BETRACHTUNGEN (MEDITACIONES)

ZWEITE AUFLAGE/SEGUNDA EDICIÓN

(Deutsche Übersetzung in Auszügen des vollständigen spanischen Originaltextes, der als PDF-Datei verfügbar ist)

Festtage des Opus Dei

(Januar - Juni)

ROM, 1990

9. Januar

JAHRESTAG DES GEBURSTAGS UNSERES VATERS (I)

— Unser Gründer war ein ganz treues Werkzeug, dessen sich Gott bedient hat, um das Werk zu gründen.

— Was unser Vater am 2. Oktober 1928 sah, ist Wirklichkeit geworden.

— Eng vereint mit den Anliegen unseres Gründers und des Vaters.

HEUTE erinnern wir uns an jene Worte Christi in einem seiner Gleichnisse: Hört noch ein anderes Gleichnis: Es war ein Gutsbesitzer, der legte einen Weinberg an, zog ringsherum einen Zaun, hob eine Kel­ter aus und baute einen Turm. (Mt. 21,33) Indem sich der Herr unseres Vaters als eines ganz treuen Werk­zeuges bediente, hat er in der Welt einen Weingarten mit auserwählten Reben ((2) Jes. 5,2) —aus­erwählt, denn Gott hat sie gut gemacht, um sie zu erwählen —, er beschirmte sie mit einer festen und sicheren Mauer, damit kein Raubzeug eindringen kann. Dieser Weinberg des Werkes hat, dank der göttlichen Barmherzigkeit, bereits schmackhafte und reiche Früchte (Eccl. 24,23) ge­tra­gen, und er hat sich auf wunderbare Weise über viele Völker ausgebreitet und viele Tausend See­len aufgenommen, die diesen guten Wein trinken konnten, alt wie das Evangelium und wie das Evangelium neu (De nuestro Padre, Brief, 9-1-1932, Nr. 91), den Gott selbst zur Gärung brachte. Wenn wir dieses Panorama göttlicher Wohltaten betrachten, sind wir vereint in der Danksagung zur Allerheiligste Dreifaltigkeit des Himmels und zur Dreifaltigkeit der Erde, und Gedanken und Herz eilen zu unserem geliebtesten Vater, der, dem göttlichen Willen folgend, diesen fruchtbaren Weingarten angelegt, eingezäunt und bebaut hat, das Werk Gottes. Am Jahrestag seiner Geburt erheben wir, seine Kinder dankbar unsere Seele zum Herrn, der und einen Vater und Hirten ge­geben hat, der die Berufung zum Werk in uns erweckte, der uns mit unendlicher Zuneigung um­gab, solange er auf der Erde weilte und der jetzt auf jeden von uns vom Himmel aus achtgibt, mit der Zärtlichkeit einer Mutter und der Wachsamkeit eines Vaters. Dieser weitere Geburtstag ist eine ausgezeichnete Gelegenheit zu hören, was uns unser Gründer in der Intimität unserer Seele nahelegen wollte. An einem Jahrestag wie diesem hat er so zu uns gesprochen: Zuerst muss ich euch sagen, dass die Jahre weder Weisheit noch Heiligkeit bringen. Im Gegenteil, der Heilige Geist legt den Jungen diese Worte in den Mund: super senes intellexi, quia mandata tua quaesivi (Ps. 118,100); ich habe mehr Weisheit als die Alten, mehr Heiligkeit als die Alten, denn ich habe die Gebote des Herrn befolgt. Wartet nicht auf das Alter, um heilig zu werden; es wäre ein großes Missverständnis. Von jetzt ab, mit Ernst und mit unbändiger Freude, durch die Arbeit (...), um diese Aufgabe zu heiligen, indem ihr euch heiligt und wisst, dass ihr damit die anderen heiligt. (De nuestro Padre, Homilia, 9-1-1968.10) Diese Worte unseres Vaters sprechen zu uns von der Notwendigkeit, beständig zu kämpfen, um heilig zu werden, die apostolische Sendung jeden Tag in die Tat umzusetzen — mit dem Enthusiasmus des Glaubens, den kleine Kinder ihren Eltern erweisen — die apostolische Sendung, die der Her uns anvertraut hat. Diese Vorsätze werden eine gute Art sein, unseren Vater zu beglückwünschen: das schöns­te Geschenk, das wir ihm bieten können. Ich erinnere mich in diesem Moment an einen alten Priester aus Valencia, der im Ruf der Heiligkeit starb. Als sie ihn fragten, wie viele Jahre er alt sei, sagte er: “Wenige! Die, die ich im Denst Gottes verbracht habe”. Ich diene Gott, leider!, erst wenige Jahre, aber ich will ihm viel, sehr viel dienen, um ihn dann — so wie ich ihn jetzt schon liebe, aber auf eine andere Weise —, mit der Liebe in Fülle zu lieben. Wenige Jahre des Dienstes, wenig Weisheit, gering die Fülle der Heiligkeit; so wenig, dass ich den Eifer verspüre, meinem Gott, der mich hört, zu sagen, dem Gott, der in kurzer Zeit auf dieser Altar kommen wird, mit jenen Worten des Jeremias: „Ach, mein Herr und Gott, ich bin doch der Sprache nicht mächtig, ich bin noch zu jung!” (Jer. 1,6) Und ich erinnere mich an die Träume, die ich von klein auf hatte, Träume, die Wirklichkeit geworden sind. Damals sagte ich: Was wird sein, wenn ich alt geworden bin? Wisst ihr, wann ich damals die Grenze des Alters ansetzte? Bei vierzig! (...)Aber dennoch, einige von denen, die jetzt hier sind, werden sich daran erinnern, dass