Books: Hoffentlich verschwindet das Werk
(6. Mai 2009)
Wie wenig wusste ich über das Werk, als ich drin war. Wie wenig wusste ich, als ich ging.
Jetzt, nach sieben Jahren, könnte ich sagen, dass ich etwas mehr weiß, vielleicht sogar wesentlich mehr, das hängt davon ich, worum es geht, aber ich bin mir fast sicher, dass niemand sicher weiß, was das opusdei ist.
Als ich wegging, hatte ich weder eine gute noch eine schlechte Meinung davon. Ich ging weg, weil ich mich mit diesen Ideen nicht mehr identifizieren konnte. Das Einzige, woran ich dachte, war, was ich wollte - weggehen.
Heute, im Lauf der Jahre und mit dem Wissen, das ich jetzt habe und das ich im Lauf der 22 Jahre, die ich „dabei“ war, niemals hatte, sage ich, dass das Werk hoffentlich verschwindet, etwas, was mir früher niemals in den Sinn gekommen wäre.
Für mich war das Werk eine Lebensform, ein Leben voller Normen, Gewohnheiten, Kriterien, Hinweisen und Anmerkungen. Segen und feines Essen an den Feiertagen. Arbeit und noch mehr Arbeit. Vorgefertigtes Apostolat, Freundschaft mit Hintergedanken, krankhaft forcierter Proselytismus.
Nunmehr möchte ich, dass das opus verschwindet, denn ich halte es für zynisch, heuchlerisch, verlogen, egoistisch, heimtückisch.
Hoffentlich verschwindet es, aber auch nicht zu schnell, denn es gibt Menschen, die vollkommen von ihm abhängen, die unreif sind und kaum Chancen hätten, “auf freier Wildbahn” zu überleben.
Nachdem ich so viel gelesen und so viele Geschichten gehört habe, nachdem ich gesehen habe, was ich gesehen habe, will ich nur mehr, dass das opusdei Geschichte wird, denn ich halte es für unfähig, sich zu ändern.
Ich glaube, dass das opusdei unfähig ist zu existieren, ohne das Leben der Menschen zu kontrollieren. Das opus entstand, um sagen, was gut und was schlecht ist, was man glauben muss und was nicht. Es entstand, um zu sagen, wo der Teufel ist, damit man nicht in Versuchung fällt. Es entstand, damit man ihm auf ewig gehorsam ist. Das opus hat immer Recht und besitzt die Wahrheit. Die anderen irren sich.
Das opus ist der Gewohnheit – oder dem Laster – zu befehlen bereits in einem solchen Maße erlegen, dass es sogar denen Befehle erteilen möchte, die es verlassen haben. Einer Freundin von mir, die viele Jahre Auxiliarin gewesen ist, verbot eine Direktorin der Delegation durch Gassen zu gehen, in denen es Zentren des Werkes gibt – einer Frau, die heute vierzig ist, verheiratet und Mutter einiger Kinder. Dem Freund einer Frau, die mehr als die Hälfte ihres Lebens Assoziierte war, wollte das Werk verbieten, in ihrem Haus zu übernachten. Krankhaft.
Ich habe vor kurzem mit einem guten Freund, der lange Zeit Numerarier war, über Institutionen und Vereinigungen der Kirche gesprochen, und das Thema kam auch auf sexuellen Missbrauch. Ich sagte ihm, dass ich über dieses Thema niemals etwas im opusdei gehört hätte. Er lächelte und erzählte mir, dass er in einem Zentrum eines Tages heftige Kopfschmerzen bekommen habe. Der Subdirektor begleite ihn in sein Zimmer und „kümmerte sich“ um ihn. Er sagte mir, dass er von mehr solchen Fällen wusste. Er sagte mir auch, dass das, was ihn mehr schmerzte als das Faktum, war, dass der Priester, als er dies beichtete, ihm vorwarf, dass er lüge.
Das Werk – eine gute Mutter. Eine Mutter lässt ihre Kinder nicht im Stich, auch wenn sie aufmüpfig, schlau oder krank sind; vielleicht verlassen sie der Umstände halber das Nest, aber niemals werden sie von der Mutter hinausgestoßen.
Ich habe noch nie gehört, dass ein Kind für eine Mutter “nicht existiert”.
Für das Werk sind die, die gehen, kontaminiert; man muss sich vor ihnen in Acht nehmen. Je weiter weg sie sind, desto besser. Manchmal werden sie auf die Straße geworfen wie kaputtes Spielzeug, ohne Geld, ohne Mittel, ohne Zukunft.
Das Werk nimmt und gibt, es regelt alles. „Heute hier, morgen da“. Du darfst weder denken, noch reden, noch „Kommentare abgeben“. „Freunde dich mit der oder jener an, die scheint viel versprechend.“ Gott will, dass ihn die Menschen lieben. Das Werk will um jeden Preis 500 Berufungen, koste es, was es wolle, nicht 499 und nicht 501.
Ich kann es kaum glauben, dass es nach einer so grotesken Geschichte, nach so vielen Vorfällen noch immer Menschen gibt, denen es ein Anliegen ist das Werk zu verteidigen. Die einzige Erklärung, die ich finde, ist, dass sie blind und taub sind, so wie ich es lange Zeit war.
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