Opus Dei-Mann neuer Papstsprecher

Hans Peter Hurka
22. Juli 2016

Burka Greg 120

Gregory Joseph „Greg“ Burke

Thomas Seiterich berichtet in der Zeitschrift Publik Forum über den neuen Sprecher von Franziskus, den US-Journalisten Gregory Joseph „Greg“ Burke. Er löste am 1. August den 74-jährigen Jesuitenpater Federico Lombardi ab, der seit 10 Jahren diese Aufgabe ausführte. Burke war auch schon bisher imPressedienstdes Vatikans beschäftigt. Seiterich kennt Burke aus Begegnungen und hat nachstehend dokumentierten Beitrag im Publik Forum geschrieben.

Der Papst und sein Sprecher von Thomas Seiterich vom 16.07.2016 im Publik Forum

Der US-Journalist Greg Burke ist ab 1. August der neue Chef des Vatikanischen Pressesaals. Franziskus besetzt eine Schlüsselposition ausgerechnet mit einem Mitglied der umstrittenen Elite-Organisation Opus Dei. Ein Fehlgriff? Oder päpstliche Führungskunst? In jedem Fall eine Botschaft. Thomas Seiterich über Begegnungen mit Burke

Der Vatikan spricht demnächst mit amerikanischem Akzent. Dafür sorgt Gregory Joseph »Greg« Burke, geboren im Mittelwesten, in St. Louis. Der jugendlich wirkende 56Jährige ist seit Jahren als Kommunikationsberater und Medientrainer im Vatikan tätig. Auf meine Frage, was er da so mache, erzählte mir Burke einmal: »Ich bringe zum Beispiel den Chefs von Büros oder Kongregationen bei, nicht mit einem komplizierten, theologischen Achtzehn-Punkte-Papier vor die Medien zu treten. Sondern mit einem konzentrierten Text in zwei, drei Punkten.«

Wie kam dieser Mann, ein umgänglicher und manchmal hemdsärmeliger Journalistenkollege, in die so völlig anders gestrickte römische Kurie, in der Verschwiegenheit mehr zählt als die Bereitschaft zur fairen und offenen Kommunikation?

Der polemischste Kritiker von Papst Franziskus unter den römischen Kardinälen – der US-amerikanische Kardinal und Kirchenrechtsexperte Raymond Leo Burke – eiste vor Jahren, als noch niemand an einen Papst Franziskus denken konnte, den Korrespondenten Greg Burke vom rechten US-Fernsehsender »Fox-News« los und holte ihn in den Vatikan. Verwandt sind die beiden nicht, trotz gleichlautenden Nachnamens. Aber sind sie Verwandte im Geiste?

Weshalb im Opus Dei?

Für den Journalisten Greg Burke gab es in der Vatikanbürokratie zeitweise keine feste Stelle. Was er genau machte, wusste man nicht. Doch der Mann besaß als »Numerarier« – also als ein unverheirateter Laie, der sein Leben dem Opus Dei verschrieben hat – allerbeste, weitverzweigte Verbindungen in der Welt der Kirchenleitung. Manch einer der »normalen« vatikanischen Medienarbeiter fürchtete den Amerikaner deswegen.

Ich fragte ihn bei einer Begegnung vor Jahren direkt, ob und warum er im Opus Dei sei und was er in dieser machtorientierten Organisation mache. Burke antwortete freimütig; – anders als andere Opus Dei-Mitglieder, die bei solch direkten Fragen herumdrucksen. Seine Mutter sei eine »eher linke« Katholikin gewesen, seine Familie bestehe aus eher liberalen Katholiken. Doch er sei als junger Mensch an der Hochschule sehr überzeugenden Opus Dei-Leuten begegnet. Deshalb sei er damals eingetreten und schließlich »Numerarier« geworden, zur Ehelosigkeit freiwillig verpflichteter Laie im Opus Dei. – Diese Numerarier gelten als eine Art »Elite in der Elite«.