ich meinen Söhnen sagte - damals waren es wenige -die in meiner Umgebung waren, dass ich vorhersah, dass sich das Werk von einem Ende der Erde zum andern ausbreiten, eine große Familie bilden würde. Ich sagte ihnen: Meine Kinder: Schreibt nicht meinen Namen auf die Grabplatte, wenn ihr diesen armen sterblichen Körper einmal begraben müsst. Und was sollen wir schreiben, antworteten sie mir? Schreibt: et genuit filios et filias; er zeugte Söhne und Töchter, wie die Patriarchen. Und es war kein Traum. Sehr ihr nicht, wie die Träume Wirklichkeit geworden sind? Das Werk ist heute eine Familie ohne Einschrän­kung durch Rasse, Sprache oder Nation, mit einer wunderbaren, übernatürlichen Brüderlichkeit, in der jeder einzelne eine große Liebe zur Freiheit und zur persönlichen Verantwortung hat. Eine Same Gottes, eine Familie, die sich ausbreiten wird, nachdem sie auf die trockene Erde gefallen ist, den ich musste zu­erst meine Nutzlosigkeit, meine Ineffizienz aufbrechen, ich musste so viel brutalen Widerspruch überwin­den… So kommen die Dinge Gottes, klein; sie kommen mit sanfter Gewalt, brechen sich ihre Bahn mit Schmerz und Selbstverleugnung. Der Halm entsteht, wenn der Same gestorben ist, und die Blüten, die mit wunderbaren Farben glänzen und mit betörenden Düften verlocken; und die Früchte, die Früchte seid ihr und eure Schwestern. Träumt. Ich bin sechsundsechzig Jahre alt, und meine Träume sind Wirklichkeit ge­worden. Seht ihr, wie mit der Gnade und dem Segen Gottes, unter dem Schutz unserer Mutter, der aller­seligsten Jungfrau, der heiligen María — Spes Nostra, Sedes Sapientiae, filios tuos adiuva!; Stella Maris, Stella Orientis: ich liebe es, sie so zu nennen — das Werk hat Wurzeln geschlagen, Kraft gewonnen, hat auf der ganzen Welt Blüten und Duft und überreiche Früchte hervorgebracht.( De nuestro Padre, Homilia, 9-1-1968.12) Es ist nur gerecht, wenn wir gerade am heutigen Tag unser Herz zu Gott in kindlicher Wür­digung erheben, denn dank des Gebets und des Opfers unseres Gründers sind wir in diese Familie des Opus Dei hineingeboren, deshalb harren wir aus in ihr und freuen uns an ihren übernatürlichen Früchten, des­halb hat uns der Herr solche Brüder gegeben; mit einem Wort, weil uns erst die Treue unseres Grün­ders diese Freude möglich gemacht hat, die unseren Weg heute und immer begleitet. Der Herr wünscht, dass der Vater, der Gründer in uns immer gegenwärtig ist, das wir viel über ihn sprechen. Ihr seht hierin keine Psychose — schreibt der Vater —: das ist das Normale in einer gut geeinten Familie, in der der Vater stirbt, den man herzlich liebt und an den man sich mit der Zuneigung eines Kindes erinnert. Mehr noch gilt das in unserem Fall, wenn es der Vater unserer Seelen ist. Wenn in uns heute aber das muss immer geschehen, bis zum Ende der Zeiten, wenn wir und die, die nach uns kommen, Gott gefallen wollen beständig das Beispiel unseres Gründers hervortritt und uns die Erinnerung an ihn in den Sinn kommt, in unsere Phantasie, in unser Denken, mit seinen Lehren, seiner herzlichen Persönlichkeit, dann müssen wir auch mit diesem Geschenk des Heiligen Geistes wuchern, damit er uns hilft, die Gegenwart Gottes zu bewahren, damit er uns zu Jesus, Maria und Joseph führt, die er am meisten geliebt hat, damit wir so treu der Heiligen Kirche und dem Heiligen Vater und der Menschheit dienen. (Del Padre, Carta, 30-IX-1975, n. 26) Unsere Dankbarkeit muss sich in Werken zeigen, sie muss sich in Werken der Treue und des Geis­tes konkretisieren, auf die Weise, wie sie uns unser Gründer vorgelebt hat. Heute können wir uns außer­dem bemühen, besonders vereint mit unserem Gründer und mit dem Vater zu sein. Sich beständig mit den Anliegen unseres Vaters zu vereinigen, wird in jedem Augenblick ein gutes Gebet sein. Denn im Himmel be­treibt er weiterhin seine Anliegen, für das Werk, für die Kirche. Empfehlt, was unser Vater will: dort, noch dazu mit dem göttlichen Licht, das ihn erleuchtet, sieht er alles mit klarer als auf Erden, er will es mit mehr Kraft und bittet wirksamer darum. Wir haben alle einen Vater des Werkes im Himmel, und ihr habe einen anderen Vater auf der Erde (...). Vereint euch auch mit den Anliegen meiner Messe, jeden Tag, empfehlt dem Herrn, was ich empfehle. (Del Padre, Carta, 30-IX-1975, n. 50.14) Das kann der Vorsatz unseres heutigen Gebetes sein: mit den Anliegen des Vaters sehr vereint zu sein, die dieselben sind wie die unseres Gründers; das Verlangen in uns wachrufen, heute, jetzt in die Tat umzusetzen, was der Herr von jedem einzelnen von uns erhofft.

