jener zweiten Versammlung, gab es einen Stierkampf, bei dem Angel Teruel und Manuel Cano "El Pireo" auftraten, zusammen mit Fauró Peñalver (ich erinnere mich nicht mehr an seinen Namen), und später erfuhr ich. dass er ein hohes Tier in der Gewerkschaft war und der Sozialistischen Partei nahestand.

In der Presse erschien damals ein Foto mit Alvaro Domecq Díez, einem Supernumerarier und einem der besten „Rejoneadoren“ (Stierkämpfer zu Pferd) aller Zeiten sowie Besitzer der Stierzucht „Torrestrella“. Das Grundstück, auf dem sich das Einkehrhaus „Pozoalbero" in Jerez de la Frontera (Cádiz) befindet, grenzt an seine Finca. Damals bemühte sich das Werk sehr um Publikumslieblinge. Ich vergesse nicht die beiden Artikel, die in „Crónica" erschienen, der internen Zeitschrift für die Männer. Im ersten war von drei Mitgliedern des Werkes die Rede, die zu einem Fußballclub der Ersten Division gehörten, nämlich Betis de Sevilla. Einer der Spieler war Antón, Assoziierter des Opus Dei, der später nach Valencia transferiert wurde (Wieviel Geld hat das Werk dafür bekommen?) und heiratete eine Valencianerin. Die anderen beiden waren Supernumerarier und der Priester des Clubs gehörte zur Priestergesellschaft vom Heiligen Kreuz.

In einem anderen Artikel geht es um den Umgang mit Toreros. Auf einem Foto sieht man Antonio Ordóñez, einer der bedeutendsten Toreros aller Zeiten. Soviel ich weiß, hat er niemals dem Opus Dei angehört. Als Sängerin hatte damals Karina einen Namen, von der man in den Zentren des Werks zu sagen wusste, dass sie einen Bruder hatte, der Supernumerarier war und zum Zentrum Tajamar gehörte. Sie hatte sogar ein Lied mit dem Titel „Das magische Buch“, von dem die Leute des Werks behaupteten, dass es sich auf den „Weg“  beziehen solle. IN einer der Strophen heißt es: „Heilung für die Liebe, Heilung für den Schmerz, in meinem Zauberbuch wirst du sie finden.“ Tatsächlich trat dieses Mädchen beim Eurovisions-Contest mit dem Titel „Am Ende des Weges“ an. Ah ja. Später hatte sie verschiedene Ehen und Beziehungen. Ich glaube nicht, dass sie vom Werk war.

Mit der Einführung der Demokratie in Spanien gab es dann verschiedene Numerarier, die Parlamentarier für das Zentrum oder die Rechte wurden: Jesús MP (er hat kürzlich eine Sekretärin des Staatssekretariats geheiratet), Ignacio GL, Manuel DP (er heiratete die Schwester eines sozialistischen Abgeordneten), José María SB (er ist nicht mehr vom Opus Dei) Andrés OT (er ist noch Numerarier, aber kein Abgeordneter mehr). Einer der markantesten Ex ist Juan José L, der Präsident des Senats war und mit der Unterstützung der Sozialistischen Partei  rechnete, zu der ein gewisser Ludolfo P. gehörte, ein ehemaliger Assoziierter des Opus Dei und Ideologe der Sozialistischen Partei unter Felipe González war.

Momentan gibt es einen Numerarier, der zu Bildu gehört, Rafael Larreina. Zwei Minister der jetzigen Regierung sind Supernumerarier des Opus Dei: Jorge Fernández Díaz (Inneres) y Luis de Guindos (Wirtschaft). Das sind aber wenige im Vergleich zu denen, die es gegen Ende der Regentschaft von General Franco gab: Laureano López Rodó, Mariano Navarro Rubio, Gregorio López Bravo, Vicente Mortes Alfonso und vorher Alberto Ullastres. Soweit man das beobachten kann, gehen mehr vom Werk als bleiben. Ist das Opus Dei wirklich eine intravenöse Injektion in den Kreislauf der Gesellschaft?

Nacho