Pinsapo: Ein besonderer Vorläufer des Werkes Gottes (II)
29. Juni 2016
KAP. 2: BETRACHTUNGEN IM DUNKELN UND EMENDATIO
„Auf dem, Altar der Kapelle wird es einen Christis und ein Bild Unserer Lieben Frau geben, dezent geschmückt, sauber und bescheiden (.) Zu seinem Füßen ein Schemel, auf dem der Obere sitzt, davor ein kleiner, niedriger Tisch mit einem Totenschädel, den Konstitutionen, den Unterlagen für die Betrachtung, ein Becken mit Weihwasser und ein Weihwedel, eine Uhr und eine Glocke. An die Wände angelehnt sind einfache, niedrige Bänke für die Brüder. Fenster und Türen sind verschlossen, es gibt nur das Licht der Kerzen, um das Nachdenken zu erleichtern: Clauso ostio, ora Patrem tuum in absconditio (Mt. 6).” [KAP. 7: Über die Einrichtung der Kapelle, Constituciones Escuela de Cristo, 1656]...
I. FROMME ÜBUNGEN IN DER SCHULE CHRISTI
In den Kapellen der Schulen Christi sind kleine Gruppen anwesend; Massenansammlungen sind zu vermeiden, das äußere Umfeld entspricht der Ästhetik und dem Dirigismus des barocken Geistes, deshalb ließen sie sich an abgelegenen Orten nieder, fern dem Getöse der Welt. Sein Schmuck beschränkt sich auf das Allernotwendigste, um den geistlichen Übungen einen Ron von Strenge zu geben, mit einem Altar, der nur ein Kruzifix und ein Bild Unserer Lieben Frau aufweist.
Jede Woche an einem bestimmten Tag, es pflegt der Donnerstag zu sein, versammeln sich die Brüder zwei Stunden vor Sonnenuntergang, um die Exerzitien auszuüben, die nach einem strengen und dichten Stundenplan geregelt sind, ohne Zeit für eine persönliche Initiative oder Improvisierungen zu lassen. Sie verzichten auf die Dinge, die an ihre soziale Herkunft erinnern, und gehen in die Kapelle:
„Vor dem Eintritt in die Kapelle müssen sie die Waffen an einer bestimmten Stelle niederlegen; Mantel und Hut wird jeder vor die Bank legen, wo er Platz nimmt, er bleibt in der Haltung tiefer Demut, wie jemand, der seine Autorität seine Ehren, zeitlichen Sorgen und Bestrebungen abgelegt hat, er erkennt an, dass er gering, dass er nchts ist, und will in vollkommener Demut die Majestät Gottes anerkennen.” [KAP. 8: Ejercicios el día de la Escuela, Constituciones 1656].
Um zu christlichen Vollkommenheit zu gelangen, haben sie, abgesehen davon, dass sie ihre Brüder dazu anhalten, eine passende Lebensweise und den Geist des Gebets zu pflegen, wöchentliche gemeinsame Exerzitien unter dem Vorsitz des Oberen, der zugleich Geistlicher Leiter und Leiter jeder Schule Christi ist. Bei diesen Übungen werden einige Anrufungen gesprochen, ein Bußakt und der Segen mit dem Weihwedel, und dann ist die Kapelle nur mehr von Kerzen erleuchtet, und diue Betrachtung beginnt, die eine Stunde inneren Gebetes über Passagen des Evangeliums einschließt, die mit einer Sanduhr abgemessen wird.
Das erste Ziel ist die Praxis eines authentischen inneren Gebetes in drei Schritten, wie dies ein Schriftsteller und Geschichtsschreiber, der Laienbruder der Schule von Orihuela, der 13 Kinder hatte, festhält: „Was das Gebet ist, sein Nutzen und die praktische Ausübung in drei Wegen: reinigend, erleuchtend und einigend; mit einigen sehr wichtigen Hinweisen zum Nutzen des geistlchen Lebens und eine kurze Einführung in die gute Lehre der Brüder und Schüler der ehrwürdigen und heiligen Schulen Jesu Christi” [José MONTESINOS PEREZ, Místicas Flores, Bd. I, S. 526-528, Orihuela 1816 ].
Weiter wird jeder Bruder auf den Knien einen leichten Fehler bekennen, den er begangen hat, wobei ihnen der Obere eine Buße auferlegt, und wenn das erledigt ist, setzt er sich. Man fragt jeden einzelnen der Teilnehmer, ob sie diese Woche ihre Fömmigkeitsübungen erfüllt und das vorgegebene Thema betrachtet haben, „während jeder einzelne mit Demut, Einfachheit und Bescheidenheit antwortet, ohne das eigene Innenleben anzusprechen oder Gewissensdinge, die dem Beichtvater vorbehalten sind, oder andere Fehler anzusprechen als eine Unterlassung im Hinblick auf die Konstitutionen (die nicht unter Sünde verpflichten) wie die Unterlassung der Gewissenserforschng an einem Abend, dass man nicht ins Spital gegangen ist etc., er wird es kniend kundtun, und der Obere wird ihm die Buße geben.” [KAP. 8: Ejercicios el día de la Escuela, Constituciones 1656].
Dann teilen die Nuntien die Geißeln aus löschen die Lichten. Nun entblößen die Brüder ihren Oberkörper im Halbdunkel der Kerzen, um sich während des Absingens des Miserere zu geißeln. Ramón de la CAMPA CARMONA versichert, dass diese Form der körperlichen Abtötung nach den Zweiten Vatikanischen Konzil außer Gebrauch gekommen ist. [La institución de la Escuela de Cristo en Sevilla. Andalucía Moderna, Actas del III Congreso de Historia de Andalucía, Córdoba 2001]. Die Leidensgeschichte wird vorgelesen, während alle Brüder knien, die Arme überkreuz, und die Brüder beten gemeinsam und im selben Ton den Psalm Miserere mei Deus sowie De Profundis und den Akt der Reue. Zum Schluss beten sie im Chor das Nunc dimittis, und wenn sie zum Vers Lumen ad revelationem kommen, entzündet ein Nuntius die Kerzen. Man schließt mit der Lektüre eines Kapitels der Konstitutionen, damit sie im Gedächtnis bleiben.”