JAHRESTAG DES GEBURSTAGS UNSERES VATERS (II)

— Gott hat unseren Vater von klein auf vorbereitet.

— Der Herr bediente sich der Großeltern, um unseren Vater zu formen.

— Dankbarkeit gegenüber unserem Vater, der so viel gelitten hat, um uns den Weg zu eröffnen.

UNSER Vater war das von Gott erwählte Werkzeug, um einen neue Weg der Heiligkeit inmitten der Welt zu eröffnen, im Dienst an der Kirche und an den Seelen. Weil er dem Willen Gottes ganz treu entsprochen hat, sein ganzes Leben lang mit dem besiegelt war, hat er es möglich gemacht, dass der Ruf des Herrn zu uns gekommen ist, die wir zu einem Leben als Kinder Gottes im Opus Dei geboren sind. Indem wir heute einen neuen Jahrestag seiner Geburt begehen, wollen wir der Allerheiligsten Dreifaltigkeit unsere Dankbarkeit in besonderer Weise zeigen. Wie bei vielen anderen Gelegenheiten soll uns das Gebet unseres Vaters den Weg vorzeigen. Einmal sagte er, bei einem Fest des Werkes: Wenn ich mein Gebet mit lauter Stimme verrichte, so tue ich dies wie immer, damit ihr selbstständig mit eurem Gebet fortfahrt und wir lle ein wenig davon profitieren, wenn ich den Grund dafür suche, warum ich lebe: Wie Gott mich darauf vorbereitet hat, dass ich ein normales, gewöhnliches Leben führe, ohne Auffälligkeiten Er ließ mich in einem christlichen Zuhause auf die Welt kommen, wie es in meiner Heimat das Normale ist, mit vorbildlichen Eltern, die ihren Glauben ausübten und lebten, die mir als Kind große Freiheiten ließen und mich zugleich aufmerksam behüteten. Sie versuchten mir eine christliche Bildung zu vermitteln, und die bekam ich mehr dort als im Gymnasium, obwohl sie mich seit meinem dritten Lebensjahren zu Nonnen schickten, und seit meinem siebenten Lebensjahr in eine Schule zu Mönchen. Alles war normal, alles wie gewöhnlich, und die Jahre vergingen. Und niemals habe ich daran gedacht, Priester zu werden, niemals habe ich daran gedacht, mich Gott hinzugeben. Diese Frage hat sich mir nie gestellt, weil ich mir gedacht hätte, das wäre nichts für mich. Aber der Herr hat alles vorbereitet, hat mir eine Gnade nach der anderen geschenkt, Er hat sich über meine Mängel hinweggesetzt, die Fehler des Kindes und die Fehler des Jugendlichen… Dieser Weg, den Gott mich führte, hat bewirkt, dass mich die Schaustellung anekelt, die bewirkt, dass man anscheinend über das Normale hinausgeht, und auf diese Wese hat sich eines der Kennzeichen unseres Geistes geformt: die Einfachheit, die keine Aufmerksamkeit erregen will, sich nicht zur Schau stellen, aber auch nichts verbergen möchte, wie es jene Anekdote zeigt, die ich euch so viele Male erzählt habe: Als ich einen neuen Anzug trug, versteckte ich mich unter dem unter dem Bett und weigerte mich trotzig, auf die Straße zu gehen… und meine Mutter schlug einige Male mit einem Spazierstock, einem von denen, die mein Vater benutzte, auf den Boden, ganz leicht, und dann ich hervor: aus Angst vor dem Stock, aus keinem anderen Grund. Niemals wurde ich zuhause geschlagen; nur einmal gab mir mein Vater einen Klaps, der aber nicht sehr stark gewesen sein durfte. Mit dem Geld hielten sie mich knapp, sehr knapp, aber ich konnte frei darüber verfügen. Der Herr und der Vater im Himmel, die mich und meine Eltern voll Liebe ansahen, gestatteten dennoch, dass ich Demütigungen erlitt; die, die ein Kind erfährt, das nicht mehr ganz klein ist; ich war damals zwölf oder dreizehn Jahre alt. (De nuestro Padre, Meditación Los pasos de Dios, 14-11-1964) Meine Kinder, für die ich ein weiteres Mal Geburtsschmerzen leide, bis Christus in euch Gestalt angenommen hat.