Brief einer ehemaligen Supernumerarierin an die Direktorinnen von St. Gabriel (II)

Salypimienta, 26. Januar 2011

Die Zeit vergeht, und wir beschäftigen uns nunmehr mit dem normalen Leben einer unverheirateten Supernumerarierin. Wenn man die Anzahl der Hinweise betrachtet die wir bekommen haben, müsste man meinen, dass wir in Sodoma und Gomorrha leben: „Sie können bei öffentlichen Schauspielen zusehen, allerdings immer unter Beachtung der Regeln der Klugheit“. Die Regeln der Klugheit waren eher schizophren. Ich glaube, die einzigen Filme, die sie uns ansehen lassen würden, ohne ein Theater zu machen, wären die von Disney, mit einigen vorangehenden Hinweisen. Konzerte: klassische Musik kann durchgehen, aber sicher keine Zarzuela, weil sie die Phantasie anregt... Die Zarzuela, um die es hier geht, war Las Leandras, in einer herrlichen Produktion, die ganz Mexiko entzückte – bis auf euch, die heiligen Numerarierinnen, denn ich war meiner Direktorin ungehorsam, weil meine Familie darauf bestand, dass ich hingehe... Miguel Bosé zu hören, war bereits eine ganz dicke Sünde, und Mecano ebenso.

Eine ziemlich ungebildete Direktorin sagte mi, dass es nicht gut sei, wenn ich ins Ballett ginge   (es war das Ensemble Kirov auf Tournee), weil sich die Tänzerinnen auf eine unkeusche Art in Szene setzten; ich denke, dass diese Idiotin sich vorstellte, sie sollten in einer Art Eskimotracht tanzen. Es war in jedem Fall sehr beeindruckend.

Das opusdei als Kupplerin

Ich wüsste gerne, Direktorin, woher ihr die Zeit nehmt, neben den Normen und den apostolischen Aufträgen auch noch zu kuppeln? Wir wissen gut, dass die ledigen Supernumerarierinnen an einem gewissen Alter zum Heiraten gedrängt werden. Und nicht nur das, die schöne Mutter (oder besser, die dark side) lässt es sich angelegen sein, eine Reihe präparierter, gut disponierter Kandidaten vorzustellen, die ihr vorher selektiert habt, ich nehme an, mit der Hilfe des Priesters des Zentrums.

Ihr Direktorinnen arrangiert dann, dass sich eine ältere Supernumerarierin an unsereinen heranmacht und sagt, dass sie dir ihren Sohn/Enkel oder Neffen oder ihren Stiefsohn vorstellen will. Am selben Nachmittag ruft dich der Kandidat an und lädt dich ein auszugehen. Diese Spaziergänge spielen sich immer an geeigneten belebten Plätzen ab, man isst ein Eis oder dergleichen. Die Messen des 26. Juni sind hier sehr geeignet. Üblicherweise kommt jeder von beiden mit seiner Begleitung, damit sie sich bei Kyrie wie Turteltäubchen bei den Händen fassen oder noch Ärgeres passiert. Manchmal habt ihr Glück, und es wird in der Brautzeit etwas Ernsthaftes aus so einer Beziehung.

Wenn sich die ledige Supernumerarierin einen Bräutigam anlacht, der nichts mit dem opus zu tun hat, oh weh, da schrillen die Alarmglocken! Dann muss ein Plan B in Gang gesetzt werden, das bedeutet, es werden alle möglichen Tricks angewendet (und davon gibt es viele), damit sich der Schlingel der Prälatur anschließt.

Ich erinnere mich noch daran, wie sehr eine meiner Freundinnen darunter litt, als sie eine Beziehung praktisch gewaltsam abbrechen musste, weil er mit den Legionären sympathisierte und um keinen Preis zum opus wollte.

Wenn der fragliche Freund formbar ist und gute Ansätze zeigt, wie fein,. dann haben wir einen Pfeifkandidaten gefunden.

Die Sexualerziehung unverheirateter Supernumerarierinnen

Sobald die Supernumerarierin erwähnt, dass sie einen Freund hat, beginnt (oder begann) die Dressur der Sexualerziehung. Es ist ja überhaupt seltsam, dass du und der Priester, Personen, von denen man doch annimmt, dass sie auf diesem Gebiet keinerlei Erfahrung besitzen, sich hier bei diesem Thema zum Lehrmeister aufwerfen. Im Prinzip ist die einzige Art, mit dem Verlobten nicht zu sündigen, ist, mit einer Burka auszugehen und mindestens drei Meter Abstand zu halten. Die empfohlenen Normen der Klugheit sind: einander nicht bei der Hand zu nehmen, keine Umarmungen, keine Blicke, keine Liebkosungen welcher Art auch immer!, und keine Küsse... gut, ja, aber immer keusche. Das heißt, immer auf die Hand und während man ein Miserere betet, um schlechte Gedanken zu vermeiden.

Dann kommt der Priester und bekräftigt die Hinweise und Normen der Klugheit und den Sex zu erklären. Die Menschen können Verkehr bevorzugt nur an den fruchtbaren Tagen der Frau miteinander haben, und die einzige erlaubte Position ist die sogenannte Missionarsstellung mit dem Mann oben und der Frau unten. Außerdem muss der Mann die Bereitschaft zum Verkehr zeigen, weil sich die Frau sonst wie eine Schlampe präsentieren würde. Man sieht, weder die Damen noch die Herren der Sekte haben die leiseste Ahnung... Wie kann eine Frau eine Schlampe sein, wenn sie sexuelle Beziehungen MIT IHREM EHEMANN HAT!?

Als Erwachsene habe ich unabsichtlich (ich schwöre, es war rein zufällig) zusammen mit einer anderen Supernumerarierin im Schreibtisch der Direktorin eines Örtlichen Rates  in einer Schachtel einen gewaltigen Dildo gefunden, schwarz und mit zwei Noppen; eigentlich hatte man uns losgeschickt, das Heft für die Emendationen zu suchen. Wir brauchten dann eine Zeit, um zu verstehen, was das für ein Ding gewesen sein mag. Bei Themen der Keuschheit ist es wie auch sonst im opus: Wie sich der Schelm denkt, so ist er. Ich denke, jeder Mensch ist frei, sich gemäß seiner Veranlagung Befriedigung zu verschaffen, aber Vorträge über Reinheit und Keuschheit zu halten, mit einem solchen Ding im Kasten, erscheint mir eine Unverschämtheit.

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