Solitudine: Früher und jetzt

Mittwoch, 22. Februar 2017

Jetzt, 2017, und schon seit über 20 Jahren hat niemand mehr um die Aufnahme gebeten. Momentan hat man die Anforderungen auf das absolute Minimum eines inneren Lebens heruntergeschraubt. Man betont das Studium als Mittel, auf die Universität zu kommen und so seinen Beruf gut auszuüben. Man verpflichtet die Numerarierinnen nicht mehr dazu das Studium aufzugeben und ausschließlich in der Verwaltung zu arbeiten. Heute studieren sie, und nach der Graduierung verlässt ein Großteil die Prälatur.

Im Fall der NumerarierInnen erwartet man nicht mehr, dass sie den Lebensplan einhalten, der seit 30, 40 oder 50 Jahren von ihnen verlangt wurde. Man bittet einen Jugendlichen mit 15 Jahren nicht mehr eine Stunde Gebet zu machen, dass er einen Bußgürtel verwendet, dass er die Geißel nimmt, dass er jeden Tag in die Messe geht oder dass er das Geld abgibt, das ihm seine Eltern jede Woche geben.

Man sagt ihnen auch nicht, dass sie nicht ins Kino gehen dürfen, in ein Konzert ihrer Lieblingssänger, dass sie nicht herumreisen dürfen und widerspruchslos gehorchen müssen. Und obwohl man die Anforderungen stark zurückgeschraubt hat, pfeift niemand.

Die Studienzentren, früher mit 100 Personen, beherbergen kaum eine einzige Person. In den Zentren von St. Raphael leben kindische Numerarier, die jüngsten um die 40. Die Kinder, die kommen, werden immer jünger, 10 bis 14 Jahre. Man bring ihnen nicht bei reifer zu werden, sondern die Zeit möglichst wenig langweilig zu verbringen. Die, die kommen, sind von den Schulen, wo sie dieselben Numerarier als Professoren haben, die in diesen Zentren leben. So beißt sich der Fischzug in den Schwanz. Und trotzdem verschwinden sie wie das Wasser in den Händen zerrinnt.

Die Karwoche nähert sich, und sie stehen an den Kirchentüren und verkaufen an den Kirchentüren um das dreifache Geld die Süßigkeiten, die sie bei Mercadona gekauft haben. Damit sie nach Rom fahren können. Das Geld für die Reise haben sie nicht im Schweiße ihres Angesichts erarbeitet, sie nehmen lieber das der Leute, die um 12 in die Sonntagsmesse gehen. Vielleicht werden diese Kinder die Aufopferung des Tagewerkes lernen, nicht mehr. Aber sie kümmern sich einen Dreck um ihren Nächsten. Sie haben keinen Respekt vor ihren Eltern. Sie haben keine innere Freiheit. Es gibt keinerlei Eifer, sich zu überwinden, sich für die anderen zu öffnen, den Bedürftigen zu helfen.

Mit diesen Aussichten erscheint die Zukunft des opus dei zumindest gefährdet, nachdem  das Durchschnittsalter der Leiter wie der Mitglieder zwischen 50 und 95 schwankt. Für heute genug; nächste Woche mehr.

Solitudine