(Gal. 4,19)Wie der heilige Paulus zu den Gläubigen in Galatien gesprochen hat, kann auch unser Vater diese Worte anwenden, denn um da Werk voranzubringen, war es nötig, dass er Leiden auf sich nahm. Meine Kinder, ich habe euch geboren wie die Mütter — bemerkte er bei einer Gelegenheit —, unter Schmerzen, wie die Mütter. (De nuestro Padre, Crónica XII-61, S. 7) Schon von ganz klein an hat unser Gründer den Schmerz zum Begleiter gehabt, einen Schmerz, den er mit Freude ertrug, mit menschlicher und übernatürlicher Eleganz, und an dem vor allem seine Eltern — die Großeltern — und seine Geschwister mittrugen. Deshalb können wir ihnen niemals genügend dankbar sein, was sie für unseren Vater und für das Werk getan haben. Ich war immer die Ursache dafür, dass die Menschen meiner Umgebung leiden mussten, vertraute er uns einmal an, als er sein Herz öffnete. No heprovocado catástrofes, pero el Señor, para darme a mí,que era el clavo —perdón, Señor—, daba una en el clavoy ciento en la herradura. Y vi a mi padre como lapersonificación de Job. Perdieron tres hijas, una detrásde otra, en años consecutivos, y se quedaron sin fortuna. Ich spürte die Prankenhiebe meiner kleinen Mitschüler; denn Kinder haben kein Herz oder sie haben keinen Verstand, oder vielleicht haben sie weder Herz noch Verstand... Und wir gingen weiter. Mein Vater auf heroische Weise, nachdem er einen Herzinfarkt erlitten hatte — heute kann ich das beurteilen — die nach Auskunft der Ärzte ausbrach, als er großen Kummer und Drangsal erlitt. Ihm blieben eine Frau und zwei Kinder; und er vergab sich keine Kränkung, um uns auf anständige Weise voranzubringen. Er hätte zu dieser Zeit in einer hervorragenden Stellung bleiben können, wenn er nicht ein Christ und ein Ehrenmann gewesen wäre, wie man in meinem Land sagt. Ich glaube nicht, dass er Hilfe braucht; und wenn er sie brauchte, leiste ich sie ihm in diesem Augenblick. Ich habe ihn mit Freude leiden sehen, ohne dass er seinen Schmerz gezeigt hätte. Und ich habe an ihm eine Stärke gesehen, die mir ein Vorbild war, denn danach habe ich oft gespürt, wie der Boden unter meinen Füßen wankt und wie der Himmel auf mich herabstürzt, als wäre ich zwischen zwei Eisenplatten eingeklemmt. Mit diesem Anschauungsunterricht, den ich bekommen hatte, und der Gnade des Herrn habe ich wohl einige Male die innere Ruhe verloren, aber es war nur wenige Male. (De nuestro Padre, Meditación Los pasos de Dios, 14-11-1964.) Die Zeit verging, und es kamen die ersten Zeichen des Herrn: diese Ahnung, dass er irgendetwas will. Mein Bruder kam zur Welt, als meine Eltern vom Leben bereits erschöpft waren. Ich war sechzehn Jahre alt, als meine Mutter mich rief, um mir mitzuteilen: du wirst noch einen Bruder haben. Hier konnte ich die Gnade Gottes mit den Händen greifen, ich sah einen Hinweis unseres Herrn. Ich hatte es nicht erwartet. Mein Vater starb vor Erschöpfung. Ich hatte ein Lächeln auf den Lippe und eine besonderes Mitgefühl. Mein kindliches Herz war nicht verdunkelt, ich war ja doch kein vorbildlicher Sohn: Angesichts der damaligen Situation begehrte ich