Der Vatikan ist kein Ponyhof

Papst Franziskus hat mit der Berufung Burkes zum Nachfolger des mit knapp 74 Jahren abtretenden, umgänglichen Jesuiten und Vatikansprechers Pater Federico Lombardi für manche Beobachter überraschend gehandelt. Man nimmt zur Kenntnis: In einer öffentlichen Führungsfrage entscheidet der »linke« Franziskus nicht nach kirchenpolitischen Lagern.

Der Reformpapst, der in Lateinamerika durchgreift und einen konservativen und pensionsreifen Erzbischof nach dem anderen durch junge, progressive Kirchenmänner ersetzt (und somit laufend Richtungsentscheidungen zu seinen Gunsten trifft), führt in Rom nicht »konfrontativ« sondern vielmehr »integrativ«. Ähnlich integrativ führt Franziskus den Präfekten der Glaubenskongregation und somit Wächter über Glauben und Lehrdoktrin, den aus Deutschland stammenden Kurienkardinal Gerhard Ludwig Müller. Der konservative Müller dankt es Franziskus seit Jahren mit Loyalität.

Warum handelt Franziskus so? Der Vatikan ist kein Ponyhof: Nur mit Nettigkeiten kommt ein Papst nicht voran. Franziskus hat im dritten Amtsjahr drei Kategorien von Vatikanführungspersonen. Er setzt, solange es geht, niemand ab. Doch er ignoriert und umgeht diejenigen, die gegen ihn arbeiten. Er spricht dosiert und höflich mit den loyalen Konservativen. Und er kommuniziert vertrauensvoll mit der Minderheit derjenigen, die seine Reform-Überzeugungen aktiv teilen.

Als der aus Guinea stammende, konservative Ideologe Kardinal Robert Sarah, den Franziskus im November 2014 zum Chef der Kongregation für den Gottesdienst machte, soeben, Mitte Juli versuchte, die Regel abzuschaffen, dass bei der Heiligen Messe der Priester mit dem Gesicht zur Gemeinde hin zelebriert, griff der Papst sofort ein. Er ließ Sarah wegen dieses theologischen Überraschungsangriffs sofort kommen. Franziskus »einigte sich« mit dem Afrikaner, dass es keine weitere Rede von einer »Reform der Liturgiereform« geben solle.

Das Führungsgeschäft in Rom bleibt schwierig. In der deutschsprachigen Welt haben nur wenige dafür ein wirkliches Verstehen. Greg Burke, der neue Mann vom Opus Dei als Sprecher des Papstes, steht nun vor der Aufgabe, loyal und ohne Opus Dei-Spielchen als Papstsprecher zu arbeiten. Er gilt als ein kundiger und hilfsbereiter Journalistenkollege. Greg Burke hat das Zeug zu seinem Job. Und der Papst weiß das.


Wikipedia berichte über Burket:

Gregory Joseph „Greg“ Burke (* 8. November 1959 in St. Louis, Missouri) ist designierter Sprecher des Heiligen Stuhls.

Burke wuchs in einer katholischen Familie auf und besuchte eine Jesuitenschule in seiner Heimatstadt. Er studierte an der Columbia University in New York und machte 1983 seinen Abschluss in vergleichender Literaturwissenschaft. Der Amerikaner ist Journalist und arbeitete zunächst als Vaticanista in Rom für das National Catholic Register, ab 1990 für das Time-Magazin. Im Anschluss arbeitete er für den großen Nachrichtenkanal Fox News. 2012 wurde er Kommunikationsberater im vatikanischen Staatssekretariat. Seit Dezember 2015 war er bereits stellvertretender Sprecher. Er löst zum 1. August 2016 den italienischen Priester Federico Lombardi (SJ) ab, der mit 73 Jahren nach zehn Jahren im Amt zurücktrat. Burke gehört dem ultrakonservativen Opus Dei an. Die Bestellung wurde am 11. Juli 2016 bekanntgegeben. Burke untersteht dem Kommunikationssekretariat des Vatikans, das von Dario Edoardo Viganò geleitet wird.

Burke spricht neben Englisch Italienisch, Spanisch und Französisch.