Javier Echevarría Rodríguez, 14. Juni 1932 - 12. Dezember 2016

 

 

In Rom ist ein alter Mann an einer Lungenentzündung gestorben. R. I. P.

Für die Prälatur bedeutet das: An einer Briefkastenfirma wird das Türschild ausgetauscht; die eigentlichen Köpfe des Octopus bleiben im Dunkeln.

Für mich persönlich bedeutet das: Mitleid mit einem armen Menschen, der früh seinen Vater verlor und einer falschen Vaterfigur aufsaß, so wie wir alle. Einmal, bei einem winterlichen Beisammensein in der halbfertigen „Villa Tevere“ hat er nach Tisch so sichtlich gefroren, dass der „Vater“ ihm sagte, er solle die Hand in die Kanne mit dem heißen Kaffee stecken, und er hat dies auch unverzüglich getan. Ein hinfälliges Kind Gottes, das nie erwachsen werden durfte.

Zugleich war er ein betrogener Betrüger, der das Seine dazu beigetragen hat, die Kirche und den Namen Jesu zu missbrauchen, die Seelen zu hintergehen und auszubeuten und die Welt mit dem Pesthauch der Lüge zu vergiften. Und da ich im Opus gelernt habe, mein Herz mit sieben Siegeln zu verwahren, keine besonderen Freundschaften zu pflegen und meine menschlichen Neigungen abzutöten, lässt mich diese Nachricht auch irgendwie kalt. Die vielen betrogenen Auxiliarinnen, die ausgelaugten alten Numerarier, die unter seiner Verantwortung auf die Straße geworfen wurden, der Priester José Luis Martí, der aus dem Fenster gesprungen  ist, der Priester Danilo Eterovic, der sich vor einen Zug geworfen hat, der geschundene Juan B. Torelló, sie haben meine Tränen aufgebraucht.

 

Hoffentlich nützt der Heilige Vater die Zäsur für einen Neubeginn; der unmündige Kindergarten des toten Escriba ist mit dieser Aufgabe heillos überfordert.

P. A. KS