auf. Ich fühlte mich gedemütigt, bat um Verzeihung. Gott unser Herr wollte aus diesem armen Geschöpf, das niemals zu arbeiten aufhörte, den ersten Stein dieser Arche des neuen Bundes formen, zu der Menschen aus vielen Völkern, aus vielen Rassen und allen Sprachen kommen würden. (De nuestro Padre, Meditación Los pasos de Dios, 14-11-1964, DNP II, S. 19) Als gute Kinder mussten wir es nicht erst lernen, unseren Vater zu lieben; es ist eine Liebe, die von innen her entsteht und größer wird, manchmal ohne dass wir uns dessen bewusst werden, je nachdem, wie sehr wir selbst Opus Dei geworden sind. Unseren Gründer kindlich zu lieben ist eine Notwendigkeit, die Gott selbst in unsere Seele gelegt hat. Trotzdem werden wir nie genug tun: Wir möchten, dass diese kindliche Zuneigung immer weiter zunimmt, damit wir jeden Tag mit neuer Klarheit erkennen, wie sehr uns unser Vater geliebt hat, mit welcher Großzügigkeit er sein ganzes Leben hindurch alle Arten von Widersprüchen angenommen hat, wie er aus Liebe zu Gott und aus Liebe zu seinen Kindern das Kreuz umarmt hat, die er bei sich hatte und die, die im Lauf der Jahre noch kommen würden. Seit langer, seit langer Zeit —hat er uns einmal erzählt—, als ich in Lagasca lebte, eines Nachts, als ich schon im Bett war und zu schlafen begonnen hatte — wenn ich schlief, schlief ich sehr gut, die Verleumdungen, Verfolgungen und Hinterhältigkeiten dieser Zeit haben mir niemals den Schlaf gekostet— läutete das Telefon. Ich hob ab und hörte: Josemaría... Es war Don Leopoldo, der damalige Bischof von Madrid. Er hatte eine sehr warme Stimme. Er hatte mich schon viele andere Male um diese Zeit angerufen, denn er ging erst spät schlafen, im Morgengrauen, und feierte die Messe um elf Uhr vormittags? Was gibt es, antwortete ich. Und er sagte zu mir: Ecce Satanas expetivit vos ut cribraret sicut triticum (Lk. 22,31).Siehe, Satan hat darum gebeten, euch wie den Weizen sieben zu dürfen. Und dann fügte er hinzu: Ich bete für euch...Et tu... confirma filios tuos! (vgl. Lk. 22,32). Du, stärke deine Kinder. Und er hängte auf. Schön, nicht?Nun, jetzt, wo schon viele Jahre vergangen sind, hilft es mir immer noch weiter: meine Kinder stärken. (De nuestro Padre, Tertulia, 9-IX-1971) Wisst ihr, warum sich das Werk so ausgebreitet hat? Weil sie mit ihm umgesprungen sind wie mit einem Sack Weizen: Sie haben ihn geschlagen, herumgestoßen, aber die kleinen Samen sind nicht verloren gegangen; im Gegenteil, sie haben sich in alle vier Winde zerstreut, wo es Herzen gibt, die nach der Wahrheit hungern, die gut vorbereitet sind, und heute haben wir so viele Berufungen, wir sind eine so große Familie, und es gibt tausende Seelen, die das Werk bewundern und lieben, weil sie in ihm ein Zeichen der Gegenwart Gottes unter den Menschen sehen, diese Barmherzigkeit Gottes, die sich niemals erschöpft. (De nuestro Padre, Tertulia, 29-XII-1970) Wir können unsere Betrachtung mit den Worten schließen, die unser Vater in einer Homilie gebraucht hat: Wir bleiben dank der Gnade Gottes, unseres Herrn, der alles sehr gut gemacht, denn ich war niemals ein geeignetes Werkzeug. Bittet den Herrn mit mir zusammen, dass er uns alle auf die Fürsprache seiner Mutter, die auch unsere Mutter ist, zu guten und treuen Werkzeugen machen möge. (De nuestro Padre, Meditación Los pasos de Dios, 14-11-1964)

