Interne Notiz des OD über den Weltjugendtag 2016

Der Papst kommt nicht vor

 

Warschau, 1. August 2016

Liebe alle!

Anfang 1991 erhielten wir den Hinweis vom Generalrat, dass die Region Österreich uns bei der Organisation des JMJ1991 helfen würde.- Aus der südlichen Nachbarregion schickten sie uns ihre besten Leute: Enrique Prat (Herrando). Noch heute erinnere ich mich an seinen Rat: Stefan, lass dich nicht betrügen.

Dann kamen die wunderbaren Tages des bemerkenswerten Aufenthalts vom hl. Johannes Paul II. und den Seligen Alvaro. Damals machte es den Jugendlichen nichts aus, unter freiem Himmel zu übernachten und auf Duschen zu verzichten, Handys waren kein Thema, niemand erhielt überflüssige Nachrichten. Sie aßen, was es gab, und niemand hat sich den Magen verdorben. Diese Tage haben Mitteleuropa verändert. Am 16. August  1991 hörte die UdSSR zu bestehen auf.

Mit den Erfahrungen, die wir bei unserem ersten Weltjugendtag gewonnen hatten, gingen wir den zweiten an. Wir nahmen unseren Dienst auf und trachteten, dass niemand uns betrügt... Auf jeden Fall, als die Anmeldungen aus den Regionen sich den viertausend näherten, mit mehr als zweihundert Priestern von Zuhause, sieben Bischöfen, mit verschiedenen Seminaristen im Schlepptau. Wir kriegten ein wenig Angst... Vor allem wenn man bedenkt, dass die Menschen des 21. Jahrhunderts nicht leicht mit etwas zufrieden sind.

Vor der Ankunft des Vaters gab es in Krakau den Eröffnungsgottesdienst für den JMJ mit 220.000 Kommunionen. Die Besucher von Zuhause waren überrascht von der Organisation, der Liturgie, der Gastfreundschaft  etc. Man muss aber wissen, dass Johannes Paul II. achtmal in Polen war und Benedikt XVI. 2006. Deshalb haben sie eine große Erfahrung. Hier ist es gang und gäbe, sehr junge Priester und Nonnen zu sehen, und die Leute sind fromm. Die Teilnahme an der Sonntagsmesse schwankt zwischen 25% und 50%, je nachdem in welcher Diözese.

Der Vater kam am Donnerstagabend im Auto aus Prag. An diesem Tag begannen wir unsere Strategie des „offenen Zentrums“ in die Praxis umzusetzen. Zu den Tertulias konnte kommen wer wollte. Es war eine etwas andere Auslese als die, die nur zu den Mahlzeiten kamen. Wir freuten uns, dass der Vater viele seiner Söhne aus verschiedensten Gegenden sehen konnte. Die europäischen Länder waren sehr gut vertreten. Es machte auch große Freude, Vertreter von sehr weit entfernten Ländern zu sehen. Bei den Tertulias waren die Beiträge sehr spontan mit Beiträgen aus allen Gegenden. Einige Male sangen wir Lieder von Zuhause.

Für uns war der Freitag der D-Day. Allgemeine Tertulia von Sankt Raphael. Zufällig fiel uns ein 2015 ein Konzertsaal in dem Schoß. Erst wussten wir gar nicht, was wir an diesem wunderbaren Platz hatten (siehe das Foto) dort gab es alles, was wir brauchten (Übersetzung, Klimaanlage). Offiziell fasst er 2000 Personen. Wir sind uns sicher, dass über 3000 Jungen teilnahmen. Die Tertulia hatte den gleichen Charakter wie bei UNIV, mit Fragen zur Heiligkeit, dem Apostolat, der Berufung. Dann gingen wir alle mit Papst Franziskus auf den Kreuzweg.

Am Samstag nahm der Vater an der Vesper auf dem Campus der Barmherzigkeit teil. Da die Sicherheit in Europa momentan ein schwieriges Thema ist, waren die Kontrollen sehr streng.  Um 15 h mussten wir aufbrechen. Wir kamen viel zu früh an. Für uns war das etwas Märchenhaftes, denn mehr als 15 polnische Bischöfe begrüßten ihn. Außerdem wandten sich Bischöfe und Kardinäle aus verschiedenen Kontinenten an ihn, um ihm für die Hilfe bei der Bildung der Priester in Rom oder in Pamplona zu danken oder für die Arbeit, die in ihrer Diözese geleistet wird. Nun, der Vater hatte an diesem Nachmittag genug zu tun. Am Ende begann die Vesper mit dem Papst. Zu Beginn gab es ein Spektakel mit Zeugnissen, von dem ihr aus der Presse erfahren haben werdet. Dann gab es einige ausführliche Worte von Franziskus über die Notwendigkeit, Spuren im Leben zu hinterlassen, große Ideale zu haben und sich Ziele zu setzen. Dann gab es die Anbetung des Allerheiligsten. Dann betete man den Barmherzigkeitsrosenkranz. Der Vater kniete fast die ganze Zeit, und es geht nicht darum Vergleiche anzustellen, aber er war viel länger auf den Knien als einige junge Bischöfe. Ich schreibe das, damit ihr seht, wie gut es dem Vater nach der Operation geht. Obwohl er bei den allgemeinen Tertulias saß, stand er oft auf und war lange Zeit auf den Beinen.