Für manche Tage sind Besonderheiten vorgesehen, wie für den Tag der allgemeinen Kommunion, an dem der Obere die Messe feiert, assistiert von den Nuntien, die Chorhemden tragen. Die Brüder legen beim Betreten der Kapelle nicht ihre Mäntel ab, in Erinnerung daran, dass unser Herr Jesus Christus, der in allem die Armut und die Demut geliebt hat, für die Einsetzung des Altarsakraments Anstand, Schmuck und Großartigkeit wollte: Coenaculum grande stratum (Mk. I, 4) und deshalb ziehen sie wieder ihre Kleider an: Accepit vestimenta sua (Joh. I, 3). Man schließt mit einer Weile des Gebetes der Danksagung „an unseren Herrn für seine große Wohltat.” [KAP. 9: Constituciones Escuela de Cristo, 1656].
II. DIE LETZTEN DINGE, TOTENÄMTER UND ABLÄSSE
Ein anderes charakteristisches Element der Schulen ist das Gedenken an den Tod, denn die Brüder müssen „bereits sein für die Stunde, in der sie abberufen werden, auch wenn sie ihnen unbekannt und ungewiss ist: Sero an media nocte, an galli cantu (Mk. 24) und müssen sich beständig vorbereiten, damit sie, wenn der Herr kommt, immer den Tod vor Augen haben, und die strenge Rechnung, die uns abgefordert wird, und daran zu denken bedeutet, beständig das Leben zu verbessern. Christus hatte seinen Tod und sein Leiden immer vor Augen und sprach häufig davon, auch bei seiner Verklärung, und er ließ Angst und Todeskampf zu.” [Kap. 11, Erinnerungen nd Exerzitien zum Tode, Constituciones 1656].
Während dieser vier Monate waren alle Brüder verpflichtet, eine Generalbeichte abzulegen, ihr Testament bei einem Notar zu hinterlegen, tägliche Gewissenserforschung zu halten und am letzten Donnerstag jedes Monats in Gruppen zu sechs die besondere Betrachtung über den Tod zu halten.
Die asketisch-mystische Neigung der Schulen, die über ihre Mauern hinweg ausgestrahlt haben, trotz des Verbots, das die Konstitutionen auferlegen, wurde durch eine furchtsame Auffassung von der Erlösung ergänzt, weshalb diese Schulen von Anfang an „alle Sorten päpstlicher und bischöflicher Ablässe mit einer wahren Gefräßigkeit sammelten“, al und sie förderten gewiss auch jede Form von Totenämtern, um jede Erinnerung an Luther zu tilgen und ein Ambiente skrupulöser Achtsamkeit und Furcht im Gewissen der Brüder und der ihnen verbundenen Personen zu schaffen.” [Mario MARTINEZ GOMIS, „Las escuelas de Cristo de Elche y Orihuela. Enseñanza espiritual y ascética en la España de los siglos XVII y XVIII.” [„Die Schulen Christi von Elche und Orihuela. Geistliche Erziehung und Askese in Spanien des 17. und 18. Jahrhunderts“] In: Revista de Historia Moderna, Nr. 20, Anales Univ. Alicante, 2002].
Der Obere hat den besonderen Auftrag zu sorgen, dass alle Brüder sehr fromm und großzügig gegenüber den Armen Seelen im Fegefeuer sind, vor allem ihren Bürdern, und dass sie für sie Messen, Ablässe, Almosen, Fasten, Abtötungen aufopfern und andere Werke der Frömmigkeit (Kap. 11).
Die berühmten Schulen des Sterbens, die an alle Kapellen mit der Bitte für die Armen Seelen gesendet wird, mit der Feier des Messe und anderen frommen Werken sprechen eine beredte Sprache über die Verharmlosung der Wirkung der Gnade. Nachdem der Tod eines Bruders mitgeteilt und die Vorbildlichkeit seines Lebens hervorgehoben wurde, schließt man, indem man um die unvermeidlichen Totengebete bittet.
In diesem Zusammenhang versteht man die besonderen Vorschriften für die Pflege der kranken Brüder (Kap. 12) und die Vorkehrungen für das Begräbnis und die Seelenämter für die verstorbenen Brüder (Kap. 13). Wenn man von der Erkrankung eines Bruders erfährt, „werden sie den Oberen benachrichtigen, damit er Sorgfalt walten lässt beim geistlichen und zeitlichen Trost des Kranken, und wenn sich die Krankheit verschlimmert, wird er Sorge tragen, dass der Betreffende rechtzeitig die Sakramente empfängt (.) Wenn die unmittelbare Todesgefahr eingetreten ist, wird er mehr Brüder rufen, die ihn beständige begleiten, sich die Stunden untereinander aufteilen und es sich sehr angelegen sein lassen, ihn unserem Herrn zu empfehlen, und sie helfen jedem einzelnen durch eine Messe, Gebet, Almosen, Abtötungen etc. (.) und vor dem Richterstuhl Gottes, um ihm Rechenschaft über den geringsten Gedanken im Leben zu geben, und sein Urteil der ewigen Rettung oder seiner ewigen Verdammnis (möge es Gott verhüten) wie jeder möchte, dass ihm im Todeskampf geholfen wird.” [KAP. 12º, Constituciones 1656].