JAHRESTAG DES GEBURSTAGS UNSERES VATERS (III)

— Dankbarkeit für die übernatürliche Fruchtbarkeit des Lebens unseres Gründers.

— Die Liebe unseres Vaters zu seinen Kindern ist eine aktuelle Wirklichkeit.

— Die Verantwortung, als gute Kinder zu entsprechen.

WENN ihr den Herrn lobpreist, erhebt die Stimme so weit ihr könnt, denn hoch erhaben ist Er über euer Lob. (Sir. 43, 30) Wenn wir einmal mehr dieses Familienfest feiern, wundern wir uns, mit welcher Großzügigkeit Gott unseren Gründer gesegnet hat. Der Herr wollte ihm ein Herz nach dem Herzen Christi geben, offen gegenüber den vielen Seelen, die im Lauf der Jahrhunderte zum Werk kommen würden, und zu ganzen Menschheit. Es ist daher nur logisch, dass uns, wenn wir die übernatürliche Fruchtbarkeit seines Lebens betrachten, unvermittelt die Worte der Schrift auf die Lippen kommen, die über die gerechten Männer sprechen, die fromm waren und ihre Hoffnung wird kein Ende nehmen. Bei ihrem Stamme bleibt ihr Gut erhalten, und all ihr Erbe bleibt bei ihren Enkeln. Ihr Stamm hält fest an ihrem Bund, und ihre Kinder auch um ihretwillen. (Sir. 44, 10-13) Verstreut in alle vier Himmelsrichtungen, wollen wir Kinder Gottes im Opus Dei, dass heute ein Gebet voll Dankbarkeit zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit aufsteigt: Denn sie wollte uns einen Gründer geben, der uns mit dem Herzen eines Vaters und einer Mutter liebt, der uns immer im Herzen trägt und der uns hilft, die unerschöpfliche Schönheit der göttlichen Liebe zu entdecken. Als er noch lebend unter uns weilte, sprach unser Vater in seiner Demut diese Gebete, die seine Dankbarkeit bezeugten. Er hatte entsprochen, so wie in vielen andern Augenblicken: Ich fühle de dringende Notwendigkeit von euch allen; ihr seid, jeder einzelne von euch, meine Stärke. Das geht so weit, dass ich euch, wenn ich mein Gebet mache, viele Male dem Herrn mit Stolz vorstelle, wie Mütter ihre Kinder vorstellen, und immer muss ich sagen: Herr, sieh nicht auf mich, „ne respicias peccata mea“... Ich, Herr — füge ich hinzu—, müsste vor Dir wie ein Wurm, mit dem Gesicht am Boden, liegen; aber schau auf meine Söhne, meine wunderbaren Söhne, schau auf diese meine Töchter, die Dir ihre Jugend mit reinem Herzen hingeben; schau auf ihre Tugenden... Ich habe meine Freude daran, meine Kinder, eure tägliche Hingabe zu sehen, und so kann ich mit einem gewissen Nachdruck zum Herrn sprechen. Seht ihr? Das ist meine Stärke: eure Hingabe. (De nuestro Padre, Crónica, 1971, S. 12f. ) Nun können wir bereits zügellos den Impulsen des Herzens nachgeben, ohne ihm zu missfallen, und sagen: Danke, Vater, für deine beständigen Fürbitten und die Opfer, die du für uns gebracht hast. Danke für dein Beispiel und deine Worte, Danke für deine Hingabe und deine Treue in der Erfüllung des göttlichen Willens. Hilf uns mit deiner Fürsprache vor dem Herrn, treu diese Weg des Werkes zu gehen, den du für uns mit deinem ganzen Lebe aufgetan hast. Kinder des Gebets und des Opfers unseres Vaters, und verschwistert in dieser großen Familie durch seine Treue zum Herrn: So fühlen wir uns im Opus Dei