Die Vesper endete um 22 h. Dann mussten wir etwa zwei Kilometer gehen. Unterwegs grüßte er immer wieder Bischöfe, die er kannte. Einmal wandte sich Kardinal Rouco_Varela an ihn und sagte: Javier, du bist gut beisammen! Man muss gut beisammen sein, wenn man in unserem Alter an diesen Zeremonien teilnimmt.

Schließlich waren wir um 23.30 h im Zentrum. Hier aßen wir zu Abend und plauderten entspannt wie in irgendeinem Zentrum in ähnlichen Situationen. Man muss noch anfügen, dass uns die Verwaltung einige Bierchen eingekühlt hat ... Das half uns besonders die Freude zu leben.

Am Sonntag folgten wir der Messe über eine große Projektionswand im Wohnzimmer des Zentrums. Wegen des starken Sonnenscheins und der Entfernung vom Ort des Geschehens konnten wir nicht physisch an der Zeremonie teilnehmen. Einige waren um fünf Uhr früh losgegangen, um dort sein zu können. Dieser Tag war sehr ruhig. Am Nachmittag besuchten wir die neue Wallfahrtskirche von Johannes Paul II., die Kardinal Dziwisz errichten ließ. Sie befindet sich neben dem Heiligtum der Göttlichen Barmherzigkeit in Krakau. Der Kardinal stammt aus der Tatra, er ist ein tüchtiger Bergbewohner.

Man wählte einen jungen und gelehrigen Architekten aus... nebenbei bemerkt, er war seinerzeit ein Junge von St. Rafael. Dieser Architekt legte ein ganz normales Projekt vor. Was den Vater aber am meisten interessierte, war, dass er dort am Grab von Kardinal Deskur beten konnte. Dort machten wir das Gebet in einer Kapelle mit einer Reproduktion Unserer Lieben Frau von  Kalwaria Zebrzydowska, einem Wallfahrtsort, den Karol Wojtyła oft besucht hatte. Das Bild ist originell: Das Köpfchen des Jesuskindes lehnt am Kopf seiner Mutter. Der Vater kommentierte, dass es logisch sei, dass es sich so verhielte. Die Tertulia vom Sonntagabend war ebenfalls für jeden offen, der kommen wollte... und konnte. Man merkte, dass alle schon etwas erschöpft waren, denn an diesem Tag zu Ende des Weltjugendtags begann es aus Strömen zu regnen.

Am Morgen hielt der Vater den anwesenden Numerarierin die Betrachtung; bei seiner Messe waren dann auch noch etwa 25 polnische freiwillige Helfer dabei. Während der Messe wurde viel gesungen. Der Vater dankte ihnen für ihren Dienst und bat sie, dies auch denen auszurichten, die nicht kommen konnten. Dann sangen sie noch etwas und gingen. Der Vater fuhr kurz nach zehn  Uhr in Richtung Wien ab.

Was ich hier geschrieben habe, war quasi nur das Gerüst dieser Tage. Und Gerüste sind nie sehr anmutig. Aber diese Tage waren sehr inhaltsreich. In Summe: Der Vater hat sich beständig verausgabt, mit einem Lächeln für alle, Details der Liebe und Worten voller Gehalt. Ich werde sie hier nicht abschreiben. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Donnerstag von der Eucharistie bestimmt war, und er sagte einige nette und sehr praktische Dinge. Am Freitag hing es bei verschiedenen Gelegenheiten immer wieder um den Kreuzweg.

Man sah alle Tage, dass er sich sehr bemühte, alle Teile des Rosenkranzes zu beten. Außerdem ist zu sagen, dass er uns antrieb sehr treu zu sein und ein unverschämtes Apostolat auszuüben. Uns Polen bat er, alles zu tun, damit wir nicht die christlichen Traditionen verlieren. Offensichtlich gibt es in unserem Land viele, die pfeifen können, um dann  überall hinzugehen.

Drei Arbeitstage des Vaters... Ich will keine Statistik führen, aber er ließ uns, die wir jünger sind, weit zurück. Eine Schwester von uns erzählte ihm eine Anekdote aus diesen Tagen des Weltjugendtags. Eine Oma fuhr mit ihrer Enkeltochter auf den Knien in der Straßenbahn. Das Kind fragte: Oma, bist du jung? Nachdem die Oma nachgedacht hatte, sagte sie: Ja, ich bin jung, und zwar schon seeeehr lange Zeit. Dasselbe lässt sich auch vom Vater sagen.

Während dieser Tage verfolgte uns der Präsident von Panama, der den Vater sprechen wollte. Am Sonntag kam er ins Zentrum, der Vater war aber nicht da, und so sprach er mit Nicolás, dem Leiter. An diesem Morgen überbrachten wir dem Vater die Einladung zum JMJ2019 in Panama. Der Vater stimmte rasch zu: Ich werde hinschwimmen! Wir scherzten alle, und jemand schlug vor, von Polen aus eine Kreuzfahrt zu machen, den hier liebt man die Segelschiffe. Beim Frühstück war auch Don Jorge Fraile aus Argentinien zugegen, der Sohn eines Matrosen. Einstimmig ernannten wir ihn zum Schiffkaplan für die Reise, die wir in drei Jahren machen wollen. Aber das ist eine andere Geschichte...

Grüße

Stefan

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