immer, sicher, von einer Liebe getragen zu sein, die — wenn sie schon groß war, als unser Gründer auf Erden weilte, sich über alle Maßen seit seinem Übergang zum Himmel vergrößert hat. Wie damals und mehr als damals strömt seine väterliche Liebe in tausend Aufmerksamkeiten über, die uns zu einer großzügigen Entsprechung antreiben. Mein Herz hängt an meinen Kindern — vertraute er uns bei einer bestimmten Gelegenheit an —; nicht verheimliche es nicht, und ich glaube, dass ihr es merkt, aber es ist etwas, das mich zu Gott führt: ihr treibt mich an, treuer zu sein, und ich möchte immer treuer sein, auch um euretwillen. In wenigen Dingen kann ich euch als Vorbild dienen. Freilich, mitten in meinen persönlichen Fehlern kann ich mich als das Vorbild eines Mannes hinstellen, der zu lieben weiß. Eure Bemühungen, eure Leiden, eure Beschäftigungen bedeuten für mich einen beständigen Anruf. Ich möchte, mit diesem meinem Herzen eines Vaters und einer Mutter, alles auf meine Schultern nehmen. Wie deutlich haben wir die Wahrheit dieser Worte erfahren! Der Herr wird fortfahren, sich unseres Vaters zu bedienen, um unsere Herzen zu bewegen und uns jeden mehr Opus Dei zu machen Wie sehr liebe ich euch, meine Kinder! (…) Ich liebe euch mit ganzem Herzen, ich liebe euch mehr als eure Eltern, auch wenn ich euch noch niemals gesehen habe. Diese Zuneigung, die ich euch gegenüber empfinde, meine Kinder, ist keine kalte, offizielle Liebe; es ist wahre Liebe und menschliche Zuneigung, die man spürt, denn ihr seid mein Schatz (…) Ich liebe euch, weil ihr Kinder Gottes seid, weil ihr euch frei dafür entscheiden habt, meine Kinder zu sein, weil ihr euch darum bemüht, heilig zu sein, weil ihr sehr treu und sehr ordentlich seid: alle meine Kinder sind es. Ich liebe euch mit derselben Zuneigung, die eure Mütter empfunden haben: mit eurem Leib und euren Seelen, mit euren Tugenden und euren Schwächen (…) Denn ich liebe euch mit demselben Herzen, mit dem ich den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist und die Allerseligste Jungfrau Maria liebe; mit demselben Herzen, mit dem ich meine Mutter und meinen Vater geliebt habe. Ich liebe euch, wie alle Mütter der Welt zusammen ihre Kinder lieben: alle gleich, vom Ersten bis zum Letzten. (De nuestro Padre, Crónica. 1971, S. 10).Vielleicht bedient sich der Herr dieser Worte unseres Gründers als eines liebevollen Vorwurfs, um uns sehen zu lassen, dass unsere Entsprechung der Gnade gegenüber sich verringert hat. (De nuestro Padre, Crónica, 1971, S. 9f.) Wir müssen uns einmal mehr dazu gedrängt fühlen, neu anzufangen, in unserem Leben, mit unbedingter Treue, den Geist des Werkes Gestalt anneh­men zu lassen, der Gnade gegenüber ganz fügsam zu sein, um dem Wirken des Heiligen Geistes in unserer Seele kein Hindernis entgegen zu setzen. Nur so werden wir zu einem wirksamen Werkzeug werden kön­nen, um das Opus Dei auf Erden zu verwirklichen, wie unser Gründer gewesen ist. Nur so werden wir wirk­lich den Geist der Gotteskindschaft leben, denn so werden wir arbeiten wie unser Vater es tun würde. Nur so werden wir in Wahrheit Opus Dei sein.

SORGT euch darum, sehr treu zu sein, meine Kinder. Wenn die Jahre vergangen sind, werdet ihr nicht glau­­ben können, was ihr erlebt habt; es wird euch vorkommen, als hättet ihr geträumt. Wie viele gute und herrliche Dinge werdet ihr erleben! ... Ich versichere euch, dass ihr treu sein werdet, auch wenn ihr manch­mal ein wenig leiden müsst. Außerdem verspreche ich euch den Himmel. Es genügt, wenn ihr treu seid, auch wenn es Manchmal etwas Schmerzen gibt. Wenn ihr einmal stürzt, fasst Mut und beunruhigt euch nicht. Erholt euch, gehorcht dem Arzt, esst und schlaft und macht mir keinen Kummer, denn ich liebe euch sehr und leide um euch; nicht um meinetwillen, sondern um Jesu willen. Seid treu, meine Kinder, die ich sehr liebe, und ich leide; nicht um meinetwillen, sondern für Jesus. Seid treu, meine Kinder. Wenn mich der Herr in seine Gegenwart gerufen haben wird, werdet ihr fast alle — das ist das Gesetz des Da­seins — werdet ihr noch auf Erden sein. Erinnert euch dann daran, was der Vater gesagt hat: Ich liebe euch sehr, sehr, wahnsinnig, aber ich liebe euch, weil ihr treu seid. Vergesst es nicht: Seid treu. Ich werde euch auch nachher lieben, wenn ich diese Welt verlassen habe, um mich, mit der unendlichen Barmherzig­keit des Herrn, an Gott zu erfreuen. Seid euch gewiss, dass ich euch dann sogar noch mehr lieben werde. (De nuestro Padre, Crónica, 1971, p. 12.) Diese Versprechungen haben sich bereits erfüllt, und jeder einzelne von uns weiß unseren Vater sehr nahe bei seinem Leben und seiner Arbeit: er ermutigt uns, segnet uns, hilft uns. Bei vielen Gelegenheiten hat unser Vater angesichts der Verantwor­tung, die er dem Herrn gegenüber trägt, einige Worte an uns gerichtet, die beständigen Wert ha­ben, denn wir alle — auch die, die ihn auf Erden nicht gekannt haben — haben innigen Umgang mit ihm und erhalten beständige Beweise seiner Zuneigung. Ich bemühe mich, immer wie auf der Hochzeit des Großen Königs zu sein, hat er uns gesagt. Erinnert ihr euch an die Zeiten, in denen ein König Hochzeit feierte? Meine Kinder, ich sorge dafür, euch kein Kleingeld zu geben, Kupfermünzen, sondern Gold, Gold von Gott. Ich habe die Pflicht, euch gutes Gold zu geben, Münzen von lauterstem Gold; wenn ihr sie nicht empfangt, handelt ihr schlecht, und Gott unser Herr wird strenge Rechenschaft von euch fordern. (De nuestro Pad­re, Crónica, 1971, S. 13f.) Dieser Gedanke wird uns helfen, treu zu sein, verantwortungs­be­wuss­te Kinder zu sein, die nur an die Familie denken, um mit dem herzen, mit dem Verstand und allen Kräfte das Werk voranzu­brin­gen. So haben wir unsere älteren Brüder handeln gesehen, die zu seinen Lebzeiten bei­getreten sind und die mit völliger Treue nach dem Geist unseres Vaters diese Worte der Schrift Wirklich­keit werden ließen: Seine Erbschaft ging über auf seine Kinder und Kindeskinder; seine Nach­kommenschaft blieb dem geschlossenen Bündnis treu. So werden wir die Freude unseres Gründers im Himmel sein, und die Freude und der Friede des Vaters auf Erden. Lieben wir das Opus Dei von ganzem Herzen: Es ist unser Leben, unsere Aufgabe, unsere Hoffnung... und trotzdem ,müssen wir jeden Tag diese Liebe steigern, Gott bitten, dass er uns das Verantwortungsgefühl eines ältesten Sohnes schenkt, der es gelernt hat die Schulter hinzuhalten, der seinem Vater eine Stütze ist und der seine Brüder stärkt; dass er uns lehrt, persönliche Interessen und Ziele beiseite zu lassen, um die süße Last dieser Liebe auf uns zu nehmen, die nur köstliche Pflichten kennt, die nur in der Herrschaft des besten Rechts erfüllt wird. Bittet den Herrn mit mir, geliebteste Töchter und Söhne das sind Worte unseres Gründers—, dass er uns durch die Verdienste seiner Mutter, die auch unsere Mutter ist, zu guten und treuen Werkzeugen macht (...), damit wir consummati in unum (Joh. 17,23), untereinander ein Herz und eine Seele sind (vgl. Apg. 4,32) (...). Ich bitte den Herrn für euch und für mich darum, wie Jesus Christus zu empfinden, damit wir einhellig, mit einer Stimme, Gott verherrlichen, den Vater unseres Herrn Jesus Christus (Rom. 15,5f.)'.

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